Freitag, 10. September 2010

Stars, Köln, 09.09.10



Konzert: Stars
Ort: Luxor, Köln
Datum: 09.09.2010
Zuschauer: restlos ausverkauft
Dauer: Stars knapp 90 min, Ikaria 26 min


Der Herbst ist die beste Jahreszeit für Konzerte. Man könnte jeden Abend in irgendeinem Club verbringen und Bands zuhören, und weil das natürlich nicht geht,
fallen viele Künstler raus aus dem Programm, weil da eben viel zu viel Konkurrenz auf irgendeiner anderen Bühne rumspielt. Die Stars habe da einen Startvorteil, sie sind bei mir absolut gesetzt, weil ihre Platten zu meinen absoluten Lieblingen zählen. Im Juni erschien mit The five ghosts das fünfte Album der Kanadier, mit dem sie jetzt auch endlich wieder in Deutschland unterwegs waren.

Köln ist glücklicherweise immer Station ihrer Deutschland-Touren, da waren sie heute zum
mindestens fünften Mal. Nach dem Gebäude 9 in den ersten Jahren und dem Gloria 2008 traten sie heute im Luxor auf. Da vor der Tür Leute Karten suchten, war klar, daß es ausverkauft sein würde. Es gibt zwar Schöneres als ein überfülltes Luxor, aber gut.

Vor den Stars trat eine Berliner Band namens Ikaria auf, der ich am Anfang gerne und aufmerksam zugehört habe. Irgendwann ließ mein Interesse an den schönen
Postrock-Songs aber nach, weil ich (wieder einmal) den Gesang nicht mochte. Da Ikaria aber nur eine knappe halbe Stunde spielten, und ich bei Minute 15 bis 20 ausgestiegen bin, werde ich wohl kein Fan. Dabei waren die Melodien der Berliner toll und die Band sehr sympathisch; bescheiden, dankbar, vor den Stars auftreten zu dürfen - und eben schnell fertig.

Die letzte Phase des Umbaus zu den Stars war das Dekorieren der Bühne mit Rosen. Vielleicht hatten die Kanadier Angst vor der Off-Stimme vom Perfekten Dinner, der die Dekoration so wichtig ist.

Mit wenig Verspätung und einem großen Becher Getränk in der Hand, das nur von weitem wie naturtrüber Apfelsaft aussah, betrat Sänger Torquil Campbell mit seiner Kollegin Amy Millan die düstere Bühne. Seine dunkle Sonnenbrille ließ Schlimmes ahnen, denn bei aller Liebe: ich hatte die Band auch schon einmal in einem fürchterlichen Zustand gesehen und wenig Spaß daran. Die Brille und die damit verdeckten, sehr kleinen Augen machten mir angst. Allerdings nur kurz, denn als Amy und Torquil zu singen begannen, war alles perfekt, da hätte der Sänger auch noch Pappnase und lustiges Hütchen tragen können.

Was bei den Stars auch live grandios ist, sind die wundervollen Stimmen der beiden
Sänger, die so perfekt harmonieren. Besonders, wenn es lauter wird, beeindrucken die beiden mich immer wieder.

Die leisen Stücke der neuen Platte sind mir zum Teil zu ruhig. Daß das Konzert trotz der vielen Lieder von The five ghosts keine Sekunde langweilig war, liegt zum einen an der tollen Livepräsenz der Sänger, zum anderen aber an der Hitdichte des Konzerts. Die letzten sieben Lieder
alleine (drei am Ende plus die vier Zugaben) waren so unglaublich gut! Oder das alte Going, going, going, Time can never kill the true heart oder Take me to the riot, bei dem Torquil auf der Box zwischen den Zuschauern stand und bei der Zeile "Come closer" noch einen Schritt nach vorne machte. Grandios!

Von den neuen Stücken gefiel mir auch
I died so I could haunt you ganz besonders gut. Sie scheinen es nicht zu verlernen, großartige Popsongs zu schreiben, egal ob einzeln oder von beiden gesungen.

Mein Liebling des Abends war aber ein Stück das ich gar nicht kannte, weil ich die Comeback EP von 2001 bisher nicht habe.
The Aspidistra flies klingt wie ein traditionelles irisches Lied und ist toll! Der leise Walzer war der krönende Abschluß eines hervorragenden Konzerts. Trotz kleiner Augen, trotz überfülltem Luxor, trotz all der fehlenden Riesenhits1, die noch mal ein eigenes Konzert füllen könnten!

Setlist Stars, Luxor, Köln:

01: He dreams he's awake
02: Set yourself on fire
03: The passenger
04: One more night
05: How much more
06: Time can never kill the true heart
07: Undertow
08: We don't want your body
09: Fixed
10: Going, going, going
11: Take me to the riot
12: I died so I could haunt you
13: Wasted daylight
14: Reunion
15: Elevator love letter
16: Your ex-lover is dead

17: Dead hearts (Z)
18: Ageless beauty (Z)
19: Calendar girl (Z)
20: The Aspidistra flies (Z)

Links:

- mehr Fotos
- Stars, Köln (Gloria), 11.02.08
- Stars, Köln (Gebäude 9), 27.09.07
- Stars, Berlin (PopKomm), 20.09.07
- fremde Tastaturen: Stars im Luxor bei Pretty-Paracetamol


1 The night starts here
, Bitches in Tokyo, What I'm trying to say, Life effect, Soft revolution, My favourite book, Midnight coward


9 Kommentare :

oliver s. hat gesagt…

oh, sie spie3len wieder going, going, going ... mist, verpasst, aber in der woche geht halt nimmer. christoph,ich beneide dich!

o.

Ess hat gesagt…

Der erste Song war He Dreams He's Awake :D

Christoph hat gesagt…

Ja natürlich, vielen Dank! Ich konnte mein Geschmiere nicht mehr lesen.

Oliver: Das verstehe ich zu gut, so müde, wie ich gerade bin!

Ess hat gesagt…

Ich konnte mein Geschmiere auch kaum noch lesen, deshalb vielen Dank für den Rest der Setlist :) Standest du zufällig vorne links? Ich glaub, ich hab gesehen, wie du die Bilder aufgenommen hast. Sind sehr schöne dabei; danke fürs Teilen :D

Frank hat gesagt…

Die Hitdichte war wirklich überragend. Ich hatte noch den ganzen Rückweg dieses blöde "take me take me to the riot..." im Kopf.

ps: die Sonnenbrillen machten mir anfangs auch Angst!

Christina hat gesagt…

Irgendwie sieht das der Kölner Stadtanzeiger anders als ihr:
"Keine Arme, die in die Luft geworfen wurden: Die Stars aus Kanada, normalerweise zuständig für pompösen Pop und Songs mit Melancholiebeschleuniger, haben im Luxor ein erschreckend behäbiges Konzert geboten."

oder auch:
"Dass die Musiker um das Gesangs-Duo Amy Millan und Torquill Campbell kein schnödes Festival ihrer Hits abfackeln, ist die eine Sache und sei ihnen unbenommen. Betrüblich ist aber, dass diese Demonstration der Andersartigkeit nun wahrlich keine Stimmung aufkommen lässt. In der ersten Dreiviertelstunde spielen die Stars bis auf zwei Ausnahmen nur die Lieder, die man beim Hören des dazugehörenden Albums zuverlässig überspringt, grobe Fehler im Spielaufbau gibt es zuhauf, und die Dramaturgie des Konzerts wirkt, zumal für eine so erfahrene Band, ausgesprochen behäbig."

Wem soll ich denn jetzt glauben? ;)
Nur Hits oder keine Hits an dem Abend?

Claudia hat gesagt…

Auf jeden Fall dem Christoph glauben. Das war ganz groß, was Torquil und Amy da gemacht haben!! Und danke für den Titel des Walzers, hatte ich -shame on me- bereits wieder vergessen, wie wunderwunderschön das war. Haben muss!

Christoph hat gesagt…

Oh, das hatte ich noch nicht beantwortet :-(

Glaub nicht mir, glaub Claudia und Frank! :-) Bei lastfm waren sich auch alle sicher: hohe Hitdichte!

Aber ich finde das gut, daß der Stadtanzeiger das anders sieht, ich hasse Zeitungen, die einfach abschreiben.

Oliver Peel hat gesagt…

Ich glaube Christoph auch gerne, aber bei Konzertberichterstattungen geht es nicht um das Rechthaben und die richtige Meinung, sondern um persönliche, subjektive Empfindungen. Gerade divergierende Wahrnehmungen sind spannend, deshalb sind wir immer froh, wenn sich Leute mit Kommentaren zu Wort melden und Konzerte kontrovers diskutieren. Das bringt Farbe ins Spiel!

 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates