Samstag, 25. September 2010

Mumford & Sons, Paris, 24.09.10


Konzert: Mumford & Sons

Ort: Le Trabendo, Paris
Datum: 24.09.2010
Zuschauer: seit Wochen restlos ausverkauft (800)
Konzertdauer: etwa 70-75 Minuten


Live report en français ci -dessous!


Musée Mécanique, die vor ein paar Monaten in meinem Wohnzimmer akustisch vom Leder gezogen haben im Point Ephémère, Karel Elson (singende Geliebte von Jack White; nein nicht der von Looking For Freedom!) in der Boule Noire und Mumford & Sons im Trabendo, in Paris steppte musikalisch mal wieder der Berliner Bär.

Ob ich mich für das richtige Konzert entschieden habe, erfahrt ihr morgen. Stay tuned!

So, hier der ausführliche Bericht:

In München tobt die Wies'n und die Engländer Mumford & Sons liefern in Paris den passenden Soundtrack zum bayrischen Sauf-und Angebertreff. Verkehrte Welt oder Folgen der Globalisierung? Schwer zu sagen, aber angelsächsische Mitgröhlsongs, die die Welt begeisterten, gab es ja schon seit ich ein kleiner Junge bin. Damals waren die Pogues aus Irland schwer angesagt und vor ein paar Jahren die Kaiser Chiefs aus Leeds. 2010 ist aber ohne jeden Zweifel das Jahr von Mumford & Sons. Die Jungs um Bandleader Marcus Mumford räumten ab, wo immer sie auftraten. Beim Glastonbury Festival, in Haldern am Niederrhein oder in Leeds/Reading. Am besten läuft es also für sie in ihrer Heimat England und in Deutschland. Logisch, dort wird ja auch am meisten gesoffen...

In Paris hingegen backen die Senkrechtstarter kleinere Brötchen. Das maximal 800 Zuschauer fassende Trabendo ist zwar seit ein paar Wochen restlos ausverkauft, aber ohne die Schlachtenbummler aus England hätte es für die Franzosen sicherlich noch Plätzchen an der Abendkasse gegeben. Man erkennt die Briten schon von weitem. Feiste, häßliche Gesichter, Typen mit kurzgeschorenen Haaren und Frauen, die rumlaufen, als gingen sie zum Table Dance. Auffällig wie gut die Franzosen demgegenüber aussehen. Als der liebe Gott Schönheit, Stil und guten Geschmack verteilt hat, hat er Frankreich besonders großzügig bedacht und die Engländer vergessen. "Viva le (eigetlich la) France" rief deshalb wohl auch Marcus Mumford während des Konzertes mehrfach schmunzelnd aus. Der temperamentvolle Sänger merkte schon sehr schnell, daß hier und heute viele seiner Landsleute da waren, die er (auf nette Weise) ein wenig ärgern wollte. Ohne die angereisten Briten wäre es allerdings viel leiser und weniger stimmungsvoll geworden, denn beim Mitsingen englischer Texte sollte man nicht auf die Franzosen zählen.

Sowohl Briten, als auch Franzosen (und deutsche Krautfresser wie ich) sahen ein mitreißendes Set, das den Saal schnell in ein Tollhause verwandelte. Kein Wunder, denn das Songmaterial ist so eingängig und partytauglich, daß man den Leuten schon Valium geben müsste, um das Mitgegröhle und Dauerschunkeln zu stoppen. Für Indiestreber wie mich ist es ja schon irgendwie beängstigend, daß jetzt jeder dahergelaufene Depp auf Mumford & Sons abfährt, aber ich wäre der Letzte, der den Jungs den Erfolg nicht gönnen würde. Die fünf Lausbuben sind nämlich so nett, bescheiden und höflich geblieben, wie man sich das wünscht. Immer wieder artige Ansagen an das Publikum, wie froh und geehrt man doch sei, hier spielen zu dürfen, vereinzelte Sätze auf französisch, um den guten Willen zu zeigen, die Landessprache zu erlernen und viel Geschmunzel zwischen den Songs. Songs, die natürlich in der Mehrzahl vom vielgepriesenen Debüt Sigh No More stammten, aber auch 2 neue Kompositionen, die dann sicherlich auf dem Nachfolger Platz finden werden. Stilistisch ist keine Änderung zu befürchten, getreu der Devise "Never change a winning team (music style)".

Nicht weiter verwunderlich, daß bereits jetzt schon zu Klassikern gewordene Gassenhauer wie Little Lion Man, White Blank Page und die letzte Zugabe The Cave auch heute wieder die großen Abräumer waren. Rampensau Marcus läuft bei diesen sich im Tempo und Rhythmus steigernden Nummern regelmäßig zu Hochform auf. Am Ende sieht man ihn immer mit weit aufgerissenem Mund, die Gitarre zwischen seine strammen Schenkel geklemmt und die Menge aufpeitschend wie ein Animateur im Club Robinson. Ein Teufelskerl, der spielerisch von der Gitarre zur Mandoline und sogar zum Schlagzeug wechselt. Wenn er trommelt, bleibt kein Auge trocken. Er vermöbelt sein Fell wie ein Bessener und wirkt dann immer auf mich wie ein zünftiger Bayer. Ich könnte ihn mir perfekt mit einer Krachledernen und rot-weißem Karohemd beim Fingerhakeln vorstellen.

Womit wir wieder beim Oktoberfest wären. Sagte ich nicht, daß Mumford & Sons den Soundtrack zur Wies'n (auf der ich noch nie war, obwohl mich mein Vater dort immer hinschleppen wollte) geschrieben haben?

Pour nos lecteurs français:

En ce temps-ci la fête de la bière à Munich bat son plein et le jeune groupe anglais Mumford & Sons qui se produisit ce soir au Trabendo a d'une certaine manière écrit la bande-son pour cette joyeuse fête bavaroise. Des chansons folk/rock qui se chantent en choeur, des refrains que tout le monde retient, dotés d'une rhytmique qui fait bouger toute la salle! Une formule avec laquelle Marcus Mumford et ses quatre acolytes ont rafflé la mise dans tous les festivals d'été. Triomphant à Glastonbury, Haldern-Pop en Allemagne et plus récemment à Leeds/Reading ce jeune quintette est le groupe qui monte. Dans leur Angleterre natale et en Allemagne, ils jouent désormais dans des salles gigantesques (3.500 pour leur concert au Palladium de Cologne le 27/09) mais à Paris ils doivent se satisfaire du Trabendo (capacité 800). La salle affiche complet, mais les spectateurs anglais venus spécialement pour l'occasion n'y étaient pas pour rien! Sans les fans britanniques, les Parisiens auraient pu peut-être trouver encore des places au guichet. Les Anglais, on les reconnaît de loin ce soir. Visages un peu grossiers, cheveux courts pour les mecs, mèches colorées et vêtements un brin trop vulgaires et bling-bling pour les filles. Dieu a favorisé les Francais quand il a distribué le style, la beauté et le bon gôut! N'empêche que sans les Anglais il n'y aurait pas eu cette ambiance surchauffée ce soir et peu de gens auraient repris les paroles en choeur. Marcus Mumford, leader charismatique et plein de tempérament du groupe, a vite remarqué qu'il y avait beaucoup des compatriotes dans la salle. C'est peut-être pour cela et pour se moquer gentillement qu'il repeta à plusieures reprises: "Vive le France!". Il a beaucoup d'humour ce Marcus. Un mec drôle, naturel, attachant et surtout un musicien hors norme. Sans le moindre problème il change entre guitare acoustique, mandoline et même batterie! Et quand il joue de la batterie, cela s'entend! Il frappait comme un beau diable avec toute sa force et remua toute la salle!!

Dans un set bien équilibré (on y trouva notamment deux nouveautés) et sans faute, quelques morceaux que l'on peut dejà considérer comme des classiques se distinguent: Little Lion Lion Man, White Blank Page et le dernier rappel The Cave ont fait mouche et n'ont laissé aucun doute sur le fait que Mumford & Sons ne tarderont pas à conquérir ici aussi un plus large public et à se produire dans des salles plus généreuses!

Comme quoi, la musique de ces gars sympas et doués ne marche pas seulement pour la fête de la bière!

Un triomphe!


Setlist Mumford & Sons, Le Trabendo, Paris:

01: Sigh No More
02: Awake My Soul
03: Roll Away Your Stone
04: Winter Winds
05: Timshel
06: Nothing
07: I Gave You All
08: Little Lion Man
09: Lover Of The Light
10: Thistle & Weeds
11: New One
12: White Blank Page
13: Dust Bowl Dance

14: After The Storm
15: Whispers In The Dark
16: The Cave

Aus unserem Archiv:

- Mumford & Sons, Haldern Pop Festival, 13.08.2010
- Mumford & Sons, Paris, 21.02.10
- Mumford & Sons, München, 02.11.09
- Mumford & Sons, Paris, 24.04.08
- Marcus Mumford zusammen mit Laura Marling, Paris, 19.04.08

Ausgewählte Konzerttermine Mumford & Sons (ohne Gewähr):

26.09.2010: Heineken Music Hall, Amsterdam
27.09.2010: Palladium, Köln
28.09.2010: C-Hall, Berlin
30.09.2010: Circque Royal, Brüssel




 

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