Konzert: Pete & The Pirates
Ort: Yellowstage Tonstudio, Frankfurt
Datum: 05.09.2010
Zuschauer: knapp 80
Dauer: 70 min
Heute abend lief der letzte Frankfurter Tatort mit Andrea Sawatzki - oder in der gleichen Stadt ein Konzert mit einer von mir sehr geschätzten, allgemein aber wenig wahrgenommenen Band.
Auch wenn es sicher nicht die letzte Chance war, Pete & The Pirates live zu sehen, versprach der Auftritt der Band aus Reading den spannenderen Abend.
Vom Yellowstage Tonstudio hatte ich bisher nur gehört (u.a. hier), selbst da war ich noch nicht. Das Studio gehört zum Frankfurter Label Hazelwood Vinyl Plastics, bei dem ausgezeichnete Künstler wie The Broken Beats oder The Miserable Rich veröffentlichen. Es liegt in Rödelheim, das ich - das liegt auf der Hand - musikalisch bisher nur am Rande wahrgenommen habe (um Sabrina Setlur zu zitieren: "in meiner Kindheit gab es kein Ghetto")1.
Wir waren gegen halb neun da und fanden unseren Weg durch einige lange Gänge des Industriebaus dank der vielen Pete & The Pirates Schilder leicht ins Studio. Für ein Tonstudio wirkte der Raum mit den Backsteinmauern komisch geformt. Zumindest hatte ich bisher andere Vorstellungen. Da ich allerdings vom Musikaufnehmen überhaupt keine Ahnung habe, sind meine Vorstellungen reichlich egal.
Kurz nach neun begann eine heimische Vorgruppe, Rokoko aus Wiesbaden. Bei der fünfköpfigen Band, die auf deutsch sang, gefielen mir die Melodien und die Instrumentierung gut; das passte durchaus zur späteren Hauptgruppe und war gut ausgewählt. Der Gesang packte mich aber nicht, daher war ich wenig aufmerksam. Die spannendste Beschäftigung während des Auftritts war dann die Frage, wer der fünf Musiker gestern nichts getrunken hatte, denn der Sänger der Band hatte berichtet, 80% hätten einen Kater. Ich hielt erst den Keyboarder, dann aber den rechten Gitarristen (mit ironischem Schnauzbart) für den nicht-Trinker. Vor lauter spannendem Grübeln, hätte ich fast verpasst, daß es eine Zugabe der Wiesbadener gab. Dabei fragte ich mich dann, ob es spießig von mir ist, Zugaben von örtlichen Vorgruppen unangemessen zu finden, weil sie die Demut vor der eigentlichen Band des Abends ebenso missen lassen, wie das offensichtliche Nicht-Kennen des Hauptacts.
Es war also schon spät geworden, als die Hauptgruppe ihren Umbau machte. Wenn ich mich recht entsinne, war die Besetzung von Pete & The Pirates noch dieselbe wie bei meinen ersten Konzerten der Band. Auch die Engländer treten zu fünft auf. Neben den beiden Peters (Hefferan, Gitarre und Gesang und Cattermoul, Bass) sind dies Sänger Thomas Sanders, Gitarrist David Thorpe und Schlagzeuger Jonny Sanders.
Gegen 22.15 h begannen die Engländer ihr Set mit Bright lights von ihrem tollen 2008er Debütalbum Little death. Und auch nachdem ich mit einem recht aktuellen Maccabees-Konzert die artverwandten Musiker noch recht frisch im Ohr hatte, kamen mir Pete & The Pirates absolut nicht wie ein Abklatsch vor. Die Lieder mit ihren vielen Melodiebrüchen, überhaupt das Melodieverliebte der Musik, die Wechsel zwischen leisen und lauten Passagen und die teils mehrstimmigen Gesänge verbinden beide Bands, gar keine Frage. Pete & The Pirates sind aber trotzdem sehr eigenständig und unbedingt hörenswert! Sprich: ich mochte den Auftaktsong schon sehr!
Es folgten (halb)neue Stücke. Things that go bump in the night (oder Things that go bump?) und Motorbike sind schon lange im Repertoire der Band, sind bisher aber unveröffentlicht. Da die Band gerade an ihrer zweiten Platte arbeitet, werden diese Stücke wohl darauf erscheinen.
In die gleiche Kategorie gehörten Cold black kitty, Can't fish, Washing powder, Little gun und United, die die Band zum Teil schon 2008 und 2009 gespielt hat. Ganz neu für mich war eines der schönsten Stücke des Abends, Half Moon Street, das von Thomas Sanders' anderer Band Tap Tap stammt.
Der Sänger stand überhaupt mehr im Mittelpunkt, als ich das in Erinnerung hatte. Durch seinen ungewöhnlichen Singstil fällt Thomas immer auf. Er macht das Mikro oft los, nimmt es in beide Hände, hält es recht weit von Körper weg und wandert während des Singens (und singt dabei erstaunlich sauber). Ich rätsele immer noch, an wen er mich damit erinnert (Morrissey? The Twang? Die Housemartins?). In meiner Erinnerung hatte Co-Sänger Peter Hefferan viel größere Gesangsanteile. Heute war ganz deutlich Thomas der Sänger, Peter und Jonny sangen Zweit- oder Drittstimme.
Vermutlich täuschte mich mein Gedächtnis, denn musikalisch war der Abend keinen Deut schlechter als mein erstes Konzert der Band in Köln 2008. Wie auch bei Liedern wie Jennifer, Blood gets thin (dieser lustige Rock Lobster Rhythmus!), She doesn't belong to me, Mr. Unterstanding oder Come on feet?
Nach Rokoko hatte ich Bedenken, daß viele der enthusiastischen Klatscher Freunde der Rheinhessen wären, die anschließend nach der Vorgruppe gehen würden. Auch die Einschätzung war Unsinn, die Stimmung während der Piratenfreunde war hervorragend, für die Band vielleicht zu gut. Denn auch nach den beiden eingeplanten Zugaben hatten die Zuschauer nicht genug. Nach ewig langer Zeit kam die sichtlich verunsicherte Band zurück, erklärte, man komme niemals noch ein zweites Mal raus, spielte aber trotzdem mit Wrong man und Not a friend zwei weitere Stücke - pannenfrei.
Für mich bot der Abend allerlei Erkenntnisse: Konzerte sind Fernsehkrimis immer vorzuziehen, das Yellowstage ist trotz der Raucherlaubnis eine echte Konzertsaalbereicherung und Pete & The Pirates sind eine ausgezeichnete Band, nur leider viel zu wenig bekannt. Aber das wusste ich ja schon vorher.
Setlist Pete & The Pirates, Yellowstage, Frankfurt:
01: Bright lights
02: Things that go bump in the night
03: Motorbike
04: She doesn't belong to me
05: Can't fish
06: Cold black kitty
07: Lost in the woods
08: Jennifer
09: Half Moon Street (Tap Tap "Cover")
10: Knots
11: United
12: Washing powder
13: Little gun
14: Mr. Understanding
15: Blood gets thin
16: Eyes like tar (Z)
17: Come on feet (Z)
18: Wrong man (?) (Z)
19: Not a friend (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Pete & The Pirates, Luxemburg (Support Maximo Park), 19.10.09
- Pete & The Pirates, Köln, 26.09.08
- Pete & The Pirates, Paris, 18.03.08
- unser Interview mit Pete & The Pirates
1 bei Harald Schmidt vor vielen Jahren
Fotos folgen!
Ort: Yellowstage Tonstudio, Frankfurt
Datum: 05.09.2010
Zuschauer: knapp 80
Dauer: 70 min
Heute abend lief der letzte Frankfurter Tatort mit Andrea Sawatzki - oder in der gleichen Stadt ein Konzert mit einer von mir sehr geschätzten, allgemein aber wenig wahrgenommenen Band.
Auch wenn es sicher nicht die letzte Chance war, Pete & The Pirates live zu sehen, versprach der Auftritt der Band aus Reading den spannenderen Abend.
Vom Yellowstage Tonstudio hatte ich bisher nur gehört (u.a. hier), selbst da war ich noch nicht. Das Studio gehört zum Frankfurter Label Hazelwood Vinyl Plastics, bei dem ausgezeichnete Künstler wie The Broken Beats oder The Miserable Rich veröffentlichen. Es liegt in Rödelheim, das ich - das liegt auf der Hand - musikalisch bisher nur am Rande wahrgenommen habe (um Sabrina Setlur zu zitieren: "in meiner Kindheit gab es kein Ghetto")1.
Wir waren gegen halb neun da und fanden unseren Weg durch einige lange Gänge des Industriebaus dank der vielen Pete & The Pirates Schilder leicht ins Studio. Für ein Tonstudio wirkte der Raum mit den Backsteinmauern komisch geformt. Zumindest hatte ich bisher andere Vorstellungen. Da ich allerdings vom Musikaufnehmen überhaupt keine Ahnung habe, sind meine Vorstellungen reichlich egal.
Kurz nach neun begann eine heimische Vorgruppe, Rokoko aus Wiesbaden. Bei der fünfköpfigen Band, die auf deutsch sang, gefielen mir die Melodien und die Instrumentierung gut; das passte durchaus zur späteren Hauptgruppe und war gut ausgewählt. Der Gesang packte mich aber nicht, daher war ich wenig aufmerksam. Die spannendste Beschäftigung während des Auftritts war dann die Frage, wer der fünf Musiker gestern nichts getrunken hatte, denn der Sänger der Band hatte berichtet, 80% hätten einen Kater. Ich hielt erst den Keyboarder, dann aber den rechten Gitarristen (mit ironischem Schnauzbart) für den nicht-Trinker. Vor lauter spannendem Grübeln, hätte ich fast verpasst, daß es eine Zugabe der Wiesbadener gab. Dabei fragte ich mich dann, ob es spießig von mir ist, Zugaben von örtlichen Vorgruppen unangemessen zu finden, weil sie die Demut vor der eigentlichen Band des Abends ebenso missen lassen, wie das offensichtliche Nicht-Kennen des Hauptacts.
Es war also schon spät geworden, als die Hauptgruppe ihren Umbau machte. Wenn ich mich recht entsinne, war die Besetzung von Pete & The Pirates noch dieselbe wie bei meinen ersten Konzerten der Band. Auch die Engländer treten zu fünft auf. Neben den beiden Peters (Hefferan, Gitarre und Gesang und Cattermoul, Bass) sind dies Sänger Thomas Sanders, Gitarrist David Thorpe und Schlagzeuger Jonny Sanders.
Gegen 22.15 h begannen die Engländer ihr Set mit Bright lights von ihrem tollen 2008er Debütalbum Little death. Und auch nachdem ich mit einem recht aktuellen Maccabees-Konzert die artverwandten Musiker noch recht frisch im Ohr hatte, kamen mir Pete & The Pirates absolut nicht wie ein Abklatsch vor. Die Lieder mit ihren vielen Melodiebrüchen, überhaupt das Melodieverliebte der Musik, die Wechsel zwischen leisen und lauten Passagen und die teils mehrstimmigen Gesänge verbinden beide Bands, gar keine Frage. Pete & The Pirates sind aber trotzdem sehr eigenständig und unbedingt hörenswert! Sprich: ich mochte den Auftaktsong schon sehr!
Es folgten (halb)neue Stücke. Things that go bump in the night (oder Things that go bump?) und Motorbike sind schon lange im Repertoire der Band, sind bisher aber unveröffentlicht. Da die Band gerade an ihrer zweiten Platte arbeitet, werden diese Stücke wohl darauf erscheinen.
In die gleiche Kategorie gehörten Cold black kitty, Can't fish, Washing powder, Little gun und United, die die Band zum Teil schon 2008 und 2009 gespielt hat. Ganz neu für mich war eines der schönsten Stücke des Abends, Half Moon Street, das von Thomas Sanders' anderer Band Tap Tap stammt.
Der Sänger stand überhaupt mehr im Mittelpunkt, als ich das in Erinnerung hatte. Durch seinen ungewöhnlichen Singstil fällt Thomas immer auf. Er macht das Mikro oft los, nimmt es in beide Hände, hält es recht weit von Körper weg und wandert während des Singens (und singt dabei erstaunlich sauber). Ich rätsele immer noch, an wen er mich damit erinnert (Morrissey? The Twang? Die Housemartins?). In meiner Erinnerung hatte Co-Sänger Peter Hefferan viel größere Gesangsanteile. Heute war ganz deutlich Thomas der Sänger, Peter und Jonny sangen Zweit- oder Drittstimme.
Vermutlich täuschte mich mein Gedächtnis, denn musikalisch war der Abend keinen Deut schlechter als mein erstes Konzert der Band in Köln 2008. Wie auch bei Liedern wie Jennifer, Blood gets thin (dieser lustige Rock Lobster Rhythmus!), She doesn't belong to me, Mr. Unterstanding oder Come on feet?
Nach Rokoko hatte ich Bedenken, daß viele der enthusiastischen Klatscher Freunde der Rheinhessen wären, die anschließend nach der Vorgruppe gehen würden. Auch die Einschätzung war Unsinn, die Stimmung während der Piratenfreunde war hervorragend, für die Band vielleicht zu gut. Denn auch nach den beiden eingeplanten Zugaben hatten die Zuschauer nicht genug. Nach ewig langer Zeit kam die sichtlich verunsicherte Band zurück, erklärte, man komme niemals noch ein zweites Mal raus, spielte aber trotzdem mit Wrong man und Not a friend zwei weitere Stücke - pannenfrei.
Für mich bot der Abend allerlei Erkenntnisse: Konzerte sind Fernsehkrimis immer vorzuziehen, das Yellowstage ist trotz der Raucherlaubnis eine echte Konzertsaalbereicherung und Pete & The Pirates sind eine ausgezeichnete Band, nur leider viel zu wenig bekannt. Aber das wusste ich ja schon vorher.
Setlist Pete & The Pirates, Yellowstage, Frankfurt:
01: Bright lights
02: Things that go bump in the night
03: Motorbike
04: She doesn't belong to me
05: Can't fish
06: Cold black kitty
07: Lost in the woods
08: Jennifer
09: Half Moon Street (Tap Tap "Cover")
10: Knots
11: United
12: Washing powder
13: Little gun
14: Mr. Understanding
15: Blood gets thin
16: Eyes like tar (Z)
17: Come on feet (Z)
18: Wrong man (?) (Z)
19: Not a friend (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Pete & The Pirates, Luxemburg (Support Maximo Park), 19.10.09
- Pete & The Pirates, Köln, 26.09.08
- Pete & The Pirates, Paris, 18.03.08
- unser Interview mit Pete & The Pirates
1 bei Harald Schmidt vor vielen Jahren
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2 Kommentare :
Vielen Dank für den Tipp, Christoph, das war ein schöner Abend.
Es war aufjedenfall ein gelungener Abend. Vielen Dank
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