Konzert: The xx
Ort: Nachtleben, Frankfurt
Datum: 03.11.2009
Zuschauer: ca. 350 (seit langem ausverkauft)
Dauer: The xx 48 min, MissinCat 35 min
Eigentlich hätte ich The xx* am vergangenen Freitag zum zweiten Mal sehen wollen; da waren die sehr stark gehypten Londoner in Luxemburg angesetzt. Ein paar Tage vorher machte dann aber die Meldung die Runde, Keyboarderin Baria Qureshi sei vorerst ausgestiegen und alle Konzerte bis zum heutigen Tag abgesagt. In Köln im Luxor war mir Baria neben ihren drei Kollegen kaum aufgefallen, ihr Ausfall erschien mir also nicht schrecklich dramatisch.
Im Nachtleben in Frankfurt war ich noch nicht. Der Club liegt mitten in der Innenstadt, direkt an der Konstablerwache. Die vielen Leute vor der Tür schienen nicht wegen des Nikotins draußen zu stehen sondern weil sie noch Karten suchten. Das Konzert war nämlich seit Wochen ausverkauft und wurde glücklicherweise nicht in die Batschkapp hochverlegt. Jedenfalls hatten es offenbar viele verpasst, sich rechtzeitig um Karten zu kümmern und versuchten das jetzt bei jedem, der sich dem Nachtleben näherte, zu korrigieren. Der Club liegt im Keller einer hippen Kneipe und ist nicht richtig günstig zugeschnitten. Sein Grundriss gleicht einer SIM-Karte, wobei die Bühne auf der Seite mit der fehlenden Ecke oben ist. Damit wird eigentlich nur die obere Hälfte des Ladens anständig beschallt.
Als für The xx aufgebaut wurde, zeigten sich schon die ausstiegsbedingten Änderungen. In Köln hatten die vier Musiker noch nebeneinander gestanden, heute waren die beiden Mikros weit auseinander aufgestellt und in der Mitte in zweiter Reihe der elektronische Kram. Um zehn nach zehn erschienen die drei verbliebenen xx, Gitarristin Romy, Bassist Oliver und Keyboarder Jamie. Das Konzert begann mit dem Introstück der Platte, gefolgt von VCR. Auch wenn das nach Wichtigtuerei klingen mag, das fehlende Keyboard bemerkte man sehr deutlich! Jamie Smith spielt all die kleinen Drumbeats live. Ihm dabei zuzusehen, ist ein wahres Vergnügen. Welche Parts seiner Kollegin Baria er zusätzlich übernahm, kann ich nicht einschätzen, es fehlte aber etwas am Klangbild, die Albumtreue (bei kleineren Variationen) des Kölner Konzerts war anfangs nicht gegeben.
Mit Heart skipped a beat - dem Lied mit dem besten musikalischen Moment, kurz bevor der Refrain erstmals kommt - und Basic Space hatte das Konzert einen ersten Höhepunkt. Hier standen Jamies treibende Beats im Vordergrund, die Lieder punkteten locker! Vor allem hörte man dabei wenig von der mangelnden Eingespieltheit der drei als verkleinerte Band.
Die aber spielte danach immer wieder eine Rolle. Oliver hatte schon entschuldigend erwähnt, daß es ihr erstes Konzert als Trio sei. Daß die Komplexität der Stücke der Band mit dem sorgfältig nach Zufall klingenden Einsetzen der Stimmen, dem scheinbaren Nebeneinandersingen von Romy und Oliver, enorm viel Üben voraussetzt, ist klar. Wenn dann ein Rad aus dem Getriebe rausfällt, ruckelt es eben (haben Getriebe eigentlich Rädchen? Ich habe keine Ahnung...), die enorme Präzision, die mich in Köln noch so beeindruckt hatte, fehlte häufiger. Die Band stellte sich dem aber sehr sympathisch. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie sich wohl der Glasvegas-Sänger verhalten hätte, wenn ein Schlüsselmusiker - sagen wir, die Schlagzeugerin - kurzfristig ausgefallen wäre...
Ihren sicher am häufigsten gespielten Hit Crystalised verpatzen die drei xxe richtig ordentlich. Erst der vierte Versuch, ins Lied zu kommen, gelang. Der Anfang des Stücks ist auch schrecklich komplex und erforderte offenbar von Jamie viel neue Arbeit. Aber weder Publikum noch Band waren dadurch genervt; als das Lied endlich lief, wurde es gefeiert!
The xx spielten das gleiche Set wie in Köln, nur in anderer Reihenfolge. Auch das glänzende Womack & Womack-Cover Teardrops gehörte zum Programm. Ich hätte zwar auch gerne eines ihrer anderen Cover gehört, aber so war es auch absolut in Ordnung!
Hätte mir der Vergleich gefehlt, wäre ich heute begeisterter gewesen. Auch so war das Konzert ein gutes, es war aber weit davon entfernt, überragend zu sein. Wenn die Band etwas eingespielt ist oder Baria zurückkommt, werden die Auftritte auch wieder brillant werden, daran habe ich keinerlei Zweifel. Natürlich war es auch so ein toller Konzertabend mit einer aufregenden Band, von der wir noch viel hören werden - falls sie nicht vorher als Retter der Musikbranche verheizt werden...
12.01.2010, Grünspan, Hamburg
13.01.2010, Batschkapp, Frankfurt
22.01.2010, Astra-Kulturhaus, Berlin
25.02.2010, Backstage, München
27.02.2010, Essigfabrik, Köln
Noch eine Anmerkung: wenn man die vollkommen unbekannte Vorgruppe zu erkennen glaubt, weil man die Sängerin solo schon einmal in Köln vor Amy Winehouse gesehen hat, sieht man wohl zu viele Konzerte... MissinCat, die ich damals noch als Missing Cat aufgeschnappt hatte, lieferte einige ruhige Popsongs als Vorprogramm. Sie wurde diesmal von einer Band begleitet, passte aber nicht recht zur Hauptgruppe. Zu ihr passte dann aber mit MIA die Pausenmusik wieder ganz gut. Vielleicht habe ich einfach irgendeinen anderen Zusammenhang verpasst.
Setlist The xx, Nachtleben, Frankfurt:
01: Intro
02: VCR
03: Heart skipped a beat
04: Basic space
05: Fantasy
06: Shelter
07: Crystalised
08: Islands
09: Teardrops (Womack & Womack Cover)
10: Night time
11: Infinity
12: Stars
Links:
- The xx in Köln
* leider gibt es hier keine neuen Bilder, weil es mir nicht möglich war, Fotos zu machen...
Ort: Nachtleben, Frankfurt
Datum: 03.11.2009
Zuschauer: ca. 350 (seit langem ausverkauft)
Dauer: The xx 48 min, MissinCat 35 min
Eigentlich hätte ich The xx* am vergangenen Freitag zum zweiten Mal sehen wollen; da waren die sehr stark gehypten Londoner in Luxemburg angesetzt. Ein paar Tage vorher machte dann aber die Meldung die Runde, Keyboarderin Baria Qureshi sei vorerst ausgestiegen und alle Konzerte bis zum heutigen Tag abgesagt. In Köln im Luxor war mir Baria neben ihren drei Kollegen kaum aufgefallen, ihr Ausfall erschien mir also nicht schrecklich dramatisch.
Im Nachtleben in Frankfurt war ich noch nicht. Der Club liegt mitten in der Innenstadt, direkt an der Konstablerwache. Die vielen Leute vor der Tür schienen nicht wegen des Nikotins draußen zu stehen sondern weil sie noch Karten suchten. Das Konzert war nämlich seit Wochen ausverkauft und wurde glücklicherweise nicht in die Batschkapp hochverlegt. Jedenfalls hatten es offenbar viele verpasst, sich rechtzeitig um Karten zu kümmern und versuchten das jetzt bei jedem, der sich dem Nachtleben näherte, zu korrigieren. Der Club liegt im Keller einer hippen Kneipe und ist nicht richtig günstig zugeschnitten. Sein Grundriss gleicht einer SIM-Karte, wobei die Bühne auf der Seite mit der fehlenden Ecke oben ist. Damit wird eigentlich nur die obere Hälfte des Ladens anständig beschallt.
Als für The xx aufgebaut wurde, zeigten sich schon die ausstiegsbedingten Änderungen. In Köln hatten die vier Musiker noch nebeneinander gestanden, heute waren die beiden Mikros weit auseinander aufgestellt und in der Mitte in zweiter Reihe der elektronische Kram. Um zehn nach zehn erschienen die drei verbliebenen xx, Gitarristin Romy, Bassist Oliver und Keyboarder Jamie. Das Konzert begann mit dem Introstück der Platte, gefolgt von VCR. Auch wenn das nach Wichtigtuerei klingen mag, das fehlende Keyboard bemerkte man sehr deutlich! Jamie Smith spielt all die kleinen Drumbeats live. Ihm dabei zuzusehen, ist ein wahres Vergnügen. Welche Parts seiner Kollegin Baria er zusätzlich übernahm, kann ich nicht einschätzen, es fehlte aber etwas am Klangbild, die Albumtreue (bei kleineren Variationen) des Kölner Konzerts war anfangs nicht gegeben.
Mit Heart skipped a beat - dem Lied mit dem besten musikalischen Moment, kurz bevor der Refrain erstmals kommt - und Basic Space hatte das Konzert einen ersten Höhepunkt. Hier standen Jamies treibende Beats im Vordergrund, die Lieder punkteten locker! Vor allem hörte man dabei wenig von der mangelnden Eingespieltheit der drei als verkleinerte Band.
Die aber spielte danach immer wieder eine Rolle. Oliver hatte schon entschuldigend erwähnt, daß es ihr erstes Konzert als Trio sei. Daß die Komplexität der Stücke der Band mit dem sorgfältig nach Zufall klingenden Einsetzen der Stimmen, dem scheinbaren Nebeneinandersingen von Romy und Oliver, enorm viel Üben voraussetzt, ist klar. Wenn dann ein Rad aus dem Getriebe rausfällt, ruckelt es eben (haben Getriebe eigentlich Rädchen? Ich habe keine Ahnung...), die enorme Präzision, die mich in Köln noch so beeindruckt hatte, fehlte häufiger. Die Band stellte sich dem aber sehr sympathisch. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie sich wohl der Glasvegas-Sänger verhalten hätte, wenn ein Schlüsselmusiker - sagen wir, die Schlagzeugerin - kurzfristig ausgefallen wäre...
Ihren sicher am häufigsten gespielten Hit Crystalised verpatzen die drei xxe richtig ordentlich. Erst der vierte Versuch, ins Lied zu kommen, gelang. Der Anfang des Stücks ist auch schrecklich komplex und erforderte offenbar von Jamie viel neue Arbeit. Aber weder Publikum noch Band waren dadurch genervt; als das Lied endlich lief, wurde es gefeiert!
The xx spielten das gleiche Set wie in Köln, nur in anderer Reihenfolge. Auch das glänzende Womack & Womack-Cover Teardrops gehörte zum Programm. Ich hätte zwar auch gerne eines ihrer anderen Cover gehört, aber so war es auch absolut in Ordnung!
Hätte mir der Vergleich gefehlt, wäre ich heute begeisterter gewesen. Auch so war das Konzert ein gutes, es war aber weit davon entfernt, überragend zu sein. Wenn die Band etwas eingespielt ist oder Baria zurückkommt, werden die Auftritte auch wieder brillant werden, daran habe ich keinerlei Zweifel. Natürlich war es auch so ein toller Konzertabend mit einer aufregenden Band, von der wir noch viel hören werden - falls sie nicht vorher als Retter der Musikbranche verheizt werden...
12.01.2010, Grünspan, Hamburg
13.01.2010, Batschkapp, Frankfurt
22.01.2010, Astra-Kulturhaus, Berlin
25.02.2010, Backstage, München
27.02.2010, Essigfabrik, Köln
Noch eine Anmerkung: wenn man die vollkommen unbekannte Vorgruppe zu erkennen glaubt, weil man die Sängerin solo schon einmal in Köln vor Amy Winehouse gesehen hat, sieht man wohl zu viele Konzerte... MissinCat, die ich damals noch als Missing Cat aufgeschnappt hatte, lieferte einige ruhige Popsongs als Vorprogramm. Sie wurde diesmal von einer Band begleitet, passte aber nicht recht zur Hauptgruppe. Zu ihr passte dann aber mit MIA die Pausenmusik wieder ganz gut. Vielleicht habe ich einfach irgendeinen anderen Zusammenhang verpasst.
Setlist The xx, Nachtleben, Frankfurt:
01: Intro
02: VCR
03: Heart skipped a beat
04: Basic space
05: Fantasy
06: Shelter
07: Crystalised
08: Islands
09: Teardrops (Womack & Womack Cover)
10: Night time
11: Infinity
12: Stars
Links:
- The xx in Köln
* leider gibt es hier keine neuen Bilder, weil es mir nicht möglich war, Fotos zu machen...
7 Kommentare :
Hello! Nur so als Hinweis, es war nicht ihr erstes Konzert als Trio, sondern "eins der ersten". In London haben sie kürzlich schonmal ohne Baria gespielt.
In Stuttgart haben The xx einen Abend vorher abgesagt. Angeblich wegen Krankheit. Mangelndes Interesse war jedenfalls nicht der Grund, denn das Konzert war eigentlich ausverkauft!
Idioten eben...
Vielen Dank, Anonym eins. Das stimmt natürlich so. Ich meinte damit das erste mal zu dritt nach der kurzen Zwangspause. London war doch glaube ich unmittelbar nach ihrem Ausstieg.
Anony 2: Das war schon wegen Krankheit abgesagt. Die Keyboarderin ist wegen Erschöpfungsanzeichen ausgestiegen.
"Idioten" tut der Band also absolut unrecht!
Ich finde es viel erstaunlicher, daß die Band so schnell nach diesem Ausstieg wieder spielt. Daß ausgerechnet Stuttgart noch ausfiel und Frankfurt wieder stattfand, war für Stuttgart einfach schlechtes Timing. Aber sie kommen ja wieder.
Ich dachte, das mit der "Erschöpfung" war nur ein Vorwand, weil man sich angeblich auseinander gelebt hat. Aber so kann man ja weiterhin den Kindergartenfreundemythos aufrecht erhalten...ich meine...wenn sie wirklich befreundet wären würde doch nicht gleich für Februar die nächste "Wir nehmen mit was wir kriegen können solange wir gehypt werden"-Tour in Deutschland anstehen. Rücksicht auf den Erschöpfungszustand sieht aber anders aus!
Ich glaube, in der Argumentation meines letzten Eintrages ist ein Widerspruch. Egal. Ich sollte mich nicht zu Bands äußern, die mich so sehr langweilen, dass mich selbst das Schreiben über sie in einen so schläfrigen Zustand versetzt, dass ich meinen eigenen Gedanken nicht folgen kann.
Keine Ahnung, das war sicher beides. Auseinandergelebt habe ich heute auch gelesen.
Wenn man sieht, wie die gerade gemolken werden, geht es der Musikindustrie wohl noch viel schlechter, als wir denken. Was für ein Armutszeugnis, eine junge Band so auszuschlachten.
Die "Fans" machen das doch mit, wenn man auf ebay oder dem Schwarzmarkt ein cirka 15 Euro teures Ticket für 60-70 Euro kauft, unterstützt man dieses "melken" doch. Abgesehen davon werden die meisten Bands doch auch gerne gemolken. Mitleid ist also wirklich nicht angebracht. Davon abgesehen wird die Band total überschätzt. 2-3 gelungene Songs, da gibt es viele britische Bands die besseres zu bieten haben...
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