Konzert: Efterklang
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 03.11.09
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft
Konzertdauer: etwa 70-75 Minuten
Petite chronique en françasi en bas!
Der Konzertabend des 03.11.2009 oder die Sinnkrise eines Musikbloggers.
So könnte man das heute Erlebte ungefähr beschreiben. Dabei hatte ich mich auf einen echten Leckerbissen gefreut und hohe Erwartungen in den Auftritt von Efterklang gesetzt. Schließlich hatten mich die Dänen im April 2008 euphorisiert zurückgelassen, als sie mit Pauken und Trompeten das Pariser Point Ephémère eroberten.
Warum das heute anders war und ich nur von einem passablen, aber keineswegs sensationellen Konzert berichten kann? Nun, da spielten ein paar Faktoren eine Rolle. Zunächst einmal empfand ich die Präsenz unzähliger, mit schwerem Geschütz bewaffneter, Fotografen als störend. Ich selbst knipse auch wahnsinnig gerne und weiß, daß ich damit sicherlich auch ab und zu andere Besucher nerve, versuche aber dennoch so dezent wie eben möglich aufzutreten. Mein Apparat ist keineswegs ein Profiteil, sprich keine teure Spiegelreflexkamera (von der ich insgeheim träume) sondern ein mittelgroßes Ding, daß man für circa 370 Euro kaufen kann und mit dem man in der Regel überall ohne speziellen Fotopass reinkommt. Das Knipsgeräusch habe ich ausgeschaltet, so daß man schon einmal dieses elende Geklicke nicht hört. Und dennoch: auch ich nerve andere, keine Frage!
Heute aber hatte man das Gefühl, daß einige Herren und Frauen Fotografen in den Krieg zogen, so groß und schwer waren die Objektive! Schweres Geschütz an allen Ecken und Enden also, so daß man nicht selten ein Rohr am Rücken oder über dem Kopf spürte. Zudem wurde eifrig gefilmt und zwar vorne und mit ebenfalls massiven Gerätschaften. Normalerweise stehen die Filmer in der Maroquinerie immer auf der Treppe in der Mitte und stören so wirklich überhaupt nicht, weil sie sich hinter einem Pfeiler aufbauen, wo sich ansonsten ohnehin nie jemand hinstellt. Nicht so heute, da marschierten die Filmschaffenden permanent durch die Gegend. Lästig! Dabei kann man doch eine gerade erschienene CD und DVD von Efterklang erwerben, wo sie Parades aufführen. Diese war am Merch erhältlich.
Neben den Rahmenbedingungen war aber auch der musikalische Teil weniger erfreulich als erwartet. Schon nach ein paar Titeln der Dänen, drängte sich bei mir der in der Folge nicht mehr zu unterdrückende Gedanke auf, daß sie letztendlich den Platzhirschen Arcade Fire nacheifern und vieles von den Kanadiern kopieren.
Warum gibt es eigentlich seit dem kommerziellen Erfolg von Funeral so viele Bands mit Geigen? Häahh?? - Scheiß Geigen, die braucht doch kein Mensch! Genauso wenig wie Trompeten. Bass, Schlagzeug, Gitarre, das langt vollkommen! Aber was schreibe ich da eigentlich, normalerweise mag ich doch Geigen, Trompeten ebenso? Stimmt, aber wenn jede zweite Band mit diesem Instrumentarium aufläuft, dann ist man halt eben irgendwann übersättigt. Dabei war der heutige Geiger eigentlich ein wirklich besonders Guter, denn schließlich stand mit Peter Broderick nicht irgendwer auf der Matte. Der Bursche spielt u.a. auch bei den wundervollen Horse Feathers* und ist solo ebenfalls sehr positiv in Erscheinung getreten.
Aber von den Geigen nochmal zurück zu anderen Aspekten meines Aracade Fire Vergleichs. Bei den Kanadiern steht mit Win Butler ein omnipräsenter und höchst charismatischer Leader in der Mitte. Ein Typ, der mitreißt, der elektrisiert. Dabei ist er noch nicht einmal sonderlich sympathisch. In der Regel guckt er mürrisch und seine Ansprachen an das Publikum sind von Worten die mit "fuck" beginnen, geprägt. Bei Efterklang hingegen begegnet man einem spindeldürren, hochaufgeschossenem Schlacks mit Oberlippenbärtchen und Strandlatschen an den Füßen. Der Typ ist unglaublich nett, lächelt die ganze Zeit und hat trotzdem die Ausstrahlung von einem Schornsteinfegerlehrling. Er langweilte mich und seine Gestik war einstudiert und wenig spontan. Oft posierte er extra für die hyperaktiven Fotografen, lächelte direkt in die umstehenden Kameras. Gähn! Und bei Arcade Fire gibt es Regine Chassagne, ein feuriges Teufelsweib mit mächtig Charme. Bei den Dänen hingegen debütierte eine nette, blauäugige Skandinavierin, die ich mir allerdings besser als liebevolle Kindergärtnerin vorstellen kann. Zum Rockstar taugte sie nicht und ihre Stimme war nur Mittelmaß. Kein Ersatz für die aus der Band geschiedene Anna Bronsted, die unter dem Moniker Our Broken Garden solo weitermacht.
Kurzum, Efterklang erschienen mir wie eine Light Version von Arcade Fire. Sie haben zwar interessant konstruierte Lieder mit einigen Finessen zu bieten, aber nicht annähernd einen Hit wie Lies oder No Cars Go in ihrem Repertoire. Dennoch ist die Band das ideale Futter für hippe Blogger. Die lieben es ja, wenn möglichst viele Leute auf der Bühne agieren (heute waren es 7), wenn die Lieder immer noch ein paarmal um die Ecke biegen, anstatt direkt auf den Punkt zu kommen und wenn szenisch solche Gimmicks wie mehrere Schlagzeuge, ausgefallene Percussions, Glöckchen etc. und ein ständiger Wechsel an den Instrumenten geboten werden.
Ich hingegen hätte heute lieber eine weniger orginelle, dafür aber schnörkellosere Band wie beispielsweise die Thermals serviert bekommen. Die sind zwar bei den Bloggern nicht so hoch im Kurs wie etwa Animal Collective, Grizzly Bear oder Fredo Viola, dafür aber stets packend, energisch und unterhaltsam.
An Tagen wie diesen hasse ich meine Bloggerexistenz, mich selbst und die ganze Bloggerszene! Man will orginell sein und irgendwie anders als die Masse und trifft auf unzählige Nerds, die genau auf die gleiche Idee kommen und den gleichen Bands hinterherjagen. Verflixt! Was tun? Die ganze Bloggerscheiße hinwerfen? Zu völlig uncoolen Gruppen oder Musikern gehen (wie wäre es mit Carla Bruni, die hasst jeder Linksintellektuelle seitdem sie mit Sarko liiert ist), die bestimmt nicht von hippen Blogs verfolgt werden? Ob Sokrates eine Antwort wüsste?
Und wie war die Vorgruppe Mountains? Gähnend langweilig! Zwei Typen an der Akustikgitarre. die eine halbe Stunde lang mittels Loops und Samples ein monotones Endlosstück performten.
Setlist Efterklang: Bestand aus dem Album Parades, neuen, noch unveröffentlichten Stücken und zwei Liedern vom Album Tripper im Zugabenteil.
Fotos folgen...
* für die Amerikaner Horse Feathers spreche ich hiermit auch eine Konzertempfehlunga aus. Sie machen wunderbar reduzierten Folk und verdienen es gehört und gesehen zu werden.
Ausgewählte Konzertdaten Horse Feathers:
30.11.2009: Weltruf, Kiel
01.12.2009: Muk, Gießen
02.12.2009: Asta Kneipe, Rosenheim
03.12.2009: Café Nun, Karlsruhe
04.12.2009: Paradiso, Amsterdam
05.12.2009: Kraakpand, Gent
06.12.2009: Botanique. Brüssel
Deutsche Konzertttermine von Efterklang (hingehen und sich sein eigenes Bild machen!)
18.11.2009: Festsaal Kreuzberg, Berlin
19.11.2009: Kulturbunker Mülheim, Köln
20.11.2009: Bahnhof Langendreer, Bochum
21.11.2009: Junges Schauspiel, Hannover
22.11.2009: Glanz Und Gloria, Osnabrück
24.11.2009: Knust, Hamburg
25.11.2009: UT Connewitz, Leipzig
26.11.2009: Beatpol, Dresden
27.11.2009: Kino, Ebensee
19.11.2009: Kulturbunker Mülheim, Köln
20.11.2009: Bahnhof Langendreer, Bochum
21.11.2009: Junges Schauspiel, Hannover
22.11.2009: Glanz Und Gloria, Osnabrück
24.11.2009: Knust, Hamburg
25.11.2009: UT Connewitz, Leipzig
26.11.2009: Beatpol, Dresden
27.11.2009: Kino, Ebensee
Pour nos lecteurs français:
Un bon concert d'un groupe très sympathique et souriant, mais malheureusement pas la claque que j'ai attendu après leur euphorisant spectacle de 2008 au Point Éphémère. Il manquait un peu la spontanéité, la fraicheur et l'autencité. Le chanteur faisait souvent de poses juste pour les photographes, omniprésents hier à La Maroquinerie. Il est très gentil ce mec moustachu de 1, 95, mais il n'a ni la présence ni le charisme (et pas non plus la voix) d'un Win Butler d'Arcade Fire. A propos Arcade Fire. Pas mal des choses me rappelaient ce groupe canadien, qui a lancé il y a quelques années la mode des groupes rock au violons. Depuis la sortie et le succès critique et commercial de Funeral il y a énormenement des groupes qui font dans le même style. Ils sont toujours très nombreux sur scène (Efterklang comptait 7 musiciens hier, dont le très bon violiniste Peter Broderick, qui est aussi artiste solo remarquable), changent les instruments souvent (c'est pourquoi? Pour montrer au public que chaque musicien dans le groupe maîtrise tout?) et hurlent les refrains en choeur. En voyant ça je mes dis parfois ci ce n'était pas mieux d'aller voir un groupe en formation classique et efficace, guitare-bass-batterie. Mais bon...
Dommage aussi qu'il n y a plus Anna Bronstedt dans le groupe qui poursuit desormais sa carrière solo sous le nom de Our Broken Garden. Sa remplaçante était gentille comme tout, mais n'avais pas le même charisme et pas non plus sa voix cristalline.
Petite déception donc, mais les attentes étaient peut-être trop élevées..
Un bon concert d'un groupe très sympathique et souriant, mais malheureusement pas la claque que j'ai attendu après leur euphorisant spectacle de 2008 au Point Éphémère. Il manquait un peu la spontanéité, la fraicheur et l'autencité. Le chanteur faisait souvent de poses juste pour les photographes, omniprésents hier à La Maroquinerie. Il est très gentil ce mec moustachu de 1, 95, mais il n'a ni la présence ni le charisme (et pas non plus la voix) d'un Win Butler d'Arcade Fire. A propos Arcade Fire. Pas mal des choses me rappelaient ce groupe canadien, qui a lancé il y a quelques années la mode des groupes rock au violons. Depuis la sortie et le succès critique et commercial de Funeral il y a énormenement des groupes qui font dans le même style. Ils sont toujours très nombreux sur scène (Efterklang comptait 7 musiciens hier, dont le très bon violiniste Peter Broderick, qui est aussi artiste solo remarquable), changent les instruments souvent (c'est pourquoi? Pour montrer au public que chaque musicien dans le groupe maîtrise tout?) et hurlent les refrains en choeur. En voyant ça je mes dis parfois ci ce n'était pas mieux d'aller voir un groupe en formation classique et efficace, guitare-bass-batterie. Mais bon...
Dommage aussi qu'il n y a plus Anna Bronstedt dans le groupe qui poursuit desormais sa carrière solo sous le nom de Our Broken Garden. Sa remplaçante était gentille comme tout, mais n'avais pas le même charisme et pas non plus sa voix cristalline.
Petite déception donc, mais les attentes étaient peut-être trop élevées..
4 Kommentare :
Bzgl. Tourdaten Efterklang:
Mülheim, nicht Mühlheim. ;-)
Oh ja, danke für den Hinweis! Ist ausgebessert.
des bloggers sinnkrise ist sicher einen austausch wert. aber: du hörst und siehst musik, berichtest darüber. das ist alles. was die anderen treiben? egal.
Dein weiser Kommentar hätte von meinem Vater kommen können, Eike. Bloß, daß er vor das Wörtchen "egal" noch den Zusatz "scheiß" gesetzt hätte :)
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