Donnerstag, 26. April 2012

Laura Gibson, Frankfurt, 25.04.12


Konzert: Laura Gibson
Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 25.04.2012
Zuschauer: 120
Dauer: gut 70 min


Oh war das gut!

In den ersten ein, zwei Minuten wäre ich noch nicht unbedingt zu diesem Schluß gekommen, ich brauchte ein wenig, um mich auf Laura Gibsons Stimme einzulassen, die nicht nur dann ungewöhnlich klang, wenn die Amerikanerin das neben dem normalen befestigte verzerrende Mikro besang. Daß das Konzert mit jedem Stück besser, aufregender und kurzweiliger wurde, war sicher Resultat dieses Einlassens auf ihre Musik und nicht das einer besonders brillanten Dramaturgie. Gestern beim guten Maps & Atlases Konzert im Gebäude 9 war ich nach 70 Minuten einverstanden, als das letzte Lied verklang, heute hätte ich gerne viel länger zugehört, als die Sängerin mit ihren Begleitern nach der selben Zeit die letzte Zugabe beendete.

Das Bett ist ein eher kühl eingerichteter Club, mit einer bestuhlten Einrichtung (doofe Formulierung; mit Bestuhlung...) hatte ich nicht gerechnet. In der Mitte waren Sessel, Stühle und Bierbänke und einige Couchtische aufgestellt. Es passte nicht so richtig, machte aber bei Lauras Musik absolut Sinn. Durch die Möblierung wirkte der große Saal auch angenehm gefüllt, ohne die Sitzgelegenheiten hätten sich die vielleicht 120 Zuschauer im Bett verloren.

Bei den Vorbereitungen der Band die nächste Überraschung: ein Fagott wurde auf der Bühne abgelegt. Ich bin nicht sicher, ob das einer musikwissenschaftlichen Überprüfung standhalten würde, ich liebe aber Fagott und Oboe, während ich deren schmutzige Halbschwester Klarinette so gar nicht leiden kann. Oboen sieht man ab und zu bei Konzerten, aber ein Fagott? Wow!

Zunächst blieb das tolle Instrument aber liegen, Laura wurde von einem Bassisten, einem Schlagzeuger und einem Keyboarder begleitet. Den Auftakt bildete der Titelsong ihres aktuellen Albums, ein Stück, das ich mir auch in Musikclubs der 20er Jahre vorstellen könnte. La grande klingt nach Schellack und gedämpften Trompeten (die im Laufe des Abends wirklich immer wieder vorkamen). Spätestens beim dritten Lied des Konzerts, Skin warming skin, hatte es mich endgültig gepackt. Eine Theorie für den zögerlichen Beginn ist, daß Lauras Stimme nicht zu ihr passt - man (ich) erwartet zu einer solchen Stimme eine andere Person.

Zum übernächsten Song rief Laura ihren Tourbegleiter Fritz auf die Bühne. Der Gastmusiker habe ihr bislang verheimlicht, daß er Fagott spiele, diese Fähigkeit wolle man jetzt auf Tour nutzen. In der Studioversion kommen leise Bläser vor, ich kann aber nicht erkennen, ob das nicht doch eher ein Horn ist.

Beide Blasinstrumente kamen im Anschluß bei Milk-heavy, pollen-eyed zum Einsatz. Das Stück war aber nicht deshalb eines der schönsten des Abends! Milk-heavy... ist einfach von wundervoll getragener Schönheit. Wenn man jemanden erklären will, warum auch viele Musikzeitungen von Laura Gibson schwärmen, empfehle ich, dieses Lied stattdessen laufen zu lassen!

Bis dahin hatte die Sängerin aus dem Nordwesten der USA nur Lieder von La grande gespielt. Hands in pockets vom 2006er Debüt If you come to greet me war der erste Sprung zurück. Danach schickte die Sängerin die Band von der Bühne. "They'll play Angry birds on their phones!" - Laura spielte Sleepers von ihrer zweiten Platte. In einer der Pausen zwischen den Strophen krachte ein Glas auf den Boden, im Takt. Ansonsten war es glücklicherweise meist (angemessen) ruhig, quatschendes Volk hätte heute wirklich ganz besonders gestört.

Die Band spielte noch ein weiteres Level Angry birds, und Laura coverte (wie Nirvana) In the pines, das wegen ihrer besonderen Stimme wie ein eigenes Lied klang!

Lauras Begleiter hatten das Level endlich geschafft und kamen zurück. Gemeinsam spielten sie Spirited und die drei La grande Lieder Time is not (toll!) und The fire, um zum Abschluß das extrem reduzierte aber um die mitbrummenden Zuschauer ergänzte
The rushing dark vorzutragen. Ich bilde mir ein, auf solche inszenierten schönen Momente nicht zu reagieren, es klappte aber nicht.

Zur ersten Zugabe kam Laura wieder alleine. The longest day stammt auch von ihrem ersten Album und verzückte mich sehr! Die Sängerin spielte das Lied unverstärkt am Bühnenrand, die Cowboystiefel halb über der Kante. Wieder so ein geplantes Highlight, und wieder wäre es herzlos gewesen, dies zu kritisieren!

Die Band kam zurück - mit Fritz und dem Fagott - und beendete den Abend mit dem fehlenden Song von La grande. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, einen solch tollen Auftritt zu erleben. Umso schöner!

Setlist Laura Gibson, Das Bett, Frankfurt:

01: La grande
02: Lion/lamb
03: Skin warming skin
04: Red moon
05: Feather lungs
06: Milk-heavy, pollen-eyed
07: Hands in pockets
08: Sleeper (Laura Gibson solo)
09: In the pines (Lead Belly Cover) (Laura Gibson solo)
10: Time is not
11: Spirited
12: The fire
13: The rushing dark

14: The longest day (Z)
15: Crow/swallow (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Laura Gibson, Paris, 16.04.12
- Laura Gibson, Paris, 18.01.12
- Laura Gibson, Paris, 20.04.10
- Laura Gibson, Olivers Wohnzimmer, 12.12.09



3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

der Lied - du Opfa! ^^

Christoph hat gesagt…

Hey, das war in Frankfurt. Ich dachte, da sei "der Lied" korrekt. Danke für den ... Hinweis.

Guido hat gesagt…

gefällt mir :-)
Ihre Stimme erinnert mich irgendwie an den Klang einer Trompete ("zärtlich gespielt")

 

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