Montag, 16. April 2012

Hey Rosetta!, Paris, 14.04.12


Konzert: Hey Rosetta!

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 14.04.2012

Zuschauer: etwa 250-300


Schon perfide, wie die Musikindustrie den Konsumenten Bands schmackhaft macht. Da wird oft stark darauf vertraut, daß Leute, die bestimmte Lieblingsgruppen haben, auch automatisch alles mögen, was ähnlich klingt.

Beispiel Coldplay: Spätestens seit dem Erfolg von A Rush Of Blood To The Head schossen die Nachahmer wie die Pilze aus dem Boden. Snow Patrol, Keane, Elbow, Thirteen Senses, Athlete. Softer Rock mit Piano und Emphase war von nun an total angesagt.

Beispiel Arcade Fire: Seitdem Funeral 2004 große Triumphe feierte, wurden Musikfans von Bands mit einer Geige geradezu bombadiert. Die Liste der Formationen, die so ähnlich klingt wie die Truppe um Win Butler ist viel zu lang, um sie hier aufzuzählen.

Beispiel Mumford & Sons: Seitdem Sigh No More abräumte, kommen immer mehr Kapellen nach oben, die ebenfalls mit würziger Stimme und fetzigem Folk punkten: Dan Mangan, Dry The River und The Heat And The Heart seien hier nur stellvertretend genannt.

Und was haben Hey Rosetta!, damit zu tun, die am Samstag in der Pariser Fléche d'or antraten!? Nun, die klingen wie eine Mischung aus den vorher genannten Gruppen. Von Coldplay haben sie sich die seichten Pianoballaden abgeschaut und auch die Singalaongs fürs Stadion inklusive Mitklatschpassagen. Von Arcade Fire haben sie die Geige, die epischen Bombastphasen und den Vorwärtsdrang übernommen und mit Mumford & Sons teilen sie die Liebe zum schwungvollen Folkrock mit Reibeisenstimme.


Diese Mischung gefiel mir auch am Anfang noch recht gut und ich wippte sogar immer mal wieder mit, bloß mit jedem weiteren Lied fielen mir immer stärker die abtörnenden Elemente bei Hey Rosetta! auf. Die permanente Aufforderung zum Mitklatschen zum Beispiel. Scheußlich. Oder auch die vielen platten Singalongs, die zumindest in dieser Häufung in ein Stadion gehören, nicht in einen Club wie die Fléche d'or. Fies. Und das Schlimmste: die Stimme von Sänger Tim Baker. Sie klang nach dem verfluchten Sting. Eine geradezu fatale Assoziation, die mir das weitere Konzert vollständig verdarb. Platten und CDs von Sting oder Police habe ich immer gehasst und ich arme Sau musste damals damit klarkommen, daß meine Schwester Fan von Herrn Sumner war und dessen Platten oft laufen ließ.


Letztlich war also nicht viel zu retten an diesem Konzert von Hey Rosetta!, daß das aus vielen Kanadiern bestehende Publikum im Übrigen mit riesiger Begeisterung aufnahm. Viele kannten die (nicht wahnsinnig tiefsinnigen) Texte und sangen sie laut mit. Sogar Crowdsurfing gab es, als seien wir hier bei einem Punk Konzert gewesen.

Auch meine französischen Bekannten äußerten sich hinterher recht angetan, aber ich konnte einfach nicht in die Begeisterungshymnen mit einstimmen. Für mich war das nix. Stimmung toll, in der Tat, Konzert eher flach, so mein Fazit. Und was mir die Musikindustrie unterjubeln will, muss ich noch lange nicht mögen, obwohl Hey Rosetta! auf den ersten Blick eigentlich eine Band ist, die meinem Beuteschema entspricht.

Setlist hier



2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Warum machst du dir die Mühe so eine schlechte Kritik über ein Konzert zu schreiben ? Zuviel Zeit ? Und: welche Industrie will dir hier was unterjubeln ? Die Platte erscheint auf einem Indielabel, bei einem Indievertrieb. Übrigens: ich finde die Band einmalig gut.

Oliver Peel hat gesagt…

Mühe gebe ich mir immer, das gehört zu meinen Qualitäten. Und die Kritik war ja nicht schlecht, sondern gut (geschrieben), lediglich die Band ist schwach wie eine Flasche leer.

Und auch Indielabels gehören zur Musikindustrie.

 

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