Konzert: Liz Green (+ Amy Musser)
Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 26.04.12
Zuschauer: etwa 300
Was stand nicht an diesem 26. April in Paris alles auf dem Programm! Die Great Lake Swimmers spielten im Petit Bain, Tara Jane O'Neil und Mirah in der Gaité Lyrique, die Lemonheads in der Maroquinerie, The Rapture im Olympia, Jonathan Morali (Syd Matters) Im Musée d'Art Moderne. So viele gute Künstler, die ich sehr mag, alle am gleichen Abend, verrückt!
Ich entschied mich doch erneut für die Britin Liz Green und hinterher bereute ich diese Entscheidung nicht im Geringsten. Eigentlich wollte ich ja für mich und unsere Leser für etwas Abwechslung sorgen, da wir Liz hier in den letzten Monaten gleich mehrfach hatten. Aber andererseits mag ich es auch, gesammelte Eindrücke zu vertiefen, alte und neue Auftritte des gleichen Künstlers miteinander zu vergleichen und zu sehen, wohin die Reise geht. Und da kann ich bei Miss Green ganz klar sagen, daß sie weiterhin entzückend anzusehen- und zu hören ist. Ist schon allein toll, daß sie trotz der erheblich gestiegenen Medienpräsenz immer noch so natürlich und liebenswürdig geblieben ist (mir wurde kürzlich zu Ohren getragen, daß ihr Label sie zu einer neuen Adele machen wollte, Gott bewahre!) und keinerlei Allüren zeigte, sondern viele Späßchen machte.
Und in musikalischer Hinischt kam ich heute in den Genuß etlicher neuer, unveröffentlichter Lieder, die Liz Green am Piano vortrug, so daß auch dahingehend keine Monotonie zu beklagen war. Etwas mehr Jazz und weniger Blues, so könnte man das neue Material stilistisch ungefähr einordnen, aber ihre wundervolle Grammofonstimme ist natürlich geblieben. Auch an der so verführerischen Melancholie hält sie fest und tut gut daran. Anzeichen von kommerziellem Jazzpop fürs Mainstream-Radio waren jedenfalls nicht auszumachen.
Ansonsten gab es aber natürlich viel Altbekanntes von dem vorzüglichen Album O, Devotion! für das sie gut und gerne 5 Jahre gebraucht hat. Die Lieder sind ja jetzt schon so was wie Klassiker. Midnight Blues, Bad Medecine oder Displacement Song, die Spatzen pfeifen sie von den Dächern und meine Katze swingt mit seinen Pfoten dazu.
Aber speziell zu Bad Medicine (heute wie immer mit der Liz Greenschen Mundtrompete vorgetragen) ist gerade erst vor Kurzem ein verblüffendes Zeichentrickvideo (die Technik heißt Stop Motion) mit Papierpüppchen enstanden, daß in einem Cowboy Saloon spielt und sehr blutig endet.
Beweis dafür, daß Miss Green auch etwas für visuelle Aspekte übrig hat, wie auch ihre wundervollen, handgestalteten Booklets eindrucksvoll zeigen.
Zurück zum Konzert. Das flutschte gut, schließlich ist die Band nach wochenlangem Touren (Liz witzelte darüber, daß sie das gleiche Hemd wie vor ein paar Monaten im Point Ephémère trage, da sie nicht die Zeit hatte, nach England zurückzukehren) nahezu perfekt eingespielt und beherrscht die Songs im Schlaf. Heute fehlte allerdings der rundliche Tubaspieler, aber Trombone, Schlagzeug Saxofon und Kontrabass gab es sehr wohl im Instrumentarium, was zu einer schummrigen Baratmosphäre der 20 er oder 30 er Jahre führte. Die Musiker verstanden sich auch gut untereinander, das wirkte alles sehr friedlich und harmonisch.
So verging dann die Zeit sehr schnell und da man im Café de la Danse pünktlich um 22 Uhr 30 schließen muss, wurde auch keine übermäßige Überziehung geduldet. Dennoch gab es noch 3 Zugaben. French Singer brachte die Frau aus Manchester allein deshalb, weil es so gut zu Paris passte, merkte aber an, daß die Albumversion auf dem Piano eingespielt worden sei, sie aber hier und heute das Ganze mit der Akustischen vortragen werde, wie es eigentlich ursprünglich war, bevor sie das Andre Sister Cover (angeblich ein beliebtes Lied bei Nazifeiern während des dritten Reiches, später aber wegen jüdischen Ursprungs gebannt) Bei mir bist du schön vortrug und mit dem sentimentalen Gallows endeute ("you always bring me down").
Bei Mir Bis du Shoen by Liz Green
Bereits der Beginn des Konzerte wurde übrigens mit einem Cover, dem a'capella gesungenen Grinnin' in your Face von Son House bestritten und kurz vorher hatte auch die Amerikanerin Amy Musser ihren Teil zum Gelingen des Abends beigetragen. Die in Paris lebende Singer/Songwriterin spielte mit ihrer eleganten Hauchstimme zarte Folkballaden, die perfekt zur Einstimmung waren und uns die Wartezeit auf Liz Green versüßten. Für die junge Chanteuse war es eines ihrer ersten Konzerte in Paris überhaupt und dannn gleich vor 300 Leuten! Trotzdem schaffte sie es ziemlich gut, ihre Nerven im Zaum zu halten und überraschte das Publikum sogar mit zwei französischen Liedern. In einem ging es um Champagner, ihrem Lieblingsgetränk wie sie schmunzelnd anmerkte und wer Frankreich kennt, weiß, daß wir es hier nicht mit einem Schickimicki- sondern (freilich kostspieligen) Volksgetränk zu tun haben, das Franzosen aller Kreise trinken.
Am besten gefiel mir mit der zartschmelzenden Ballade Hades aber trotzdem ein englischer Song , der von der träumerischen Stimmung her ein wenig an Marissa Nadler erinnerte und im Lofi Stil in ihrem Schlafzimmer aufgenommen wurde.
Ich denke von Amy Musser werden wir noch hören.
Insgesamt ein denkwürdiger Abend von dessen Ende ich gleich noch ein wenig berichten möchte...
Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 26.04.12
Zuschauer: etwa 300
Was stand nicht an diesem 26. April in Paris alles auf dem Programm! Die Great Lake Swimmers spielten im Petit Bain, Tara Jane O'Neil und Mirah in der Gaité Lyrique, die Lemonheads in der Maroquinerie, The Rapture im Olympia, Jonathan Morali (Syd Matters) Im Musée d'Art Moderne. So viele gute Künstler, die ich sehr mag, alle am gleichen Abend, verrückt!
Ich entschied mich doch erneut für die Britin Liz Green und hinterher bereute ich diese Entscheidung nicht im Geringsten. Eigentlich wollte ich ja für mich und unsere Leser für etwas Abwechslung sorgen, da wir Liz hier in den letzten Monaten gleich mehrfach hatten. Aber andererseits mag ich es auch, gesammelte Eindrücke zu vertiefen, alte und neue Auftritte des gleichen Künstlers miteinander zu vergleichen und zu sehen, wohin die Reise geht. Und da kann ich bei Miss Green ganz klar sagen, daß sie weiterhin entzückend anzusehen- und zu hören ist. Ist schon allein toll, daß sie trotz der erheblich gestiegenen Medienpräsenz immer noch so natürlich und liebenswürdig geblieben ist (mir wurde kürzlich zu Ohren getragen, daß ihr Label sie zu einer neuen Adele machen wollte, Gott bewahre!) und keinerlei Allüren zeigte, sondern viele Späßchen machte.
Und in musikalischer Hinischt kam ich heute in den Genuß etlicher neuer, unveröffentlichter Lieder, die Liz Green am Piano vortrug, so daß auch dahingehend keine Monotonie zu beklagen war. Etwas mehr Jazz und weniger Blues, so könnte man das neue Material stilistisch ungefähr einordnen, aber ihre wundervolle Grammofonstimme ist natürlich geblieben. Auch an der so verführerischen Melancholie hält sie fest und tut gut daran. Anzeichen von kommerziellem Jazzpop fürs Mainstream-Radio waren jedenfalls nicht auszumachen.
Ansonsten gab es aber natürlich viel Altbekanntes von dem vorzüglichen Album O, Devotion! für das sie gut und gerne 5 Jahre gebraucht hat. Die Lieder sind ja jetzt schon so was wie Klassiker. Midnight Blues, Bad Medecine oder Displacement Song, die Spatzen pfeifen sie von den Dächern und meine Katze swingt mit seinen Pfoten dazu.
Aber speziell zu Bad Medicine (heute wie immer mit der Liz Greenschen Mundtrompete vorgetragen) ist gerade erst vor Kurzem ein verblüffendes Zeichentrickvideo (die Technik heißt Stop Motion) mit Papierpüppchen enstanden, daß in einem Cowboy Saloon spielt und sehr blutig endet.
Beweis dafür, daß Miss Green auch etwas für visuelle Aspekte übrig hat, wie auch ihre wundervollen, handgestalteten Booklets eindrucksvoll zeigen.
Zurück zum Konzert. Das flutschte gut, schließlich ist die Band nach wochenlangem Touren (Liz witzelte darüber, daß sie das gleiche Hemd wie vor ein paar Monaten im Point Ephémère trage, da sie nicht die Zeit hatte, nach England zurückzukehren) nahezu perfekt eingespielt und beherrscht die Songs im Schlaf. Heute fehlte allerdings der rundliche Tubaspieler, aber Trombone, Schlagzeug Saxofon und Kontrabass gab es sehr wohl im Instrumentarium, was zu einer schummrigen Baratmosphäre der 20 er oder 30 er Jahre führte. Die Musiker verstanden sich auch gut untereinander, das wirkte alles sehr friedlich und harmonisch.
So verging dann die Zeit sehr schnell und da man im Café de la Danse pünktlich um 22 Uhr 30 schließen muss, wurde auch keine übermäßige Überziehung geduldet. Dennoch gab es noch 3 Zugaben. French Singer brachte die Frau aus Manchester allein deshalb, weil es so gut zu Paris passte, merkte aber an, daß die Albumversion auf dem Piano eingespielt worden sei, sie aber hier und heute das Ganze mit der Akustischen vortragen werde, wie es eigentlich ursprünglich war, bevor sie das Andre Sister Cover (angeblich ein beliebtes Lied bei Nazifeiern während des dritten Reiches, später aber wegen jüdischen Ursprungs gebannt) Bei mir bist du schön vortrug und mit dem sentimentalen Gallows endeute ("you always bring me down").
Bei Mir Bis du Shoen by Liz Green
Bereits der Beginn des Konzerte wurde übrigens mit einem Cover, dem a'capella gesungenen Grinnin' in your Face von Son House bestritten und kurz vorher hatte auch die Amerikanerin Amy Musser ihren Teil zum Gelingen des Abends beigetragen. Die in Paris lebende Singer/Songwriterin spielte mit ihrer eleganten Hauchstimme zarte Folkballaden, die perfekt zur Einstimmung waren und uns die Wartezeit auf Liz Green versüßten. Für die junge Chanteuse war es eines ihrer ersten Konzerte in Paris überhaupt und dannn gleich vor 300 Leuten! Trotzdem schaffte sie es ziemlich gut, ihre Nerven im Zaum zu halten und überraschte das Publikum sogar mit zwei französischen Liedern. In einem ging es um Champagner, ihrem Lieblingsgetränk wie sie schmunzelnd anmerkte und wer Frankreich kennt, weiß, daß wir es hier nicht mit einem Schickimicki- sondern (freilich kostspieligen) Volksgetränk zu tun haben, das Franzosen aller Kreise trinken.
Am besten gefiel mir mit der zartschmelzenden Ballade Hades aber trotzdem ein englischer Song , der von der träumerischen Stimmung her ein wenig an Marissa Nadler erinnerte und im Lofi Stil in ihrem Schlafzimmer aufgenommen wurde.
Ich denke von Amy Musser werden wir noch hören.
Insgesamt ein denkwürdiger Abend von dessen Ende ich gleich noch ein wenig berichten möchte...
1 Kommentare :
300 Gäste - This is madness!!!
Wirklich schön - bin mal auf den Rest des Berichts gespannt :)
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