Konzert: Susanna Berivan + Holly Mae
Ort: Sofa Salon (wechselnde Orte), Berlin
Datum: 27.04.2012
Zuschauer: „ausverkauft“ ca. 30
Konzertdauer: sicherlich über 2 Stunden
Bericht und Fotos von Markus aus Berlin
Es ist Freitag Abend - endlich setzt sich der Frühling durch und Berlin wird liebenswert. An diesem schönen Abend bin ich zum zweiten Mal mit dem Sofa Salon verabredet - und nachdem das erste Date bei mir einen unheimlich guten Eindruck hinterlassen hatte, kann ich mich von hohen Erwartungen nicht lossagen.
Dieses Mal ist der Sofa-Salon im aufstrebenden Neukölln - das mich an das Friedrichshain der 90er erinnert. So hat auch die schön dekorierte und sehr atmosphärische Wohnung passenderweise abgeschliffene Dielen und als Kontrast zur Moderne einen Kohleofen.
Sam Wareing, die Veranstalterin, sowie die sympathische Wohnungsinhaberin begrüßen mich sehr freundlich und ich werde schnell ein Teil der bunt gemischten Runde. Gestärkt mit einem Bier suche ich mir mein Plätzchen auf dem Sofa - zu dem sich auch noch zwei angenehme weitere Gäste gesellen. Es beginnt eine lustige Unterhaltung über Bücher, einen verdorrten Baum im Topf im Angesicht einer Gießkanne und die Notwendigkeit von Balkonen. Wie auch beim letzten Sofa Salon, so ist auch dieses Mal das Publikum sehr aufgeschlossen freundlich.
Auf dem Speiseplan stehen dieses Mal zwei Musikerinnen: Susanna Berivan, die sich wohl dem Blues und „seltsamen“ Folk und rauem Soul verschrieben hat.Ich versäumte es im Vorfeld mir ihre Musik anzuhören, sodass ich das erstmal so im Raum stehen lassen musste. Im Gegensatz dazu waren mir ein paar Lieder von Holly Mae, dem weiteren Gast des Abends, bekannt.
Sam eröffnet den Abend des 28. Sofa Salons wieder sehr galant, herzlich und gewinnend. Sie hat ein großartiges Talent mit ihrer Art die Künstler als auch das Publikum aufeinander einzustimmen.
Susanna Berivan sitzt auf einem einfachen Holzstuhl am Fenster und in ihren Händen hält sie eine stark bespielte Gitarre. Sie beginnt das erste Lied gleich mit ungewohnten Geräuschen - Wind und Vogelgezwischter aus ihrem Mund - und dazu leichtes Gitarrenspiel. „When You Are Hungry“ beginnt. Ein starkes Lied mit einem schönen Rhythmus und viel Gefühl durch ihre ausdrucksstarke Stimme. Kein einfaches Gitarrengeplänkel eines traurigen Mädchens. Eine interessante Mischung aus Country, Folk, Blues und was auch immer. Als sie zwischendurch immer wieder die Mund-Trompete in ihre Lieder einfließen lässt, muss ich sofort an Liz Green denken. Susanna Berivan steht ihr dabei in nichts nach. Überhaupt - sie überzeugt sofort durch ihre Stimme, die ihre Lieder nicht besser untermalen könnten. Sie ist nicht eine weitere junge Frau mit einer Gitarre in der Hand, die sehnsüchtig und verkitscht romatisch vor sich hinträllert. Susanna Berivan ist eine begnadete Musikerin. Sie redet während ihrer Lieder nicht sehr viel - das ist auch nicht weiter nötig. Ich ertappe mich, wie ich meine Augen schließe und mit dem Kopf im Rhythmus hin und her wippe. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche wirken diese versöhnlichen und schönen Klänge wie Balsam auf die geschundene Großstadtseele. Als ich die Augen öffne, sehe ich, dass es mir nicht alleine so geht. Schön sind auch ihre kurzen Lieder, als würde der anfängliche Wind einen schönen Duft herbei wehen, um diesen im nächsten Augenblick fortzuwehen. Es ist nicht jedem Musiker vergönnt, so schön die Mundtrompete zu spielen, wie es Susanna Berivan und Liz Green es tun. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange es bei Liz Green dauerte, bis sie ihren Durchbruch schaffte, ich glaube es waren viele Jahre. Ich hoffe, dass Susanna Berivan die Geduld behält und sich und ihrer Musik treu bleibt. Auch wenn sie mit ihrer Band „Laing“ aktuell gerade deutlich mehr Aufmerksamkeit erhält.
Nach einer kurzen Pause geht der Abend weiter - mit der bezaubernden Holly Mae. Es ist immer schön mitzuerleben, wenn sich Künstler füreinander interessieren - und so war es auch schön zu bemerken, das Holly Mae das Konzert von Susanna Berivan ebenso verzaubert. Das machte sie schon weit vor ihrem Auftritt für mich sympathisch. Es ist ja keine Seltenheit, dass Künstler gerne gelangweilt warten, bis sie endlich selbst spielen dürfen. Auch Susanna Berivan ließ sich den Auftritt von Holly Mae nicht entgehen. Klasse!
Holly Mae solo. Dieses Experiment habe ich zuletzt mit Timber Timbre als auch mit Andreas Spechtl von Ja, Panik gewagt. Das eine Mal war es für mich grottenschlecht und das andere Mal phantastisch. Und - wie ist Holly Mae nun solo? Ebenso phantastisch. Sie hat eine herausragende Stimme und ihre dezente E-Gitarre am Mini-Verstärker ist nur leichte Untermalung. Eigentlich bräuchte sie das nicht zwingend. Anfänglich ist sie mit ihrer Stimme noch zögerlich - und je mehr sie singt, desto selbstbewusster spielt sie damit. Ihre Musik schafft diese intimen Momente, bei denen man das Gefühl bekommt eins mit sich und der Welt zu werden. Ihr Musik ist wie der Soundtrack des Lebens - so wandlungsfähig und so berührend. Auch bei ihr schließe ich oft die Augen und lasse mich treiben von der Gedankenwelt, die sich bei mir vor dem inneren Auge auftut. Und das was ich dann sehe ist schön. Holly Mae´s Musik ist wie eine Traumlandschaft, in der Erinnerungen behutsam geweckt werden. Diese Erinnerungen sind angenehm und so können sie mit der berührenden Musik von Holly Mae miteinander tanzen und sich in den Arm schließen. Das Konzert endet leider viel zu schnell und es stimmt mich nur versöhnlich, dass sie bald wieder auftreten wird - im legendären Schokoladen. Eine gute Wahl auf beiden Seiten.
Der Abend klingt aus und wie auch beim letzten Mal, bleiben viele der Gäste noch lange. Ich gehe dann auch so kurz vor eins und bin dankbar für die Gelegenheit so großartige Musik in so schöner Umgebung mit so lieben Menschen erlebt zu haben.Der Sofa Salon wird in meinem Kalender dauerhaft rot markiert sein.
Links:
Sofa Salon www.sofasalon.de
Susanna Berivan
http://www.facebook.com/pages/Susanna-Berivan-music-page/153850311312878?v=app_178091127385
Holly Mae & The Painted Room
http://www.hollymaeandthepaintedroom.com
http://hollymaeandthepaintedroom.bandcamp.com/releases
Nächstes Konzert: 10.5.2012 Schokoladen Berlin (mit Band)
Dieses Mal ist der Sofa-Salon im aufstrebenden Neukölln - das mich an das Friedrichshain der 90er erinnert. So hat auch die schön dekorierte und sehr atmosphärische Wohnung passenderweise abgeschliffene Dielen und als Kontrast zur Moderne einen Kohleofen.
Sam Wareing, die Veranstalterin, sowie die sympathische Wohnungsinhaberin begrüßen mich sehr freundlich und ich werde schnell ein Teil der bunt gemischten Runde. Gestärkt mit einem Bier suche ich mir mein Plätzchen auf dem Sofa - zu dem sich auch noch zwei angenehme weitere Gäste gesellen. Es beginnt eine lustige Unterhaltung über Bücher, einen verdorrten Baum im Topf im Angesicht einer Gießkanne und die Notwendigkeit von Balkonen. Wie auch beim letzten Sofa Salon, so ist auch dieses Mal das Publikum sehr aufgeschlossen freundlich.
Auf dem Speiseplan stehen dieses Mal zwei Musikerinnen: Susanna Berivan, die sich wohl dem Blues und „seltsamen“ Folk und rauem Soul verschrieben hat.Ich versäumte es im Vorfeld mir ihre Musik anzuhören, sodass ich das erstmal so im Raum stehen lassen musste. Im Gegensatz dazu waren mir ein paar Lieder von Holly Mae, dem weiteren Gast des Abends, bekannt.
Sam eröffnet den Abend des 28. Sofa Salons wieder sehr galant, herzlich und gewinnend. Sie hat ein großartiges Talent mit ihrer Art die Künstler als auch das Publikum aufeinander einzustimmen.
Susanna Berivan sitzt auf einem einfachen Holzstuhl am Fenster und in ihren Händen hält sie eine stark bespielte Gitarre. Sie beginnt das erste Lied gleich mit ungewohnten Geräuschen - Wind und Vogelgezwischter aus ihrem Mund - und dazu leichtes Gitarrenspiel. „When You Are Hungry“ beginnt. Ein starkes Lied mit einem schönen Rhythmus und viel Gefühl durch ihre ausdrucksstarke Stimme. Kein einfaches Gitarrengeplänkel eines traurigen Mädchens. Eine interessante Mischung aus Country, Folk, Blues und was auch immer. Als sie zwischendurch immer wieder die Mund-Trompete in ihre Lieder einfließen lässt, muss ich sofort an Liz Green denken. Susanna Berivan steht ihr dabei in nichts nach. Überhaupt - sie überzeugt sofort durch ihre Stimme, die ihre Lieder nicht besser untermalen könnten. Sie ist nicht eine weitere junge Frau mit einer Gitarre in der Hand, die sehnsüchtig und verkitscht romatisch vor sich hinträllert. Susanna Berivan ist eine begnadete Musikerin. Sie redet während ihrer Lieder nicht sehr viel - das ist auch nicht weiter nötig. Ich ertappe mich, wie ich meine Augen schließe und mit dem Kopf im Rhythmus hin und her wippe. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche wirken diese versöhnlichen und schönen Klänge wie Balsam auf die geschundene Großstadtseele. Als ich die Augen öffne, sehe ich, dass es mir nicht alleine so geht. Schön sind auch ihre kurzen Lieder, als würde der anfängliche Wind einen schönen Duft herbei wehen, um diesen im nächsten Augenblick fortzuwehen. Es ist nicht jedem Musiker vergönnt, so schön die Mundtrompete zu spielen, wie es Susanna Berivan und Liz Green es tun. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange es bei Liz Green dauerte, bis sie ihren Durchbruch schaffte, ich glaube es waren viele Jahre. Ich hoffe, dass Susanna Berivan die Geduld behält und sich und ihrer Musik treu bleibt. Auch wenn sie mit ihrer Band „Laing“ aktuell gerade deutlich mehr Aufmerksamkeit erhält.
Nach einer kurzen Pause geht der Abend weiter - mit der bezaubernden Holly Mae. Es ist immer schön mitzuerleben, wenn sich Künstler füreinander interessieren - und so war es auch schön zu bemerken, das Holly Mae das Konzert von Susanna Berivan ebenso verzaubert. Das machte sie schon weit vor ihrem Auftritt für mich sympathisch. Es ist ja keine Seltenheit, dass Künstler gerne gelangweilt warten, bis sie endlich selbst spielen dürfen. Auch Susanna Berivan ließ sich den Auftritt von Holly Mae nicht entgehen. Klasse!
Holly Mae solo. Dieses Experiment habe ich zuletzt mit Timber Timbre als auch mit Andreas Spechtl von Ja, Panik gewagt. Das eine Mal war es für mich grottenschlecht und das andere Mal phantastisch. Und - wie ist Holly Mae nun solo? Ebenso phantastisch. Sie hat eine herausragende Stimme und ihre dezente E-Gitarre am Mini-Verstärker ist nur leichte Untermalung. Eigentlich bräuchte sie das nicht zwingend. Anfänglich ist sie mit ihrer Stimme noch zögerlich - und je mehr sie singt, desto selbstbewusster spielt sie damit. Ihre Musik schafft diese intimen Momente, bei denen man das Gefühl bekommt eins mit sich und der Welt zu werden. Ihr Musik ist wie der Soundtrack des Lebens - so wandlungsfähig und so berührend. Auch bei ihr schließe ich oft die Augen und lasse mich treiben von der Gedankenwelt, die sich bei mir vor dem inneren Auge auftut. Und das was ich dann sehe ist schön. Holly Mae´s Musik ist wie eine Traumlandschaft, in der Erinnerungen behutsam geweckt werden. Diese Erinnerungen sind angenehm und so können sie mit der berührenden Musik von Holly Mae miteinander tanzen und sich in den Arm schließen. Das Konzert endet leider viel zu schnell und es stimmt mich nur versöhnlich, dass sie bald wieder auftreten wird - im legendären Schokoladen. Eine gute Wahl auf beiden Seiten.
Der Abend klingt aus und wie auch beim letzten Mal, bleiben viele der Gäste noch lange. Ich gehe dann auch so kurz vor eins und bin dankbar für die Gelegenheit so großartige Musik in so schöner Umgebung mit so lieben Menschen erlebt zu haben.Der Sofa Salon wird in meinem Kalender dauerhaft rot markiert sein.
Links:
Sofa Salon www.sofasalon.de
Susanna Berivan
http://www.facebook.com/pages/Susanna-Berivan-music-page/153850311312878?v=app_178091127385
Holly Mae & The Painted Room
http://www.hollymaeandthepaintedroom.com
http://hollymaeandthepaintedroom.bandcamp.com/releases
Nächstes Konzert: 10.5.2012 Schokoladen Berlin (mit Band)
2 Kommentare :
wunderschöner artikel von markus aus berlin,in der tat berlin ist wieder liebenswert geworden,happy sunday wünscht muttchen aus berlin
Danke Brigitte!
Ich habe den ganzen Tag schon Ohrwürmer der beiden Sängerinnen. War ein toller Abend! Leider sind mir die Fotos nicht sehr gut gelungen - aber irgendwie wollte ich die Atmosphäre nicht mit Dauerknipsen stören. So ruhig wie es teilweise war, wäre dem Publikum das Geklicke der Kamera so laut wie ein Presslufthammer vorgekommen...
So sehr ich zuletzt bei Laura Gibson, SoKo mit dem Berliner Publikum hart ins Gericht ging, so versöhnlich stimmen mich dann solche Abende bei denen eine zauberhafte Atmosphäre möglich wird.
Kommentar veröffentlichen