Montag, 31. August 2009

Festival Rock en Seine bei Paris, 30.08.09

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Konzert: Festival Rock en Seine bei Paris, 3. und letzter Festivaltag

Ort: Domaine Nationale de Saint Cloud bei Paris
Datum: 30.08.2009
Zuschauer: ausverkauft



Sonntags komme ich nie gut aus den Federn. Dennoch raffe ich mich irgendwann auf, fange aber an, noch Fotos vom Vortag auszusortieren. Damit verplempere ich soviel Zeit, daß ich erst gegen 14 Uhr aufbreche. Metric sind aber bereits um 14 Uhr 30 angesetzt und die wollte ich eigentlich auf keinen Fall verpassen. In der Metro Richtung Pont de Saint Cloud treffe ich gleich mehrere Pariser Freundinnen, ein Beleg dafür, daß Paris indiemusiktechnisch eigentlich ein Dorf ist. Aber was sage ich, die Welt ist ein großes Dorf! In der U-Bahn lerne ich nämlich auch noch eine entzückende junge Deutsche kennen, die aus Würzburg stammt. Dort habe auch ich einen Teil meiner Wurzeln. Wir plaudern angeregt und plötzlich habe ich es nicht mehr soo eilig, schnell auf das Festivalgelände zu kommen. Doch irgendwann erreiche ich schließlich die Scène de La Cascade, wo Metric schon in voller Aktion sind.

Metric:

Das erste Lied, was ich halbwegs mitbekomme ist Gimme Sympathy vom neuen Album Fantasies. Ich stehe aber noch sehr ungünstig, auf der Anlage wimmelt es bereits jetzt vor Menschen und keiner will seinen Platz preisgeben, der ihm den Blick auf die hübsche Emily Haines garantiert. Ich kann mich aber doch langsam nach vorne durcharbeiten und sehe die wilde Frontlady nun über die Bühne wirbeln. Sie ist noch blonder, als ich sie mir vorgestellt hatte und ihr Kleid sitzt auf ihrem schlanken Körper tadellos. Mit Dead Disco kommt dann bald auch schon ein Lied, das ich gut kenne, denn das alte Album Old World Underground, Where Are You Know habe ich im Gegensatz zu Fantasies oft und gerne gehört. Zwar bot es mit seiner Mischung aus Post-Punk und New Wave im Stile von Blondie nichts wirklich Neues, aber die zahlreichen Hits hatten schon starken Suchtcharakter. Auch Monster Hospital, was nun folgt, ist alt und nach wie vor zugkräftig. Unzählige Hände fliegen nach oben, das Publikum amüsiert sich wie Bolle. Schade bloß, das zum Abschluß mit Stadium Love ein ziemlich platter Song das Set beendet.

Setlist Metric, Festival Rock en Seine 2009:

01: Help I'm Alive
02: Gold Gun Girls
03: Gimme Sympathy
04: Sick Muse
05: Empty
06: Dead Disco
07: Monster Hospital
08: Stadium Love

Lilly Wood And The Prick:

Mit Lilly Wood & The Prick folgt dann eine exzentrische Französin, die mir aber zu soulig rüberkommt. Ziemlich schnell verlasse ich die Scène de L'Industrie und treffe auf dem Gelände etliche Freunde und Bekannte. Ich plaudere mich irgendwann fest und verpasse bis 18 Uhr das gesamte musikalische Programm, das mich ohnehin nicht wirklich reizte (Macy Gray, Robin Mc Kelle, Hindi Zahra, zum Teil kenne ich die Künstler gar nicht). Dafür habe ich soziale Kontakte gepflegt, mir von den hübschen flanierenden Mädchen den Kopf verdrehen lassen und ein wenig Sonne getankt. Festivals besuchen heißt nicht, daß man 10 Stunden hintereinander nur starr auf die Bühne glotzt. Finde ich zumindest.

Sammy Decoster:

Der Bursche entspricht eigentlich meinem Beuteschema. Er ist Franzose und gehört zu neuen Folkszene. Zudem hat er gute Kritiken für sein letztes Album Tucumcari bekommen. Schon nach ein paar Liedern wird aber deutlich, daß die Chemie zwischen uns irgendwie nicht so 100%ig stimmt. Ich hatte ihn schon einmal 2008 im EMB Sannois gesehen und fand ihn dort auch nur mittelprickelnd. Also verschwinde ich Richtung Eagles Of Death Metal die auf der Hauptbühne spielen. Ganz nach vorne komme ich aber nicht durch, weil ich mich mit einem Freund festquatsche. Es geht um die nächste Oliver Peel Session und die Terminabsprache für den hochtalentierten französischen Folksänger Lepold Skin. Warum haben sie den eigentlich nicht zu Rock En Seine eingeladen??

Les Petits Pois:

Die Eagles Of Death Metal habe ich also nicht so richtig mitbekommen, dafür gibt es aber mit Les Petits Pois (auch unter dem Namen Them Crooked Vultures agierend) Kumpels von Jesse Hughes auf der Scène de la Cascade zu sehen. Deren Besetzung ist absolut hochkarätig: Kein Geringerer als Josh "Queens Of The Stone Age" Homme spielt Gitarre und greint seinen bluesigen Gesang, John Paul Jones (Led Zeppelin!) zupft den Bass und am Schlagzeug wütet Dave "Foo Fighters ex Nirvana" Grohl!!! Zusammen mit Alain Johannes (QOTSA) heizen sie dem Publikum mächtig ein. Als sei es nicht schon heiß genug! Josh parliert sogar ab und zu ganz passabel auf französisch und zeigt sich von dem ganzen Festival sehr angetan. Gut gelaunt und mit viel Spielfreunde ballern sie in der Folge aus allen Rohren und reißen Weicheiern, die vorher an gleicher Stelle Sliimy gesehen haben, mal so richtig den verpoppten Arsch auf. Die Heißsporne haben eine diabolische Freude dabei, die Belastbarkeitsgrenze der Fanohren zu testen. Nie nehmen sie den Fuß vom Gaspedal und kredenzen eine schwere, psychedelisch gewürzte Suppe à la Homme. Die Titel kenne ich nicht (sie werden nachgreicht, Josh hat viele Namen erwähnt), aber der letzte Song allein, war es wert, hier zu verharren. Fast 10 Minuten lang drehen jaulende Gitarren Endlosschleifen, poltern böse klingende Bässe gespenstisch über die Wiese und vermöbelt Dave Grohl seine Schießbude wie ein Besessener. Ein Knaller!

Setlist Les Petits Pois, Rock en Seine 2009 (danke an Rockerparis)

01: Elephants
02: Dead End Friends
03: Gunman
04: Mind Eraser
05: Bandoliers
06: Caligulove
07: Daffodils
08: New Fang
09: Nobody Loves Me And Neither Do I
10: Warsaw



MGMT:

Viele der unzähligen trendigen Mädels, die man heute ausmachen kann, sind offensichtlich nur wegen MGMT gekommen. Die Wiese vor der Hauptbühne ist restlos überfüllt und ein Durchkommen nach vorne nur unter schwersten Kraftanstrengungen möglich. Irgendwann sehe ich die wuscheligen Neo-Hippie Schönlinge aber doch von Nahem und auch der Sound ist hier präziser. Ihre zahlreichen Hits (Weekend Wars, Time To Pretend, Electric Feel) vom letztjährigen Debütalbum (und ein paar Neulige wie beispielsweise A Song For Dan Treacy) ziehen nach wie vor unglaublich gut und die Festivalveranstalter sind wahrscheinlich froh, daß sie das As MGMT nach der Absage von Oasis noch im Ärmel hatten. Der Abschluß traditionell mit Kids und natürlich gibt es jetzt kein Halten mehr...

Klaxons:

Bericht morgen

Patrick Wolf:

Ein Wolf im Schafspelz ist Patrick Wolf sicherlich nicht. Würde ihm auch gar nicht stehen, so ein stinkender Schafspelz. Wie man den Fummel, den er trägt, allerdings beschreiben soll, weiß ich auch nicht so recht. Am besten ihr guckt Euch in Ruhe die Fotos an und bemerkt dann mit Sicherheit auch die häufigen Kostumwechsel des extrovertierten, extrovangten und exzentrischen Briten an. Den stürmischen Burschen hatte ich zuletzt im Juli beim Melt! Festival gesehen und dort hinterließ er auf der Hautpbühne performend einen starken Eindruck. Heute in Paris wurde ihm zwar nur die kleinste Festivalbühne gegönnt, aber der Eindruck war hinterher der Gleiche: stark! Aber was macht ihn so besonders? Ist es die frivole und provokative Show, die er abzieht? Nein, das ist es nicht. Zumindest spielt das für mich nur eine untergeordnete Rolle, denn ich habe ihn vor ein paar Jahren über das Album Wind In The Wires kennen-und schätzen gelernt und da wußte ich nochgar nicht, wie er sich live gebärd. Vielmehr waren es dynamische und catchy Songs wie Tristan, die mich hellhörig werden ließen. Inzwischen sind ein paar Jahre ins Land gegangen, Tristan spielt er (zumindest heute) nicht mehr und der Sound ist elektronischer und üppiger geworden. Auch das neue Album The Bachelor liegt seit ein paar Monaten in den Regalen und davon stammten dann natürlich heute auch die meisten Titel, die Hälfte um genau zu sein. Besonders angetan war ich von dem dramatischen und majestätischen Damaris, bei dem sich auch die braungelockte Geigerin in Szene setzen konnte. Überhaupt die Band von Patrick Wolf: erlesen! Thomas White von The Electric Soft Parade an der Gitarre und auch Nick Heyward, eine New Wave Ikone der 1980er Jahre (Haircut 100) war mit von der Partie. Welch ein Line-Up! Fehlte eigentlich nur Marc Almond, bekanntermaßen ein Idol für Patrick. Von ihm ist er auch äußerlich inspiriert, aber heute mit den wasserstoffblonden Extensions im Haar, sah er eher aus wie Samson. Oder so. Aber kommen wir wieder von den Äußerlichkeiten weg und loben stattdessen lieber Abraümer wie das eingängige Accident & Emergency oder den größten Hit des neuen Albums, nämlich Hard Times. Kurz vor Ende gebracht, wirbelte dieser teilweise orientalisch angehauchte Stampfer gewaltig Staub auf und brachte das Publikum in Ekstase. Patrick ließ es sich auch nicht nehmen, Tuchfühlung mit seinen Fans aufzunehmen, in einer Szene stand er gleich vor mir! Er kostete die Zuneigung voll aus, parlierte zurück auf der Bühne ganz passabel französisch und leitetet den Abschluß noch mit einem Intro von Madonnas Like A Virgin ein. Bei The Magic Position gab es dann kein Halten mehr. Ein famoses Konzert, eines der besten von Rock en Seine 2009!

Setlist Patrick Wolf, Rock en Seine 2009:

01: Who Will
02: Bluebells
03: Accident & Emergency
04: Damaris
05: The Bachelor
06: The Libertine
07: Hard Times
intro: Like A Virgin (Madonna Cover)
08: The Magic Position

Exkurs: Setlist Patrick Wolf, Melt! Festival 2009:

01: Kriegsspiel
02: Vulture
03: Oblivion
04: Bluebells
05: Who Will?
06: Damaris
07: Tristan
08: The Libertine
09: Battle
10: Hard Times
11: The Magic Position

- Mehr Fotos von Patrick Wolf hier





Sonntag, 30. August 2009

First Aid Kit & Kitty, Daisy & Lewis, Wiesbaden, 30.08.09

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Konzert: First Aid Kit & Kitty, Daisy & Lewis
Ort: Kulturpark, Wiesbaden (Folklore)
Datum: 30.08.2009
Zuschauer: recht viele
Dauer: First Aid Kit 52 min, Kitty, Daisy & Lewis 78 min


Im vergangenen Jahr war ich zum ersten Mal bei der Wiesbadener Folklore. Was abschreckend nach einem Taunus-Trachten-Treffen klingt, ist in Wirklichkeit ein sehr schönes Volksfest im Kulturpark, dem Bereich zwischen Wiesbadener Bahn- und Schlachthof. Die ersten beiden Tage der Folklore (u.a. mit Fettes Brot) hatte ich verpassen müssen, dafür bot das Programm für Sonntag zwei Leckerbissen, die ich unbedingt sehen wollte. Ob First Aid Kit und Kitty, Daisy & Lewis meine Vorfreude rechtfertigen würden, wusste ich da allerdings noch nicht, da ich weder die schwedischen Söderberg- noch die englischen Durham-Geschwister bisher auf der Bühne gesehen hatte.

Die Folklore bietet neben Livemusik auf sechs Bühnen - zwei davon im Schlachthof - Comedy, Theater, Poetry Slams, Kleinkunst, Zirkus und enorm kreative Essen- und Trinken-Stände. Eine wirklich gelungene Sache! Zeit für all das hatte ich allerdings nicht, da ich zwei Minuten vor Beginn der ersten der von mir geplanten Bands ankam. Im Vergleich zum Vorjahr hatte man die Bühne um 90°* gedreht. Der Platz davor war staubig und hatte einige Stellen, die mit Sand aufgefüllt waren. Im hinteren
Bereich standen Bierbänke, die voll besetzt waren. Nur davor stand am Anfang noch niemand. Klara und Johanna Söderberg, die beiden Schwestern, die als First Aid Kit seit einiger Zeit in Indiekreisen Aufmerksamkeit erzeugten, kamen sehr zurückhaltend, fast schon scheu auf die Bühne, weil davor außer ein paar Fotografen niemand stand.

Johanna und Klara sind blutjung, Jahrgang 90 und 93, und wurden vor allem bekannt durch ein Youtube-Video ihres fabelhaften Fleet Foxes Covers
Tiger Mountain peasant song. Dazu muß man dann auch nicht mehr sagen, wenn man es einmal gesehen hat. Aber auch andere Videos, wie der Tiger Mountain peasant song im Wald aufgenommen, zeigen das herausragende Talent der beiden Musikerinnen mit den Norwegerpullis (den schwedischen...).

Klara (mit dem strengen Pony) spielte ausschließlich akustische Gitarre, während die blondere Johanna Keyboard, Gitarre und Autoharp (eine Art Zither) bediente. Das pfiffige an der Musik der beiden - und daher war das Fleet Foxes Cover auch wie für sie
gemacht, sind die zweistimmigen Gesänge. Die erste Stimme kommt von Klara, die ich für die ältere der beiden halte, die aber vermutlich die 15- oder 16-jährige Söderberg Tochter ist.

Gottseidank verflog die Schüchternheit, sobald sie ihre Instrumente in Händen hielten. Das Eröffnungsstück In the morning hätte gut und gerne auch von den Fleet Foxes sein können. Die Harmonien des Lieds sind so wundervoll, daß auch das Publikum schnell seine Berührungsängste ablegte und näherkam. Schnell saßen Kinder im Sand und Erwachsene außenrum und hörten den folkigen Stücken der Schweden-Schwestern zu.

Einige Lieder, die die beiden spielten, stammen von ihrer EP Drunken trees, die 2008 in Schweden erschienen ist und 2009 von Wichita neu aufgelegt wurde. Anfang des Jahres erscheint dann ihr Debütalbum, von dem First Aid Kit auch einige Stücke spielten. Leider habe ich nicht alles erkannt, was Teil ihres gut fünfzigminütigen Sets war, vermutlich waren aber die mir unbekannten Titel auch Stücke, die auf ihrer Platte sein werden.**

Aber EP und Platte sind ja nicht alles... Johanna und Klara nutzen Tools wie Twitter nämlich noch für eine Besonderheit. Auf der Website oder über Twitter kann man
sich Lieder wünschen. Mit etwas Glück spielen Klara und Johanna diese Wünsche in einer ihrer Wald- (oder wo auch immer) Video-Sessions und veröffentlichen sie. Wundervoll!

Vermutlich aus diesem Wunschprogramm stammten auch die beiden weiteren Cover, die das Duo spielte - Universal Soldier von der kanadischen Sängerin
Buffy Sainte-Marie, textlich aktualisiert, und Murder in the city von den amerikanischen Avett Brothers. Neben mir stand jemand, der immer wieder "cool", "super" oder "toll" rief, und genau so war es.

Der Auftritt der beiden Schwestern wäre schon so beeindruckend gewesen, wenn
man allerdings ihr Alter bedenkt, 16 und 19***, ist das alles vollkommen unglaublich! Dazu scheinen beide vollkommen natürlich zu sein. Herrlich ein Dialog der Schwestern, nachdem Johanna uns loben wollte: "Thank you for beeing such a calm and grown-up audience!" - "You always say that!" - "Yes, and there are so many children. I mean serious audience!"

Auch das "Wir spielen jetzt noch zwei Lieder, wenn ihr mögt. Wir wollen euch nicht langweilen. Ist das ok, daß wir noch die beiden Stücke spielen?" war keine Koketterie sondern aufrichtig. Wir fanden das natürlich ok, und die beiden Titel reichten auch nicht, zweimal wurden Klara und Johanna noch rausgeklatscht.

First Aid Kit werde ich sicher wiedersehen, sie haben mich restlos überzeugt!

Setlist First Aid Kit, Folklore Wiesbaden:

01: In the morning
02: Our own pretty ways
03: You're not coming home tonight
04: Hard believer
05: Jagadamba, you might
06: Tangerine
07: Tiger Mountain peasant song (Fleet Foxes Cover)
08: Sailor song
09: Universal soldier (Buffy Sainte-Marie Cover)
10: Cross oceans
11: Wills of the river
12: I met up with the king

13: Murder in the city (The Avett Brothers Cover) (Z)

14: Ghost town (Z)

Nach den schwedischen Schwestern war eine kurze Pause, bevor die drei 50's Geschwister aus England auftreten sollten. Ihr Helfer baute da gerade einen kleinen
Merch-Stand auf, der die phänomenalste Box anbot, die ich je gesehen habe: für stolze 45 € konnte man eine 6fach 10" und 78rpm Schallplattenkiste kaufen! Ich wüsste zu gerne, ob die LPs dann noch aus Schellack gemacht sind!

Über dem Folkloregelände schwebte unterdessen eine besondere Attraktion. Ein riesiger Kran hob eine Metallgondel mit Passagieren über den Platz. In dem geschlossenen Behältnis standen vielleicht sechs Personen, die mal in fiese Höhe
und dann wieder kurz über den Köpfen der Zuschauer quasi als Loge vor der Bühne schwebte.

Kurz nach halb neun war alles bereit für das englische Retro-Trio. Es standen allerdings so viele Instrumente auf der Bühne, daß ich nicht bloß die (ebenfalls blutjungen) Durhams erwartete. Erst kamen aber nur Lewis' Schwestern und sangen ein unbegleitetes Duett. Daisy, die mit Anfang zwanzig die älteste ist, trug ein rotes Kleid und natürlich eine 50er Jahre Frisur. Ihre Schwester Kitty (16?) war ähnlich gestylt und geschminkt und hatte ein blaugemustertes Kleid an. Und alle drei Durham Kids haben eine sexy Schneidezahnlücke!

Nach dem Duett erschien die restliche Band, vorneweg Bruder Lewis in einem cremefarbenen Anzug und mit reichlich Pomade im Haar. Wie aus einer Ritchie Valens Verfilmung! Vervollständigt wurde das Team von einer Kontrabassistin und einem Gitarristen, bei denen ich direkt dachte, das sind die
Eltern! Wikipedia bestätigte meine Vermutung. Mit der ganzen Familie legten sie dann also los.

Ich glaube, am Anfang saß Daisy am Schlagzeug. Aber schon beim nächsten Stück übernahm Kitty. Den lustigsten Trommelstil hatte aber die ältere (rotkleidige) Schwester. Sie ging mit dem ganzen Körper in jeden Schlag. Auch leise Töne unterstützte sie so mit Nachdruck. Es war ein großer Spaß, ihr dabei zuzusehen. Daisy spielte ansonsten Akkordeon, Orgel, Gitarre, Glockenspiel und sang. Schwester Kitty bediente Mundharmonika, Posaune, Banjo, Gitarre,
Ukulele (bei ihrem Hawaii-Lied) und Schlagzeug, während Lewis "nur" Gitarre, Banjo und Schlagzeug spielte.. Ach, und Steelguitar. Musikalische Früherziehung scheint bei den Durhams eine spannende Sache gewesen zu sein!

Die Musik der Band ist einfach beschrieben: Kitty, Daisy & Lewis zuzuhören, gibt einem das Gefühl, bei einem 50er Jahre Highschool Ball in den USA zu sein. Ich tue mich schwer damit, die tausend Unterarten des damaligen Rock 'n' Roll zu unterscheiden, für mich war das, was ich da geboten bekam, purer Rockabilly. Musikalisch wäre das in den späten 50ern nicht originell gewesen; die Hingabe, mit
der die Familie ihre Musik betreibt, macht es heute aber schon besonders. Vor allem dem Vater sah man jederzeit an, wieviel Spaß es ihm machte, diese Art Hausmusik vorzutragen!

Auch im Publikum trieb sich die Wiesbadener Rockabilly Szene rum. Erstaunlich, wie viele Leute es heute noch gibt, die sich in dieser Jugendbewegung wiederfinden. Mods zum Beispiel sehe ich viel seltener. Ex- (und noch nicht ex-) Hippies und 68er waren die zweite deutlich auszumachenden Gruppe im Publikum. Das hatte schon eine gewisse Komik, denen
dabei zuzusehen, wie sie die Musik feierten, die ihre Eltern gehört hatten. Familienmusik eben!

Nur vier Sachen waren in dem Set der Briten modern und daher ein wenig
unpassend: Kuhglocken am Schlagzeug, das Glockenspiel (das hat Buddy Holly sicher nicht benutzt!) und eine kurze Beatbox-Einlage von Daisy bei einem der ersten Lieder (ich kann leider keine Titel liefern, weil ich ihre Platte nicht kenne).

Irgendwann rief die Band einen Gastmusiker auf die Bühne. Den Namen des jamaikanischen Trompeters habe ich leider nicht verstanden. Der Mann aus der Karibik trug ein scheußliches Harlekin Hemd und eine Army Cap (das war die vierte moderne Sache, falls jemand mitgezählt hat) und hatte viel Spaß, mitzuswingen. Manchmal, vor allem bei der letzten Zugabe, übertrieb er ein wenig und stellte sich in den Mittelpunkt. Vorwerfen konnte man ihm das aber nicht, wenn man sah, mit welcher
Begeisterung auch er Musik machte. Und wenn er eben vor dem zentralen Mikro im Weg rumstand, schob ihn Kitty dezent aber energisch weg, um singen zu können...

Das Set bestand überwiegend aus Stücken des Albums sagte mir Lewis hinterher. Und aus einem Cover, das ich von alleine erkannte: Buona sera vom unsterblichen Dean Martin****, dem größten Sänger und Schauspieler der 60er Jahre. Daß ich irgendwann mal ein Lied dieses Manns hören darf, der um so viele Klassen besser war als der überschätzte Frank Sinatra, hat mich gerührt!

Wie schon bei First Aid Kit war das Publikum mit einer Zugabe nicht zufrieden. Als sie zum zweiten Mal rauskamen, schienen Kitty, Daisy & Lewis nicht genau zu wissen, was sie spielen sollten. Also jammten sie zu sechst ewig lang (und melodisch) rum. Dabei zeigten sie ihr ganzes Talent, aber erstmals dann auch ein paar Längen.
Aber das - und meine verlorengegangene Leidenschaft für Musik der 50er dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, daß die drei jungen Engländer ein glänzendes Konzert abgelegt haben!

Und komisch war es auch ab und zu... Meine Lieblingsszene war eine ganz kleine. Irgendwann gab es üble Rückkopplungen des Gitarrenverstärkers. Das Pfeifen konnte der Tonmann nur durch ein Wegschieben des Amps wegbekommen. Lewis kommentierte leise: "That was called The whistler!"

Links:

- mehr Fotos von First Aid Kit
- mehr Fotos von Kitty, Daisy & Lewis



* gegen den Uhrzeigersinn
** dank Johanna konnte ich die fehlenden Titel ergänzen. Tack så mycket, Johanna!
***
ich fand überall nur 15 und 18. Da wir aber mittlerweile fast Herbst haben, sind sie vielleicht schon älter
**** mit ihm wird dieses Lied verbunden, obwohl es ursprünglich von Louis Prima gesungen und von ganz jemand anderen geschrieben wurde



Radiohead, Prag, 23.08.09

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Konzert: Radiohead

Ort: Výstaviště Incheba Expo, Prag
Datum: 23.08.2009
Zuschauer: 12.000-15.000
Konzertdauer: ca. 2 Stun
den


von Julius aus Wien

„Meeting people is easy“ ist eine der Grundphilosophien von Radiohead, einer Band, die einfach nur schwierig sein will, und wirklich: kaum, dass wir unser Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatten (nicht ohne davor einen tschechischen Polizisten um 30€ wegen angeblichen Fahrens gegen die Einbahn reicher zu machen) entdeckten wir direkt neben uns ein Fahrzeug mit dem Kennzeichen unseres Nachbarortes. Viel Zeit, um ins Gespräch zu kommen blieb aber nicht, da die Vorband Moderat (bestehend aus den zwei Herren von Modeselektor und dem bekannten Soundtüftler Apparat) bereits um 18.00 beginnen sollte.

Die halbe Stunde Verspätung, mit der die drei Herren dann schließlich ihr Set begannen war angesichts der Uhrzeit abzusehen und auch jetzt noch wirkten die sphärischen Electronic-Klänge und besonders die vereinzelten drückenden Beats reichlich deplaziert. So wollte auch keine übermäßig enthusiastische Stimmung aufkommen, während langsam die Sonne hinter den Bäumen des kleinen Parks unterging. Mit nettem Beifall wurde das Trio nach einer Stunde schließlich verabschiedet, es bleibt zu hoffen, dass das nächste Wiedersehen zu späterer Stunde und in familiärerer (Club-)Atmosphäre erfolgt.

Somit stand dem Auftritt der Mannen rund um Thom Yorke nichts mehr im Wege und nach einer Dreiviertelstunde, die furchtlose Crewmitglieder damit verbracht hatten, in 15 Metern Höhe die letzten Vorbereitungen für die – dies sei von vornherein gleich verraten: gewohnt geniale – Lichtshow zu treffen, war es denn auch so weit und ein Radiokopf nach dem nächsten fand sich an seinem Platz ein, als Letzter tat dies erwartungsgemäß Thom Yorke, was die geschätzten 15.000 Besucher aus aller Welt, vornehmlich allerdings Engländer und Japaner, zu ersten Begeisterungsbekundungen hinriss.

Nahtlos ging das Intro in den bewährten Opener 15 Step über, gefolgt von There There, das auf der Tour 09 die Rolle der ewigen Nr. Zwei zum Besten gibt und Arpeggi/Weird Fishes. Die ganz große Kunst, die Radiohead so beherrschen wie wohl wenige andere Bands auf dieser Welt, offenbarte sich nach den drei ersten, eher rhytmisch/instrumental veranlagten Songs dann bei All I Need, nämlich die Kunst, mit unglaublich viel Pathos und Emotion an die Sache zu gehen, ohne die Grenze zu Kitsch und unglaubwürdigem Weltschmerz zu überschreiten. Radiohead bewegen sich einfach auf dem schmalen Grat der gefühlsbetonten Musik, die auf hohem Niveau zutiefst authentisch ist, und auf dieser Stellung haben sie sich seit ihrem zweiten Album The Bends einzementiert.

Nach Standards wie Lucky oder Nude folgten dann zwei echte Perlen vom In Rainbows-Vorgänger Hail To The Thief: 2+2=5 und A Wolf At The Door.

In der Folge wechselten sich In Rainbows-Songs mit Klassikern ab, von den neuen Sachen wusste besonders Bangers ´n´ Mash zu gefallen, welches auf dem Frequency Festival leider einer spontanen Eingebung Thom Yorkes und Karma Police zum Opfer gefallen war.

Der erste Zugabenblock, der bereits nach eineinhalb Stunden regulärer Spielzeit erfolgte, enthielt eine bunte Mischung aus Songs älterer Alben, denen als Kontrast das brandneue, wieder einmal nur über Download beziehbare These Are My Twisted Words entgegenstellt wurde.Bis dahin konnte man die Setlist noch als einigermaßen gewöhnlich abtun, als dann Thom Yorke im zweiten Block nach The Bends die live sehr selten dargebotene und wenig bekannte B-Seite True Love Waits anstimmte war für alle, die diese Rarität überhaupt zu erkennen bzw. zu schätzen wussten klar, dass man es mit einem wahrlich denkwürdigen Abend zu tun hatte.

Logischerweise folgte dann Everything In Its Right Place, welches den endgültigen Schlusspunkt eines Konzertes, das psychisch und wider Erwarten auch physisch alles abverlangte und die doch sehr weite Anreise und den hohen Preis absolut rechtfertigte.

Denn wenn man Radiohead etwas vorwerfen kann, dann ist es die gewisse Doppelmoral, die durch die sehr hohen Kartenpreise und die energieintensive Lichtshow entsteht, beides Tatsachen, die der grundsätzlich antikommerziellen Haltung Radioheads und ihrem Bemühen um die Umwelt widersprechen.

An diesem Abend sollte uns das jedoch egal sein und als wir uns schließlich mit geschätzten 10.000 anderen Konzerbesuchern durch die engen Wege des benachbarten Parks wälzten waren wir uns sicher, dass wir gerade eine der wenigen Bands gesehen hatten, die mit einer derart fragilen Schönheit auch vor den größten Massen für pure Gänsehaut sorgen (glücklicherweise wurde uns der entsetzliche Mit-Gröl-Hit Creep in Prag erspart, doch zwei Tage später kam dieser in Polen zum Einsatz).

Und auch wenn es in There There heißt „Just cause you feel it, doesn’t mean it’s there“, waren Gefühle selten so real und unauslöschlich.

Setlist Radiohead,
Výstaviště Incheba Expo, Prag:

01: 15 Step

02: There There
03: Weird Fishes/Arpeggi
04: All I Need
05: Lucky
06: Nude
07: Morning Bell
08: 2+2=5
09: A Wolf At The Door
10: Videotape
11: (Nice Dream)
12: The Gloaming
13: Reckoner
14: Exit Music (For A Film)
15: Bangers + Mash
16: Bodysnatchers
17: Idioteque

18: Pyramid Song (Z)

19: These Are My Twisted Words (Z)
20: Airbag (Z)
21: The National Anthem (Z)
22: How To Disappear Completely (Z)
23: The Bends (Z)
24: TrueLove Waits (Z)
25: Everything In Its Right Place (Z)

Links:

- Radiohead am 24.06.08 in London
- und am 10.06.08 in Paris



Coldplay, Düsseldorf, 27.08.09

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Konzert: Coldplay
Ort: esprit Arena Düsseldorf
Datum: 27.08.2009
Zuschauer: 44.000


von Frank von Pretty Paracetamol

Ich hatte mit dieser Band schon abgeschlossen. Eigentlich. Die letzten beiden Alben
kenne ich nicht und die letzten Konzerte die ich von Coldplay sah, liegen schon einige Jahre zurück. Im Palladium und der Philipshalle waren sie seinerzeit und bedeutend kleiner als es die esprit Arena ist.

Das war noch bevor Coldplay ihr Album x&y herausgebracht hatten. An das Philipshallenkonzert erinnere ich mich gerne zurück. Es war ein tolles Erlebnis mit einer fantastischen Lasershow zu, ich glaube, Yellow. Wie ich nun am Donnerstag erfahren habe, teile ich dieses Erlebnis mit dem Kilians Sänger Simon den Hartog. Ich hoffe, ich bin ihm damals nicht begegnet, den als Vor- Vorband (als Sandwichbelag waren noch die australischen Howling Bells mit von der Partie) hinterließen die Kilians an diesem Abend bei mir keinen sympathischen Eindruck. Warum, kann ich nicht näher begründen, aber ich spürte von Beginn an eine leichte Antipathie gegenüber der Dinslakener Ex-Schülerband. Und das, obwohl ich sie persönlich gar nicht kenne. Aber sowas soll’s ja geben.

Die Kleinstadt-Strokes (ich sag das, weil mich der Gesangsstil und Sound der Kilians ungemein stark an die Großstadt-Band erinnern) eröffneten also den Abend und verpassten es nicht, gleich die Schleimspur in Richtung Coldplay und Publikum zu legen. „Mein erstes Konzert war tatsächlich Coldplay, vor sechs Jahren hier in Düsseldorf.“ Kann man erzählen, muss man aber nicht. Wichtiger da schon dies: „und ich habe die Vorband gehasst, einfach nur, weil sie da war.“ So so. Nun, jetzt seid ihr die Vorband, ähh die Vor- Vorband und ich bin mir nicht sicher, ob euch alle mögen. „Wir haben auch Hits geschrieben“, höre ich später, „jetzt kommt einer davon.“ Es folgt ihr Durchbruchsong When will I ever get home. Und das ist in der Tat ein Hit. Ihm und dem Debütalbum Kill the Kilians verdanken sie die Auszeichnung „Zweitbester Newcomer“ bei der Einslive Krone Verleihung 2007. Es ist ein fluffig rockiges Stück Musik, und ihre derzeitige Single Hometown steht der in nichts nach. Beide Songs gefallen auch mir sehr gut. Nach einer guten halben Stunde war dann Schluss mit schlechtem Deutsch (“wir schruben ein Lied über unsere Heimatstadt“, mit der eben jenes Hometown angekündigt wurde.) und die eigentliche Vorband war an der Reihe. Howling Bells, eine mir völlig unbekannte Band.

Die Australier begleiteten Coldplay schon auf verschiedenen US- Konzerten der Viva la Vida Tour und wurden als Support für die deutschen Konzerte in Düsseldorf und München gebucht. Als ich hörte, dass nicht – wie in Hannover - die White Lies den Support übernehmen würden, war ich ein wenig enttäuscht, doch das war unbegründet, denn die Howling Bells wussten zu überzeugen.

Die Band um Sängerin Juanita Stein gründete sich 2005. Gemeinsam mit ihrem Bruder und Gitarristen Joel Stein, dem Schlagzeuger Glenn Moule und Bassist Brendan Picchio zogen sie nach London, um die große Karriere zu starten. Zwei Alben sind bisher dabei herausgesprungen. Der Sound der vier lässt sich gut mit „Indie Noir“ beschreiben. Einflüsse so toller Indiekoryphäen wie Siouxsie and the Banshees oder den frühen Cranberries sind erhörbar und die Stimme von Juanita Stein weiß mit ihrem sanften Charme von ganz alleine zu überzeugen. Die Howling Bells sind eine Band, die ich im Auge behalten werde.

So langsam wurde es dunkel im nun gut gefüllten Stadienrund. 44 000 Leute sollen anwesend sein. Das ist eine ganze Menge.

Gegen 21 Uhr kommen Coldplay auf die Bühne. Und was in den folgenden 2 Stunden passiert, ist nur so zu umschreiben: „Konzertshow des Jahrzehnts!“

„Guten Abend meine Freunde“ begrüßte uns Chris Martin, nachdem die letzten Klänge des Openers Life in Technicolor verklungen waren. Mit Violet Hill und Clocks legten Coldplay rechtmäßig los. Chris Martin sprang und hüpfte und ran von einem Bühnenende zu nächsten. Rauf auf den links von der Bühne aufgebauten Laufsteg, zurück und weiter auf den rechts von der Bühne ins Publikum reichenden Steg. Es war ein enormes Laufpensum, was der Frontmann an diesem Abend hinter sich brachte.

Erster Höhepunkt In my Place, währenddessen das komplette Bühnen-U umlaufen wurde. Beim nachfolgenden Yellow wurden erste interaktive Reize gestreut. Unter seichtem Laserlicht wurden große Ballons von allen Ecken des Stadions in den Innenraum geworfen. Ab jetzt war die Stimmung on top. Stand ich dem zwei Tage zuvor gewonnenen Konzerterlebnis anfangs eher emotionslos gegenüber, so packte mich jetzt der Coldplay Kosmos. Fix you schleuderte zum ersten Mal Feuerwerksraketen in den Himmel. Sehr schön! Was kann da noch kommen? Ich war gespannt. Berichte von anderen Konzerten der Tour hatte ich absichtlich nicht recherchiert. Ich wollte mir die Überraschungsmomente nicht nehmen lassen.

Den ersten Ausflug unternahm die Band nach einer dreiviertel Stunde. God puts a smile… und Talk wurden in einem Quasi-Medley auf dem linken Bühnensteg performt. Und wie! In einer passenden Dub Dance Version gingen die beiden Songs nahtlos ineinander über, als ob sie schon immer zusammengehörten. Das passte wunderbarst. Und Talk in seinem Dance Mantel kam stark nach Friendly Fires. Die hätten das nicht besser hinbekommen. Toll!

Das Szenario auf dem Laufsteg ließ mich an U2 denken. Die hatten das erstmals auf ihrer Zoo TV Tour unter ähnlichem Jubel durchgezogen. Und es sollte nicht das letzte Mal sein, dass mir Parallelen zu der irischen Übergruppe in den Sinn kamen. Coldplay hatten auch ihren Anteil daran. U2’s Magnificent lief 10 Minuten vor Konzertbeginn vom Band und läutete die heiße Phase ein.

Nachdem Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman zu The hardest part wieder ihre Positionen auf der Bühnen einnahmen, wurde neben dem Geschehen schon der nächste Ausflug vorbereitet. Absperrgitter wurden postiert und so ein Gang zum anderen Ende des Innenraums geschaffen. Nach den letzten Klängen von Viva la Vida verließen Coldplay die Bühne, begaben sich in den Innenraum und liefen händeabklatschend zu ihrer Zweitbühne, die genau am anderen Ende des Innenraums aufgebaut war. Für vier Songs wurde sie die neue Heimat. Und hier die nächste U2 Assoziation: Die akustisch gespielten Songs hatten was von U2s Rattle and Hum Ära. Definitiv. Nur leider überkam Coldplay jetzt auch die Idee, Michael Jacksons Billie Jean in ihr Set einzubauen. Es war kein guter Gedanke.

Besser war da schon, das Publikum zu einer Handy- La Ola aufzufordern. Also nicht die Hände nach oben, sondern die leuchtenden Displays. Nach drei Fehlversuchen klappte es denn auch ganz gut, und die Mobiltelefone leuchteten entsprechend der Wellenbewegung. Großkonzertästhetik im 21. Jahrhundert.

Ein famoses Politik leitete den Schluss des regulären Sets ein. Nach Unmengen von Schmetterlingskonfetti zu Lovers in Japan und einem Abschlussfeuerwerk nach dem Zugabeblock waren wir definitiv sprachlos. Ein toller Abend mit sehr spielfreudigen Coldplay ging dem Ende entgegen.

Mein lieber Mann, ich habe lange kein so perfektes Konzert mehr gesehen. Hier stimmte einfach alles, vom Breakdance tanzenden Roadie zu Beginn der Show bis zum Verteilen der Coldplay CD leftrightleftrightleft, die jeder Zuschauer beim Verlassen der Arena in die Hand gedrückt bekam.

Zwei Dinge bleiben noch: Wenn Chris Martin demnächst mit Sonnenbrille auf die Bühne kommt, hält ihn nichts mehr auf. Dann ist er der neue Bono und Coldplay die neuen U2.

Und noch der treffende Satz eines Mädchens neben mir, dass auf Chris Martins Äußerung, sein Deutsch sei nicht besonders gut, entgegnete: „Das macht nix. Hauptsache du siehst süß aus.“ Recht hat sie!

Setlist Coldplay, Düsseldorf:

01: Life In Technicolor
02: Violet Hill
03: Clocks
04: In My Place
05: Yellow
06: Glass Of Water
07: Cemeteries Of London
08: 42
09: Fix You
10: Strawberry Swing
11: God Put A Smile Upon Your Face
12: Talk
13: The Hardest Part
14: Postcards From Far Away
15: Viva La Vida
16: Lost!
17: ….
18: Death Will Never Conquer
19: Billie Jean (Michael Jackson Cover)
20: Politic
21: Lovers In Japan
22: Death And All His Friends

23: The Scientist (Z)
24: Life In Technicolor II (Z)
25: The Escapist (Outro) (Z)

Fotos: Frank

Links:

- Coldplay am 12.09.08 in der Kölnarena
- mehr Fotos von Coldplay in Düsseldorf



Festival Rock en Seine bei Paris, 29.08.09

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Konzert: Festival Rock en Seine
Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris
Datum: 29.08.2009
Zuschauer: ausverkauft



Zweiter Tag des Festivals Rock en Seine, das immer noch über die genauen Hintergründe der Oasis Absage vom gestrigen Freitag grübelte. Über die Seine-Brücke geht es für mich zum Gelände und wenn man die Augen nach rechts wandern lässt, sieht man die Skyline von La Défense. Für Paris ungewöhnlich modern, diese futuristischen Bürogebäude. Aber wer arbeitet heute schon, ist ja schließlich Samstag? Es sind doch ohnehin alle bei Rock en Seine!...

Der Beginn des Tages gehört den weiblichen Paradiesvögeln. Shingai Shoniwa von den Noisettes habe ich verpasst, aber zu der semmelblonden Mette Lindberg von The Asteroids Galaxy Tour bin ich zur Stelle.

The Asteroids Galaxy Tour:

Wie alt denn die Sängerin der dänischen Band sei, will ein etwa 50 jähriger Besucher von mir wissen. Bevor ich meine Vermutung äußern kann - mein Tip wäre 25 gewesen - raunt er mir zu: "Sieht aus wie meine kleine Tochter und die ist 15!" Er begründet dies mit den dünnen Beinchen, die Mette Lindberg in der Tat hat. Die dürren Stelzen hat sie in gelbe Leggings gehüllt und dazu trägt sie schwarze Turnschuhe von Adidas. Ihr Outfit ist wahrlich abgefahren, aber das ist auch schon der größte Aufreger, denn die mehrköpfige Band, die auch einen Saxofonisten und einen Trompeter zu ihrer Besetzung zählt, spielt recht belanglosen Pop mit einem Hauch Funk und Soul. Und den aus der ipod- Werbung bekannten Hit Around The Bend haben sie schon vor meiner Ankunft abgefeuert. Aus Dänemark bevorzuge ich Under Byen und Our Broken Garden. Diese Acts haben nämlich nicht nur eine attraktive blonde Frontfrau, sondern auch wirklich gute Musik zu bieten...

Jil Is Lucky:

Die Franzosen waren mir eigentlich als Folk-Band bekannt und zwar aufgrund ihres Indie Hits The Wanderer, der auch auf Videosendern wie MTV lief. Was ich gegen Ende des Sets zu sehen und hören bekomme, ist aber eher nosiger instrumentaler Rock. Eine qualitative Einschätzung ist mir noch nicht möglich, Fakt ist aber, daß Sänger Jil wirklich eine beknackt aussehende blaue Herzchen-Brille trägt, die man sogar für 5 Euro über die MySpace Seite der Gruppe beziehen kann. Wer's mag....

Dananananaykroyd:

Ich hatte mir extra vorgenommen, der schottischen Band mit dem unaussprechlichen Namen diesmal mehr Aufmerksamkeit als beim letzten Mal zu schenken. Vor ein paar Monaten hatte ich sie im Olympia im Vorprogramm der Kaiser Chiefs gesehen und erinnerte mich im Nachhinein eigentlich nur noch an zwei Schlagzeuger, viel Geschrei, eine niedliche Bassistin, aber kein einziges richtiges Lied. Heute fehlte aber die Bassistin und somit das einzig Gute an dieser nervigen Formation, denn der Rest war wie gehabt.

Billy Talent:

Der Name ist bei den Kanadiern nicht Programm. Talent sucht man nämlich bei den keifenden Typen vergeblich. Wenn die mit ihren mainstreamigen Stadionrock- Hits (Devil In A Midnight Mass, Fallen Leaves, Red Flag) loslegen, klingt es, als würde gerade eine Sau geschlachtet. Billy Talent überlassen wir gerne 16 jährigen Emo-Gören, die keinen Bock mehr auf Schule haben, oder den Redakteuren und Lesern der Visions.

Die Setlist von Billy Talent bei Rock en Seine 2009 dürfte so ähnlich ausgesehen wie beim Festival in Leeds*:

01: Devil In A Midnight Mass
02: The Ex
03: This Suffering
04: Line & Sinker
05: Rusted From The Rain
06: Saint Veronika
07: Surrender
08: Devil On My Shoulder
09: This Is How It Goes
10: The Dead Can't Testify
11: Diamond On A Landmine
12: Turn Your Back
13: Try Honesty
14: Fallen Leaves
15: Red Flag

The Horrors:

Der blanke Horror dieses Konzert der englischen The Horrors. Ha, da habe ich doch glatt einen Kalauer gerissen! Spaß beiseite, denn das Set der jungen Düsterrocker war wahrlich nicht übel. Angeführt von dem spindeldürren Faris Badwan, der nicht nur lange Füße, sondern auch eine ebenso lange Nase hat, verwandelten die ganz in schwarz gekleideten Jungspunde die herbstliche Wiese vor der Scéne de la Cascade in eine gespenstische Friedhofslandschaft (mit ein wenig Fantasie natürlich...).

Das Ganze erinnerte an englische Post-Punk Kultbands der frühen 80er Jahre wie The Chameleons oder Echo and The Bunnymen, aber stellenweise auch an die Stooges oder gar die deutschen Krautrocker Can.
Und kein Geringerer als Geoff Barrow von Portishead hat das hochgelobte zweite Album Primary Colours produziert. Von diesem Machwerk stammten dann auch die allermeisten Stücke des heutigen Konzertes und obwohl The Horros weit von der Genialität von Portishead entfernt sind, gefielen sie mir mit ihrem düsteren, nicht leicht konsumierbaren Stoff doch weitaus besser als häßliche Pathos- Bands wie Glasvegas oder die White Lies. Ich behalte The Horros weiterhin im Auge.

Setlist The Horrors:

01: Mirror's Image
02: Three Decades
03: I Can't Control Myself
04: New Ice Age
05: Scarlet Fields
06: Who Can Say
07: Sea Within A Sea

Yann Thiersen:

Bekannt geworden ist Guillaume Yann Tiersen durch den Soundtrack zum weltberühmten Film "Die wunderbare Welt der Amélie". Viel mehr wusste ich aber bis heute auch nicht zu dem klassich ausgebildeten bretonischen Musiker zu sagen. Was der Bursche mit seiner vielköpfigen Band allerdings aufs Parkett legte, war wahrlich vorzüglich! Abwechselnd an Gitarre und Geige agierend, baute der graugelockte Musiker einen komplexen Sound auf, der musikalisch nicht allzuleicht zu verorten war. Gesang gab es recht wenig, aber ab und zu konnte sich vor allem die hübsche Backgroundsängerin in Szene setzen. Ansonsten gaben die zahlreichen Instrumente den Ton an und schufen eine märchenhafte und dreampoppige Atmosphäre, die an Dichte und Dramatik kaum zu überbieten war. Stilistisch gab es einen teilweise ausgeprägten Hang zum Postrock, geprägt durch eine sich ständig steigernde Spannung, die sich gegen Ende der recht langen Stücke ekstatisch entlud. Freunde von Sigur Ros, Radiohead, Cyann et Ben und Syd Matters dürften ihre Freude an der Musik von Yann Tiersen haben. Da ich Fan der vorgenannten Formationen bin, war die Freude heute ganz auf meiner Seite! Eine echte Entdeckung!

School of Seven Bells:

Jede amerikanische Indie-Band, die etwas auf sich hält, residiert zur Zeit in Brooklyn. Diese Phänomen ist inzwischen schon so ausgeprägt, daß sich viele Kapellen überlegen, ob sie diese Mode mitmachen wollen, oder nicht lieber nach Nebraska gehen (obwohl da ja schon Connor Oberst und seine Saddle Creek Kumpels abhängen, also vielleicht doch am Besten gleich nach Arkansas...).

School Of Seven Bells kommen - wie sollte es auch anders sein - aus Brooklyn, haben aber das Privileg mit ihrem aktuellen Album Alpinisms durch Europa zu touren. Und das ist eine feine Sache, denn so kommt man auch in Frankeich in den Genuß des schönen Anblicks der beiden Deheza Schwestern!
Alejandra spielt Bass und singt, während Claudia am Keyboard klimpert und ebenfalls singt. Hahn im Korb ist der Gitarrist Benjamin Curtis (der Sohn von Ian, nein, nur ein Scherz!), der mit seiner Poppersträhne in der Mitte der Bühne rumwuselt. Der noisige Dreampop des sytlishen Trios kam dann schließlich auch trotz des recht reservierten und schweigsamen Auftretens der Akteure ziemlich gut an und auch ich erlebte ein wesentlich besseres Konzert als noch vor ein paar Wochen, wo ich die School Of Seven Bells bei einem recht sterilen Radiokonzert bei France Inter erlebt hatte.

Hörens-und sehenswert!

Setlist School Of Seven Bells, Festival Rock en Seine 2009:

01: Chain
02: No Disguise
03: Wirde For Light
04: White Elephant Coat
05: Connjur
06: Half Asleep
07: My Cabal
08: Sempiternal/Amaranth




Samstag, 29. August 2009

Festival Rock en Seine bei Paris, 28.08.09

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Konzert: Festival Rock en Seine, 1. Festivaltag

Ort: Domaine national de Saint-Cloud bei Paris
Datum: 28.08.2009
Zuschauer: ausverkauftes Festival


Inzwischen eine schöne Tradition: Ende August treffe ich nach den Sommerferien meine Pariser Freunde wieder und gemeinsam genießt man drei Tage lang etliche Konzerte vor den Toren der Metropole. Auch der Wettergott hat in den letzten Jahren immer mitgespielt, problematischer war eigentlich eher die Zuverlässigkeit der gebuchten Headliner. Aber dazu später mehr...

Beginnen wir einfach mit den Konzerten, die auf dem brechend vollen Gelände der herbstlich wirkenden Domaine de Saint-Cloud stattfanden.

Keane:

Mein persönlicher Festivaltag begann gegen 16 Uhr 30 mit den Engländern Keane. Die sind eigentlich auch in Frankreich so groß, daß sie das riesige Zénith (ca. 7000 Plätze) füllen können. Hier und heute mußten sie sich aber mit der unbeliebten Nachmittagszeit begnügen und bekamen auch nur eine Spielzeit von circa. 45 Minuten zugestanden. Den Anfang hatte ich verpasst, aber mit Is It Any Wonder? bekam ich prompt einen alten Hit vom zweiten Album Under The Iron Sea serviert. Ein Album, daß ich zugegebenermaßen gar nicht besitze, denn ich war schon nach dem Debüt Hopes And Fears von Bord gegangen. Und dies obwohl ich den Erstling eigentlich sehr schätzte. Dazu stehe ich, wohlwissend, daß Keane als seicht, schmalzig und beliebig gelten und ihr Sound gerne als Fahrstuhlmusik bezeichnet wird. Aber ich mochte nun einmal melancholische Stücke wie Somewhere Only We Know oder Everybody's Changing und habe die damals auch gerne unter der Dusche gepfiffen, hatte damit allerdings auch mein Bedürfnis nach Zuckerguß erst einmal gestillt. Natürlich kam auch heute Somewhere Only We Know und zumindest ansatzweise habe ich auch wieder ein gewisses Kribblem im Bauch gefühlt, als es erklang. Mit Crystal Ball, dem (wohl) besten Lied von CD Nummer 2 und Bedshapped, dem persönlichen Lieblingslied des milchbubigen Sängers Tom Chaplin wurde dann abgeschlossen und viele Zuschauer, die Keane noch nie live gesehen hatten, wunderten sich wie dynamisch, agil und wild Tom, aber auch die anderen beiden, Drummer Richard Hughes und Pianist Time Rice-Oxley zu Werke gingen. Für mich war das nicht neu, hatte ich Keane doch bereits einmal vor ein paar Jahren im Olympia erlebt.

Ein guter Auftritt einer sympathischen Band.

Setlist Keane, Festival Rock en Seine, Paris 2009:

01: The Lovers Are Losing
02: Everybody's Changing
03: Nothing In My Way
04: Perfect Symetry
05: Is It Any Wonder?
06: Spiralling
07: Somewhere Only We Know
08: Crytal Ball
09: Bedshaped

Yeah Yeah Yeahs:

Allein schon dieses unglaublich lange Mikro. Wie ein Phallussymbol und dann reckt Sängerin Karen O das Ding auch noch die ganze Zeit wie eine Monstranz gen Himmel! Blasphemie? Oder einfach nur typische Provaktionen aus dem Lexikon für Rockstars? Am Anfang bleibe ich jedenfalls sehr skeptisch, wozu auch Christophs gemischt ausgefallene Konzerteinschätzung von vor ein paar Monaten beigetragen hatte. Das früh gespielte Phenomena plätschert vor sich hin und ich bereite mich innerlich schon auf ein mittelmäßiges Konzert vor. Aber dann, mit dem dritten Lied Heads Will Roll platzt der Knoten. Karen, die in ein goldenes Paillettengewand gehüllt ist, schafft es, die Leute in Bewegung zu bringen. Das ganze Festivalgelände tanzt und die Sonne lacht ebenso wie die wilde Frontlady, die Sprungfedern an den Füßen zu haben scheint. Von nun gibt es kein Halten mehr. Klar ist da viel Gepose und Getue dabei - oft fühle ich mich an ein weibliches Pendant von Iggy Pop erinnert- aber das Weib hat einfach Feuer unter dem Arsch! Der Beweis folgt mit dem garagenrockigen Pin auf dem Fuße und selbst die neuen Sachen von It's Blitz, von denen ich vermutet hatte, daß sie mir zu discolastig und synthetisch sein würden, finden im raueren Livegewand mein Gefallen, Dull Life sei hier nur als Beispiel genannt. Die absoluten Kracher wie Maps, Honeybear oder das abschließende Date With The Night sind aber alle etwas älter und punkiger und treffen voll ins Schwarze. Karen O hat vorbildlich ihre Show abgezogen (mehrere Kostümwechsel inklusive), die beiden Männer Nick Zinner (Gitarre) und Brian Chase haben auch nicht weiter gestört und so steht am Ende die Erkenntnis: Die New Yorker bringen's live! Und wie Karen immer das Wasser aus ihrem Munde sprudeln lässt! Wie ein Vulkan. Oder so...

Setlist Yeah Yeah Yeahs, Rock en Seine 2009:
01: ?
02: Phenomena
03: Heads Will Roll
04: Pin
05: Dull Life
06: Gold Lion
07: Miles Away
08: Soft Shock
09: Maps
10: Honeybear
11: Zero
12: Cheated Hearts
13: Date With The Night

Passion Pit:

Der neue Hype bei den amerikanischen Bloggern. Zu dumm nur, daß ich (fast) keine Blogs lese (Ausnahmen: das klienicum, plattenvorgericht und ein paar wenige andere), vor allem keine englischsprachigen! Aber ich habe die studentisch wirkenden Typen ja im Juli schon beim Melt! erlebt und mir mein eigenes Bild machen können. Ihr elektronischer Pop ist mir eigentlich eine Spur zu süßlich und happy, aber man muß den Jungspunden auf jeden Fall zugestehen, daß sie ideenreich und frisch rüberkommen und das Publikum mit Songs wie The Reeling oder Sleepyhead ordentlich zum Tanzen bringen. Sie bieten letztlich den perfekten Soundtrack für den (zu Ende gehenden) Sommer und die Kopfstimme von Sänger Michael Angelakos ist wirklich außergewöhnlich. Wer findet noch, daß er klingt wie der junge Michael Jackson bei den Jackson Five?

Madness:

Nostalgie mag ich nicht sonderlich. Deshalb halte ich auch nicht allzuviel von Reunions oder Comebacks alter Recken längst vergangener Zeiten. Konzerte von Madness im Jahre 2009? Interessieren mich nicht! So dachte ich zumindest bis heute. Ein Irrtum, wie sich bald herausstellen sollte. Die alten Säcke waren nämlich schlicht und einfach grandios! Und zwar von Anfang bis Ende! Wie Perlen auf einer Kette reihten die Ska-Götter ihre unzähligen Hits aneinander und wirbelten das Pariser Publikum mächtig durcheinander. Ob Opener One Step Beyond, das unfassbare Baggy Trousers oder das wundervolle My Girl, alles was gespielt wurde , klang einfach großartig und keine Spur antiquiert oder verstaubt. Im Gegenteil, zahlreiche aktuelle britische Künstler haben sich vieles von Madness abgeguckt, Dirty Pretty Things, Babyshambles, Kaiser Chiefs oder auch Amy Winehouse seien hier nur beisspielhaft erwähnt. So geriet das fulminante Konzert schließlich zu einer riesigen Freiluft-Tanzveranstaltung und selbst alte Fans im Publikum bewegten ihre fetten Bäuche im infektiösen Takt. Mit Night Boat To Cairo ließen sie am Ende ein verzücktes Publikum zurück, dessen Ohren vom lauten Saxofon kräftig durchgepustet wurde. Und eine Zirkusnummer hatte es obendrein gegeben: Ein Musiker spielte in 10 Meter Höhe, an Seilen festgemacht, Saxofon. Cool! Und das Lustigste: Madness spielten ein paar Stunden später noch einmal das gleiche Konzert auf der Hauptbühne. Warum? Siehe Oasis!

Setlist Madness, Rock en Seine 2009:

01: One Step Beyond
02: Embarassment
03: The Prince
04: Nw 5
05: My Girl
06: The Liberty Of Norton Folgate
07: The Sun And The Rain
08: Out Of Space
09: Dust Devil
11: Forever Young
12: House Of Fun
13: Baggy Trousers
14: Our House
15: It Must Be Love
16: Madness
17: Night Boat To Kairo

Vampire Weekend:

Von der amerikanischen Sensation des Musikjahres 2008 bekam ich nur 3 Lieder mit, da ich zu Bill Callhan wollte, der auf einer kleineren Bühne spielte. A Punk, M 79 und One (Blake's Got A New Face) klangen aber noch genaus frisch wie eh und je...

Bill Callahan:

Leider hatte ich die ersten beiden Titel des ehemaligen Smog Sängers verpasst, aber mit dem grandiosen Diamond Dancer erwischte ich einen fantastischen Start. Bill hatte eine ausgewachsene Band mit Cellist, Violinistin, Bassist und Schlagzeuger dabei und wärmte in der Folge das Herz mit Eid Ma Clack Shaw, Too Many Birds, The Wind And The Dove ( zusammen mit der reizenden Sophia Knapp). Der Abschluß mit Cold Blooded Old Times war regelrecht noisig und verschlug mir glatt die Sprache! Ein formidabler Schocker, der bewies, daß Bill auch auf einer großeren Bühne bestehen könnte. Verdient hätte er es, seine Bariton- Stimme ist außerdordentlich toll und seine Kompositionen voller Klasse und dunkler Eleganz. Für mich einer der ganz Großen!

Bloc Party:

Die Engländer um Kele Okereke sind für Festivalveranstalter eine verlässliche Sache. Fast jeder mag sie, die meisten Songs rocken sehr ordentlich und die allermeisten Zuschauer kennen zumindest Helicopter oder Banquet. Beim Melt! Festival war ich berechtigterweise sehr von ihnen angetan, heute aber spielten sie quasi das gleiche Konzert noch einmal. Wenige Überraschungen also und selbst das neue Lied One More Chance (eher Mittelmaß), war mir schon in der Liveversion bekannt. Meine persönlichen Favoriten waren eher altbewährt: This Modern Love mit seiner hübschen Gitarenmelodie, Like Eating Glass mit Keles durch Mark und Bein gehendem Gesang und das technolastige Flux, das noch am wenigsten abgenudelt ist.

Grundsolide und, ich sagte es breits, zuverlässig

Setlist Bloc Party, Festival Rock en Seine, Paris 2009:
01: One Month Off
02: Hunting For Witches
03: Positive Tension
04: Talons
05: Signs
06: Song For Clay (Disappear Here)
07: Banquet
08: Two More Years
09: One More Chance
10: Mercury
11: This Modern Love
12: The Prayer
13: Like Eating Glass
14: Flux
15: Helicopter

Oasis:

Mit zuverlässig sind wir beim Thema. Eigentlich sind das ja Oasis normalerweise und die Veranstalter waren sich sicher, nicht wie bei Amy Winehouse im letzten Jahr, eine kurzfristige Absage eines Headliners hinnehmen zu müssen. Sie hatten aber nicht mit dem Jähzorn der Gebrüder Gallagher gerechnet, die sich wohl hinter der Bühne geprügelt hatten. Bei dieser Aktion zerstörte Liam angeblich auch eine von Noels Gitarren (siehe Kommentar von Christoph). "Die Band Oasis besteht nicht mehr, alle künftigen Termine sind gecancelt" wurde gar verlautbart*, aber vielleicht sollte man da noch ein wenig warten, bis sich die erhitzten Gemüter etwas beruhigt haben. Riesenpech für die Organisatoren und die zahlreichen nur für Oasis erschienenen Fans! Diese und alle anderen Festivalbesucher bekamen übrigens Madness als Ersatz geboten. Die alten Herren hatten sich spontan bereit erklärt einzuspringen...

Fotos folgen!

* verkündet wurde diese Nachricht übrigens während des Konzertes von Bloc Party, das zwischen 21 und 22 Uhr stattgefunden hatte. Oasis waren um 22 Uhr angesetzt. Kele Okereke stimmte mit seiner Band das Gitarrenriff von Supersonic an, rief seinen Tourmanager auf die Bühne, und ließ von diesem ausrichten: "Oasis will not play tonight." Mister Okereke schien das nicht sonderlich zu betrüben. Er grinste über das ganze Gesicht und meinte lapidar: "Now we are headlining", so we can play more songs." Aus diesem Grunde waren auch etliche Festivalbesucher skeptisch, sie hielten die Ansage für einen Joke und wanderten rüber zur Hauptbühne um festzustellen: Die Sache stimmt! Oasis haben tatsächlich gecancelt! Ein Verantwortlicher des Festivals war hierzu auf die Bühne gekommen und hatte folgendes ins Mikro gesagt: Oasis n'existent plus! Oasis gibt es nicht mehr...



Donnerstag, 27. August 2009

The Irrepressibles u.a., Haldern Pop Festival, 13,14,15.08.09

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Konzert: The Irrepressibles, The Temper Trap, Blitzen Trapper u.a.

Ort: Spiegelzelt des Haldern Pop Festivals
Datum: 13-15.08.09
Zuschauer: jeweils ziemlich viele
Konzertdauer: jweils circa 45 Minuten




Stammgäste des wunderbaren niederrheinischen Festivals wissen es ja eh längst: die schönsten und intimsten Konzerte finden im stilvollen Spiegelzelt statt. Das schmucke Rund empfängt Jahr für Jahr geschmackssicher ausgewählte Perlen - oft Newcomer - die nicht selten kurze Zeit später von sich reden machen und teilweise einen märchenhaften Aufstieg erleben (Beispiele: Kate Nash, Get Well Soon, Patrick Watson).

Auch in diesem Jahr war hier wieder Etliches zu entdecken. Traditionell geht es am Donnerstag, dem ersten Festivaltag, im Spiegelzelt los. Während sich die Hauptbühne noch ein wenig ausruht, steppt drinnen bereits der Bär. Zu dumm nur, daß ich in den schlimmsten Stau kam (mit mir in der Schlange ex- Waldhof Trainer Klaus "Schlappi" Schlappner in seinem schwarzen Porsche 911), den man sich vorstellen kann und für eine Anreise von 200 Kilometern sage und schreibe vier (!) Stunden brauchte. So wurde es dann weder etwas mit den jungen Engländern Baddies, noch mit Broken Records und auch für die Schweden Wildbirds & Peacedrums kam ich zu spät. Gerade einmal ein einziges Lied bekam ich draußen noch von ihnen mit und es klang so, wie ich mir das vorgestellt hatte: schlagzeuggetrieben und scheppernd.

Über die anschließenden Konzerte von Palm Springs und Wintersleep hatte ich gesondert berichtet, was aber noch fehlte war das Konzert der Irrepressibles, das den ersten Festivaltag beschloß. Ein verrückter Haufen diese Irrepressibles! Angeführt von dem Sänger und Gitarristen Jamie Mc Dermott, der im Pierrot Kostüm auflief, hatte man es fast mit einem barocken Orchester zu tun. Unzählige Frauen (und ein Geiger) spielten Klarinette, Oboe, Flöte, Cello, Kontrabass, Viola, Piano und Saxofon und zauberten eine märchenhafte Stimmung ins Zelt. Das war schön, phasenweise ergreifend und hätte somit eigentlich für eine hohe Benotung gut sein können. Es gab bloß ein Problem und das war kein kleines: Die Stimme von Jamie klang so verdammt stark nach Anthony Hegarty! Vom Plagiat waren wir also nicht weit entfernt und deshalb ließ meine ursprüngliche Neugierde (von Begeisterung zu sprechen, wäre übertrieben gewesen) schnell nach. Am Ende ging mir der Bursche, der mehrfach schmatzende Küsschen für das Publikum ins Mikro raunte, ziemlich auf die Nerven. Schade eigentlich, denn In This Shirt ist wirklich ein schöner Song.

Am Freitag, dem 14.08., schaute ich dann zu The Temper Trap mal wieder ins Zelt. Christoph hatte mir von den Australiern ausdrücklich abgeraten, aber ganz so schlecht fand ich sie gar nicht. Klar, das Ganze war ziemlich (power)poppig, kugelrund und radiotauglich, aber in kleinen Dosen genossen (ich blieb nur für drei Lieder), konnte ich mich durchaus an den eingängigen Songs, die der aus Indonesien stammende Sänger Dougy mit Inbrunst und viel Falsett vortrug, erfreuen. Sicherlich nicht unsere kommende Lieblingsband, aber kommerzielle Erfolge sind durchaus möglich und ihre Tourneeliste lang. Mehr als The Temper Trap hätten mich am späten Nachmittag dann Edward Sharpe & The Magnetic Zeroes interssiert, aber ich entschied mich (leider) für die gleichzeitig auf der Hauptbühne spielende, recht enttäuschende (zu penetranter Backgroundgesang!) Anna Ternheim. In der Nacht dann verpasste ich bedauerlicherweise Gravenhurst, da Athlete auf der Hauptbühne überzogen. Am Samstag schließlich ging zumindest mein Freund Dirk von Plattenvorgericht zu William Fitzsimmons (wie war es eigentlich, Dirk?), während ich erst zu Blitzen Trapper (Foto rechts) anrückte. Im Zelt war es aber auf Grund der hohen Außentemperaturen unglaublich stickig und heiß, so daß ich es trotz guter Musik nicht lange aushielt und erst in der Nacht zu Little Boots wieder vorbeikam. Nicht gesehen hatte ich die Isländer Hjatalin und die Engländer Mumford & Sons, von denen viele hinterher ausgiebig schwärmten. Und wer hatte eigentlich noch die Ausdauer für Health um 1 Uhr 45?

Wer die entsprechenden Bands gesehen hat: Bitte mal auf der Kommentarseite verewigen und schildern, wie es euch gefallen hat!





Mittwoch, 26. August 2009

Pelle Carlberg, Köln, 25.08.09

3 Kommentare

Konzert: Pelle Carlberg
Ort: Stereo Wonderland, Köln
Datum: 25.08.2009
Zuschauer: vielleicht 80 (gut gefüllt)
Dauer: Pelle Carlberg gut 75 min, Henning Neuser 40 min


Warum höre ich eigentlich nicht ununterbrochen Pelle Carlberg CDs? Der nette Schwede hat auf seinen bisher drei Soloplatten unzählige Hits veröffentlicht, die es verdienten, dauernd gehört zu werden. Mein Vorsatz für das letzte Jahresdrittel ist also klar.

Gotteseidank sind nicht viele so musikvergesslich wie ich, denn letztendlich hatten
doch einige den Weg ins Stereo Wonderland gefunden. Für mich war vorher überhaupt nicht kalkulierbar, wie voll es werden würde. Ein überfülltes Stereo im Sommer gehört nicht in meine Top 100 der angenehmsten Orte, Konzerte zu sehen. Als ich etwa zeitgleich mit der Vorgruppe (mit dem Vormusiker besser) ankam, waren vielleicht 40 Leute da, nach und nach füllte es sich so weit, daß man zwar bequem Platz hatte, die Bar aber recht voll aussah - ein annehmbarer Kompromiß.

Auf der Plakatwand im Stereo Wonderland hingen die Konzertposter der letzten Monate. Alle hatten eines gemeinsam: den Namen Neuser, der auf zig Plakaten stand. Ich hatte die Kölner Band erst einmal gesehen, als sie im Bürgerhaus
Stollwerck für Klee eröffnete. Mit gleichem Hemd wie damals aber ohne Band hatte Henning Neuser (ich will immer Phillipp schreiben, irgendwie sieht Henning wie ein Phillipp aus) heute die selbe Aufgabe. Seine Band ersetzte eine Loopstation. Die erklärte er dann auch sehr bildhaft: "Ihr fragt euch sicher, ob das alles playback ist. Dazu kann ich nur sagen: Ja, ist es!" Bis auf kleinere Pannen mit einem roten Pedal, dem unter Strom stehenden Mikro und der Loopmaschine ("meine Band spielt verrückt!") funktionierte das alles ganz hervorragend. Henning Neuser spielte ein paar alte und viele neue Lieder (soweit ich das beurteilen kann), wobei mir besonders die schnelleren Sachen gefielen. Das war kurzweilig und voller Talent.

Auf der Bühne blieb allerlei interessantes Zeugs stehen, nachdem der Vorsänger abgeräumt hatte. Da standen zwei Glockenspiele
(sehr schöne, die ich noch nicht kannte), Gitarren, eine auf 90° gekippte Trommel und ein Koffer. Vor allem der Koffer neben der Trommel machte mich neugierig. Was da wohl noch für twee-e Instrumente drin sein würden. Es dauerte etwas, bis ich kapierte, daß der Koffer das Instrument war. Hinter ihm - wie hinter der Kipptrommel - stand eine Fußmaschine; das Gepäck war also vermutlich die Bassdrum. Bedient wurde dieses aufregende Schlagzeug von Jonathan, dem Begleiter Pelles. Außerdem spielte der Fußtrommler Bass und Mundharmonika und sang eine ganz wundervolle zweite Stimme.

Pelle Carlberg wirkte gut gelaunt und spielte einen Hit nach dem anderen. Die ersten sechs Stücke klangen schon wie ein best of des Schwedens. In seinen Liedern erzählt
Pelle Geschichten, die ihm offenbar alle passiert sind. Go to hell, Miss Rydell handelt zum Beispiel von einer sehr schlechten Kritik des letzten Albums von Pelles erster Band Edson, Metal to metal von einer Autopanne in Berlin und Fly me to the moon ("I'll never fly with you, Ryan") von seiner liebsten Fluglinie (das Lied ist so schön, daß es bei mir zu einem Ritual geworden ist, das an Bord meiner meistbenutzen Fluggesellschaft zu hören). Das allerdings sei eine gelogene Geschichte, sagte Pelle. Er sei mindestens 15 mal mit dieser Gesellschaft geflogen, seit er den Song geschrieben habe.

All die Entstehungsgeschichten erzählte Pelle Carlberg auch uns und amüsierte sich dann, wenn die Geschichte vorher länger als das Lied wurde!

Nach vielen großen Hits kam dann ein erstes Cover. Das macht er ja sehr gerne. "Guckt mal, ob ihr es erkennt!" Rocket man von Elton John war leicht zu identifizieren. Später bei den Zugaben hatte ich größere Mühe. Auch wenn er es hübscher machte, war das, was Pelle da spielte, eine große Scheußlichkeit - das konnte man ahnen. So wie das halbe Publikum mußte auch er immer wieder lachen, wenn besonders fiese Falsett-Stellen kamen. Eklig aber sehr unterhaltsam! "I love this song. The guy is a great
singer!" Ich bin sehr froh, daß I believe in a thing called love von The Darkness nicht in meiner Musiksammlung ist. Aber der hüpfende Pelle dabei war sehenswert!

"Was sollen wir denn noch spielen?" - "1983!" - "Ach
Gott, wir haben 1983 vergessen! Natürlich spielen wir das jetzt!" Und so kamen wir als zweite Zugabe in den Genuss des Hits über die Abenteuer von Pelle & Sebastian nachts im Stadtzentrum ihrer Heimatstadt Uppsala.

Jonathan und Pelle mussten danach noch einmal erscheinen und baten wieder um Wünsche für den zweiten Zugabenblock. "Etwas auf Schwedisch!" - "Ernsthaft? You asked for it..." Und dann spielte Pelle Carlberg ein Stück namens
Varannan vecka. Das Lied stammt von einer Platte, die der Familienvater gerade mit seinen Kindern aufgenommen hat. "Das ist eine Platte mit Kinderliedern, die Erwachsenentexte haben!" Da Varannan vecka offenbar "alle zwei Wochen" heißt, kann man das schon am Titel nachvollziehen.

Weil wir alle noch einmal mitsingen wollten, folgte ganz zuletzt noch Pamplona! Ich weiß gar nicht, was mir am besten gefallen hat. Eigentlich sind
Middleclass kid und Riverbank meine Lieblinge. Aber heute war alles fabelhaft! Und das, obwohl Pelle und Jonathan früher am Tag einen Autounfall hatten. Ich bin sehr gespannt, wie das Lied dazu sein wird!

Setlist Pelle Carlberg, Stereo Wonderland:


01: Musikbyrån makes me wanna smoke crack
02: A tasteless offer
03: Fly me to the moon
04: Middleclass kid
05: Go to hell, Miss Rydell
06: Riverbank
07: I Love you, you imbecile
08: Metal to metal
09: Because I'm worth it
10: Bastards don't blush
11: Rocket man (Elton John Cover)
12: How I broke my foot and met Jesus
13: Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls

14: I believe in a thing called love (The Darkness Cover) (Z)
15: 1983 (Pelle & Sebastian) (Z)

16: Varannan vecka (Z)
17: Pamplona (Z)

Links:

- Pelle Carlberg am 23.11.07 im Subway in Köln
- mehr (orangefarbene) Fotos





 

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