Konzert: Festival Rock en Seine bei Paris, 3. und letzter Festivaltag
Ort: Domaine Nationale de Saint Cloud bei Paris
Datum: 30.08.2009
Zuschauer: ausverkauft
Sonntags komme ich nie gut aus den Federn. Dennoch raffe ich mich irgendwann auf, fange aber an, noch Fotos vom Vortag auszusortieren. Damit verplempere ich soviel Zeit, daß ich erst gegen 14 Uhr aufbreche. Metric sind aber bereits um 14 Uhr 30 angesetzt und die wollte ich eigentlich auf keinen Fall verpassen. In der Metro Richtung Pont de Saint Cloud treffe ich gleich mehrere Pariser Freundinnen, ein Beleg dafür, daß Paris indiemusiktechnisch eigentlich ein Dorf ist. Aber was sage ich, die Welt ist ein großes Dorf! In der U-Bahn lerne ich nämlich auch noch eine entzückende junge Deutsche kennen, die aus Würzburg stammt. Dort habe auch ich einen Teil meiner Wurzeln. Wir plaudern angeregt und plötzlich habe ich es nicht mehr soo eilig, schnell auf das Festivalgelände zu kommen. Doch irgendwann erreiche ich schließlich die Scène de La Cascade, wo Metric schon in voller Aktion sind.
Metric:
Das erste Lied, was ich halbwegs mitbekomme ist Gimme Sympathy vom neuen Album Fantasies. Ich stehe aber noch sehr ungünstig, auf der Anlage wimmelt es bereits jetzt vor Menschen und keiner will seinen Platz preisgeben, der ihm den Blick auf die hübsche Emily Haines garantiert. Ich kann mich aber doch langsam nach vorne durcharbeiten und sehe die wilde Frontlady nun über die Bühne wirbeln. Sie ist noch blonder, als ich sie mir vorgestellt hatte und ihr Kleid sitzt auf ihrem schlanken Körper tadellos. Mit Dead Disco kommt dann bald auch schon ein Lied, das ich gut kenne, denn das alte Album Old World Underground, Where Are You Know habe ich im Gegensatz zu Fantasies oft und gerne gehört. Zwar bot es mit seiner Mischung aus Post-Punk und New Wave im Stile von Blondie nichts wirklich Neues, aber die zahlreichen Hits hatten schon starken Suchtcharakter. Auch Monster Hospital, was nun folgt, ist alt und nach wie vor zugkräftig. Unzählige Hände fliegen nach oben, das Publikum amüsiert sich wie Bolle. Schade bloß, das zum Abschluß mit Stadium Love ein ziemlich platter Song das Set beendet.
Setlist Metric, Festival Rock en Seine 2009:
01: Help I'm Alive
02: Gold Gun Girls
03: Gimme Sympathy
04: Sick Muse
05: Empty
06: Dead Disco
07: Monster Hospital
08: Stadium Love
01: Help I'm Alive
02: Gold Gun Girls
03: Gimme Sympathy
04: Sick Muse
05: Empty
06: Dead Disco
07: Monster Hospital
08: Stadium Love
Lilly Wood And The Prick:
Mit Lilly Wood & The Prick folgt dann eine exzentrische Französin, die mir aber zu soulig rüberkommt. Ziemlich schnell verlasse ich die Scène de L'Industrie und treffe auf dem Gelände etliche Freunde und Bekannte. Ich plaudere mich irgendwann fest und verpasse bis 18 Uhr das gesamte musikalische Programm, das mich ohnehin nicht wirklich reizte (Macy Gray, Robin Mc Kelle, Hindi Zahra, zum Teil kenne ich die Künstler gar nicht). Dafür habe ich soziale Kontakte gepflegt, mir von den hübschen flanierenden Mädchen den Kopf verdrehen lassen und ein wenig Sonne getankt. Festivals besuchen heißt nicht, daß man 10 Stunden hintereinander nur starr auf die Bühne glotzt. Finde ich zumindest.
Sammy Decoster:
Der Bursche entspricht eigentlich meinem Beuteschema. Er ist Franzose und gehört zu neuen Folkszene. Zudem hat er gute Kritiken für sein letztes Album Tucumcari bekommen. Schon nach ein paar Liedern wird aber deutlich, daß die Chemie zwischen uns irgendwie nicht so 100%ig stimmt. Ich hatte ihn schon einmal 2008 im EMB Sannois gesehen und fand ihn dort auch nur mittelprickelnd. Also verschwinde ich Richtung Eagles Of Death Metal die auf der Hauptbühne spielen. Ganz nach vorne komme ich aber nicht durch, weil ich mich mit einem Freund festquatsche. Es geht um die nächste Oliver Peel Session und die Terminabsprache für den hochtalentierten französischen Folksänger Lepold Skin. Warum haben sie den eigentlich nicht zu Rock En Seine eingeladen??
Les Petits Pois:
Die Eagles Of Death Metal habe ich also nicht so richtig mitbekommen, dafür gibt es aber mit Les Petits Pois (auch unter dem Namen Them Crooked Vultures agierend) Kumpels von Jesse Hughes auf der Scène de la Cascade zu sehen. Deren Besetzung ist absolut hochkarätig: Kein Geringerer als Josh "Queens Of The Stone Age" Homme spielt Gitarre und greint seinen bluesigen Gesang, John Paul Jones (Led Zeppelin!) zupft den Bass und am Schlagzeug wütet Dave "Foo Fighters ex Nirvana" Grohl!!! Zusammen mit Alain Johannes (QOTSA) heizen sie dem Publikum mächtig ein. Als sei es nicht schon heiß genug! Josh parliert sogar ab und zu ganz passabel auf französisch und zeigt sich von dem ganzen Festival sehr angetan. Gut gelaunt und mit viel Spielfreunde ballern sie in der Folge aus allen Rohren und reißen Weicheiern, die vorher an gleicher Stelle Sliimy gesehen haben, mal so richtig den verpoppten Arsch auf. Die Heißsporne haben eine diabolische Freude dabei, die Belastbarkeitsgrenze der Fanohren zu testen. Nie nehmen sie den Fuß vom Gaspedal und kredenzen eine schwere, psychedelisch gewürzte Suppe à la Homme. Die Titel kenne ich nicht (sie werden nachgreicht, Josh hat viele Namen erwähnt), aber der letzte Song allein, war es wert, hier zu verharren. Fast 10 Minuten lang drehen jaulende Gitarren Endlosschleifen, poltern böse klingende Bässe gespenstisch über die Wiese und vermöbelt Dave Grohl seine Schießbude wie ein Besessener. Ein Knaller!
Setlist Les Petits Pois, Rock en Seine 2009 (danke an Rockerparis)
01: Elephants
02: Dead End Friends
03: Gunman
04: Mind Eraser
05: Bandoliers
06: Caligulove
07: Daffodils
08: New Fang
09: Nobody Loves Me And Neither Do I
10: Warsaw
01: Elephants
02: Dead End Friends
03: Gunman
04: Mind Eraser
05: Bandoliers
06: Caligulove
07: Daffodils
08: New Fang
09: Nobody Loves Me And Neither Do I
10: Warsaw
MGMT:
Viele der unzähligen trendigen Mädels, die man heute ausmachen kann, sind offensichtlich nur wegen MGMT gekommen. Die Wiese vor der Hauptbühne ist restlos überfüllt und ein Durchkommen nach vorne nur unter schwersten Kraftanstrengungen möglich. Irgendwann sehe ich die wuscheligen Neo-Hippie Schönlinge aber doch von Nahem und auch der Sound ist hier präziser. Ihre zahlreichen Hits (Weekend Wars, Time To Pretend, Electric Feel) vom letztjährigen Debütalbum (und ein paar Neulige wie beispielsweise A Song For Dan Treacy) ziehen nach wie vor unglaublich gut und die Festivalveranstalter sind wahrscheinlich froh, daß sie das As MGMT nach der Absage von Oasis noch im Ärmel hatten. Der Abschluß traditionell mit Kids und natürlich gibt es jetzt kein Halten mehr...
Klaxons:
Bericht morgen
Patrick Wolf:
Ein Wolf im Schafspelz ist Patrick Wolf sicherlich nicht. Würde ihm auch gar nicht stehen, so ein stinkender Schafspelz. Wie man den Fummel, den er trägt, allerdings beschreiben soll, weiß ich auch nicht so recht. Am besten ihr guckt Euch in Ruhe die Fotos an und bemerkt dann mit Sicherheit auch die häufigen Kostumwechsel des extrovertierten, extrovangten und exzentrischen Briten an. Den stürmischen Burschen hatte ich zuletzt im Juli beim Melt! Festival gesehen und dort hinterließ er auf der Hautpbühne performend einen starken Eindruck. Heute in Paris wurde ihm zwar nur die kleinste Festivalbühne gegönnt, aber der Eindruck war hinterher der Gleiche: stark! Aber was macht ihn so besonders? Ist es die frivole und provokative Show, die er abzieht? Nein, das ist es nicht. Zumindest spielt das für mich nur eine untergeordnete Rolle, denn ich habe ihn vor ein paar Jahren über das Album Wind In The Wires kennen-und schätzen gelernt und da wußte ich nochgar nicht, wie er sich live gebärd. Vielmehr waren es dynamische und catchy Songs wie Tristan, die mich hellhörig werden ließen. Inzwischen sind ein paar Jahre ins Land gegangen, Tristan spielt er (zumindest heute) nicht mehr und der Sound ist elektronischer und üppiger geworden. Auch das neue Album The Bachelor liegt seit ein paar Monaten in den Regalen und davon stammten dann natürlich heute auch die meisten Titel, die Hälfte um genau zu sein. Besonders angetan war ich von dem dramatischen und majestätischen Damaris, bei dem sich auch die braungelockte Geigerin in Szene setzen konnte. Überhaupt die Band von Patrick Wolf: erlesen! Thomas White von The Electric Soft Parade an der Gitarre und auch Nick Heyward, eine New Wave Ikone der 1980er Jahre (Haircut 100) war mit von der Partie. Welch ein Line-Up! Fehlte eigentlich nur Marc Almond, bekanntermaßen ein Idol für Patrick. Von ihm ist er auch äußerlich inspiriert, aber heute mit den wasserstoffblonden Extensions im Haar, sah er eher aus wie Samson. Oder so. Aber kommen wir wieder von den Äußerlichkeiten weg und loben stattdessen lieber Abraümer wie das eingängige Accident & Emergency oder den größten Hit des neuen Albums, nämlich Hard Times. Kurz vor Ende gebracht, wirbelte dieser teilweise orientalisch angehauchte Stampfer gewaltig Staub auf und brachte das Publikum in Ekstase. Patrick ließ es sich auch nicht nehmen, Tuchfühlung mit seinen Fans aufzunehmen, in einer Szene stand er gleich vor mir! Er kostete die Zuneigung voll aus, parlierte zurück auf der Bühne ganz passabel französisch und leitetet den Abschluß noch mit einem Intro von Madonnas Like A Virgin ein. Bei The Magic Position gab es dann kein Halten mehr. Ein famoses Konzert, eines der besten von Rock en Seine 2009!
Setlist Patrick Wolf, Rock en Seine 2009:
01: Who Will
02: Bluebells
03: Accident & Emergency
04: Damaris
05: The Bachelor
06: The Libertine
07: Hard Times
intro: Like A Virgin (Madonna Cover)
08: The Magic Position
Exkurs: Setlist Patrick Wolf, Melt! Festival 2009:
01: Kriegsspiel
02: Vulture
03: Oblivion
04: Bluebells
05: Who Will?
06: Damaris
07: Tristan
08: The Libertine
09: Battle
10: Hard Times
11: The Magic Position
- Mehr Fotos von Patrick Wolf hier
Setlist Patrick Wolf, Rock en Seine 2009:
01: Who Will
02: Bluebells
03: Accident & Emergency
04: Damaris
05: The Bachelor
06: The Libertine
07: Hard Times
intro: Like A Virgin (Madonna Cover)
08: The Magic Position
Exkurs: Setlist Patrick Wolf, Melt! Festival 2009:
01: Kriegsspiel
02: Vulture
03: Oblivion
04: Bluebells
05: Who Will?
06: Damaris
07: Tristan
08: The Libertine
09: Battle
10: Hard Times
11: The Magic Position
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