Samstag, 18. Oktober 2008

Klee, Köln, 17.10.08


Konzert: Klee
Ort: Bürgerhaus Stollwerck, Köln
Datum: 17.10.2008
Zuschauer: fast ausverkauft, denke ich
Dauer: Klee 130 min, Neuser 35 min


Als um zehn nach zwölf die letzten Takte von Wie das Wetter verklungen waren, hatte ich wieder einmal ein Klee Konzert erlebt, an das ich mich lange erinnern werde. Klee ist zwar mittlerweile die Band, die ich am häufigsten gesehen habe (ein Wettstreit mit Los Campesinos!), aber keiner der Abende war langweilig, keines der Konzerte mit einem anderen vergleichbar.

Zuletzt hatte ich Klee beim wundervollen Konzert in der
Kölner KulturKirche erlebt. Danach hatte ich nichts über die ersten Stationen der Berge versetzen Tour gelesen, war also herrlich unvorbereitet und sehr gespannt!

Im Stollwerck war ich ewig nicht mehr, zuletzt vor gut einem Jahr. Und ich hatte es vermisst! Das Bürgerhaus Stollwerck hat nämlich einen der schönsten Konzertsäle Kölns, der nur leider zu selten gebucht wird.

Bei Heimspielen verpflichten Klee gerne andere Bands aus Köln als Vorgruppe. Heute war es Neuser, die ich bisher nur ganz vage kannte. Sprich, ich hatte den Namen aber noch keine Musik vorher gehört. Was die vier Musiker in gut 35 Minuten ablieferten, gefiel mir recht gut und war ein ordentlicher Auftakt. Neuser bestehen aus vier Musikern, Sänger Henning Neuser (irrer Zufall!), Bassist Tim Rashid, Keyboarder Philipp Sutter und Schlagzeuger Michael Klaukien.

Setlist Neuser, Bürgerhaus Stollwerck, Köln:

01: Autopilot
02: Downunder
03: Ohne uns
04: Einbahnstraße
05: Von vorn anfangen
06: Glut
07: Es ist nie zu spät
08: Das perfekte Gefühl
09: Die Welt steht still

Schon in der KulturKirche war uns die fabelhafte Musikauswahl vor dem Klee Konzert aufgefallen. Da lief ein Hit nach dem anderen von Band. Und was ging nach Neuser mein Herz auf, als eines der schönsten Belle & Sebastian Lieder als
Pausenhighlight lief, Fox in the snow. Das ist natürlich eine Kleinigkeit, die vielen vollkommen egal ist, mich kann man mit solchen Dingen sofort erobern. Unmittelbar vor Klee folgte dann noch das wundervolle Somebody von Depeche Mode, dessen letzte Klänge übergingen in Wie weit von Klees aktueller Platte Berge versetzen.

Hinter der Bühne war die portugiesische Strandlandschaft vom Plattencover als Dekoration angebracht. Davor, zwischen zwei Pfosten, flatterten die bunten Bänder von dieser Motivserie. Da war es also nicht überraschend, daß auch Suzie das Kleid trug, das auf Berge versetzen zu
sehen ist. Tom, Sten, Daniel und Pele hatten aber auf ihre Seemannskleidung verzichtet, wobei die Seefahrt im Laufe des Abends noch eine größere Rolle spielen sollte.

Wie weit also war der Auftakt, es folgte Unverwundbar, bevor Suzie uns begrüßte bei diesem Heimspiel. Seit Berge versetzen gibt es viele neue Klee-Fans, die Sängerin erklärte also erst einmal, wie so ein Abend funktioniert: "Auf einem Klee-Konzert ist es so, daß ich zwischen den Liedern auch was sage. Ist doch langweilig, wenn man hinterher sagt: 'War super, war wie auf Platte!'"
Keyboarder Sten ergänzte: "Ihr habt Zeit mitgebracht? Wird spät heute..." Das klang da vielleicht noch übertrieben, er sollte aber Recht behalten.

Keyboarder traf es aber nicht so richtig, denn nach dem dritten Stück 2 Fragen wechselte Sten an ein Klavier, das links neben Daniels Schlagzeug aufgebaut war. Suzie kündigte das nachfolgende Lied Zwischen Glauben und Vertrauen mit der Entstehungsgeschichte an. Ursprünglich sollte es Barcelona
heißen und von der katalanischen Stadt handeln. Das fasste man dann aber allgemeiner. Suzie hinderte das nicht daran, als kleine Einstimmung den kölschen Hit Buenos Dias Matthias anzustimmen (was gut war!).

Und bei jedem der nächsten Lieder passierte auch irgendetwas Urkomisches, weil die Band neben tollen Liedern auch wahnsinnig hohe Entertainerqualitäten hat. Bassist Pele grinste und lachte den ganzen Abend über das, was Suzie von sich gab. Es war aber auch zu gut und unterhaltsam - all die kleinen Geschichten...

Bei Offene Wunden hatte Suzie plötzlich eine schlauchförmige Tröte in der Hand, der sie ein paar Töne entnahm, zu Judy Garland, dem traumhaften Lied, das nur auf der
Deluxe Ausgabe der CD enthalten ist, ruderte sie mit den bunten Flügeln, die sie auch bei anderen Konzerten schon dabei hatte. Weil es Liebe ist, sollten wir schunkelnd begleiten. Jeder habe seinen Nachbarn zu umarmen und eben zu schunkeln. Bei 7 Schritten schließlich zündete die Sängerin eine riesige Wunderkerze an, ohne sich allerdings direkt klar zu sein, wohin damit nach Ende des Lieds. Die Kerze brannte nämlich noch. Tourmanager Pese wollte sie von der Bühne tragen, während Pele vom Feuerlöscher Backstage und den Brandschutzbestimmungen sprach. Suzie, ganz pragmatisch, stopfte das Ding in eine feuerfeste Wasserflasche auf dem Klavier und wurde so Brandschutz- und Romantikanforderungen gerecht.

Die längste Ansage meiner Konzertgeschichte erlebte ich aber vor Ich laß ein Lich an für Dich. Erst einmal erschien Suzie mit einem großen Papierschiffchen und erzählte die traurige Geschichte eines Seemanns, der den Rhein hoch, dann runter (nach Aushilfe der Band) fuhr, dann über diverse Meere, da fiesen Tentakeln (vermutlich mit Tieren dran) und anderem Unbill begegnete und dabei nach und nach Teile seines Schiffs verlor. Sie wollte danach aber auch noch erzählen, was jahrelang ihre Theorie war, wieso man keine Zigaretten an
Kerzen anzünden solle, war sich aber nicht sicher, ob das nicht zuviel Geschichten und zu wenig Musik war. Sie erzählte aber - und es war wie üblich köstlich und sehr unterhaltsam! Zwischendurch sang sie noch ihren Lieblingsseefahrersong Jamaica farewell von Harry Belafonte an. Hach!

Vor Berge versetzen passierte gar nichts... Aber das Lied, die nächste Single, ist auch ohne Geschichten eine große Sache.

Zu Du und Ich gab es für mich die nächste große Überraschung: Gitarrist Tom schnallte sich ein Akkordeon um. Sten saß immer noch am Klavier. Gegen Ende dieses wirklich unglaublich schönen Lieds, stieg dann Suzie zu ihm und begleitete Sten am Piano. Ein großartiges Arrangement dieses Highlights! Hinterher stellte Suzie fest, daß sie sehr wohl selbst gespielt habe, Sten ihr aber zur Hilfe Pünktchen auf die Tasten geklebt habe, die sie spielen musste. "Aber die brauchst Du doch gar nicht..."

Zu Tausendfach wechselte er wieder ans Keyboard, Suzie stimmte zwischendurch kurz Hey Kölle, du bis e Jeföhl an, tanzte Macarena... und das Konzert ging seinem
Ende entgegen - mit den tanzbarsten Stücken Standard kompakt, Die Königin, Zwei Herzen und Lichtstrahl. Wer die kennt, weiß, was für ein perfekter Konzertabschluß ist - vor den Zugaben!

Zu denen kam Suzie dann umgezogen in scharzem Kleid und mit Zylinder. Gottseidank ist Erinner Dich wieder im
Live Programm der Band, das Lied ist schließlich einer meiner ganz großen Lieblinge und eines der besten deutschen Popstücke. Der Zylinder wich einer Krone, unter der Suzie erklärte, daß Klee für den gleichnamigen Einslive-Preis als beste Band nominiert seien, Aus "as best band" wurde zwischen Suzie und Pele schnell Asbest-Band (hier kann man die anderen Asbest-Band Nominierten sehen und vor allem abstimmen!).

Gold, das wahrscheinlich bekannteste Lied, war aber auch noch nicht Abschluß dieses Homecoming gigs. Die Band erschien wieder, Suzie diesmal mit einer schwarzen Jugendstil Federkappe ("mein Rabenkostüm"). Ein
nächstes Lieblingslied, das grandiose Die Stadt und Wunschfrei kamen und waren wie immer klasse. Und dann kam der anfangs erwähnte Abschluß mit Wie das Wetter. Bei ersten Hören der Platte fiel mir dieses Stück als ganz besonders auf, nicht nur, weil es ein Duett zwischen Suzie und Sten ist. Für die Band ist es das auch, wenn es als letztes Lied eines langen Konzerts angesetzt wird. Und es war nicht bloß musikalisch aufregend!

Der Roadie hatte zwischendurch einen Ventilator auf die Bühne gestellt. Daniel, Tom
und Pele hatten anfangs keine Parts und hatten sich unbemerkt Winteroutfits angezogen. Und Suzie ließ es schneien... Wundervoll! Mit einfachen Mitteln entstand eine zauberhafte Stimmung, für die die Madonnas dieser Welt vergeblich Hunderttausende für Special effects bei ihren Shows ausgeben. Ein großartiger Abend mit einer unfassbar sympathischen Band!

Setlist Klee, Bürgerhaus Stollwerck, Köln:

01: Wie weit
02: Unverwundbar
03: 2 Fragen
04: Zwischen Glauben und Vertrauen
05: Offene Wunden
06: Judy Garland
07: Weil es Liebe ist
08: 7 Schritte
09: Ich laß ein Licht an für Dich
10: Berge versetzen
11: Du und Ich
12: Für alle, die
13: Tausendfach
14: Standard kompakt
15: Die Königin
16: Zwei Herzen
17: Lichtstrahl

18: Erinner Dich (Z)
19: Nicht immer aber jetzt (Z)
20: Gold (Z)

21: Die Stadt (Z)
22: Wunschfrei (Z)
23: Wie das Wetter (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Das Klee Fankonzert in der KulturKirche in Köln am 22.08.08
- Klee, Melt!, 18.07.08
- Klee, Köln, 07.06.08
- Klee, Köln, 17.05.08
- Klee, Saarbrücken, 30.05.07
- Klee, Köln, 22.03.07
- Klee, Köln, 26.10.06

- mehr Fotos aus dem Bürgerhaus Stollwerck





2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Danke für den Eintrag! Hatte mich schon auf dem Konzert gefragt wie das Lied vor Konzertstart hieß

Anonym hat gesagt…

angeblich war das konzert 4 karten vor ausverkauft (oder 2, die angabe war nicht ganz klar.)

 

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