Konzert: Mumford
& Sons
Ort:
Falconer Hall, Kopenhagen
Datum:
08.04.2013
Support:
Half Moon Run, Mystery Jets
Zuschauer:
10.000+ (?); ausverkauft
Dauer:
Mumford & Sons (90min), Mystery Jets (40min), Half Moon Run
(30min)
Man
wünsche sich zurück in das Jahr 2007. Beneidenswerte Mitmenschen
werden vielleicht das Glück gehabt haben, irgendwo in London an der
richtigen Straßenecke vorbeigekommen zu sein oder in dem richtigen
Pub gesessen zu sein, als Marcus Mumford und seine Jungs ihre ersten
musikalischen Gehversuche in der Londoner Musikszene unternahmen.
Heute sind Mumford & Sons lange kein Geheimtipp mehr – vor
allem in der britischen Heimat und den Staaten füllen sie riesige
Stadien und ihr erst zweites Album „Babel“ errang wie erwartet im
letzten Herbst global Spitzenpositionen. Vermeintlich clevererweise
beschlossen eine Freundin und ich die kleinstmögliche Venue der
bereits im letzten Herbst verkündeten Europatour auszuwählen und so
verschlug es uns nach Kopenhagen. So wie das im Leben häufiger mal
ist, wurden unsere Pläne durchkreuzt, als die zunächst geplante
„kleine“ Venue mit etwa 2.500 Leuten auf ein im Internet mit
einer Kapazität von 21.000 Menschen ausgewiesenes Konferenzzentrum
hochverlegt wurde. Schön für die, die noch keine Karte hatten –
für uns doch eher schade. Nichtsdestotrotz machten wir uns
hochmotiviert morgens um 5 Uhr auf den Weg gen Norden und waren auch
schnelle 11h49min später schon mit dem Zug in Kopenhagen und wurden
erstmal mit Schnee begrüßt. Noch ziemlich fertig von der
umständlichen Anreise, beschlossen wir es am nächsten Tag, dem Tag
des Konzerts, etwas ruhiger angehen zu lassen, wurden aber dann doch
früher als geplant von den Sonnenstrahlen nach draußen gelockt.
Kopenhagen präsentierte sich von seiner schönsten Seite und wir
durchquerten trotz bevorstehendem Konzert die halbe Stadt und
vertrieben so effektiv die Pre-Gig-Nervosität. Laut wie gewohnt eher
undekorativem Musicglue-Ticket-Voucher sollte der Einlass um 20Uhr
stattfinden – glücklicherweise waren wir bereits kurz nach 19 Uhr
an der Falconer Hall, um dann feststellen zu müssen, dass die Türen
bereits weit offenstanden – kurze Verwirrung bzw. Bestürzung, aber
nachdem es ausnahmsweise beim Einlass keine Probleme gab – außer
das uns schon wieder das Ticket abgenommen wurde – standen wir dann
relativ entspannt in der zweiten Reihe. Kleiner Funfact: in Dänemark
ist es nicht einmal gestattet seine Jacken über die Absperrung zu
hängen – allerdings wurde ich noch nie zuvor so höflich darauf
hingewiesen. Diese höfliche und freundliche Art der Dänen machte
sich allgemein positiv während des Konzerts bemerkbar. Man hätte
annehmen können, dass es deshalb sehr ruhig zu gehen würde, aber
ganz im Gegenteil ging es spätestens bei Mumford & Sons
ordentlich ab – und das ganz ohne nerviges Drängeln oder Schubsen.
Eine meines Erachtens ebenso berichtenswerte Anekdote ist die, das
das dänische Publikum es schaffte, mit höflicher Bestimmtheit zwei
vermutlich amerikanische Vordrängler einfach wieder zum Gehen zu
bewegen, da diese sich vollkommen zu recht schämten, als sie
merkten, dass sie mit der „Wir suchen ja nur nach unseren Freunden,
bleiben aber dann einen Meter neben oder noch besser direkt vor euch
stehen“-Nummer hier nicht durchkommen. Chapeau!
Da
meine Begleitung bereits ein Mumford & Sons-Konzert der aktuellen
Tour mitgemacht hatte, wusste ich leider schon, dass uns 2 Vorbands
bevorstehen. Nichts gegen Vorbands im Allgemeinen, denn prinzipiell
hat jeder eine Chance verdient, aber meine Konzentrationsspanne ist
einfach nach einer Vorband schon leicht strapaziert, von meiner
Geduld und meinen schmerzenden Füßen mal ganz abgesehen. Die erste
Supportband des Abends waren „Half Moon Run“ aus Montreal.
Sympathische Jungs, die ihre Musik mit viel Begeisterung vortrugen
und Sänger Devon mit seiner Stimme schlichtweg beeindruckte –
insgesamt wirklich unterhaltsam und es folgte verdienter Zuspruch aus
dem Publikum. Meiner Meinung nach auch gut passend zum Hauptprogramm,
was für mich grundsätzlich schon einmal Grund zur Begeisterung ist,
da man so oft Supportbands überstehen muss, die einfach so ganz und
gar nicht zum Hauptact passen. Für mich bemerkenswert, wenn auch
nicht genau überprüfbar – aber anscheinend wechselt man bei
Mumford & Sons fast bei jeder Show das Vorprogramm – sehr
lobenswert!
Die
von meiner Begleitung aufgestellte Theorie, dass bisher die zweite
Supportband immer (jedenfalls in Barcelona und Luxemburg) schlecht
war, sollte sich auch für mich persönlich an diesem Abend wieder
bestätigen. Die „Mystery Jets“ waren mir schon länger ein
Begriff, da ich sie vor einigen Jahren bereits im Vorprogramm
sehen/ertragen durfte. Ich bin mir nicht genau sicher, wann oder wo
das war, aber es blieb ein negativer Nachgeschmack. Nichtsdestotrotz
war ich der zweiten Begegnung offen gegenüber getreten und war
leider dieses Mal auch ganz und gar nicht begeistert. Das Publikum
zeigte sich in der Mehrheit auch nach ein paar Songs ziemlich
gelangweilt. Rein musikalisch möchte ich die „Mystery Jets“ gar
nicht zu sehr kritisieren, auch wenn es textlich und melodisch
eindeutig Einfallsreicheres gibt – das Schlimmste für mich die
gefühlten 4 Mitklatsch-/Mitsingsongs bei etwa 8 Liedern insgesamt –
und die geschmacklich strittigen Bühnenoutfits in fragwürdigem
Cowboy-/Amerikalook. Da bleibt mir persönlich nur eine Frage:
„Warum?!“
Die
Stimmung in der Falconer Hall war erstaunlicherweise ungetrübt –
vermutlich wieder dank der Tatsache, dass die Dänen einfach
unerschütterlich freundlich sind oder vielleicht auch dank der
tollen Bühnendekoration. Neben Banner und
Satellitenschüsselscheinwerfern war der gesamte Saal
Little-Lion-Man-getreu reihenweise mit Lichterketten dekoriert, die
sich bis zu den Rängen hin über das Publikum erstreckten und bevor
die Show überhaupt begonnen hatte, für die passende Atmosphäre
sorgten.
Erfreulicherweise wurden die Umbaupausen auch möglichst kurz gehalten und kurz nachdem das Publikum kollektiv durch Rufe und Klatschen signalisierte, dass wir jetzt bereit waren, ging es auch schon los. Ohne großes Gehabe betraten Marcus und seine 3 „Sons“ die Bühne, begleitet von diversen Musikern, die eine Streichersektion auf der einen Seite und eine Bläsersektion auf der anderen Seite bilden sollten. Trotz der Vielzahl von Musikern, die sich nun auf der Bühne befanden, waren immer noch einige Instrumente unbesetzt – dieses Mysterium sollte sich aber im Laufe des Konzerts aufklären. Selten wurde ich direkt von Anfang an so in ein Set hineingezogen und war selten direkt so abgrundtief begeistert, wie bei Mumford & Sons an diesem Abend. Als die ersten Töne der Gitarre erklungen und spätestens als Marcus die ersten Worte des Openers „Babel“ mit seiner fast schon magischen Stimme vortrug, war ich wie weggetreten und vollkommen bei dem, was sich auf der Bühne abspielte. Mumford & Sons waren von Beginn an mit voller Energie und voller Begeisterung da und brachten ihre Lieder genauso energetisch und kraftvoll auf die Bühne, wie sie es verdient haben. Sämtliche dänische Zurückhaltung des Publikums war verflogen und alle sangen jede einzelne Silbe so mit, als ging es um ihr Überleben. Als dann bereits als zweiter Song „I will wait“ den Raum erfüllte, war bei mir einfach alles zu spät und ich war so hin und weg, dass es mir zum zweiten Mal in meinem Leben passierte, dass ich meine Kamera vor Begeisterung mit voller Wucht aus meiner Hand schleuderte. Zum Glück ist nichts passiert, aber ich denke das beschreibt den Moment sehr treffend und eben diese Stimmung hielt bei mir den Großteil des Sets an. Mumford & Sons verstanden es kunstvoll erst das hohe Tempo des Anfangs mit „Below my Feet“ und „White Blank Page“ zu erhalten, mit „Holland Road“ etwas herauszunehmen und das Publikum zu einem wundervollen Moment der Stille bei „Timshel“ inspirieren. Dramaturgische Perfektion, da danach mit „Little Lion Man“ wiederum vollkommene Ekstase im Saal ausbrach und so die Stimmung des Publikums perfekt gelenkt wurde.
Das Set bot eine ausgewogene Mischung von älteren Songs des Debüts „Sigh No More“ und den Songs des letzten Albums „Babel“ und enthielt einfach alles, was ein gutes Konzert ausmachen sollte. Musikalische Perfektion von „Thistle & Weeds“, über „Roll away your stone“ zu „The Cave“, pure Spielfreude und Begeisterung von grundauf sympathischen Alleskönnern (souveräner Wechsel von Keyboard zu Klavier, von Kontrabass zu Drums etc.) , die trotz ihres enormen Erfolgs am Boden geblieben zu sein scheinen. Obwohl meiner Meinung nach nach „The Cave“ hätte bereits Schluss sein können, wurde dem Publikum noch eine gemeinsame Performance des The Band Songs „The Weight“ geboten, zu dem sich beide Supportbands auf der Bühne einfanden, Ein gelungener Abschluss eines tollen Konzerts, der den „Mumford & Sons-Spirit“ treffend auf den Punkt brachte.
Erfreulicherweise wurden die Umbaupausen auch möglichst kurz gehalten und kurz nachdem das Publikum kollektiv durch Rufe und Klatschen signalisierte, dass wir jetzt bereit waren, ging es auch schon los. Ohne großes Gehabe betraten Marcus und seine 3 „Sons“ die Bühne, begleitet von diversen Musikern, die eine Streichersektion auf der einen Seite und eine Bläsersektion auf der anderen Seite bilden sollten. Trotz der Vielzahl von Musikern, die sich nun auf der Bühne befanden, waren immer noch einige Instrumente unbesetzt – dieses Mysterium sollte sich aber im Laufe des Konzerts aufklären. Selten wurde ich direkt von Anfang an so in ein Set hineingezogen und war selten direkt so abgrundtief begeistert, wie bei Mumford & Sons an diesem Abend. Als die ersten Töne der Gitarre erklungen und spätestens als Marcus die ersten Worte des Openers „Babel“ mit seiner fast schon magischen Stimme vortrug, war ich wie weggetreten und vollkommen bei dem, was sich auf der Bühne abspielte. Mumford & Sons waren von Beginn an mit voller Energie und voller Begeisterung da und brachten ihre Lieder genauso energetisch und kraftvoll auf die Bühne, wie sie es verdient haben. Sämtliche dänische Zurückhaltung des Publikums war verflogen und alle sangen jede einzelne Silbe so mit, als ging es um ihr Überleben. Als dann bereits als zweiter Song „I will wait“ den Raum erfüllte, war bei mir einfach alles zu spät und ich war so hin und weg, dass es mir zum zweiten Mal in meinem Leben passierte, dass ich meine Kamera vor Begeisterung mit voller Wucht aus meiner Hand schleuderte. Zum Glück ist nichts passiert, aber ich denke das beschreibt den Moment sehr treffend und eben diese Stimmung hielt bei mir den Großteil des Sets an. Mumford & Sons verstanden es kunstvoll erst das hohe Tempo des Anfangs mit „Below my Feet“ und „White Blank Page“ zu erhalten, mit „Holland Road“ etwas herauszunehmen und das Publikum zu einem wundervollen Moment der Stille bei „Timshel“ inspirieren. Dramaturgische Perfektion, da danach mit „Little Lion Man“ wiederum vollkommene Ekstase im Saal ausbrach und so die Stimmung des Publikums perfekt gelenkt wurde.
Das Set bot eine ausgewogene Mischung von älteren Songs des Debüts „Sigh No More“ und den Songs des letzten Albums „Babel“ und enthielt einfach alles, was ein gutes Konzert ausmachen sollte. Musikalische Perfektion von „Thistle & Weeds“, über „Roll away your stone“ zu „The Cave“, pure Spielfreude und Begeisterung von grundauf sympathischen Alleskönnern (souveräner Wechsel von Keyboard zu Klavier, von Kontrabass zu Drums etc.) , die trotz ihres enormen Erfolgs am Boden geblieben zu sein scheinen. Obwohl meiner Meinung nach nach „The Cave“ hätte bereits Schluss sein können, wurde dem Publikum noch eine gemeinsame Performance des The Band Songs „The Weight“ geboten, zu dem sich beide Supportbands auf der Bühne einfanden, Ein gelungener Abschluss eines tollen Konzerts, der den „Mumford & Sons-Spirit“ treffend auf den Punkt brachte.
Jeglicher
Skepsis aufgrund der Hallengröße, den 2 Vorbands und der Gefahr zu
trotz, dass Mumford & Sons mittlerweile den Pfad der
größenwahnsinnigen Stadionbands beschritten haben könnten,
lieferten Marcus und seine Jungs eine grandiose Show, die mir Tage
später noch Ohrwürmer und wohlige Schauer in Erinnerung an die
unglaubliche Stimme Mr. Mumfords beschert. Fuck yeah, Mumford &
Sons, fuck yeah.
01: Babel
02: I will wait
03: Below my feet
04: White Blank Page
05: Holland Road
06: Timshel
07: Little Lion Man
08: Lover of the light
09: Thistle & Weeds
10: Ghosts that we knew
11: Awake my soul
12: Roll away your stone
13: Dust Bowl Dance
14: Whispers in the dark
(Z)
15: The Cave (Z)
16: The Weight (Z) (The
Band Cover)
2 Kommentare :
noch 2009 war es bei dieser talentierten truppe eher intim, als dass es zu viele hungrige mäuler zu stopfen gäbe.
http://dasklienicum.blogspot.de/2009/11/konzert-mumford-sons-021109.html
danke für deinen einblick in eine konzertwelt, auf die ich schon lange keinen bock mehr habe.
Ganz prima geschrieben, Tanita, bravo!
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