Konzert: Syd Matters
Ort: Le Point Ephémère, Paris (Concert privé de la Fnac)
Datum: 20.00.10
Zuschauer: ausverschenkt
Konzertdauer: 75 Minuten
Beau, touchant, envoûtant. Un concert sublime qui m'a emporté loin. Une fois de plus. Syd Matters sont la garantie pour des soirées de reves...
Nachdem ich am vergangenen Samstag wie ein stinkender Fischer vor dem Pariser Point FMR abgewiesen worden war, startete ich heute einen neuen Anlauf. Die Gefahr erneut einen Korb zu kriegen, war gegeben, aber no risk no fun! Das Konzert von Syd Matters war nämlich eine exklusive Angelegenheit. Karten konnte man nur bei einem Gewinnspiel des Kulturkaufhauses Fnac gewinnen und ich hatte selbstredend gar nicht an der Verlosung teilgenommen. Dennoch kam ich diesmal rein, denn ich kenne die Bandmitglieder persönlich und traf zufällig vor dem Hintereingang auf den Gitarristen Olivier. Der schleuste mich durch, als würde ich zur Band gehören. Eine coole Sache, denn ich hatte die Chance, die fünf Musiker in der Kabine zu sehen, wo sie sich gerade mental auf das Konzert einstimmten. Ich wünschte ihnen viel Glück und latschte von der Kabine aus einen Gang entlang, der direkt zur Bühne führte. Über diese stolzierte ich wie ein Prinz, genoß einen Moment das Scheinwerferlicht, bevor ich mich triumphierend in die vordere Stehplatzreihe einordnete. Eine witzige Szene, die mich an meine Studentenzeit in Berlin erinnerte. Dort hatte ich über meinen Tennisverein einen renommierten Musiker der Berliner Philharmonie kennengelernt, der mich auch einmal zu einem von Claudio Abbado geleiteten Konzert eingeschleust hatte. Ich war durch den Künstlereingang reingekommen und stand zunächst eine Weile zwischen Musikern im Frack, die an der Bar heftig Bier und Schnaps in sich reinkippten, um das Lampenfieber zu drosseln. Dann gelang ich durch einen dunklen Gang in die oberen Zuschauerreihen und setzte mich einfach auf einen freien Platz...
Um 20 Uhr 45 ging es heute los. Syd Matters haben gerade ihr neues, viertes Album mit dem Titel BrotherOcean auf den Markt gebracht. Gleich der Auftakt stammte von diesem aktuellen Output und im Laufe des Konzertes sollten auch noch andere Neuheiten präsentiert werden. Ich muss ganz ehrlich zugeben, daß ich mit Brother Ocean noch nicht so ganz vertraut bin. Nach etwa 5 Hördurchläufen fehlt mir nach wie vor ein wenig der Zugang. Das ist aber im Grunde genommen gar nicht problematisch, denn schon der sublime Vorgänger Ghost Days erschloss sich mir erst nach dem 20. Durchlauf. Dafür aber habe ich langfristig etwas davon, denn ich kann das Werk immer noch in einem Rutsch durchhören, ohne daß ich Titel skippen muss. Syd Matters sind keine Singlesband, ihnen geht es nicht unbedingt um den direkten Hit. Dennoch kann man Hi Life gut und gerne als Hit des aktuellen Albums bezeichnen. Es ist der Song, der am schnellsten ins Ohr geht. Schon an zweiter Stelle performte die Band dieses Kleinod, das durch wunderschönen, harmonischen Chorgesang, eine kleine feine Gitarrenmelodie und einen nahegehenden Text besticht. Syd Matter at it's best sozusagen. An diese Perle kam von den neuen Sachen nur Halalcsillag ran, obwohl Lost und I Might Float keineswegs schlecht waren, sondern lediglich Hi Life und Halalcsillag so ungemein gut. Wahnsinn wie komplex, fein arrangiert und ausgewogen sie hier wieder klangen! Aber auch das frühere Werk wurde gewürdigt. Das Publikum dankte es der Band, denn welcher Fan möchte schon gerne auf den Herzenswärmer (toll wie immer die Querflöte!) Obstacles verzichten? Und alle wollten natürlich auch noch einmal Middle Class Men hören, der wie Obstacles das zweite Album Someday We Will Foresee Obstacles zierte.
Ansonsten war auffällig, wie rockig und beherzt zur Sache gegangen wurde. Wer einen ruhigen Liederabend erwartet hatte, wurde auf dem falschen Fuß erwischt. Besonders bei Anytime Now! heulten die Gitarren um die Wette und das Schlagzeug donnerte satt und schwer aus dem Hintergrund. Die erste Zugabe dann aber leise und besinnlich. Mit leuchtenden Augen guckte das ungemein friedfertige und angenehme Publikum auf die Bühne und sah Sänger Jonathan Morali zunächst alleine die feine Ballade Louise vortragen, die ihn stilistisch in die Nähe eines Nick Drake rückte. Bei Everything Else wurde es dann wieder choral. Fast wie ein Priester in der Kirche intonierte Morali dieses nebenwirkunsgfreie Beruhigungsmittel. Balsam für die gestresste Großstadtseele. Einfach zum Dahinschweben!
Der Schlußpunkt wurde schließlich mit Me and My Horses gesetzt. Gitarrist Rémi Alexandre heizte dem Publikum klatschenderweise ein und die Leute reagierten umgehend mit rythmischen Handclaps. Nun wurden alle Zügel gelockert und zum Ende hin minutenlang auf den Gitarren geschrammelt. Ein Finale wie bei einer Postrockband und der Beweis davor, daß Syd Matters nicht nur Leisetreter sind, sondern auch die lauten Töne beherrschen.
Was soll ich sagen? Syd Matters waren toll wie immer! Die beste Band Frankreichs, gar keine Frage!
Setlist Syd Matters, Concert prive de la Fnac, Point Ephémère:
01: Wolfmother
02: Hi Life
03: Cloudflakes
04: Hadrian's Wall
05: I Might Float
06: My Lover's On The Pier
07: It's A Nickname
08: Obstacles
09: Anytime Now
10: Lost
11: Middle Class Men
12: Halalsillag
13: Louise
14: Everything Else
15: Me & My Horses
Aus unserem Archiv:
Syd Matters, Paris, 21.01.09
Syd Matters, Paris, 11.06.08
Syd Matters, Paris, 13.02.08
Syd Matters, Paris, 25.05.07
Syd Matters, Paris, 31.01.07
1 Kommentare :
wusste ich nicht, dass die band bereits nachgelegt hat. bin ja durch dich auf sie gekommen und erfreue mich der beiden alben, die mir zur verfügung stehen, immer wieder mal.
sehr schöner bericht, den du den jungs zuspielen solltest.
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