Konzert: Lake (St. Petersburg)
Ort: L'Espace B, Paris
Datum: 09.03.2010
Zuschauer: leider nur 20 oder so, sehr schade!
Totales Kontrastprogramm zum gestrigen Konzertabend. Statt Luxusboutique, Shampus und Peter Doherty gab es Clubkelleratmosphäre, Bier und die wunderbare Indie-Pop Band Lake. Hier und heute fühlte ich mich doch deutlich wohler als bei dem Fashionweek-Gesindel von gestern. Jammerschade bloß, daß sich optimistisch geschätzt höchstens 20 Leute eingefunden hatten. Für das Espace B muß einfach noch deutlich mehr die Werbetrommel gerührt werden, sonst steht zu befürchten, daß hier bald die Lichter ausgehen. Aber so negativ wollen wir gar nicht denken, zumal es an dem Programm und den Preisen nicht liegen kann, denn die Künstler sind oft hochkarätig und der Eintritt für Pariser Verhältnisse äußerst moderat (zwischen 5 und 10 Euro).
Mit Lake aus Washington hatten die Programmgestalter einen ganz besonderen Leckerbissen aufgetischt. Feinster Twee-Pop mit unverschämtem Charme und Akteuren, die sich innerhalb kürzester Zeit in die Herzen der (wenigen) Zuschauer spielten. Allein ihr famoses Label K Records bürgt für Qualität, schließlich veröffentlichen dort prima Künstler wie Rose Melberg und ihre früheren Bands, Karl Blau, Kimya Dawson und Jeremy Jay, um nur ein paar zu nennen. Lake brachten jedenfalls keine Schande über K Records, sondern untermauerten den guten Ruf des Ladens. Von Anfang bis Ende sprühten die vier jungen Menschen vor Spielfreude und waren allesamt bestens aufgelegt. Eine ungemein sympatische und lustige Truppe mit der Halbschwedin Ashley Eriksson als Hauptsängerin, die sich aber diesen Job auch mit Eli Moore teilte. Beim Genuß ihres Sets kamen einem die tollsten Indie Pop Bands in den Sinn. Man dachte wohlig an die Pastels, Belle & Sebastian, aber auch die Softies, oder (bei Madagascar) an The Whitest Boy Alive. Einfach herrlich, ihr luftiger, aber dennoch erdiger Sound, der unglaublich viel Sonne gesehen hat. Die gespielten Stücke waren mir vorher gänzlich unbekannt, gefielen aber fast durchgängig auf Anhieb. Witzigerweise hatte die Band die Setlist auf die Kreidewand hinter der Schlagzeugerin geschrieben, so daß das Publikum mitverfolgen konnte, welcher Song als nächster dran war. Ashley machte sich einen Spaß daraus, zu erfragen, was denn wohl jetzt gespielt würde. Ein Franzose sprach aber den Titel Remote (Control Cars) so falsch aus, daß die Amis gar nicht verstanden, was der Frenchie meinte. Der Song war übrigens super, aber der nachfolgende gefiel mir noch einen Tick besser. Christmas Island war so was von schön, daß ich dahinschmolz. Aber Lake ließen nun nicht mehr locker und schickten das beschwingte Don't Give Up hinterher. In mir wuchs immer mehr das Gefühl, da gerade eine neue Lieblingsband zu sehen. Stundenlang hätte ich den vier Sympathen zuhören können, aber das war zeitlich natürlich nicht drin. Dafür spendierten sie mit Madagascar aber noch eine Zugabe, die mich ein wenig an den Groove von The Whitest Boy Alive erinnerte, was überhaupt nicht verkehrt war!
Anschließend kaufte ich am Merch alles, was ich kriegen konnte, darunter eine Vinysingle und zwei Alben. Den aktuellen Output Let's Build A Roof hatten sie gar nicht dabei, weil es in Tschechien wohl Probleme mit dem Zoll gab und sie nicht alle Alben einführen durften (komisch, oder?). Da liegt der Verdacht nahe, daß sich jetzt tschechische Zöllner den tollen Twee Pop von Lake reinziehen. Ein amüsanter Gedanke, nicht wahr?
Setlist Lake, Espace B, Paris:
01: The Roof Caves In
02: Dead Beat
03: Breathing
04: Roger
05: Remote Control Cars
06: Christmas Island
07: Don't Give Up
08: Pilgrim's Day
09: Madagascar
Links:
- Pitchfork.com über Lake - Let's Build A Roof
- Das Klienicum über K Records und Lake. Klick!
- Entzückender Videoclip, Lake - Christmas Island
- Lake, Madagascar live
Ausgewählte Konzerttermine von Lake (ohne Gewähr):
15.03.2010: Café Video, Gent
16.03.2010: Live In Your Living Room, Groningen (wahrscheinlich eine House Show)
17.03.2010: Lades, Kopenhagen
18.03.2010: 1000 Fryd, Aalborg
19.03.2010: Blä, Oslo
20.03.2010: TBA, Göteborg
21.03.2010: Hornstull Strand, Stockholm
24.03.2010: Haus III & 70, Hamburg
25.03.2010: Schokoladen, Berlin
26.03.2010: Ostpol, Dresden
31.03.2010: King Georg, Köln (Christoph, nix wie hin!)
5 Kommentare :
Huch, dieses Mal kein Hinweis auf die kommenden Deutschland-Konzerte? Sie spielen u.a. auch am 31.3. hier in Köln, im King Georg, ich würde da sofort hingehen wenn ich dann nicht im Krankenhaus liegen würde :(
klasse! lake sollten wirklich viel höher im kurs stehen! danke für den bericht!
Konzerttermine sind jetzt aufgelistet Christina. Vollkomen richtig, darauf hinzuweisen. Schade, daß Du nicht kannst.
@ Eike: Ganz genau! Gerne!
Steht schon in meinem Kalender, Oliver!
Zollprobleme innerhalb der EU? Komische Sache. Aber ich bin kein Zöllner, auch wenn ich das mit vier mal werden wollte.
Gut, Christoph!
Die Geschichte mit dem Zoll ist wirklich seltsam. Folge war, daß Lake ihr aktuelles Album nicht vorrätig hatten, aber jedem, der ein anderes Album kaufte, einen Gratis-Downloadcode für das komplette neue Werk geschenkt hat. Ist das nicht nett??
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