Konzert: Maximo Park
Ort: Schlachthof Wiesbaden
Datum: 22.10.2007
Zuschauer: restlos ausverkauft
Oh, das war versöhnlich! Nach dem sehr lauen Konzert vergangene Woche im Palladium, bei dem erst die Band und anschließend einige Zuschauer sichtbar lustlos waren, hatte ich wirklich überlegt, ob ich meine Maximo Park Karte nicht gegen Travis in Mannheim tauschen sollte. Zwei Gründe sprachen allerdings dagegen: Zum einen soll man ja auch nach einem Skisturz direkt wieder auf die Ski steigen, um die Angst davor zu verlieren und zum anderen war Travis zu gut, um das Erlebnis durch ein zweites grandioses Konzert zu verwässern.
Also Maximo Park. Bei der Anfahrt war ich schon sicher, einen Fehler begangen zu haben. Die Fläche gleich vor dem Schlachthof war mit Plastikband abgesperrt, da hatte ich bisher immer geparkt, diesmal ging da nichts, obwohl reichlich Platz war. Stattdessen blieb nur ein politessenbeaufsichtigter 24 Stunden kostenpflichtiger Parkplatz, mit Münzautomat, von dem ich gerade so unter Aufwendung all meines Kleingelds bis halb zwölf Parkerlaubnis erhielt.
Vor dem Schlachthof waren dann zwei unfassbar lange Schlangen. Meine Lust verflog immer schneller. Wenn einer der Schwarzhändler da noch an mir vorbeigekommen wäre, hätte ich mein Ticket vermutlich wieder verkauft, denn es war auch verflucht kalt. Es kam keiner und nach einer halben Stunde in der Winternacht war ich drinnen. Der Schlachthof war auch schon proppenvoll, allerdings vor allem mittig. Am Rand war es trotzdem gar kein Problem, bis ganz nach vorne zu kommen.
Im Gegensatz zu den ersten Terminen der Tour waren nicht mehr die fabelhaften Blood Red Shoes aus Brighton Supportband. Stattdessen standen The Research aus Wakefield in West Yorkshire auf dem Programm. Gehört hatte ich von der dreiköpfigen Band schon, ihre Musik kannte ich nicht. The Research bestehen aus Sänger und Gitarrist Russell, Bassistin Georgia und Schlagzeugerin Sarah. Russell war gekleidet wie Jamie T: Truckerkappe, Holzfällerhemd und unten umgekrempelte Jeans, Sarah hatte eine brave schwarze Bluse mit hochgestellten Ärmeln, von denen ich nicht weiß, wie sie heißen, an und Georgia sah aus, als sei sie einer 50er Jahre Pinup-Zeichnung entsprungen. Köstlich!
Die Musik hat mir gefallen, keine Frage. Ungefiltert konnte ich sie allerdings nicht hören, da die drei Nordengländer die Verstärker sehr ordentlich aufgedreht hatten. Gleich nach den ersten Klängen war auf einmal vor den Boxen auch viel mehr Platz als vorher, denn ganze Scharen an Leuten liefen fluchtartig nach hinten. Dabei machen The Research schönen Indie-Pop...
Ohne jetzt böse werden zu wollen (denn ich mochte The Research wirklich), erinnerte mich einiges an die Long Blondes (und auch die mag ich gerne!). Vor allem die dauernd sehr nett lächelnde Sarah wirkte ein wenig so, als spiele sie noch nicht furchtbar lange Schlagzeug, vielleicht ein paar Wochen. Sie machte nämlich immer das gleiche. Ich habe gut reden, ich wäre an so einem Ding gnadenlos überfordert, es sah aber nicht so aus, als fühlte sie sich ganz besonders sicher. Das gab Mut, auch ohne Instrumentenkenntnis durchaus eine Band zu gründen. Es ist nicht zu spät!
Ich werde mir auf alle Fälle mehr Musik von The Research anhören, die Lieder, die etwas von Sixties-Pop hatten, verdienen sicher Aufmerksamkeit.
Lächelnd verwies Russell noch auf das Merchandising. Georgina verkaufe da gleich T-Shirts...
Um zehn war dann Maximo Park Zeit. Es begann wie gehabt, zu Intro-Musik vom Band erschienen erst die Background-Musiker (Bass, Gitarre, Schlagzeug), dann Keyboarder Lukas und schließlich zu den ersten Takten von "The coast is always changing" Sänger Paul Smith. Bands mit spezialisierten Sängern haben ja den Vorteil, daß der aus dramaturgischen Gründen erst nach den anderen Musikern auf die Bühne kommen kann. Aber ich schweife mal wieder ab.
Paul trug sein Europa-Tour Outfit, rotes Hemd, diesmal aber mit anderer Krawatte, rote Lackschuhe und schwarzen Anzug, dazu den Bowler und diesen Sheriff-Stern. Die Stimmung war gleich prima, dafür taugt ein Lied wie "The coast is always changing" ja auch ausgezeichnet. In der Mitte des Publikums wurde es zwar direkt wird, es wurde aber nicht so heftig (und auch für andere anstrengend) wie im Palladium. Und es wurde viel mitgesungen, ganz selten nur rhythmisch mitgeklatscht. Das war wirklich toll! Die Band-T-Shirt Theorie scheint zu stimmen, je weniger Leute in Hemdchen der spielenden Gruppe, desto besser Konzert und Publikum...
Das Grundgerüst des Sets war gleich wie bei meinen beiden anderen Konzerten der aktuellen Tour. Allerdings variieren Maximo Park dieses Grundset von Auftritt zu Auftritt dann durch andere, zusätzliche Lieder und leichte Änderungen der Reihenfolge. Es wird also schon einmal nicht langweilig. Neu für mich auf der Tour war "Nosebleed", sehr schön! Die zweite Neuerung (und wohl eine Besonderheit) "The night I lost my head" von "A certain trigger". Dafür spielte die Band heute keine B-Seite oder keinen "Missing song" (in Köln war es "Wasteland", in Glasgow "Fear of falling").
Bei aller Routine sind diese Variationen wirklich ein ganz großer Pluspunkt! Gut, die Band hat bisher erst zweieinhalb Alben, dadurch sind viele Lieder einfach gesetzt. Man langweilt sich aber nicht, wenn man die Band schon mehrfach gesehen hat. Bei den Rakes zum Beispiel kann jeder, der sie zweimal gesehen hat, die Setlist vor Konzertbeginn aufschreiben, bei Maximo Parks Herbsttour sind nur die Zugaben immer gleich.
Routine und standardisierte Abläufe waren einer der Kritikpunkte an der lahmen Köln-Show. Vielleicht lag es in der Nachbetrachtung doch an der Kombination des miesen Saals, dem (nicht wegzudiskutierenden) riesigen Unterschied zwischen dem Publikum in Großbritannien und dem im Palladium (Köln war das erste deutsche Konzert) und schlechter Tagesform. In Wiesbaden jedenfalls wirkte es deutlich besser. Anfangs bewegten sich der Bassist und Gitarrist zwar auch überhaupt nicht, später machten sie aber ab und zu so Rockstar-Sachen, sie wurden von Paul angetanzt, liefen nach vorne, aufeinander zu. Es war nicht wild, es waren aber Lebenszeichen...
Lukas Wooller am Keyboard war musikalisch viel besser als letzte Woche. Diese vielen Verspieler fehlten. Auch diese Sachen, die jemand treffend beschrieben hat, als wäre da eine CD gesprungen (bei "Acrobat" in Köln zum Beispiel), waren weg. Aber Lukas gab trotzdem vollen Einsatz. Mir ist gestern aufgefallen, daß es oft so aussieht, als mache er während der Show Sport auf einem Stepper. Paule war, wie Paule so ist. Müdigkeit war ihm nicht anzumerken. Einen schönen Routinebrecher gab es dann auch, als er irgendwann feststellte, daß er normal an dieser Stelle immer sage, daß es schön sei, wieder in der Stadt zu sein, in Wiesbaden seien sie aber noch nie gewesen.
Die Stimmung war von Beginn an hervorragend. Am besten kam wenig überraschend "Books from boxes" an, dank der Radiorotation des Lieds. Aber es würde insgesamt viel gesungen und war sehr schön!
Die üblichen Zugaben ("Acrobat", "Russian literature" und "Grafitti") beendeten das Konzert dann nach etwa 75 Minuten. Ach, es war ein schöner Abend. Gut, daß ich mich nicht von Schlange und Politessen (gleiche Gattung) habe abschrecken lassen.
Also Maximo Park. Bei der Anfahrt war ich schon sicher, einen Fehler begangen zu haben. Die Fläche gleich vor dem Schlachthof war mit Plastikband abgesperrt, da hatte ich bisher immer geparkt, diesmal ging da nichts, obwohl reichlich Platz war. Stattdessen blieb nur ein politessenbeaufsichtigter 24 Stunden kostenpflichtiger Parkplatz, mit Münzautomat, von dem ich gerade so unter Aufwendung all meines Kleingelds bis halb zwölf Parkerlaubnis erhielt.
Vor dem Schlachthof waren dann zwei unfassbar lange Schlangen. Meine Lust verflog immer schneller. Wenn einer der Schwarzhändler da noch an mir vorbeigekommen wäre, hätte ich mein Ticket vermutlich wieder verkauft, denn es war auch verflucht kalt. Es kam keiner und nach einer halben Stunde in der Winternacht war ich drinnen. Der Schlachthof war auch schon proppenvoll, allerdings vor allem mittig. Am Rand war es trotzdem gar kein Problem, bis ganz nach vorne zu kommen.
Im Gegensatz zu den ersten Terminen der Tour waren nicht mehr die fabelhaften Blood Red Shoes aus Brighton Supportband. Stattdessen standen The Research aus Wakefield in West Yorkshire auf dem Programm. Gehört hatte ich von der dreiköpfigen Band schon, ihre Musik kannte ich nicht. The Research bestehen aus Sänger und Gitarrist Russell, Bassistin Georgia und Schlagzeugerin Sarah. Russell war gekleidet wie Jamie T: Truckerkappe, Holzfällerhemd und unten umgekrempelte Jeans, Sarah hatte eine brave schwarze Bluse mit hochgestellten Ärmeln, von denen ich nicht weiß, wie sie heißen, an und Georgia sah aus, als sei sie einer 50er Jahre Pinup-Zeichnung entsprungen. Köstlich!
Die Musik hat mir gefallen, keine Frage. Ungefiltert konnte ich sie allerdings nicht hören, da die drei Nordengländer die Verstärker sehr ordentlich aufgedreht hatten. Gleich nach den ersten Klängen war auf einmal vor den Boxen auch viel mehr Platz als vorher, denn ganze Scharen an Leuten liefen fluchtartig nach hinten. Dabei machen The Research schönen Indie-Pop...
Ohne jetzt böse werden zu wollen (denn ich mochte The Research wirklich), erinnerte mich einiges an die Long Blondes (und auch die mag ich gerne!). Vor allem die dauernd sehr nett lächelnde Sarah wirkte ein wenig so, als spiele sie noch nicht furchtbar lange Schlagzeug, vielleicht ein paar Wochen. Sie machte nämlich immer das gleiche. Ich habe gut reden, ich wäre an so einem Ding gnadenlos überfordert, es sah aber nicht so aus, als fühlte sie sich ganz besonders sicher. Das gab Mut, auch ohne Instrumentenkenntnis durchaus eine Band zu gründen. Es ist nicht zu spät!
Ich werde mir auf alle Fälle mehr Musik von The Research anhören, die Lieder, die etwas von Sixties-Pop hatten, verdienen sicher Aufmerksamkeit.
Lächelnd verwies Russell noch auf das Merchandising. Georgina verkaufe da gleich T-Shirts...
Um zehn war dann Maximo Park Zeit. Es begann wie gehabt, zu Intro-Musik vom Band erschienen erst die Background-Musiker (Bass, Gitarre, Schlagzeug), dann Keyboarder Lukas und schließlich zu den ersten Takten von "The coast is always changing" Sänger Paul Smith. Bands mit spezialisierten Sängern haben ja den Vorteil, daß der aus dramaturgischen Gründen erst nach den anderen Musikern auf die Bühne kommen kann. Aber ich schweife mal wieder ab.
Paul trug sein Europa-Tour Outfit, rotes Hemd, diesmal aber mit anderer Krawatte, rote Lackschuhe und schwarzen Anzug, dazu den Bowler und diesen Sheriff-Stern. Die Stimmung war gleich prima, dafür taugt ein Lied wie "The coast is always changing" ja auch ausgezeichnet. In der Mitte des Publikums wurde es zwar direkt wird, es wurde aber nicht so heftig (und auch für andere anstrengend) wie im Palladium. Und es wurde viel mitgesungen, ganz selten nur rhythmisch mitgeklatscht. Das war wirklich toll! Die Band-T-Shirt Theorie scheint zu stimmen, je weniger Leute in Hemdchen der spielenden Gruppe, desto besser Konzert und Publikum...
Das Grundgerüst des Sets war gleich wie bei meinen beiden anderen Konzerten der aktuellen Tour. Allerdings variieren Maximo Park dieses Grundset von Auftritt zu Auftritt dann durch andere, zusätzliche Lieder und leichte Änderungen der Reihenfolge. Es wird also schon einmal nicht langweilig. Neu für mich auf der Tour war "Nosebleed", sehr schön! Die zweite Neuerung (und wohl eine Besonderheit) "The night I lost my head" von "A certain trigger". Dafür spielte die Band heute keine B-Seite oder keinen "Missing song" (in Köln war es "Wasteland", in Glasgow "Fear of falling").
Bei aller Routine sind diese Variationen wirklich ein ganz großer Pluspunkt! Gut, die Band hat bisher erst zweieinhalb Alben, dadurch sind viele Lieder einfach gesetzt. Man langweilt sich aber nicht, wenn man die Band schon mehrfach gesehen hat. Bei den Rakes zum Beispiel kann jeder, der sie zweimal gesehen hat, die Setlist vor Konzertbeginn aufschreiben, bei Maximo Parks Herbsttour sind nur die Zugaben immer gleich.
Routine und standardisierte Abläufe waren einer der Kritikpunkte an der lahmen Köln-Show. Vielleicht lag es in der Nachbetrachtung doch an der Kombination des miesen Saals, dem (nicht wegzudiskutierenden) riesigen Unterschied zwischen dem Publikum in Großbritannien und dem im Palladium (Köln war das erste deutsche Konzert) und schlechter Tagesform. In Wiesbaden jedenfalls wirkte es deutlich besser. Anfangs bewegten sich der Bassist und Gitarrist zwar auch überhaupt nicht, später machten sie aber ab und zu so Rockstar-Sachen, sie wurden von Paul angetanzt, liefen nach vorne, aufeinander zu. Es war nicht wild, es waren aber Lebenszeichen...
Lukas Wooller am Keyboard war musikalisch viel besser als letzte Woche. Diese vielen Verspieler fehlten. Auch diese Sachen, die jemand treffend beschrieben hat, als wäre da eine CD gesprungen (bei "Acrobat" in Köln zum Beispiel), waren weg. Aber Lukas gab trotzdem vollen Einsatz. Mir ist gestern aufgefallen, daß es oft so aussieht, als mache er während der Show Sport auf einem Stepper. Paule war, wie Paule so ist. Müdigkeit war ihm nicht anzumerken. Einen schönen Routinebrecher gab es dann auch, als er irgendwann feststellte, daß er normal an dieser Stelle immer sage, daß es schön sei, wieder in der Stadt zu sein, in Wiesbaden seien sie aber noch nie gewesen.
Die Stimmung war von Beginn an hervorragend. Am besten kam wenig überraschend "Books from boxes" an, dank der Radiorotation des Lieds. Aber es würde insgesamt viel gesungen und war sehr schön!
Die üblichen Zugaben ("Acrobat", "Russian literature" und "Grafitti") beendeten das Konzert dann nach etwa 75 Minuten. Ach, es war ein schöner Abend. Gut, daß ich mich nicht von Schlange und Politessen (gleiche Gattung) habe abschrecken lassen.
Setlist Maximo Park Wiesbaden:
01: The coast is always changing
02: A fortnight's time
03: Girls who play guitars
04: Your urge
05: Apply some pressure
06: Nosebleed
07: The unshockable
08: By the monument
09: I want you to stay
10: Karaoke plays
11: Limassol
12: Parisian skies
13: The night I lost my head
14: Books from boxes
15: Going missing
16: Our velocity
17: Acrobat (Z)
18: Russian literature (Z)
19: Grafitti (Z)
Links:
- mehr Fotos: aus Wiesbaden, vom Konzert im Palladium, aus Bochum und aus Köln
- Maximo Park live in:
- Köln (Palladium)
- Glasgow (02.10.07)
- Paris
- Köln (bei der Soundwave Tour )
- Bochum im April 06
Termine:
23.10.07: Stuttgart (Longhorn)
24.10.07: München (Tonhalle)
26.10.07: Wien (Gasometer)
27.10.07: Fribourg (Fri'son)
28.10.07: Zürich (Rote Fabrik)
2 Kommentare :
Und die Moral von der Geschicht' :
-Vergesse nie dein Kleingeld nicht!
-Gehe nie ins Palldium nicht!
- Guck die Band vorher in England nicht
@ CHristoph: bitte jetzt aber nicht sagen daß eine doppelte Verneinung eine Bejahung ist :-)
Als The Research gegründet wurden, begann Sarah gerade mal das Schlagzeug Spielen...und zwar ne Zeit lang mit geliehenen Drums.
Super sympathisch (gerade deswegen :)!
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