Konzert: Art Brut & The Indelicates
Ort: Mousonturm Frankfurt
Datum: 30.09.2007
Zuschauer: recht viele
Wenn sonntags bei einem Konzert drei Bands spielen, die nach 21 Uhr anfangen, ist das schon eine Herausforderung, noch dazu, wenn das Konzert eine Stunde vom Bett entfernt stattfindet und montags der Wecker sehr früh klingelt. Weil aber Art Brut und die Indelicates, auf die ich mich freue, seit ich Anfang August die ersten Lieder von ihnen gehört habe, angesetzt waren, nahm ich das gerne auf mich.
Erste Gruppe im schönen Frankfurter Mousonturm waren nicht, wie bei myspace behauptet, die Subliminal Girls aus London, sondern eine Mainzer Band namens Auletta. Für einige ihrer Konzerte hatten Art Brut lokale Bands gesucht, die als Gegenleistung für ihren Auftritt einen Art Brut Song covern sollten. Das galt nicht für Frankfurt - oder Auletta hat das Konzept falsch verstanden, die Band schien nämlich nicht Art Brut sondern die Libertines zu covern. Selbst die beiden Gitarristen Martin Kloos und Alexander Zwick (der Sänger) glichen in Aussehen (Martin), Outfit und Verhalten (beide) Carl Barât. Musikalisch war das auch überhaupt nicht schlecht, ich mag die Libertines, ich mag die Dirty Pretty Things, ich halte die neue Babyshambles Platte für extrem gelungen und ich mag The View sehr gerne (eines der Auletta Lieder klang sehr nach den jungen Schotten) - es gefiel mir also. Fraglich ist allerdings, ob Libertines Lieder mit deutschen Texten funktionieren ("Wer ist König, wer ist Dieb, ein König stiehlt und nennt es Sieg, Walhalla ist nicht nur für Krieger, auch für Diebe auch für Lieder. Dort regiert ein Engel und kein König, der tausend Lieder in tausend Sprachen singt. Ein Engel, kein König wie du, wie du"). Falsch, das ist nicht fraglich, das funktioniert meiner Meinung nach nicht, zumindest nicht so. Texte, in denen Regenbögen vorkommen, sind auf deutsch einfach nicht rotzig genug für die Art Musik. Ich will jetzt nicht unfair sein, denn mir hat die Musik der Mainzer ja gefallen, daher bemühe ich keinen Vergleich mit Pur-Lyrics. Denn - und darum geht es ja - Stimmung haben Auletta gemacht.
Setlist Auletta Mousonturm Frankfurt:Erste Gruppe im schönen Frankfurter Mousonturm waren nicht, wie bei myspace behauptet, die Subliminal Girls aus London, sondern eine Mainzer Band namens Auletta. Für einige ihrer Konzerte hatten Art Brut lokale Bands gesucht, die als Gegenleistung für ihren Auftritt einen Art Brut Song covern sollten. Das galt nicht für Frankfurt - oder Auletta hat das Konzept falsch verstanden, die Band schien nämlich nicht Art Brut sondern die Libertines zu covern. Selbst die beiden Gitarristen Martin Kloos und Alexander Zwick (der Sänger) glichen in Aussehen (Martin), Outfit und Verhalten (beide) Carl Barât. Musikalisch war das auch überhaupt nicht schlecht, ich mag die Libertines, ich mag die Dirty Pretty Things, ich halte die neue Babyshambles Platte für extrem gelungen und ich mag The View sehr gerne (eines der Auletta Lieder klang sehr nach den jungen Schotten) - es gefiel mir also. Fraglich ist allerdings, ob Libertines Lieder mit deutschen Texten funktionieren ("Wer ist König, wer ist Dieb, ein König stiehlt und nennt es Sieg, Walhalla ist nicht nur für Krieger, auch für Diebe auch für Lieder. Dort regiert ein Engel und kein König, der tausend Lieder in tausend Sprachen singt. Ein Engel, kein König wie du, wie du"). Falsch, das ist nicht fraglich, das funktioniert meiner Meinung nach nicht, zumindest nicht so. Texte, in denen Regenbögen vorkommen, sind auf deutsch einfach nicht rotzig genug für die Art Musik. Ich will jetzt nicht unfair sein, denn mir hat die Musik der Mainzer ja gefallen, daher bemühe ich keinen Vergleich mit Pur-Lyrics. Denn - und darum geht es ja - Stimmung haben Auletta gemacht.
01: Zirkus
02: Walhalla
03: Neonlicht
04: Liebhaber
05: Meilenweit
06: Karmamasow
07: Zinnsoldaten
Auf die nächste Band hatte ich mich besonders gefreut. Die Indelicates könnten auch wieder eine Coverband sein. Im Prinzip. Denn die Band aus London gleicht in vielem schon dem Hauptact Art Brut. Sänger Simon Indelicate könnte ein Bruder von Eddie Argos sein, die Texte der Bands untereinander ausgetauscht werden (wobei die Indelicates politischer sind). Auch die Musik paßt wirklich gut zu einander, sodaß die Londoner die perfekte Supportband für Art Brut sind.
In den letzten Tagen habe ich einige neue Lieder der Gruppe entdeckt. Vor allem Sängerin Julia Indelicate (geborene Clark-Lowes, geschiedene Pipette) hat auf ihrer Website eine Fülle an Demos (u.a. der aktuellen Single), die allesamt toll sind. Vom gestrigen Set der Band kannte ich daher immerhin drei Lieder, "Sixteen", die erste Single "New art for the people" und "Julia, we don't live in the 60s", obwohl das Album erst im Frühjahr erscheinen wird. Den letzten Titel, der auf der Setlist stand ("Heroin") hatte ich erst für den Ohrwurm der Band "Waiting for Pete Doherty to die" gehalten. Leider haben die Indelicates diesen Hit aber nicht gespielt, "Heroin" (my heroine uses heroin oder so) war allerdings auch fabelhaft.
Die Indelicates bestehen wie erwähnt aus den beiden Sängern Simon Indelicate (der auch Gitarre spielt) und Julia, einem Gründungsmitglied der Pipettes. Julia spielt Keyboard (und bedient das Pedal dabei barfuß, denn sie zog gleich zu Beginn einen ihrer schweren Motorradstiefel aus) und keltische Flöte (7 € in Dublin - aber schwer zu spielen). Vor allem hat Julia aber eine fast schon operettenhafte Stimme. Für mich war nach all den Demos sehr fraglich, ob diese Stimme live auch funktionieren würde. Sie tat! Und wie! Die beiden wechseln sich ab, es gibt Lieder, die nur einer der beiden singt und andere mit beiden, "New art for the people" zum Beispiel. Dazu kommen Schlagzeuger (Ed van Beinum), Bassistin (Kate Newberry) und der wahnsinnig aktive Gitarrist Alastair Clayton. Alastair drehte sich unzählige Male um die eigene Achse und legte eine wilde Show hin, einmal flog sein Funkohrhörerzeugs in hohem Bogen über die Bühne.
Da wo ich stand (sehr weit vorne - meine Kamera ist kaputt, der Ersatz läßt keine große Entfernung zum zu fotografierenden Objekt zu), war der Soung sehr mäßig. Bei Art Brut sollte das noch schlimmer werden. Aber das lag vielleicht an meinem Platz. Ansonsten haben die Indelicates meine hohen Erwartungen erfüllt. Ob die Band in Deutschland große Erfolge haben wird, wage ich allerdings zu bezweifeln, dafür ist die Musik (wie auch Art Brut) zu nischenhaft. Im da schon recht gut gefüllten Saal kam auch keine besonders große Stimmung auf. Schade! Vielleicht ist das in Köln Ende der Woche besser!
In den letzten Tagen habe ich einige neue Lieder der Gruppe entdeckt. Vor allem Sängerin Julia Indelicate (geborene Clark-Lowes, geschiedene Pipette) hat auf ihrer Website eine Fülle an Demos (u.a. der aktuellen Single), die allesamt toll sind. Vom gestrigen Set der Band kannte ich daher immerhin drei Lieder, "Sixteen", die erste Single "New art for the people" und "Julia, we don't live in the 60s", obwohl das Album erst im Frühjahr erscheinen wird. Den letzten Titel, der auf der Setlist stand ("Heroin") hatte ich erst für den Ohrwurm der Band "Waiting for Pete Doherty to die" gehalten. Leider haben die Indelicates diesen Hit aber nicht gespielt, "Heroin" (my heroine uses heroin oder so) war allerdings auch fabelhaft.
Die Indelicates bestehen wie erwähnt aus den beiden Sängern Simon Indelicate (der auch Gitarre spielt) und Julia, einem Gründungsmitglied der Pipettes. Julia spielt Keyboard (und bedient das Pedal dabei barfuß, denn sie zog gleich zu Beginn einen ihrer schweren Motorradstiefel aus) und keltische Flöte (7 € in Dublin - aber schwer zu spielen). Vor allem hat Julia aber eine fast schon operettenhafte Stimme. Für mich war nach all den Demos sehr fraglich, ob diese Stimme live auch funktionieren würde. Sie tat! Und wie! Die beiden wechseln sich ab, es gibt Lieder, die nur einer der beiden singt und andere mit beiden, "New art for the people" zum Beispiel. Dazu kommen Schlagzeuger (Ed van Beinum), Bassistin (Kate Newberry) und der wahnsinnig aktive Gitarrist Alastair Clayton. Alastair drehte sich unzählige Male um die eigene Achse und legte eine wilde Show hin, einmal flog sein Funkohrhörerzeugs in hohem Bogen über die Bühne.
Da wo ich stand (sehr weit vorne - meine Kamera ist kaputt, der Ersatz läßt keine große Entfernung zum zu fotografierenden Objekt zu), war der Soung sehr mäßig. Bei Art Brut sollte das noch schlimmer werden. Aber das lag vielleicht an meinem Platz. Ansonsten haben die Indelicates meine hohen Erwartungen erfüllt. Ob die Band in Deutschland große Erfolge haben wird, wage ich allerdings zu bezweifeln, dafür ist die Musik (wie auch Art Brut) zu nischenhaft. Im da schon recht gut gefüllten Saal kam auch keine besonders große Stimmung auf. Schade! Vielleicht ist das in Köln Ende der Woche besser!
Setlist The Indelicates Mousonturm Frankfurt:
01: The last significant statement to be made in rock'n'roll
02: Sixteen
03: America
04: Unity Mitford
05: New art for new people
06: Julia, we don't live in the 60s
07: Heroin
Pünktlich zu Art Brut strömten dann viele Leute nach vorne in die Mitte, die vielleicht nicht genau wußten, was auf die zukommt. Daß Konzerte der Engländer trotz der Popsongs auf der aktuellen Platte (Art Brut sind schließlich die "Masters of Pop Hits"), wild und laut sind, hätte sich nämlich eigentlich rumgesprochen haben können. So wurde dann schon beim ersten Lied ("Pump up the volume") heftig vor der Bühne getanzt, daß viele ganz schnell wieder in "sichere" Regionen gingen. Auch sonst war vieles so, wie bei meinen beiden anderen Art Brut Konzerten dieses Jahr. Eddie, der große Entertainer, kündigte jedes Lied an, die meisten mit "This next song is..." Schlagzeuger Mikey (aus dem Allgäu) spielte sein Schlagzeug stehend mit enorm viel Einsatz, Bassistin Freddy Feedback (in einer farblichen Variation ihres Luxemburg-Kleids) macht lustige Gesichter, singt ab und zu stumm mit (sie hat kein Mikro) und scheint das alles sehr zu genießen, Gitarrist Ian (wie immer ganz in schwarz gekleidet) spielt und läuft viel rum - und singt die "huhuuuu"-Passagen. Tja und Jasper...
Gitarrist Jasper ist ein wirklich netter und schüchtern wirkender Mensch - außerhalb der Bühne. Als wir die Band in Luxemburg interviewt haben, wirkte er so ruhig, seriös und nett, daß wirklich unfassbare Dinge passieren müssen, wenn er aus dem Backstagebereich nach vorne kommt. Der Engländer hatte ein hellblaues Shakira T-Shirt an und jagt über die Bühne, als liefe Shakiras wütender Bruder hinter ihm her. Bei Singen hat er oft einen so herrlich irren Blick, daß man froh um jeden Zentimeter Abstand zu ihm ist.
Ich bin übrigens sehr sicher, daß Jaspers T-Shirt ernst gemeint ist ("It's no irony"). Da Justin Timberlake zu seinen Lieblingskünstlern gehört, wird er die Kolumbianerin vermutlich auch mögen.
Eddie machte das, was Eddie so bei Konzerten macht. Er sprang Seil mit dem Mikrokabel, er hüpfte ins Publikum, er rief auf, Bands zu gründen. Allerdings haben Art Brut ihr Programm auch verändert. In Luxemburg hatte er Oliver und mir - als wir ihm gesagt haben, wie oft wir die Band schon jeweils gesehen haben - entsetzt gesagt "dann kennt Ihr ja all meine Sprüche und Witze". Viel Neues war nicht dabei, sein Aufruf nach "Emily Kane", auf gar keinen Fall den Ex-Partnern nachzutrauern, fehlte aber zum Beispiel (oder er ging im Soundbrei unter).
Auch war das Set im Vergleich zum Konzert in Köln deutlich erweitert. Vier zusätzliche Lieder spielten Art Brut. Ich bin allerdings nicht sicher, ob sie dafür mehr Zeit brauchten, denn sie spielten schon sehr schnell. Neu im Programm sind "Sound of summer", "Blame it on the trains" und das fabelhafte "People in love" vom aktuellen Album, wieder im Set ist das alte "These animal menswe@r". Die Kritik des sich wiederholenden Witzes gilt also nur bedingt (nicht, daß mich die bisher gestört hätte). Eddie und Co. ändern ihr Programm aber dabei nicht ihre Wirkung, denn die war wieder ausgezeichnet. Das Publikum im voll wirkenden Mousonturm sah prächtig unterhalten aus. Wenn der Ton so laut und schlecht wie vorne war, war das zwar ein Manko, im Gegensatz zu den Stars vor ein paar Tagen schadet das einem Art Brut Konzert aber nicht.
Ich bin und bleibe ganz überzeugter Art Brut Fan, egal wie kurz die Nacht dadurch ist - und ich freue mich schon jetzt wieder auf Donnerstag in Köln!
Gitarrist Jasper ist ein wirklich netter und schüchtern wirkender Mensch - außerhalb der Bühne. Als wir die Band in Luxemburg interviewt haben, wirkte er so ruhig, seriös und nett, daß wirklich unfassbare Dinge passieren müssen, wenn er aus dem Backstagebereich nach vorne kommt. Der Engländer hatte ein hellblaues Shakira T-Shirt an und jagt über die Bühne, als liefe Shakiras wütender Bruder hinter ihm her. Bei Singen hat er oft einen so herrlich irren Blick, daß man froh um jeden Zentimeter Abstand zu ihm ist.
Ich bin übrigens sehr sicher, daß Jaspers T-Shirt ernst gemeint ist ("It's no irony"). Da Justin Timberlake zu seinen Lieblingskünstlern gehört, wird er die Kolumbianerin vermutlich auch mögen.
Eddie machte das, was Eddie so bei Konzerten macht. Er sprang Seil mit dem Mikrokabel, er hüpfte ins Publikum, er rief auf, Bands zu gründen. Allerdings haben Art Brut ihr Programm auch verändert. In Luxemburg hatte er Oliver und mir - als wir ihm gesagt haben, wie oft wir die Band schon jeweils gesehen haben - entsetzt gesagt "dann kennt Ihr ja all meine Sprüche und Witze". Viel Neues war nicht dabei, sein Aufruf nach "Emily Kane", auf gar keinen Fall den Ex-Partnern nachzutrauern, fehlte aber zum Beispiel (oder er ging im Soundbrei unter).
Auch war das Set im Vergleich zum Konzert in Köln deutlich erweitert. Vier zusätzliche Lieder spielten Art Brut. Ich bin allerdings nicht sicher, ob sie dafür mehr Zeit brauchten, denn sie spielten schon sehr schnell. Neu im Programm sind "Sound of summer", "Blame it on the trains" und das fabelhafte "People in love" vom aktuellen Album, wieder im Set ist das alte "These animal menswe@r". Die Kritik des sich wiederholenden Witzes gilt also nur bedingt (nicht, daß mich die bisher gestört hätte). Eddie und Co. ändern ihr Programm aber dabei nicht ihre Wirkung, denn die war wieder ausgezeichnet. Das Publikum im voll wirkenden Mousonturm sah prächtig unterhalten aus. Wenn der Ton so laut und schlecht wie vorne war, war das zwar ein Manko, im Gegensatz zu den Stars vor ein paar Tagen schadet das einem Art Brut Konzert aber nicht.
Ich bin und bleibe ganz überzeugter Art Brut Fan, egal wie kurz die Nacht dadurch ist - und ich freue mich schon jetzt wieder auf Donnerstag in Köln!
Setlist Art Brut Mousonturm Frankfurt:
01: Pump up the volume
02: Bang bang rock and roll
03: Sound of summer
04: Blame it on the trains
05: These animal menswe@r
06: Jealous guy
07: Modern art
08: St. Pauli
09: Bad weekend
10: Rusted gun of Milan
11: Late sunday evening
12: 18.000 Lira
13: I will survive
14: Moving to LA
15: My little brother
16: Post soothing out
17: Emily Kane
18: Nag nag nag nag
19: People in love (Z)
20: Direct hit (Z)
21: Good weekend (Z)
Links:
- Interview mit Art Brut
- Art Brut live: in Köln (04.10.07)
- in Luxemburg (24.06.07)
- in Köln (05.06.07)
- in Paris (18.11.06)
- mehr Fotos: Frankfurt
- Fotos aus Luxemburg
1 Kommentare :
Schmeiß doch den Wecker endlich gegen die Wand, Christoph!
Eddie also wieder in guter Form und Jasper Mit Shakira T-Shirt, alles wie gehabt :-)
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