Konzert: Good Shoes, Operator Please & Hatcham Social
Ort: La Flèche D'or, Paris
Datum: 17.10.2007
Zuschauer: am Ende voll, also 500
An einem Tag, an dem viele Pariser Brit-Rock Fans vergeblich auf einen Gästelistenplatz für das Fernseh - Konzert von Pete Doherty und seinen Babyshambles hofften, gab es auch jenseits der Studios von Canal + interessante Musik zu hören. Ohne Eintritt zahlen zu müßen, kam man nämlich in der Flèche d'or in den Genuß eines ungemein guten und abwechslungsreichen Programms. Die jungen britischen Waver Hatcham Social (Namen merken!) waren als erste vorgesehen, danach die noch jüngeren Australier von Operator Please und zum Abschluß, die bereits recht etablierten Good Shoes.
In der Flèche d'or standen um halb neun aber lediglich ein paar Leutchen rum, die wie ich gar nichts verpassen wollten. Und die Zuspätgekommenen wurden in der Tat vom Leben bestraft, denn das Trio Hatcham Social hatte so einiges zu bieten! Als erstes stach der Look der jungen Typen ins Auge: Schlagzeuger Finn war schon vorher mit langem Trenchcoat und Poppertolle durchs Publikum geschlurft, sein singender Bruder Toby Kidd trug graue Skinny Jeans, die dazu passenden spitzen Schuhe und ebenfalls einen Seitenscheitel. Auch Bassist Dave war mit seinem 20er Jahre Tennispullover und seiner ebenfalls hautengen Jeans sehr fesch. Das Styling war also schon einmal perfekt, aber es sollte sich schnell herausstellen, daß Hatcham Social auch musikalisch interessant sind. Meine erste Assoziation waren die legendären Talking Heads, wegen des artpunkigen Einschlags, aber auch Clap Your Hands Say Yeah! hörte ich heraus. Wenn man aber die MySpace Seite der Newcomer anguckt, liest man da vor allem den Namen der Insidern bekannten Band Orange Juice, von denen es in den letzten Jahren ein interessantes Reissue gab. Aber ganz egal wo man das Ganze stilistisch verorten will, es klang aufregend und auch eigenständig. Jammerschade, daß so wenige Leue den extrem kurzen Auftritt mitbekommen haben; nach circa. einer handvoll Lieder und geschätzten 15-20 Minuten war nämlich schon Schluß. Wahrscheinlich hatten die Engländer einfach noch nicht mehr Lieder im Repertoire...
Setlist Hatcham Social (mit Dank an Philippe von Soundofviolence!):
01: Alice (Intro)
02: Jojo Happy Making
03: Till The Dawn
04: Berlin
05: Snap My Hands
06: Penelope (Under My Hat)
Links: Video, Hatcham Social, Live @ Barfly
mehr Bilder von Hatcham Social
Ein Weilchen später durften Operator Please aus Australien zeigen was sie können. Und das war eine ganze Menge! Fast unmittelbar verwandelte sich die merklich voller gewordene Flèche D'or in einen Dancefloor. Kein Wunder, dem Charme und reichlich vorhandenen Talent der so unglaublich jung aussehenden Band konnte sich keiner entziehen. An der Spitze der Truppe agierte die recht füllige Amandah, die aber ein solch kraftvolle und soulige Stimme hatte, daß ich gleich an Shingai Shoniwa von den Noisettes denken mußte. Blickfang war vor allem die extrem niedliche blonde Violinistin Taylor, die zur Freude des Publikums die meisten Lieder auf französisch ansagte. Hierbei schlug sie sich beachtlich, obwohl sie behauptete, sie könne eigentlich kein französisch. Dritte Dame im Bunde war die zierliche und quicklebendige Sarah am Keyboard, die ihr Instrument oft hüpfend spielte. Komplettiert wurde die Besetzung durch den wavig aussehenden Ashley (ein Junge!) am Bass und den mordsagilen Schlagzeuger Timmy, der aussah, als sei er 14, aber wohl schon 17 war. Oft kam mir der Spruch mit dem "Sack Flöhe hüten" in den Sinn, die Rasselbande war wirklich in ihrem Elan nicht zu bremsen.
Machen wir es kurz: Operator Please sind für mich die große Entdeckung des Jahres. Ähnliche Begeisterung bezüglich einer Nachwuchsband kam bei mir nur bei Los Campesinos! in London auf. Wenn die Australier nicht durchstarten und spätestens 2008 das große Ding werden, verstehe ich den Musikzirkus wirklich nicht. Das Album würde ich jedenfalls blind vorbestellen!
Von der handgeschrieben Setlist von Operator Please entziffere ich folgendes:
01: Get What You Want
02: Ghost
03: Terminal Disease
04: Two For My Seconds
05: Yes! Yes! Vindic
06: 6/8
07: Cringe
08: Leave It Alone
09: Pantomime
10: Just A Song About Ping Pong
11: Zero! Zero!
Links: Video zu Crash Magic
Video: die Band stellt sich vor
Viel mehr Bilder von Operator Please
Operator Please hatten also für mächtig Stimmung gesorgt, die auch durch die sehr lange Pause danach nicht abriß. Die stylishen Jungen und Mädchen im Publikum schienen jedenfalls bester Laune. Was konnten die Good Shoes da noch draufsetzen, sind sie nicht inzwischen fast schon wieder out im Vergleich zum dem was da so nachkommt? - Nein sind sie nicht, auch ca. 10 Monaten nachdem ich sie das erste Mal erlebt habe, wirken sie noch frisch, flott und euphorisierend. Lediglich Sänger sah wesentlich fülliger, fast aufgedunsen auf. Vielleicht sollte er das Biersaufen etwas einschränken? Seine langen Haare hat er sich gestutzt und so kamen deutlich sichtbare Geheimratsecken zum Vorschein. Hinderte ihn aber mitnichten daran, Dampf zu machen. Gleich mit dem an zweiter Stelle gebrachten "Never Meant To Hurt" kam die Party in Gang. Die ersten Leute fingen an Pogo zu tanzen und im Laufe des Sets wurde der Raum vor der Bühne zu einer einzigen wilden Tanzfläche. Entsprechend motiviert trauten sich die Good Shoes auch ein neues Lied miteinzubauen, es hieß "Talk" war aber nicht ganz so gut wie der Rest der Stücke, z.B. "Nazanin" ("I love my insecurities"), oder "Small Town Girl" ("Everything is ok. everything is alright"). Die absolut beste Stimmung kam jedoch mit "Morden", ihrem Wohnort auf. Phasenweise wurde es so wild, daß ich um meine Kamera fürchtete, aber den Spaß mitzutanzen, wollte ich mir auch nicht nehmen. Spaßig war danach auch das anfängliche "Gitarrenduell" bei "We Are Not The Same", einem weiteren Highlight. Mit "All In My Head" beendete die junge Band dann ihr - nach eigenen Worten- bestes Paris-Konzert. Ich kann dem nur beipflichten. So steppte bei den guten Schuhen wirklich noch nie der Bär!
Setlist Good Shoes, Paris:
01: The Photos On My Wall
02: Never Meant To Heart You
03: Wait
04: Talk
05: Ice Age
06: Blue Eyes
07: Nazanin
08: Everybody's Talking
09: Small Town Girl
10: Morden
11: We Are Not The Same
12: All In My Head
Ort: La Flèche D'or, Paris
Datum: 17.10.2007
Zuschauer: am Ende voll, also 500
An einem Tag, an dem viele Pariser Brit-Rock Fans vergeblich auf einen Gästelistenplatz für das Fernseh - Konzert von Pete Doherty und seinen Babyshambles hofften, gab es auch jenseits der Studios von Canal + interessante Musik zu hören. Ohne Eintritt zahlen zu müßen, kam man nämlich in der Flèche d'or in den Genuß eines ungemein guten und abwechslungsreichen Programms. Die jungen britischen Waver Hatcham Social (Namen merken!) waren als erste vorgesehen, danach die noch jüngeren Australier von Operator Please und zum Abschluß, die bereits recht etablierten Good Shoes.
In der Flèche d'or standen um halb neun aber lediglich ein paar Leutchen rum, die wie ich gar nichts verpassen wollten. Und die Zuspätgekommenen wurden in der Tat vom Leben bestraft, denn das Trio Hatcham Social hatte so einiges zu bieten! Als erstes stach der Look der jungen Typen ins Auge: Schlagzeuger Finn war schon vorher mit langem Trenchcoat und Poppertolle durchs Publikum geschlurft, sein singender Bruder Toby Kidd trug graue Skinny Jeans, die dazu passenden spitzen Schuhe und ebenfalls einen Seitenscheitel. Auch Bassist Dave war mit seinem 20er Jahre Tennispullover und seiner ebenfalls hautengen Jeans sehr fesch. Das Styling war also schon einmal perfekt, aber es sollte sich schnell herausstellen, daß Hatcham Social auch musikalisch interessant sind. Meine erste Assoziation waren die legendären Talking Heads, wegen des artpunkigen Einschlags, aber auch Clap Your Hands Say Yeah! hörte ich heraus. Wenn man aber die MySpace Seite der Newcomer anguckt, liest man da vor allem den Namen der Insidern bekannten Band Orange Juice, von denen es in den letzten Jahren ein interessantes Reissue gab. Aber ganz egal wo man das Ganze stilistisch verorten will, es klang aufregend und auch eigenständig. Jammerschade, daß so wenige Leue den extrem kurzen Auftritt mitbekommen haben; nach circa. einer handvoll Lieder und geschätzten 15-20 Minuten war nämlich schon Schluß. Wahrscheinlich hatten die Engländer einfach noch nicht mehr Lieder im Repertoire...
Setlist Hatcham Social (mit Dank an Philippe von Soundofviolence!):
01: Alice (Intro)
02: Jojo Happy Making
03: Till The Dawn
04: Berlin
05: Snap My Hands
06: Penelope (Under My Hat)
Links: Video, Hatcham Social, Live @ Barfly
mehr Bilder von Hatcham Social
Ein Weilchen später durften Operator Please aus Australien zeigen was sie können. Und das war eine ganze Menge! Fast unmittelbar verwandelte sich die merklich voller gewordene Flèche D'or in einen Dancefloor. Kein Wunder, dem Charme und reichlich vorhandenen Talent der so unglaublich jung aussehenden Band konnte sich keiner entziehen. An der Spitze der Truppe agierte die recht füllige Amandah, die aber ein solch kraftvolle und soulige Stimme hatte, daß ich gleich an Shingai Shoniwa von den Noisettes denken mußte. Blickfang war vor allem die extrem niedliche blonde Violinistin Taylor, die zur Freude des Publikums die meisten Lieder auf französisch ansagte. Hierbei schlug sie sich beachtlich, obwohl sie behauptete, sie könne eigentlich kein französisch. Dritte Dame im Bunde war die zierliche und quicklebendige Sarah am Keyboard, die ihr Instrument oft hüpfend spielte. Komplettiert wurde die Besetzung durch den wavig aussehenden Ashley (ein Junge!) am Bass und den mordsagilen Schlagzeuger Timmy, der aussah, als sei er 14, aber wohl schon 17 war. Oft kam mir der Spruch mit dem "Sack Flöhe hüten" in den Sinn, die Rasselbande war wirklich in ihrem Elan nicht zu bremsen.
Machen wir es kurz: Operator Please sind für mich die große Entdeckung des Jahres. Ähnliche Begeisterung bezüglich einer Nachwuchsband kam bei mir nur bei Los Campesinos! in London auf. Wenn die Australier nicht durchstarten und spätestens 2008 das große Ding werden, verstehe ich den Musikzirkus wirklich nicht. Das Album würde ich jedenfalls blind vorbestellen!
Von der handgeschrieben Setlist von Operator Please entziffere ich folgendes:
01: Get What You Want
02: Ghost
03: Terminal Disease
04: Two For My Seconds
05: Yes! Yes! Vindic
06: 6/8
07: Cringe
08: Leave It Alone
09: Pantomime
10: Just A Song About Ping Pong
11: Zero! Zero!
Links: Video zu Crash Magic
Video: die Band stellt sich vor
Viel mehr Bilder von Operator Please
Operator Please hatten also für mächtig Stimmung gesorgt, die auch durch die sehr lange Pause danach nicht abriß. Die stylishen Jungen und Mädchen im Publikum schienen jedenfalls bester Laune. Was konnten die Good Shoes da noch draufsetzen, sind sie nicht inzwischen fast schon wieder out im Vergleich zum dem was da so nachkommt? - Nein sind sie nicht, auch ca. 10 Monaten nachdem ich sie das erste Mal erlebt habe, wirken sie noch frisch, flott und euphorisierend. Lediglich Sänger sah wesentlich fülliger, fast aufgedunsen auf. Vielleicht sollte er das Biersaufen etwas einschränken? Seine langen Haare hat er sich gestutzt und so kamen deutlich sichtbare Geheimratsecken zum Vorschein. Hinderte ihn aber mitnichten daran, Dampf zu machen. Gleich mit dem an zweiter Stelle gebrachten "Never Meant To Hurt" kam die Party in Gang. Die ersten Leute fingen an Pogo zu tanzen und im Laufe des Sets wurde der Raum vor der Bühne zu einer einzigen wilden Tanzfläche. Entsprechend motiviert trauten sich die Good Shoes auch ein neues Lied miteinzubauen, es hieß "Talk" war aber nicht ganz so gut wie der Rest der Stücke, z.B. "Nazanin" ("I love my insecurities"), oder "Small Town Girl" ("Everything is ok. everything is alright"). Die absolut beste Stimmung kam jedoch mit "Morden", ihrem Wohnort auf. Phasenweise wurde es so wild, daß ich um meine Kamera fürchtete, aber den Spaß mitzutanzen, wollte ich mir auch nicht nehmen. Spaßig war danach auch das anfängliche "Gitarrenduell" bei "We Are Not The Same", einem weiteren Highlight. Mit "All In My Head" beendete die junge Band dann ihr - nach eigenen Worten- bestes Paris-Konzert. Ich kann dem nur beipflichten. So steppte bei den guten Schuhen wirklich noch nie der Bär!
Setlist Good Shoes, Paris:
01: The Photos On My Wall
02: Never Meant To Heart You
03: Wait
04: Talk
05: Ice Age
06: Blue Eyes
07: Nazanin
08: Everybody's Talking
09: Small Town Girl
10: Morden
11: We Are Not The Same
12: All In My Head
2 Kommentare :
Höre gerade Operator Please. Du hast vollkommen recht, die sind großartig! Mehr davon!
Nur zwei kleine Korrekturen: "Two for my seconds" und "Just a song about Ping Pong" heißen die beiden Lieder.
Gut aufgepasst, Christoph!
Allerdings hatte ich ja geschrieben "der handgeschriebenen Setlist entnehme ich folgendes"..., und da stand nun einmal nur "Ping Pong" und nicht "Just A Song About Ping Pong" ;-)
Habe die entsprechenden Stellen korrigiert und von Hatcham Social auch noch die Setlist hinzgefügt.
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