Sonntag, 27. Mai 2007

Maximo Park u.a., Köln, 26.05.07

Konzert: Coca Cola Soundwave Discovery Tour mit Maximo Park und Nachwuchsbands
Ort: Live Music Hall Köln
Datum: 26.05.2007
Zuschauer: ausverkauft (bzw. richtiger ausverschenkt, denn es gab freien Eintritt)


In der Zeit fieser (musikalisch - sonst sehr unterhaltsamer) Castingshows verdient ein echter Nachwuchswettbewerb Anerkennung. Coca Cola führt solch einen zur Zeit unter dem monströsen Namen Soundwave Discovery Tour europaweit durch. Zumindest in Deutschland war dabei das Konzept, in jeder Stadt drei Nachwuchsbands gegeneinander antreten zu lassen, die dann vom Publikum bewertet werden sollten. Damit zu den Veranstaltungen überhaupt Zuschauer kämen, wurde jeweils eine namhafte Band als Hauptgruppe verpflichtet. Das waren Adam Green, We are Scientists und Paolo Nutini. Frankfurt und Berlin bekamen Reamonn (Teller nicht leergegessen?) und Köln und Hannover den Hauptpreis, nämlich Maximo Park. Warum dann allerdings mit Ian O'Brien-Docker noch ein weiterer Künstler verpflichtet wurde, kann ich mir nicht richtig erklären.

Es war zu erwarten, daß Maximo Park riesiges Interesse erzeugen würde. Dementsprechend lang war dann auch die Schlange vor dem Gebäude, als ich gegen 18 Uhr ankam, eine Stunde vor dem Einlaß. An die Schlange verteilten Helferinnen schon Anfeuerungsschilder für die drei Bands, die heute gegeneinander antreten sollten. Die Namen The Spoilt, Trailer Park und Leash sagten mir überhaupt nichts.

Im Saal war es dann unglaublich rot. Coca Cola hatte ganze Arbeit geleistet, die Halle in einen markenfarbenen Konzertsaal zu verwandeln. Die sonst weißen Kugellampen (ich denke, die sind auch sonst da) waren rot an- oder ausgeleuchtet, an den Wänden drehten sich Werbeprojektionen. Am auffälligsten war jedoch eine kleine Cola-Bar, die mitten auf der Bühne aufgebaut war (mit roten Barhockern).

Von einem Bandmitglied einer der Nachwuchsbands (dem Schlagzeuger von Trailer Parkt) erfuhren wir dann den Zeitplan. Die drei Bands sollten je 20 Minuten spielen, beginnend um viertel nach acht. Danach sollte dann Ian Doppel-Name auftreten, bevor um 23 Uhr Maximo Park dann beginnen sollten.

Kurz nach acht kam dann auch wirklich ein Ansager auf die Bühne, den ich für einen RTL Warm-Up-Mann gehalten hatte. Angeblich Moderator eines Kölner Radiosenders holperte er sich durch alle Floskel-No-Go-Areas ("Rockt das Haus!" und so), um dann zu der Moderatorin, die "das Musikfernsehen revolutioniert" habe, zu übergeben: Anastasia. Anastasia knüpfte nahtlos an die Einleitungen an und stellte jeweils vor ihren Auftritten die Nachwuchsbands vor.

Eröffnet wurde der Wettbewerb von The Spoilt aus Köln, einer sehr jungen Band (die Mitglieder sind 16), die seit vier Jahren Musik macht. Anastasia hatte die Vorbilder und Einflüsse der Band genannt (unter anderem Billy Talent oder die Red Hot Chili Peppers), aber gesagt, The Spoilt wolle auf keinen Fall mit Tokio Hotel verglichen werden. Allerdings ist es wohl das Problem sehr junger Bands, die Rockmusik machen (und deren Kleidungs- und Haarstil eben der ihrer Altersgruppe ist), daß der Vergleich zwangsläufig ins Auge fällt. The Spoilt machen richtige Rockmusik, die für ihr Alter erstaunlich reif klingt, mich aber nicht umgehauen hat. Mir war das zu deutschrockig. Vielleicht bin ich auch zu sehr alternative-versaut. Der Kurzauftritt kam sicher ganz gut an, so richtig in Wallung geriet der Saal, der schon sehr gut gefüllt war, aber noch nicht. Die vier Jahre Musikerfahrung merkte man der Band schon an, vermutlich ging es vielen aber so wie mir: für Leute, die wegen Maximo Park gekommen war, war das zu sehr Deutschrock.

Danach kam dann (nach dem Anastasia-Ansagezeugs "Rockt Ihr das Haus?", "Nachher kommt noch eine Band aus England, wißt Ihr, wie die heißt?") Trailer Park aus "NRW, also nicht weit von hier" (Anastasia). Die Band kommt aus Recklinghausen und war schon vor der Halle durch viele Unterstützer aufgefallen. Trailer Park existieren erst seit einem Jahr und nennen Einflüsse wie die Beatles, die Arctic Monkeys, die Subways oder die Libertines (soweit nicht verkehrt) und würden gerne einmal als Vorgruppe für die Beatsteaks oder Mando Diao auftreten. Von Mando Diao hatten die vier Musiker auch leider den Hang zu großen Posen. Nicht, daß ich hier falsch verstanden werde. Mir hat der Auftritt der Band gut gefallen. Ihr Stil ist nicht furchtbar originell, weil er eben an die Vorbilder erinnert, aber überzeugend vorgetragen. Daß die Jungs erst ein Jahr zusammen spielen, hätte ich nie geglaubt. Trailer Park macht wirklich flotte Alternative Musik, die englisch klingt. Da steckte schon Talent drin. Auch ohne die große Zahl mitgereister Fans wäre die Stimmung während des kurzen Auftritts der Recklinghausener wahnsinnig gut gewesen. Die beiden Sänger hatten sichtbar viel Spaß daran. Aber wie gesagt - ein paar Posen weniger täten dem Auftritt sicher gut. Für ein Stück wurden Trailer Park von einem Akkordeon spielenden fünften Mann begleitet. Das war dann wirklich ein originelles Element. Trailer Park standen meiner Meinung nach nicht zu unrecht auf der Nachwuchsbühne. Ganz witzig fand ich eine Songzeile der Band aus NRW: "on my way back home just a mile away." Sie will also offenbar bis ins Detail englisch klingen. Aber, wie gesagt, mir hat es gut gefallen.

Nach Trailer Park kam dann erst einmal der Regen. Und es regnete draußen so heftig, daß durch die in den Pausen geöffnete Tür sehr viel Nässe in den Saal kam. Allerdings kam auch einiges von oben. Denn offenbar war mitten über der Bühne ein Dachfenster nicht richtig zu,
es regnete nämlich auf einmal auch da!

Als letzte Band kam dann noch Leash aus "meiner Heimat Berlin" (Anastasia). "Rockt Ihr das Haus noch? Gut, denn gleich kommt eine Band aus England, wißt Ihr, wer?". Ich schweife ab. Leash also fiel mir schon einmal positiv auf, weil die Band auf das "Hallo Köln, seid Ihr gut drauf ?" verzichtete, das Trailer Park und The Spoilt nicht ausgelassen hatten. Leash besteht aus drei Mitgliedern und macht eine originelle Musik, Alternative Rock mit elektronischen Elementen (aber ohne Keyboarder). Einer ihrer Einflüsse sei The Cure. Bei einem Stück habe ich das sehr deutlich rausgehört. Irgendetwas störte mich allerdings an Leash. Der Sound der Band ist originell, vielleicht kam mir der Auftritt nur zu wenig charismatisch vor. Steril ist sicher ein überhartes Urteil, zu wenig fesselnd auf Dauer, trifft es vermutlich besser. Und irgendwie kam dann auch bei weitem nicht mehr so viel Stimmung auf wie vorher. Viel Talent hat Leash ganz sicher. Und einen sehr eigenen Stil auch. Aber man darf ja schließlich auch nicht vergessen, daß das ein Nachwuchsfestival war.

Allen im Saal war eigentlich dann klar, daß nur Trailer Park die Publikumsabstimmung gewinnen könnte - auch der Band selbst. Mit Hilfe vieler Mikros wurde dann die Länge des Applauses gemessen. Trailer Park hatten dann auch deutlich längeren Beifall als The Spoilt. Im Gegensatz zu denen heizten Trailer Park die Fans auch während der Abstimmung richtig an. Allerdings ging vielleicht vielen die übertriebene Selbstsicherheit der Band auf die Nerven. Denn pötzlich gewann Leash das Ding. Als Siegprämie bekamen die Berliner dann einen Auftritt beim Melt-Festival.

Nach dem Umbau kam dann der aus meiner Sicht ziemlich unnötige Auftritt von Ian O'Brien-Docker aus Hamburg. Nicht nur ich empfand die vier, fünf Lieder des blonden Sängers (mit Band) als belanglose Lückenfüller (aber für welche Lücke?). Das war sicher ganz netter Pop, wenn man ganz netten Pop mag. Vor Maximo Park paßte dieser Pop gar nicht. Nun denn, nach einer halben Stunde war die Band fertig und gab Anastasia noch einmal die Gelegenheit, Maximo Park anzukündigen.

Der Hauptact des Abends verspätete sich aber eine Weile. Es gab nämlich Probleme mit dem Keyboard. Es kam auch schon ein Helfer mit einem Ersatzgerät, das er gerade anschließen wollte, als man bemerkte, daß ein Stecker nicht richtig eingesteckt war. Also, neues Keyboard zurück, und es konnte losgehen. Wie schon bei meinem ersten Maximo Park Konzert in Bochum (Asche auf mein Haupt) war mit den ersten Takten der Band die Stimmung im Saal ekstatisch. Diese ersten Takte gehörten zu "Girls who play guitars" (am ganzen heutigen Abend stand übrigens nicht eine einzige Frau mit Instrument auf der Bühne). Danach folgte ein kleines (zwölf Lieder und eine Zugabe) aber sehr feines Set. Es fehlten zwar zwangsläufig ein paar Highlight Lieder, insgesamt war das Programm aber ausgewogen und gut für die Stimmung im Saal. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Crowdsurfer, die es bis vorne geschafft haben, zu zählen, es waren aber oft zwei gleichzeitig unterwegs. Ein besonders penetranter Surfer kam gleich dreimal an mir vorbei zurück in die Menge.

Tja, und was soll man sonst zu einem Maximo Park-Konzert sagen, ohne zu langweilen. Paul Smith ist so unglaublich energiegeladen, sobald er an sein
Mikro tritt. Gekleidet war er komplett schwarz, mit obligatorischem Bowler. Irgendwann warf ihm jemand aus dem Publikum ein weißes T-Shirt zu. Mit britischer Höflichkeit bedankte er sich, lobte das hübsche Shirt, zog es aber nicht an, dankte aber für die "dressing tips for a man wearing dark clothes." Später zur Zugabe erschien Paul dann in dem geschenkten T-Shirt, obwohl er vorher noch gesagt hatte, er wolle "ugly" gekleidet bleiben.

Leider war das Konzert nach einer guten Stunde beendet. Und es dauert jetzt bis Herbst, bis ich die Band wiedersehe. Das allerdings kann ich jedem empfehlen. Maximo Park ist sicher eine der zur Zeit besten Live Bands der Alternative Szene, wenn nicht (für mich zum Beispiel) die beste. Im Oktober folgen dann eben einige weitere Konzerte in Deutschland.

Setlist Maximo Park Live Music Hall Köln:

01: Girl who play guitars
02: Now I'm all over the shop
03: Our velocity
04: Parisian skies
05: I want you to stay
06: Books from boxes
07: By the monument
08: Apply some pressure
09: Your urge
10: The coast is always changing
11: The unshockable
12: Going missing

13: Limassol (Z)

Links:

- mehr Fotos: vom Konzert im Palladium, aus Bochum und aus Köln
- Maximo Park live in: Köln (Palladium)
- Glasgow (02.10.07)
- Paris
-
Köln (bei der Soundwave Tour )
- Bochum im April 06
- Blood Red Shoes in: Paris (09.06.2007)
- Paris (08.06.2007)
- Köln (11.03.07)
- Paris (06.03.07)



8 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Hatte Paul Smith etwa einen St.....? ;-)

Anonym hat gesagt…

moach, mach dir keine Gedanken, wenn du abschweifst, die Moderation war verboten -.-

und wäre dieser dumme Ian Typ nicht gewesen, hätte es mich auch nicht *vor* Maxïmo Park geplättet *schande auf mein Haupt*

aber yay, dass Leash gewonnen haben... wer mir andauernd in den Rücken springt, ist selbst Schuld, wenn ich für die anderen Kreische ^^

(btw, wie heruntergekommen sehen wir auf deinen Bildern eigentlich aus? -.- *war eine von der Truppe mit dem einzigen Leash-Schild*)

Anonym hat gesagt…

schöner bericht, schöner abend.

maximo park waren wirklich einsame spitze...nur schade, wie du schon gesagt hast, dass man noch bis zum 16.10. warten muss, um sie wiederzusehen....
hielt anastasia bis dato immer für eine recht intelligente moderatorin, aber dass sie so dämliche sachen sagt hätte ich nicht gedacht.

der regen war die beste erfrischung...wenn man zwischendurch rausging und eitwas nass wieder zurcükging, hielt man die hitze besser aus. nach dem regen hätte die die doppeltür doch gleich ofen lassen können.

Anonym hat gesagt…

...

ich glaube jede schreckliche Minute Vorprogramm hat mich Maximo Park an diesem Abend noch mehr lieben lassen. Und da es sehr viele dieser schrecklichen Minuten gab...

Christoph hat gesagt…

Ach, und ich wollte Dich schon fragen, ob Du zum nächsten Ian O'Brien-Docker Konzert mitkommst ;-)

Wie war Maximo Park gestern? Ich bin - wie so oft - sehr neidisch!

Anonym hat gesagt…

Spielt Ian nochmal hier in der Nähe? Existiert er überhaupt außerhalb der schönen roten Coca-Cola-Welt?

Gestern..nein, mittlerweile vorgestern, war es natürlich auch wieder ganz ganz toll. Haben auch eine andere Setlist gespielt als in Köln. Wird also nicht langweilig, sie so oft zu sehen ;-)

Christoph hat gesagt…

Sind ja nur noch 4 1/2 Monate bis zum nächsten Maximo Park Konzert...

Ian tritt leider zur Zeit nicht hier in der Gegend auf. Vielleicht Saarbrücken? Wär das was? ;-)

Anonym hat gesagt…

Verdammt, es gibt wirklich keine andere Gelegenheit, sie im Sommer noch einmal zu sehen.... :-/
Ich werde mir einen Kalender basteln, wo ich jeden Tag einen Tag durchstreichen kann. Oder so.

Saarbrücken? Wann denn? Ich muss ja schließlich meiner zukünftigen Verpflichtung als Vorsitzende des Ian O'Brien-Docker-Fanclubs Sektion Köln Untersektion Neustadt-Nord gerecht werden....

(haha, wetten ihr habt hier bald lauter Besucher auf Grund der Suchbegriffe Ian O'Brien-Docker Fanclub ????)

 

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