Konzert: Tim Keegan
Ort: Le Pop In, Paris
Datum: 23.10.2007
Zuschauer: circa. 100
"The best things in life are free", kann man oft lesen; stimmt natürlich nur zur Hälfte, meinen letzten iPod gab es beispielsweise nicht gratis. Konzerte im winzigen und gerade deshalb urgemütlichen Pariser Irish Pub "Pop In", kosten jedoch in der Tat keinen Eintritt. Schön zu wissen, daß man in dieser Location nach dem Konzert noch ein wenig Kleingeld hat, um eine CD des jeweiligen Künstlers zu kaufen.
Für mich war das heute eine Premiere im Pop In, obwohl ich den Namen schon oft gehört hatte und mir Freunde auch schon euphorisch von dem künstlerischen Pub erzählten. Der Laden liegt in der Nähe der Bastille und war mittels U-Bahn für mich gut zu erreichen. Drinnen traf ich dann auf einen Bekannten, von dem ich wußte, daß er hier regelmäßig verkehrt. Er erklärte mir, daß man zunächst eine sehr schmale Treppe hochsteigen müsse, nur um kurz später wieder eine andere Treppe hinunterzusteigen, um in ein kellerartiges Verlies zu gelangen. Der Charme des Ortes hatte es mir auf Anhieb angetan. Gute Voraussetzungen also für ein schönes Konzert. Und schön wurde es in der Tat...
Vor dem Engländer Tim Keegan trat aber zunächst noch ein junger Franzose auf, der romantische, auf englisch gesungene Lieder hinter einem elektronischen Piano vortrug. Wenn ich es richtig verstanden habe, hieß er Arnaud. Er sollte später Tim Keegan auch bei zwei Stücken begleiten. Sein Auftritt zog sich etwas in die Länge, für mich hätte auch eine kürzere Einstimmungsphase gereicht, aber Arnaud machte seine Sache ordentlich und wurde auch mit heftigem Applaus bedacht. Dann stieg der englische Hauptdarsteller des Abends die kleine Rampe hinauf, band sich seine Gitarre um und legte los. Seine Gesang begleitete er im Stile eines Bob Dylan desöfteren mit der Mundharmonika, von der er gleich mehrere Modelle besaß. Mit der wundervollen Ballade "Where The Flowers Grow" gelang ihm ein Einstand nach Maß. Den poetischen Text untermalte er hierbei perfekt mit seiner sanften und warmen Stimme, die an Morrissey erinnerte, was ja schon mal nicht verkehrt ist. Den nächsten Titel "Can't Wait" erklärte er ein wenig und wies darauf hin, daß es einen Zusammenhang mit Hammersmith, einem Stadtteil von London gäbe. Er ist auf dem Debütalbum "Foreign Domestic" des sympathischen Engländers, der auch sehr ordentlich französisch spricht, nicht enthalten. Auch das nachfolgende "Straight Line To The Kerb" sucht man darauf vergeblich, es stammt nämlich von einem Album von Departure Lounge, der ehemaligen Band des jetzigen Solokünstlers. Erst Lied Nummer 6, "La Vie Normale" war dann wieder "neuer Stoff". Entgegen des französischen Titels wird eigentlich gerade in der zweiten Hälfte überwiegend auf englisch gesungen, nur der Anfang ist in der Sprache Molières verfasst. Und gerade die zweite Hälfte hatte es in sich, wenn Tim "You were all in my mind" sang, bekam ich glatt eine leichte Gänsehaut. Überhaupt war die Stimmung sehr feierlich, familiär und andächtig. Das machte richtig Spaß und war eine willkommene Abwechslung zu teilweise unmotivierten Künstlern, die ihr Konzert nur runterrattern und dies für oft wesentlich mehr Geld. Mit "On A Good Day", daß auf "La Vie Normale" folgte und von Arnaud am Klavier begleitet wurde, war für mich der Höhepunkt des Abends erreicht. War hier Morrissey persönlich im Raume? Was für eine unglaubliche Falsettstimme dieser Tim Keegan hat! "On a good day I've got plenty of reasons to be happy, I don't feel hopeless und empty, there is a purpose, it's not all a waste of time"..., wunderbar auch der Text des Schmachtfetzens. Zu dem darauffolgenden "Loneliness" wußte der Sänger zu erzählen, daß er zwar eine Weile in Nashville gelebt habe, das Country-Lied ihm aber in der Banlieue von Paris eingefallen sei. Kurios! Zu den Cover-Songs "What Now My Love" (Frank Sinatra) und "Mr.Spaceman" (The Byrds) wurde er jeweils von dem gutaussehenden Franzosen Axe Riverboy an der Gitarre begleitet und die beiden ergänzten sich hierbei stimmlich wirklich gut. Kurz zuvor hatte auch ein aufgrund seines Schnauzbärtchens witzig aussehender Bursche der Band von Axe Riverboy einen kurzen Gastauftritt, bei dem er einfach ein wenig auf eine Glasflasche einschlug, um Klackergeräusche zu erzeugen.
Die Zugaben hatten es auch noch einmal in sich. "Old Man's Tears" eines der schönsten Stücke des Soloalbums war schon einmal sehr gelungen, aber noch viel besser kam natürlich für mich als The Smiths Fan eine fabelhafte Version von "Ask". Sensationell, dachte ich mir und auch den anderen Leuten schien es zu gefallen! Witzig war, daß Tim vorher schon einmal nach Titelwünschen gefragt hatte und gleich darauf hinwies, daß es nichts von Britney Spears geben würde. Fast hätte ich vorlaut "There's A Light That Never Goes Out" hineingerufen, aber es schien mir deplatziert. Nachdem "Ask" gelaufen war, hielt ich die Idee gar nicht mehr für so abwegig...
Die Eigenkomposition "From Up A Tree", die man wohl demnächst auch als Video bei You-Tube sehen kann, beschloß dann einen wundervollen Abend mit einem Künstler, der eigentlich viel bekannter sein müßte. Aber vielleicht kann man ihn so noch günstig privat buchen und sich ein Konzert bestehend aus seinen und Liedern von den Smiths wünschen. Ich überlege gerade, wo man das machen könnte...
Setlist Tim Keegan, Pop In ("one of the best locations of the world"):
01: Where The Flowers Grow
02: Can't Wait
03: Straight Line To The Kerb
04: New You
05: Alone Again, and...
06: La Vie Normale
07: On A Good Day
08: Loneliness
09: Disconn
10: What Now My Love (F.Sinatra)
11: Mr.Spaceman (The Byrds)
12: Friend
13: Old Man's Tears (Z)
14: Ask (The Smiths/Morrissey) (Z)
15: From Up A Tree (Z)
Ort: Le Pop In, Paris
Datum: 23.10.2007
Zuschauer: circa. 100
"The best things in life are free", kann man oft lesen; stimmt natürlich nur zur Hälfte, meinen letzten iPod gab es beispielsweise nicht gratis. Konzerte im winzigen und gerade deshalb urgemütlichen Pariser Irish Pub "Pop In", kosten jedoch in der Tat keinen Eintritt. Schön zu wissen, daß man in dieser Location nach dem Konzert noch ein wenig Kleingeld hat, um eine CD des jeweiligen Künstlers zu kaufen.
Für mich war das heute eine Premiere im Pop In, obwohl ich den Namen schon oft gehört hatte und mir Freunde auch schon euphorisch von dem künstlerischen Pub erzählten. Der Laden liegt in der Nähe der Bastille und war mittels U-Bahn für mich gut zu erreichen. Drinnen traf ich dann auf einen Bekannten, von dem ich wußte, daß er hier regelmäßig verkehrt. Er erklärte mir, daß man zunächst eine sehr schmale Treppe hochsteigen müsse, nur um kurz später wieder eine andere Treppe hinunterzusteigen, um in ein kellerartiges Verlies zu gelangen. Der Charme des Ortes hatte es mir auf Anhieb angetan. Gute Voraussetzungen also für ein schönes Konzert. Und schön wurde es in der Tat...
Vor dem Engländer Tim Keegan trat aber zunächst noch ein junger Franzose auf, der romantische, auf englisch gesungene Lieder hinter einem elektronischen Piano vortrug. Wenn ich es richtig verstanden habe, hieß er Arnaud. Er sollte später Tim Keegan auch bei zwei Stücken begleiten. Sein Auftritt zog sich etwas in die Länge, für mich hätte auch eine kürzere Einstimmungsphase gereicht, aber Arnaud machte seine Sache ordentlich und wurde auch mit heftigem Applaus bedacht. Dann stieg der englische Hauptdarsteller des Abends die kleine Rampe hinauf, band sich seine Gitarre um und legte los. Seine Gesang begleitete er im Stile eines Bob Dylan desöfteren mit der Mundharmonika, von der er gleich mehrere Modelle besaß. Mit der wundervollen Ballade "Where The Flowers Grow" gelang ihm ein Einstand nach Maß. Den poetischen Text untermalte er hierbei perfekt mit seiner sanften und warmen Stimme, die an Morrissey erinnerte, was ja schon mal nicht verkehrt ist. Den nächsten Titel "Can't Wait" erklärte er ein wenig und wies darauf hin, daß es einen Zusammenhang mit Hammersmith, einem Stadtteil von London gäbe. Er ist auf dem Debütalbum "Foreign Domestic" des sympathischen Engländers, der auch sehr ordentlich französisch spricht, nicht enthalten. Auch das nachfolgende "Straight Line To The Kerb" sucht man darauf vergeblich, es stammt nämlich von einem Album von Departure Lounge, der ehemaligen Band des jetzigen Solokünstlers. Erst Lied Nummer 6, "La Vie Normale" war dann wieder "neuer Stoff". Entgegen des französischen Titels wird eigentlich gerade in der zweiten Hälfte überwiegend auf englisch gesungen, nur der Anfang ist in der Sprache Molières verfasst. Und gerade die zweite Hälfte hatte es in sich, wenn Tim "You were all in my mind" sang, bekam ich glatt eine leichte Gänsehaut. Überhaupt war die Stimmung sehr feierlich, familiär und andächtig. Das machte richtig Spaß und war eine willkommene Abwechslung zu teilweise unmotivierten Künstlern, die ihr Konzert nur runterrattern und dies für oft wesentlich mehr Geld. Mit "On A Good Day", daß auf "La Vie Normale" folgte und von Arnaud am Klavier begleitet wurde, war für mich der Höhepunkt des Abends erreicht. War hier Morrissey persönlich im Raume? Was für eine unglaubliche Falsettstimme dieser Tim Keegan hat! "On a good day I've got plenty of reasons to be happy, I don't feel hopeless und empty, there is a purpose, it's not all a waste of time"..., wunderbar auch der Text des Schmachtfetzens. Zu dem darauffolgenden "Loneliness" wußte der Sänger zu erzählen, daß er zwar eine Weile in Nashville gelebt habe, das Country-Lied ihm aber in der Banlieue von Paris eingefallen sei. Kurios! Zu den Cover-Songs "What Now My Love" (Frank Sinatra) und "Mr.Spaceman" (The Byrds) wurde er jeweils von dem gutaussehenden Franzosen Axe Riverboy an der Gitarre begleitet und die beiden ergänzten sich hierbei stimmlich wirklich gut. Kurz zuvor hatte auch ein aufgrund seines Schnauzbärtchens witzig aussehender Bursche der Band von Axe Riverboy einen kurzen Gastauftritt, bei dem er einfach ein wenig auf eine Glasflasche einschlug, um Klackergeräusche zu erzeugen.
Die Zugaben hatten es auch noch einmal in sich. "Old Man's Tears" eines der schönsten Stücke des Soloalbums war schon einmal sehr gelungen, aber noch viel besser kam natürlich für mich als The Smiths Fan eine fabelhafte Version von "Ask". Sensationell, dachte ich mir und auch den anderen Leuten schien es zu gefallen! Witzig war, daß Tim vorher schon einmal nach Titelwünschen gefragt hatte und gleich darauf hinwies, daß es nichts von Britney Spears geben würde. Fast hätte ich vorlaut "There's A Light That Never Goes Out" hineingerufen, aber es schien mir deplatziert. Nachdem "Ask" gelaufen war, hielt ich die Idee gar nicht mehr für so abwegig...
Die Eigenkomposition "From Up A Tree", die man wohl demnächst auch als Video bei You-Tube sehen kann, beschloß dann einen wundervollen Abend mit einem Künstler, der eigentlich viel bekannter sein müßte. Aber vielleicht kann man ihn so noch günstig privat buchen und sich ein Konzert bestehend aus seinen und Liedern von den Smiths wünschen. Ich überlege gerade, wo man das machen könnte...
Setlist Tim Keegan, Pop In ("one of the best locations of the world"):
01: Where The Flowers Grow
02: Can't Wait
03: Straight Line To The Kerb
04: New You
05: Alone Again, and...
06: La Vie Normale
07: On A Good Day
08: Loneliness
09: Disconn
10: What Now My Love (F.Sinatra)
11: Mr.Spaceman (The Byrds)
12: Friend
13: Old Man's Tears (Z)
14: Ask (The Smiths/Morrissey) (Z)
15: From Up A Tree (Z)
1 Kommentare :
Salut Oliver,
Cette chronique du concert au Pop-In d'hier soir me parait très intéressante et détaillée, en plus il y a de belles photos !
Nous attendons avec impatience la version française ! (désolé, mais nous ne comprenons pas grand chose à l'allemand...)
Le blog est très sympa, félicitations !
A bientôt lors d'un prochain concert :)
PS : pourrais tu nous envoyer par mail (davidine@free.fr) les photos d'hier soir ?
Merci d'avance !
@+
DaviDine
www.myspace.com/davidine
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