Konzert: Handsome Furs
Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 12.10.2007
Ins Kino gehe ich sehr selten. Nicht weil ich diese Kunstform nicht mag, sondern weil ich mich ständig auf Konzerten rumtreibe und deshalb einfach nicht dazu komme. Gestern aber habe ich zum ersten Mal im Jahre 2007 einen Fuß in einen Kinosaal gesetzt, da man als Joy Division- Fan einfach den Film "Control" nicht ignorieren kann. Joy Divison wird also immer mehr zum Mainstream, und das ist eigentlich zum kotzen, oder nicht? Wer hat schon Lust darauf, daß Leute aus der Generation seiner eigenen Eltern über die Gründe für den Suizid von Ian Curtis sinnieren? Aber ich kann Entwarnung geben, über das Seelenleben des schüchternen Sängers weiß man auch hinterher nicht viel mehr und einen kitschigen Schluß, wie man das von amerikanischen Streifen kennt, gibt es auch nicht. Das Mysterium Ian Curtis bleibt also weiterhin intakt und die Liveauftritte in dem Film sind von einer bisher ungekannten Tonqualität.
Eine ähnliche Legendenbildung wie um den Sänger aus Manchester gibt es auch um Kurt Cobain, zerrissene Persönlichkeiten eignen sich nun einmal hervorragend hierfür. Die Band von Kurt, Nirvana, war (und ist) bei Sub Pop Records unter Vertrag, ein Pfund mit dem die Firma natürlich noch gerne wuchert. So ist es mit Sicherheit auch für die Kanadier Handsome Furs eine große Ehre bei dem Label aus Seattle, genau wie die Decemberists und viele andere aktuelle Indie-Künstler, gelistet zu sein.
Fraglich war allerdings, ob das Duo Handsome Furs, bestehend aus dem Wolf Parade Mann Dan Boeckner und seiner Verlobten Alexei Perry, dem berühmten Label gute Dienste erweist. Dies wollte ich anhand eines Konzertbesuches überprüfen.
Die Fléche d'or war nur noch mäßig gefüllt, als ich gegen 23 Uhr 15 dort eintraf, zuvor hatten sich noch mir völlig unbekannte Bands abgemüht. Kurze Zeit später baute das Pärchen den Drumcomputer von Alexei auf, Dan band sich seine Gitarre um und es konnte los gehen. Die Handsome Furs traten hier den zweiten Abend in Folge auf, erzählten gut gelaunt, daß sie den Nachmittag genutzt hätten, um durch die wunderschöne Stadt zu spazieren und daß sie in Paris einfach eine tolle Zeit gehabt hätten. Noch mehrfach betonten sie, wie nett doch die Menschen hier seien und daß Kanada (vor allem Ontario) eigentlich scheiße sei. Konsequenterweise brachten sie dann irgendwann auch einen dementsprechenden Titel mit dem vielsagenden Namen "Handsome Furs Hate This City" und aufgrund der Energie, die sie einbrachten, hatte man da auch keine Zweifel dran. Aus Montreal, wo sie leben, scheinen sie aber nicht wirklich zu stammen, denn sie sprachen im Gegensatz zu Malajube ausschließlich englisch. Schade, ich könnte mich über den Akzent aus Quebeq immer schieflachen und hätte gerne ein paar Kostproben dieses "verhunzten Französischs" bekommen. Stattdessen ließen die beiden eher Gitarre und Synthies sprechen. Wenn Dan sang, fühlte man sich oft an Win Butler erinnert, aber die Zerrissenheit hatte auch etwas von...Ian Curtis! Bloß, daß man Herrn Boeckner das Leiden nicht so ganz abnahm, es wirkte auf mich ein wenig forciert. Trotzdem, es war ganz unterhaltsam und kurzweilig, vor allem, weil die blonde Alexei hinter ihrem elektronischen Piano vollen Einsatz zeigte und ein nettes Lächeln vorweisen konnte. Bei einem Stück spielte das Pärchen gar gemeinsam an dem Drumcomputer und fummelte an den diversen Knöpfchen rum. Ansonsten ist die Geschichte des Abends schnell erzählt, das Album "Plague Park" enthält ohnehin nur 9 Stücke und die wurden fast alle gespielt; das Konzert war also ingesamt recht kurz. Keine Zeit sich zu langweilen also, aber auch keine besonderen Gründe in Euphorie zu verfallen...
Mehr Bilder von den Handsome Furs
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen