Sonntag, 21. Oktober 2007

Locas in Love, Frankfurt, 20.10.07


Konzert: Locas in Love

Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 20.10.2007
Zuschauer: 80 (gut gefüllt)


Bei der Menge großartiger deutscher Indiebands ist es schon ein echter Zu- und Glücksfall, zwei davon innerhalb weniger Tage sehen zu können, vor allem, wenn sich beide ein wenig rar machen. Nein, ich spreche nicht von den ganz netten Muff Potter oder Kilians, ich meine natürlich die großartigen The Taste und Locas in Love. Während The Taste in den letzten Monaten in England leichter als in Deutschland zu sehen waren, waren die Kölner als ihr erfolgreiches Pop-Projekt Karpatenhund unterwegs.

Da Locas in Love allerdings (wie The Taste) schon auf eine längere Bandgeschichte zurückblicken kann (die Band gibt es seit 2001), war der gestrige Auftritt im Bett in Frankfurt das 150. Konzert der Kölner. Bevor allerdings gefeiert wurde, traten noch zwei andere Bands auf. Daß Tchi Vorgruppe sein würden, hatte ich gelesen. Zunächst kam allerdings ein einzelner Musiker auf die winzige Bühne im winzigen Club "Das Bett". Er stellte sich als Peer vor, um dann auf seiner akustischen Gitarre zu spielen. Die ersten Stücke waren allesamt wunderbar. Peer Göbel hat eine Konzept-CD mit Schlußsongs für Mixtapes aufgenommen, um das Problem, daß
man nie das richtig lange Lied für das Ende der Kassette hat, zu lösen. Auf dieser CD seien 27 Lieder zwischen wenigen Sekunden und zwei Minuten Länge. Eines dieser Lieder, "Julia Roberts", hatte den (kompletten) Text "Ich habe in letzter Zeit zu viele Julia Roberts Filme gesehen: zwei." Sensationell! Auch wenn Peer das ein oder andere Mal den Text vergessen hat (bei längeren Liedern!) und sich auch mal versungen hat, war das trotzdem hoch unterhaltsam, Peer Göberl will ich gerne noch mal irgendwo erleben. Zum Abschluß spielte er noch etwas, von dem er meinte, daß es bald der große Trend werde, Berliner Schlager im Stile von "Das ist die Berliner Luft", auch das war köstlich!

Nach Peer traten dann drei Musiker (Gitarre, Bass, Schlagzeug) auf, eben die
angekündigten Tchi. Die Band kommt aus Braunschweig, hat in zehn Jahren Bandgeschichte zwei Alben aufgenommen, arbeitet mit Tobias Siebert (Delbo) zusammen, wird veröffentlich von Siluh-Records in Wien (das Label u.a. von Robert Stadlober) - und hat mich nicht furchtbar beeindruckt. Das war netter Gitarrenkram, dem aber der Pfiff fehlte. Die Musik von Peer und Locas in Love später zeichnen sich schon einmal dadurch aus, daß die Stimmen der Sänger besonders einprägsam sind. Tchi fehlte das leider. Vielleicht bin ich da unfair, bei mir ist aber trotz guter Vorsätze nichts hängengeblieben. Und das, obwohl Tchi eine EP mit dem Titel "Grafzahl" aufgenommen hat...*

Mittlerweile hatte sich das Bett gut gefüllt (wieviel Äppler mag eigentlich da bei der Namensgebung beteiligt gewesen sein?). Vor der kleinen Bühne ist eine kleine
Tanzfläche, auf die vielleicht 25 Leute passen. Dahinter geht es drei Stufen hoch, oben ist noch einmal doppelt so viel Platz. Die Bühne war schon unglaublich voll mit Instrumenten und Verstärkern. Irgendwie passten dann aber noch die vier Locase und Gastmusiker Peer auf das kleine Ding. Locas in Love tritt nämlich im Rahmen der Tourannosaurus Rex Tour als Bigband mit Unterstützung von Peer Göbel auf. Der Gast spielt dabei alle Instrumente, die gerade benötigt werden. Gestern fing er mit Gitarre am Keyboard sitzend an, spielte dann Klavier, Bass, etwas Percussion und sang kräftig mit.

Im Vergleich zum Konzert
bei der c/o pop in Köln lag der Schwerpunkt noch mehr auf Liedern des aktuellen Albums "Saurus". Gleich die ersten vier Stücke stammten von der hochgelobten (und hervorragenden) Platte. Meinen Liebling "Comandante" hatte Locas in Love in Köln nicht gespielt, auf den Pappkartonresten, die als Setlisten dienten, hatte ich aber gesehen, daß es in Frankfurt auf dem Programm stand - schön!

Die fünf Musiker hatten auf der kleinen Bühne wirklich kaum Platz. Da gab es keine Möglichkeiten, sich groß zu bewegen, das machte aber überhaupt nichts. Alle schienen mächtig viel Spaß zu haben - Publikum und Band. Die Band, Sänger und Gitarrist Björn, Bassistin Stefanie, Gitarrist Niklas, Schlagzeuger Maurizio und eben Gast-für-alles Peer hatten ohnehin viel Freude, schien es. Denn weil es eben das 150. Konzert war, waren alle in
Feierlaune. Björn entschuldigte sich zwar, er sei ein wenig zittrig, sie hätten Wein getrunken, daran könne es aber nicht liegen. Dem Konzert schadete das überhaupt nichts, es war fabelhaft! Trotz der Enge wurde fließig hin- und hergewechselt. Mal singt Stefanie, oft Björn, bei einem Lied Niklas.

Großartig war zum Beispiel, daß "
(How I wrote) I get lonesome" in das Art Brut Cover "Formed a band" überging. Schade, daß Locas in Love nicht dem Aufruf von Art Brut gefolgt sind, die Engländer im Prime Club zu supporten. Das "Formed a band" Cover war fabelhaft!

Nach "Honeymoon is over" von "Saurus" blieb wegen der Enge keine Möglichkeit, die Bühne vor den Zugaben zu verlassen. Die erste Zugabe war denn ein Publikumswunsch, "In my life". "Egal wie weit" beschloss ein traumhaftes Konzert, viel zu früh leider, anschließend fand im Bett aber noch eine Party statt. Locas in Love sind eine der aufregendsten deutschen Bands, die ich jedem nur ganz dringend ans Herz legen kann!

Setlist Locas in Love Das Bett, Frankfurt:

01: Sachen
02: Saurus
03: Zum Beispiel ein Unfall
04: Comandante
05: Stefanie sagt
06: Monkey
07: Wartezimmer
08: (How I wrote) I get lonesome
09: High pain drifter
10: Shiver
11: Mabuse
12: Honeymoon is over (if you want)

13: In my life (Z)
14: Egal wie weit (Z)

Termine Locas in Love:

23.10.2007: Erlangen, E-Werk (mit Karpatenhund)
24.10.2007: Augsburg, Ostwerk (mit Karpatenhund)
25.10.2007: Ingolstadt, Paradox (mit Karpatenhund)
09.11.2007: Hamburg, Nachtasyl (mit Künnecke & Smukal)
10.11.2007: Hannover, Kulturpalast Linden (mit Sternbuschweg)
11.11.2007: Dortmund, Sissikingkong
12.11.2007: Wien, Rhiz (mit The Pins)
13.11.2007: Rosenheim, Astakneipe (mit Tamapada)
14.11.2007: München, Orangehouse (mit Lehnen)
15.11.2007: Reichenau, Bütezettel

Links:

- Locas in Love in Köln
- mehr Fotos



1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

[Besserwissermodus an]
Es ist genauer gesagt eine Split-EP der Band Grafzahl mit der Band Tchi.
[Besserwissermodus aus]

Ansonsten mal wieder ein schöner Bericht :) Und danke, danke, danke für das "Tobias Siebert (Delbo)"! An jeder anderen Stelle hätte wahrscheinlich gestanden: "Tobias Siebert (Klez.e)", was mich immer sehr ärgert ;)

 

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