Konzert: Elvis Perkins
Ort: Fnac Montparnasse (Showcase), Paris
Datum: 15.10.2007, 17 Uhr 30
Zuschauer: ca.30-40
Einen sog. Showcase in der Fnac Montparnasse gab es erst kürzlich, genauer gesagt am vergangenen Samstag. Vor zwei Tagen waren dort die Engländer Dead 60s zu Gast.* Da die Franzosen aber ihrem liebsten Volkssport, dem Demonstrieren, nachgingen, fuhr unser Bus nicht wie gewohnt und die Metro brachte uns zu spät an den Ort des Geschehens.
Ein Akkustikkonzert einer britischen Rockband dürfte aber für die Location nicht gerade bestens geeignet sein, da fehlt einfach, der Bass, das Schlagzeug und die Elektrische. Ein Singer/Songwriter wie Elvis Perkins scheint mir da schon eher hinzugehören. Schließlich wird er mit Sicherheit oft auch bei regulären Konzerten mit seiner Mundharmonika und seiner Klampfe auskommen, wenn seine Band nicht dabei ist. Bei dem Sohn des Filmschauspielers Anthony Perkins geht es ohnehin eher um Texte, Stimme und Stimmungen. Meist traurige melancholische Stimmungen jedoch, was angesichts seiner Familienbiographie allzu verständlich ist; sein Vater starb in den 90ern an Aids, seine Mutter gehörte zur Besatzung einer Maschine, die am 11. September in einen Tower des World Trade Centers raste. Umso mutiger und tapferer ist es, daß der 30 jährige Mann die Kraft gefunden hat, mittels seiner Musik die Tragödie zu verarbeiten...
"Bonsoir, ça va?" sind seine ersten Worte als er die kleine, improvisierte Bühne betritt. Die Antwort "oui" kommt aber nur zögerlich, es haben sich nur wenige Leute eingefunden und diejenigen, die da sind , sind eher stille Zeitgenossen. Ist ja schließlich auch kein Rockkonzert.
Aber auch keine tieftraurige Veranstaltung, selbst wenn das erste Stück "Emile's Vietnam In The Sky" textlich die Frage aufwirft: "did you ever wonder where you go, when you die?" Diese Frage hat sich jeder sicherlich oft gestellt, genau wie Elvis mit hoher Wahrscheinlickeit sehr oft beantworten muß, wie er mit seiner Familiengeschichte umgeht. Nun, er schreibt bewegende Lieder, die keine Spur kitschig klingen und sich letzlich mit dem alltäglichen Leben beschäftigen. Und das Leben ist oft traurig, manchmal aber auch sehr schön. Herr Perkins jnuior macht demzufolge auch keinen hoffnungslosen, deprimierten Eindruck. Im Gegenteil, seine Natürlichkeit und sein sympathisches Naturell hat etwas Lebensbejahendes, Positives. Ohne Herzschmerz geht es allerdings nie so ganz ab: " I just arrived from America today, and the next song is about how i felt this night." - "All The Night Without Love", sein bisher größter Erfolg des Albums "Ash Wednesday" wird gespielt (nachdem zuvor "While You Were Sleeping" erklungen war) und zieht mich unmittelbar in seinen Bann. Einen schöneren Folksong habe ich seit langem nicht mehr gehört, da muß man schon Klassiker wie Nick Drake, oder Bob Dylan auflegen, um das zu überbieten. Auch das vierte und bereits letzte Stück des insgesamt nur gut zwanzig Minuten langen Auftritts weiß zu gefallen, ohne allerdings an die voher gepielten Stücke heranzureichen. Das Ziel der Veranstaltung wird aber erreicht, ich habe Lust auf das Album "Ash Wednesday" bekommen, kaufe jedoch zunächst nicht die CD, da sich bei mir noch soviel ungehörte CDs stapeln...
Konzerttermine von Elvis Perkins in Deutschland:
26. Oktober Hamburg (Turmzimmer)
29. Oktober Berlin (Festsaal Kreuzberg)
30. Oktober Köln (Gebäude 9)
* Hier die kurze Setlist von Dead 60s vom Showcase Fnac (Dank an Philippe!)
01: Bolt Of Steel
02: Train To Nowhere
03: Beat Generation
04: Riot Radio
05: Stand Up
Und dies ist die Setlist der Dead 60s vom "richtigen" Konzert im Elysée Montmartre (nochmals Dank an Philippe!):
01. Loaded gun
02. Liar
03. Bolt Of Steel
04. Tv & Magazines
05. Too Much Tv
06. Control This
07. A Different Age
08. Red Light
09. We Get Low
10. Riot Radio
11. Beat Generation
12. Dull Towns
13. Last Train Home
14. All Over By Midnight + Jam
15. Cold Soul
16. Stand Up
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17. The Last Resort
18. You're Not The Law
19. Ghostfaced Killer
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