Konzert: The Mary Onettes
Ort: Subway, Köln
Datum: 26.10.2007
Zuschauer: ziemlich gut gefüllt
Wie man sich doch täuschen kann. Ich bin wieder einmal mit vollkommen falschen Erwartungen zu einem Konzert gefahren. Die Platte der schwedischen Indie-Band The Mary Onettes aus Jönköping gefällt mir zwar sehr gut, da es aber so viel andere sehr gute "neue" Musik gibt (die Mary Onettes gibt es seit 2000), war sie eben eine von vielen Neuentdeckungen. Und so war auch meine Einstellung vor dem Konzert. Ich war ziemlich sicher, daß es mir gut gefallen würde, erwartete aber nicht, daß es mich so vom Hocker reißen würde, wie zum Beispiel die Konzerte der Mary Onettes Landsleute Shout Out Louds.
Die Vorfreude auf die Schweden war aber wohl groß, nicht nur unter meinen lastfm-Freunden, bei denen vor dem Konzert fast überall stand "hört gerade The Mary Onettes" (was ich dann auf Hin- und Rückfahrt gemacht habe), denn das Subway auf der Aachener Straße in Köln war gut besucht. Sehr gut besucht sogar für eine Band, die leider noch viel zu unbekannt ist (und - auch wenn das kein Maßstab ist - über die es noch nicht einmal Wikipedia-Einträge gibt, nur einen Dreizeiler* auf Schwedisch).
Das Subway ist ein Clubkeller, hat zwei Ebenen, eine mit Bar, und drei Stufen tiefer Tanzfläche, Sitzecke und Bühne und mittendrin ein paar Säulen. Und es hat eine Menge Charme. Schade, daß da so selten Konzerte stattfinden, die meine Aufmerksamkeit finden aber schön, daß da demnächst mit Pelle Carlberg der nächste Labrador-Künstler auftritt.
Irgendwann betraten dann fünf schwarzgekleidete Schweden die über Eck angelegte Bühne. So weit ich weiß, gehören vier Mann zur festen Bandbesetzung (bei Wikipedia konnte ich das leider nicht überprüfen). Ich denke, der Keyboarder ist ausgeliehen. Der hatte auch nicht furchtbar viel zu tun, obwohl ich das nach dem Hören der Studioversionen der Lieder erwartet hätte. Oft saß er nur wippend vor seiner Tastatur. Dominiert wurde der Live-Sound von den beiden Gitarristen und dem Schlagzeug. Man liest ja immer wieder u.a. die Referenz a-ha, wenn der Stil der Mary Onettes beschrieben wird. Mein Mitblogger Oliver fasste das neulich als "diesen Labrador 80er Jahre Schwedenpop" zusammen. Mir kamen in den letzten Tagen Ähnlichkeiten zu den Shout Out Louds in den Sinn, vermutlich weil ich finde, daß sich die Stimmen von Mary Onette Philip Ekström und Adam Olenius gleichen.
Tja... und live hat mich das ganze, Schwedenpop hin oder her, ganz ordentlich umgehauen. Das Konzert war grandios, obwohl einige Umstände widrig waren. Den Auftritt zwei Tage vorher in München hatte die Band absagen müssen, weil Sänger Philip krank war. In Köln gab es dann einige technische Probleme. Gleich am Anfang war Philips Gitarrenkabel kaputt. Es wurde schnell und routiniert ausgetauscht ("Die Mary Onettes haben immer technische Probleme") - allerdings krachte dann die Gitarre auf den Boden, was Philip dazu brachte, sie noch ein paar mal fest auf den Boden zu schlagen. Aber das Teil funktionierte noch, es konnte weitergehen. Es gab aber ab und zu ein paar ungeplante Rückkopplungen, aber auch das störte nicht weiter.
Die ersten beiden Stücke des Abends stammten vom neulich erschienenen Album "The Mary Onettes". Anschließend folgte mit "R.U.N." eine B-Seite von der "Lost"-EP, danach vier Lieder vom Album, nämlich die beiden Singles "Void" und "Lost" und die beiden Lieblingslieder von Philip "Henry" und "Still". Das sind alles wahnsinnig gute Lieder, die live besonders überzeugend waren. Das heimliche Highlight war für mich aber ein unveröffentlicher Song namens "My landscapes", was hätte ich den gerne! Leider war das auch schon der Schlußtitel.
Aber natürlich kam die Band zurück (zurück ist falsch, wegen der Enge des Raums und weil backstage nur Mauern waren, gingen die fünf Musiker nur in die seitliche Sitzecke, fanden das aber offenbar auch albern und kamen daher nach einer Minute vielleicht wieder) und spielte drei weitere Lieder, zwei vom Album und "Concrete" von der ersten EP "Make me last".
Verflucht, daß war viel besser als erwartet. Die Mary Onettes sind eine grandiose, vollkommen unterbewertete Band. Eine Referenz bekam ich dann gestern auch noch genannt: die Editors. Und das stimmt absolut. Die Schweden haben auch etwas von der Band aus Birmingham. Ich habe die Mary Onettes für mich zum zweiten Mal entdeckt und sehr ins Herz geschlossen.
Setlist The Mary Onettes Subway Köln:
01: Under the Guillotine
02: Explosions
03: R.U.N.
04: Void
05: Henry
06: Lost
07: Still
08: My landscapes
09: Concrete (Z)
10: The companion (Z)
11: Pleasure songs (Z)
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