Sonntag, 11. März 2012

Still Corners, Berlin, 10.03.03


Konzert: Still Corners
Ort: Comet Club, Berlin
Datum: 10.03.2012
Zuschauer: nicht ausverkauft ca. 100

Konzertdauer: 60 Minuten


Text und Fotos von Markus aus Berlin


Da stimme ich mich den Tag über mit der neuen CD von Still Corners ein - setze mich früh genug in die Straßenbahn - durchquere auf Schienen den Prenzlauer Berg - passiere die Bezirksgrenze zum Friedrichshain und träume vor mich hin, als mich die Großstadtrealität einholt. Ein stark alkoholisierter Rowdy kam in der Bahn auf mich zugesteuert, um sich dann mit seinen gefühlten 150kg auf meinen Schoß zu setzen. Der Musik von Still Corners sei Dank, war ich den Tag über so weichgespült, dass ich die Situation friedlich und entspannt lösen konnte. Ich schaffte es irgendwie mich aus der Masse dieses Menschen herauszuwinden und begab mich auf Sicherheitsabstand.Was hätte alles passieren können, wenn ich den Tag über Metallica oder Slipknot gehört hätte? Vielleicht haben mir Still Corners mein Leben gerettet.

Der kleine Comet Club war nicht ausverkauft - es fanden sich ca. 100 Andere außer mir dort ein. Hinter der Bühne war großes weißen Baumwolltuch aufgehängt. Als das Konzert um 21:30 losging, wurden auf dieses Tuch diverse experimentelle Videokunst-Filmchen projiziert, wie man diese auch schon aus den Videos der Band kennt. Mit dem Beginn des ersten Stückes „Graham´s Theme“ - einem reinen Instrumentalstück, begann auch das Wirken der Nebelmaschine. Sphärische Klänge, Nebel und fahles Licht werden sich das ganze Konzert über wie ein roter Faden durchziehen. Nachdem ich meinen persönlichen Horrorfilm schon in der Straßenbahn erlebt habe, war ich nun neugierig auf den Soundtrack der Londoner. Enya meets Goldfrapp. Ab dem dritten Lied setzte der Gesang von der zuckersüßen und feenartigen Sängerin Tessa Murray ein. Ihre langes blondes Engelshaar hing weit ins Gesicht. Sie hauchte jeden Ton und jede Silbe. Ein wahrlich wunderbarer Anblick. Der zweite Hälfte von Still Corners, Greg Hughes, war bis auf die zwei Zugaben am Ende des Konzertes hinter dem Schlagzeug.Unterstützt wurden die Beiden von Leon Dufficy an der Gitarre und sowie Luke Jarvis am Bass, die beide souverän und engagiert mitspielten.Es folgten noch weitere Lieder des aktuellen Albums - darunter auch das düsterschöne „I Wrote In Blood“ (mein persönlicher Favorit), welches aus den anderen Liedern deutlich herausstach. Und da haben wir auch schon meinen größten Kritikpunkt an der Musik des Duo´s: Die Lieder sind sich live zu ähnlich. Was daheim im Wohnzimmer noch als Untermalung gut funktionierte, verlor sich auf dem Konzert. So sehr ich mich auch bemühte mich auf die Musik einzulassen so sehr mißglückte mir dieses. Normalerweise schafft der Zwischenapplaus eine kurze und erwünschte Unterbrechung, um seinen vorherigen Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich auf ein neues Lied einzustellen. Bei Still Corners störte diese Unterbrechung eher. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Band eine Videoprojektion im Hintergrund nutzt. Wären doch die Lieder eine perfekte Hintergrundmusik. Nachdem das normale Set abgespielt wurde, verschwand die Band von der Bühne. Zu der Zugabe kamen dann noch Greg Hughes, der sich dieses Mal eine Gitarre nahm, Tessa Murray sowie Leon Dufficy, der sich ans Schlagzeug setzte. Das Trio spielte dann zwei Coverversionen - zuerst I´m On Fire von Bruce Springsteen sowie das großartige Eyes im Original von Rouge Wave. Da wünschte ich mir, dass sich Frau Murray öfter trauen würde, ihre schöne Stimme mehr zur Geltung zu bringen.

Am Ende des Konzerts hatte ich das Bedürfnis die anderen Newcomer aus London lautstark zu hören: Veronica Falls. Ich hätte mir gewünscht, sie wären direkt im Anschluss auf die Bühne gekommen. Dann wäre der Konzertabend perfekt gewesen. So hatte ich am Ende des Konzerts das Gefühl, als würde noch etwas fehlen - als hätte die Band es bei mir nicht geschafft einen nachhaltigen und bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Sie blieben zu sehr im Hintergrund - trotz hoher Lautstärke, schönen Klängen und viel Engagement. Vielleicht ist es die Tragik von Filmmusik, dass sie nur mit den passenden Bildern einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen kann. Diese Bilder fehlten für mich. Der Rote Salon der Volksbühne und seine roten Sesseln und Sofas hätte der Musik sicherlich besser zu Gesicht gestanden, als der triste und fade Comet Club. Aber vielleicht kommt das ja noch.

Setlist Still Corners, Comet Club, Berlin:

01: Graham's Theme
02: Memory Mood
03: Cuckoo
04: Endless Summer
05: Submarine
06. History Of Love
07: The White Season
08: I Wrote In Blood
09: Hunter
10: Blue Eyes
11: Into The Trees

12: I'm On Fire (B. Springsteen)
13: Eyes (Rogue Wave)






1 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Vielen Dank, Markus! Ich habe mich heute den ganzen Morgen geärgert, daß ich Still Corners nicht sehen kann, weil sie nur in Frankfurt auftreten, parallel zu Feist in Köln.

Jetzt weiß ich wenigstens, was ich verpasst habe bzw. was nicht.

 

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