Konzert: Weyes Blood und Laure Briard
Ort: L'Espace B
Datum: 22.11.2016
Alles ist sehr fein an Natalie Mering alias Weyes Blood. Die jungen Gesichtszüge, die Wespentaille, die langen glatten Haare, die Hände und vor allem natürlich ihr Gesang und ihre fragilen Folksongs, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Eine ästhetische, sehr elegante Künstlerin, die vor kurzem ihr zweites Album Front Row Seat To Earth herausgebracht hat. War schon der Vorgänger The Innocents aus dem Jahre 2014 eine Schönheit legte sie nun den grossen Wurf nach, ein Album, das sie weit nach vorne bringen könnte.
Das Espace B, in dem sie vor nicht sehr gut gefüllten Rängen 2015 schon einmal gespielt hatte, war dieses Mal schnell ausverkauft. Etwa 150 Leutchen hatten sich eingefunden und sorgten mit ihrer Körperwärme für tropische Temperaturen. Die türkisfarbene Anzugsweste ihres schönen Kostüms, das sie auch auf der Plattenhülle trägt, zog Natalie schnell aus und gab den Blick frei auf einen sehr schlanken Oberkörper, den sie in ein Ringelshirt gehüllt hatte.
Natalie war im Gegensatz zum letzten Male nicht alleine gekommen, sondern hatte eine richtige vielköpfige Band dabei, Schlagzeuger inklusive (aber nicht Chris Cohen der teilweise auf dem Album trommelte und es produzierte).
Alles Jungs, die aber Natalie nicht die Show stellen konnten (und dies auch gar nicht wollten), da Miss Mering wirklich Charisma und Ausstrahlung hatte und nicht nur wegen ihrer Lieblichkeit die Blicke auf sich zog. Sie hatte etwas Rätselhaftes an sich, eine Art die paradoxerweise gleichzeitig ein wenig reserviert und dennoch herzlich war. Und einen versauten Witz hatte sie auch auf Lager, es ging um den Vergleich einer Waschmaschine mit einer Jungfrau...
Am meisten begeisterte sie aber natürlich mit ihrer Stimme, diesem ätherischen Organ, das so herrlich rein und ergreifend klang. Ich versuchte die ganze Zeit Parallelen zu bekanten Folksängerinnen aus den 60ern und 70ern zu ziehen, aber die Vergleiche zu Vashti Bunjan, Joni Mitchell, Sandy Denny oder Joan Baez passten alle nicht so ganz. Sie erinnerte eher an zeitgenössische Kolleginen wie Marissa Nadler oder Angel Olsen.
Das gespielte Songmaterial war bestechend. Da gab es ein paar Songs, die wirklich was in mir bewegten, mich wirklich fesselten. Seven Ways mit seiner Orgel und der herrlichen sphärischen Pedalsteelgitarre wäre hier zu nennen, aber auch das feierliche Do You Need My Love mit seinen bababa Gesängen oder der Schmachtfetzen Used To Be. Als oldie but a goodie bezeichnete sie das eingängige Hang On vom Vorgängeralbum The Innocents von dem sie ansonsten sehr wenig performte (Bad Magic gab es noch)
Wäre die Hitze nicht gewesen, ich hätte mir ein wesentlich längeres Konzert gewünscht. So aber war ich froh, dass es nicht zu ausufernd wurde. Gegen Ende gab es noch ein gelungenes Soft Machine Cover und einen Solosong an der akustischen Gitarre, dann war die leicht gothisch anhauchte Messe gelesen.
Zuvor hatte die blonde Französin Laure Briard mit ihrer exquisiten Band des Labels von Midnight Special Records (Cléa Vincent, Michelle Blades, Alice Lewis...) für Charme und Eleganz gesorgt. Die junge Dame aus Toulouse spielte einen gelungen Mix aus französischem Chanson in der Tradition von Françoise Hardy, Sixties Pop à la Brigitte Bardot oder France Gall und Loungesongs im Stile von Stereolab.
Stücke wie Sur la piste de danse, oder Le roi du rock'n roll wurden mit mehr Pfeffer und Rockappeal als auf dem Album interpretiert, da klangen die Gitarren teilweise richtig laut und das Schlagzeug fetzig.
Titel vom Vorgänger wie Egoïste oder Révélation kamen sehr ohrwurmig rüber und so war bereits die Vorgruppe allein das Kommen wert. Aber es kam ja noch wie geschildert Weyes Blood und die machte den Abend perfekt.
Unter dem Strich: wundervoll!
1 Kommentare :
das wäre was für mich gewesen,
klingt jedenfalls so.
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