Konzert: Sóley
Ort: Mengi in Reykjavík (Iceland Airwaves)
Datum: 3. November 2016
Dauer: 60 min
Zuschauer: 75
Die beiden tollen Fotos sind von Claudia - Vielen Dank!
Ich hatte schon davon berichtet, mit welchem Herzklopfen ich am ersten Tag das Konzert von Árstíðir erwartet habe. Noch viel schlimmere Bauchschmerzen hatte ich, ob es mir wohl gelingen würde, in eines der wenigen winzig dimensionierten Konzerte von Sóley zu gelangen. Im ersten Versuch trat so ungefähr alles ein, was ich an abschreckenden inneren Bildern gehabt hatte: Schon 45 min vor Beginn standen bestimmt 50 Leute im strömenden Regen vor dem kleinen Venue und alle fragten sich, ob sich das ausharren im Regen wirklich lohnen würde - sprich, ob sie noch unter den ersten 50 Leuten in der Schlange sein würden. Wahrscheinlich hatten die Veranstalter ein Erbarmen, denn sie hatten dann doch Karten für 75 Personen vorbereitet und wir waren mit Nummer 61-63 gerade noch so mit drin, wenn auch ganz schön hintendran gedrängelt.
In der Ankündigung des Konzertes hatten drei Aspekte angeklungen: Intime Größe, viele Mitmusiker und neues Material. Tatsächlich hatte Sóley für ihr neues Material insgesamt sieben Mitmusiker auf der kleinen Bühne:
Albert Finnbogason Bass,
Jón Óskar Jónsson Schlagzeug,
Katrín Helga Andrésdóttir Piano,
Sigrún Jónsdóttir & Hilma Kristín Sveinsdóttir Klarinette,
Þórdís Gerður Jónsdóttir Cello,
Margrét Arnardóttir Akkordeon
Davon waren zu Beginn nur die zweite Frau an den Tasten auf der rechten Seite vorn (neben Sóley auf der linken Seite), der Bass (hinter Sóley sitzend) und ganz hinten links der Schlagzeuger zu sehen. Für die anderen waren aber schon Notenständer vorbereitet. Zunächst wurden zwei gut bekannte Songs in völlig neuer Kleidung präsentiert: The sun is going down und Pretty face mit seinem typischen Rhythmus unverkennbar, aber doch neu und in einer unfassbaren Dynamik präsentiert von fast unhörbar zu Beginn auf ziemlich laut am Ende aufgedreht. Sehr dunkel wurde es anschließend für One eyed Lady. Sóley wechselte vom Piano weg für die schieferen Töne und rief das would you kill for love? ins Publikum, dass einem heiß und kalt zugleich wurde.
Anschließend wurde etwas nervös vier Stücke mit neuem Material in großer Besetzung versprochen. Während die zusätzlichen Musikerinnen noch Platz nahmen, erklärte sie uns, dass sie seit der Geburt ihrer Tochter ein paar neue Seiten an sich entdeckt hat, z.B. hätte sie ihr erster Song in einer Dur-Tonart vorzuzeigen. Tatsächlich gefielen mir alle neuen Songs sehr gut und der letzte war sogar sehr beschwingt. Es wurde langsam ganz schön warm im kleinen Raum, aber es standen auch nur noch zwei Lieder auf dem Programm: I'll drown und ein neues Lied mit dem Titel Endless Summer (was wohl voraussichtlich auch der Titel des neuen Albums sein wird). I'll drown fand ich phantastisch - es war schwirrend und flirrend und die Wärme im Raum korrespondierte mit einem heißen Sommertag, den die Musik vor meinem inneren Auge entstehen ließ. Mit Musik wie Endless Summer will Sóley Hoffnung in die Welt tragen. An dem Abend war das gelungen. Das Warten im Regen hatte sich für alle, die das Konzert schließlich sehen durften, wohl mehr als gelohnt. Altes und neues in einer tollen und einzigartigen Fassung haben mich wirklich begeistert.
Setlist:
01: The sun is going down
02: Pretty face
03: One eyed lady
04: (neu)
05: (neu)
06: (neu)
07: (neu)
08: I'll drown
09: Endless summer (neu)
Aus unserem Archiv:
Sóley, Heidelberg, 06.12.15
Sóley, Karlsruhe, 09.08.12
Sóley, Darmstadt, 06.08.12
Sóley, Paris, 09.09.11
Alle Konzertberichte vom Iceland Airwaves
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen