Konzert: Puffin Island
Ort: Harpa, Reykjavik (Iceland Airwaves Festival)
Datum: 05.11.2016
Dauer: gut 30 min
Zuschauer: vieleicht 200 (voller Saal)
Nach unserer Ankunft in Island war unser erstes abgehetztes Ziel ein dunkler Fährhafen gut eine Stunde entfernt. Unsere ursprünglich gebuchte Überfahrt auf die Westmännerinseln, eine Sammlung kleiner Felsbrocken vor der isländischen Südküste. Heimaey, die einzig dauerhaft bewohnte der Inseln, war unser Ziel. Unsere gebuchte schnelle Fähre am nächsten Tag war abgesagt worden. Sie hätte die Fahrt in 30 Minuten geschafft, - morgens hin, abends zurück - war aber wegen zu hohen Wellengangs abgesagt worden. Das stabiliere Schiff fährt von einem anderen Hafen los, braucht dann aber drei Stunden. Heimaey würde es für uns also nur mit Übernachtung geben.
Heimaey hat 4.200 Einwohner, mehrere Vulkane und ist zwischen April und September Heimat von 2 mio Papageientaucher-Pärchen (engl.: Puffin; isl. Lundi), die an den Felsen der Insel brüten. Die niedlichen Vögel sind auf Island allgegenwärtig (auch auf den Speisekarten - grrrr!). Wir waren zu spät für Puffins in freier Natur, besuchten aber Tóti im Aquarium, einen der Vögel, der wegen einer Verletzung nicht mit in den Atlantik fliegen konnte und mit zwei, drei Artgenossen im Aquarium lebt.
Unsere Puffin Insel war eines der unzähligen Wahnsinnserlebnisse auf Island. Daß unter den zahllosen isländischen Bands beim Iceland Airwaves Puffin Island anzugucken wäre, war mir schnell klar. Daß die fünfköpfige Band ein so gutes Konzert spielen würde, hatte ich nicht geahnt.
Puffin Island stammen aus West-Reykjavik und klingen, als hätten sie neben 60's Pop auch Teenage Fanclub hoch und runter gehört. Die Band spielte im kleinsten Saal des Harpa. Wir waren mit dem frischen Eindruck einer gut anderthalbstündigen Björk-Gala nach unten gegangen und empfanden den herrlichen Pop als genau passend.
Puffin Island sind wohl im Kern drei Musiker, standen aber zu fünft auf der Bühne, zwei Sänger mit Gitarren - akustisch und elektrisch, Bass, Schlagzeug und zwei Keyboards. Der rechte der beiden Keyboarder spielte aber eigentlich vor allem Tamburin und Tamburinartige.
Die meisten der Lieder stammten von der ersten Platte der Band, die im Sommer erschienen ist (hier). Die meisten Stücke hatten englische Texte, drei isländische. Mir gefiel ausnahmslos alles, die beiden besten Stücke waren aber Another day und Stúlka. Die musikalische Qualität der Songs ist aber nur die halbe Geschichte des Konzerts. Besonders toll war der Charme, den die Musiker verströmten. Island liegt nahe an den USA, Baseball ist groß innerhalb der Band. Eines der Lieder widmete der E-Gitarren-Sänger Skúli Jónsson den Chicago Cubs, nachdem er gefragt hatte, ob unter den Zuschauern jemand aus Chicago sei (natürlich war das so). Als sie erstaunt feststellten, daß die Zeit vorbei und nur noch Platz für ein Lied sei (die erste Veröffentlichung Harrison, eine Nummer drei in den isländischen Charts), spielte der linke Keyboarder diese kleine Baseball-Stadion-Orgel-Melodie.
Weil in Puffin Island in allen Bandbeschreibungen als "Indierock" auftaucht, stellte der Bassist beim einzig unveröffentlichten Lied (Microwave surfer) auf eine der Monitorboxen, die prompt umkippte.
Das perfekt war nicht perfekt abgemischt (die E-Gitarre war zu laut), der Stil nicht neu, es hat mir aber enorm viel Spaß gemacht. Puffin Island wären eine perfekte Band fürs Indietracks.
Setlist Puffin Island, Harpa, Reykjavik:
01: Intro
02: Another day
03: Leiðin
04: Feel
05: Stúlka
06: Whisper
07: Microwave surfer (neu)
08: Sólarvín
09: Harrison
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