Sonntag, 13. November 2016

Samaris, Reykjavik, 03.11.16


Konzert: Samaris
Ort: Kex Hostel, Reykjavik (Iceland Airwaves)
Datum: 03.11.2016
Dauer: gut 30 min
Zuschauer: vielleicht 200 (bis auf den letzten Platz gefüllt)



Zwei Tage später sollten wir in Reykjavik Islands größten Star sehen, eines meiner ersten Konzerte beim Iceland Airwaves bestritt allerdings der kommende Weltstar der so musikalischen Insel: Jófríður Ákadóttir mit ihrer Band Samaris. Björk und Jófríður verbindet einiges: ihr elfenhafter Gesang, das offenbar unbegrenzte Talent und die ebenso unlimitierte Bandbreite, ihre Kunst zu gestalten. Jófríður trat beim Airwaves mit Gangly, ihrer experimentellsten Band (gemeinsam mit Úlfur Alexander Einarsson von Oyama z.B.), mit ihrem Solo-Projekt jfdr und mit ihrer - ja was? Trip Hop? - Band Samaris auf. Lediglich Pascal Pinon waren nicht im Lineup des Festivals, Jófríðurs Schwester Ásthildur ist krank.

Pascal Pinon mag ich eigentlich am liebsten. "Eigentlich" deshalb, weil ich nach dem Airwaves nicht mehr sicher bin. Dafür reichte eine halbe Stunde Samaris.

Die Konzerte im Kex Hostel wurden von KEXP (Seattle) übertragen. Dafür hatte der Radio-Sender eine Ecke des Cafés des Kex in ein Wohnzimmer verwandelt. Dadurch, daß eine Raumecke die Bühne war, gab es bei den Konzerten im Hostel zwei Seiten, um vor ihr zu stehen oder zu sitzen, das war ungewöhnlich, damit passte es aber ganz gut zum Konzert. 

Samaris sind neben Jófríður Þórður Kári Steinþórsson, der für die elektronischen Elemente verantwortlich ist, und Klarinettistin Áslaug Rún Magnúsdóttir. Ich hasse Klarinetten. Ich hasse dieses dumpf-fiese Geräusch, das die Dinger erzeugen. Klarinetten klingen nach rülpsenden Elchen. Daß ich irgendwann eine Band lieben könnte, in der dieses ekligste aller Instrumente eine zentrale Rolle spielt, hätte ich mir nie vorstellen können. Dabei hilft sicher, daß Áslaug sie alles andere als klassisch einsetzt. Die Musikerin, die ein Adidas-Ensemble trug, spielt keine Melodien sondern einzelne Töne, kleine Stücke, die oft verfremdet werden. Wenn man die Klarinette nicht sähe, käme man vermutlich nicht darauf, daß Samaris auch analoge Instrumente einsetzen.

Genauso ginge man wohl davon aus, daß Jófríðurs Stimme elektronisch verändert sein muß. Die Sängerin klingt so sehr elfenhaft, wie man es sich nicht schöner ausmalen kann. Aber es ist alles echt, sie hört sich bei Pascal Pinon oder ihren jfdr-Sachen genauso an. 



Samaris spielten ausschließlich Stücke vom neuen Album Black lights, das im Sommer erschienen ist (und das bereits Nummer drei ist). Am Stil haben Samaris nichts geändert: elektronische Beats, die Jófríðurs Stimme unterlegen - oder umgekehrt. Bei T3mpo sang zwar auch Áslaug einmal, wie ihre Klarinette war die Stimme aber unterstützend und nicht in den Vordergrund drängend. Die restliche Zeit verbringt auch sie hinter ihren elektronischen Instrumenten. Oder sie hält ihre Klarinette wie eine Gitarre. Ich glaube, sie mag das Ding auch nicht.


"There's no relaxing", gab Jófríður irgendwann vor, das stimmt allerdings nicht. Die Art Musik, die Samaris macht, könnte schrecklich anstrengend sein, alleine die Stimme der enorm jungen Sängerin macht es aber schon angenehm, den Liedern stundenlang zuzuhören!


Leider blieb dieser kurze Auftritt mein einziges Samaris-Konzert des Wochenendes. Bei all den grandiosen Künstlern des 330.000-Einwohner-Landes konnte ich nicht immer die gleichen angucken. Und unter all diesen großen Musikern ist Jófríður bald die größte!

Setlist Samaris, Kex Hostel, Reykjavik:

01: T4ngled
02: R4vin
03: T3mpo
04: Wanted 2 say
05: Black lights

Links:

- aus unserem Archiv:
- Samaris, Reykjavik, 03.11.16
- Samaris, Berlin, 17.09.14
- Samaris, Köln, 16.09.14
- Samaris, Paris, 01.02.14
- all unsere Berichte vom Iceland Airwaves 16




 

Konzerttagebuch © 2010

Blogger Templates by Splashy Templates