Konzert: Enno Bunger und Band
Ort: Tollhaus in Karlsruhe (im Rahmen des Zeltivals)
Datum: 30. Juli 2016
Dauer: 105 min
Zuschauer: 150
Ich bin ein analytischer Mensch und versuche möglichst viele Dinge in Ursache und Wirkung zu verstehen. Ich denke im Großen und Ganzen bin ich ganz gut darin, aber warum mich ausgerechnet die Musik von Enno Bunger so fängt, kriege ich auch nach dreieinhalb Jahren noch nicht wirklich heraus. Denn ich mag nur wenige Sänger, noch weniger deutsche Texte und Singersongwriter-Material als Band, da ist bei mir definitiv das Ende der Geduld erreicht (zumal das häufig genug im angebrüllt werden endet).
Ich habe jedoch den Verdacht, dass es vor allem daran liegt, dass ich Enno Bunger seine Lieder abnehme als wahr und zutiefst ehrlich und ich live seine schwarzhumorigen Ansagen liebe, in denen er eine innere Distanz aufblitzen lässt, die mir zutiefst sympathisch ist. Dieses Vertrauen wurde bei der TV-Noir-Tour (gemeinsam mit Me and my drummer) 2013 begründet und hat einige Entwicklung und Überraschungen durchgemacht. Seine Texte sind halt auch ziemlich gut und musikalisch packte er schon so das eine oder andere Kleinod für mich aus.
Als es beim Maifeld 2013 ein Finale mit Onno Dreier und Akkordeon im Publikum gab, bei dem keine Auge trocken blieb oder bei der Seebühnenregatta in Mannheim 2014 auf einmal überraschend die Bungersche Musik mit Bums und einer Hundertschaft Künstler auf der Bühne zelebriert wurde und es einfach nur toll und passend war zum Beispiel. Oder kurz bevor es mit dem aktuellen Album richtig ernst wurde, im Wohnzimmerformat einfach alles passte.
Das sind Erlebnisse und "Guthaben-Punkte", wegen derer ich mir das Finale dieser Tour in großer Besetzung "mit Synthies und Strobos" beim Zeltival Karlsruhe auf keinen Fall entgehen lassen wollte. Im aktuellen Quartett durch Nils Dietrich (Schlagzeug), den so vielseitigen Philipp Makolies (Gitarre) und Onno Dreier (Synth) verstärkt. Dabei die große Geste, wo es passt, aber nie musikalisch zugekleistert. Oft wurde mit Herzschlag-Rhythmus gearbeitet. Natürlich gab es auch ein paar Geschichten. Z.B. über die Anfangszeit und Konzerte in Karlsruhe im Radio Oriente, wo auf der Bühne mehr Leute als im Publikum waren.
Seitdem ist viel geschehen. Außer in halbfertigen live-Fassungen hatte ich von der neuen Platte noch nicht recht Notiz genommen. Das wurde nun nachgeholt, denn die Setlist umfasste alle neuen Lieder, dazu noch ein paar meiner Lieblingslieder und alles in allem wurde fast zwei Stunden ziemlich Gas gegeben. Sehr gepackt haben mich tatsächlich die beiden ersten Songs, auch wenn sie mich durch das fast Sprechgesangs- und zum Teil Mantra-mäßige eigentlich hätten abschrecken können. Bis zum Song Herzschlag war ich ziemlich beglückt.
Dann gab es eine Phase, wo ich gewisse Längen empfand und nicht mal mein wirklich Lieblingslied Am Ende des Tunnels kriegte mich so richtig - leider auch nicht andere Lieblinge wie Regen und Ich möchte noch bleiben, auf die ich innerlich schon als Gänsehaut-Finale gewettet hatte. Dafür brachte Wo bleiben die Beschwerden noch einmal mein Herz zum lauter schlagen. Nun gut, immerhin die erste Hälfte des Konzerts war für mich wirklich großes Kino gewesen!
Es sind Tourdaten der leiseren Töne im Dezember versprochen (siehe unten) und davor kann man es noch beim Golden Leaves Festival in Darmstadt probieren.
Setlist:
01: Renn!
02: Scheitern
03: Zwei Streifen
04: Pass auf dich auf
05: Blockaden
06: Abspann
07: Roter Faden
08: Herzschlag
09: Heimlich
10: Nicht immer alles jetzt
11: Am Ende des Tunnels
12: Die Flucht
13: Wo bleiben die Beschwerden?
14: Regen
15: Neonlicht
16: Klumpen (Z)
17: Ich möchte noch bleiben (Z)
18: Hamburg (Z)
Aus unserem Archiv:
Enno Bunger, Montabaur, 20.10.14
Enno Bunger, Montabaur, 20.10.14
Enno Bunger, Mannheim, 10.08.14
Enno Bunger, Mannheim, 10.08.14
Enno Bunger, Frankfurt, 11.11.13
Enno Bunger, Mannheim, 31.05.13
Enno Bunger, Offenbach, 09.05.13
Enno Bunger, Stuttgart, 19.03.13
Enno Bunger, Karlsruhe, 31.01.13
Enno Bunger, Darmstadt, 27.01.13
0 Kommentare :
Kommentar veröffentlichen