Konzert: Michael Kiwanuka
Ort: Haldern Pop Festival
Datum: 12.08.2016
Dauer: 40min
Zuschauer: ca.3.500
Manchmal sind auch im so unsicheren Musikgeschäft Prognosen korrekt. Michael Kiwanuka war schon vor seinem Debüt "Home again" Kritikerliebling. Und schon die erste Platte erfüllte die Erwartungen und doch folgte danach erstmal eine lange Pause.
Umso erstaunlicher, wie stark der Künstler nun zurückkehrt. Das neue Album (Love/Hate) ist nicht weniger als ein Meisterwerk in seinem Genre, des Souls. So etwas hat man aus England schon ganz lange nicht mehr gehört, und endlich waren Kritiker und Hörer begeistert.
Kiwanuka betritt die Bühne mit eine wahnsinnig gut aussehenden Band. Der an "Sideshow Bob" erinnernde Gitarrist war da noch die Ausnahme, die anderen wirkten alle wie männliche Topmodels, perfekt gestylt und frisiert.
Er beginnt mit dem langen, an Pink Floyd`s "Shine on..." angelehnten Stück der neuen Platte, "Cold little heart" gefolgt von der tollen Single "One more night".
Einigen Zuschauern war das folgende Konzert von zu wenig Tempo geprägt.
Aber Kiwanuka spielt eben den langsamen Soul eines Isaac Hayes oder Curtis Mayfield, nicht den Funk eines James Brown. Und genau das passte zu diesem, endlich mit Sonne verwöhnten Auftritt auf dem Reitplatz, der ja auch nicht das brodelnde "Apollo" war.
Wer sich darauf einlassen konnte, erlebte einen musikalisch großartigen Nachmittag. Besonders der Mann an den diversen Bongos und anderen Schlaginstrumenten gab dem Sound noch diverse Rhytmusbeilagen die dem Album manchmal fehlen oder im opulenten Mix verschwunden sind.
Über Songtexte bei einem Festivalauftritt zu schreiben, ist ja etwas vermessen, das sollte jeder beim Hören der Platte in Ruhe nachholen. Kiwanuka schreibt wie ein verwundbarer Mensch der keine Scheu hat seine Seele offen zu legen, oder auch politische Themen anzusprechen.
Das viel zu kurze Konzert endet mit einer traumhaften 10-minütigen Version des Titeltracks "Love/Hate", bei dem das leise gesungene "Badum, badum.... noch vielen später auf dem Zeltplatz ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Michael Kiwanka hat anscheinend eine enge Bindung zum Haldern Team. Er äußerte sich im Interview "Haldern ist die Zukunft der Musik" sehr positiv und war schon am Vorabend als Gast auf dem Gelände zu sehen.
Hoffen wir, dass der Kontakt bestehen bleibt, und Michael Kiwanuka mit einem dritten Album als Headliner zurückkehrt.
Im November ist er mit seiner Band zunächst noch Köln, Berlin und München zu sehen.
Fotos: Michael Graef
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