Montag, 1. August 2016

Haiku Salut, Ripley, 31.07.16


Konzert: Haiku Salut
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 31.07.2016
Dauer: gut 35 min
Zuschauer: ein paar hundert



Beim Indietracks braucht man manchmal Glück. Selbst wenn man eine gute Portion musikalisches Halbwissen hat, kennt man kaum eine der Bands im Lineup des Festivals. Es gibt zwar den fantastischen jährlichen Sampler bei Bandcamp, auf dem ist aber nur ein Lied pro Band. Und wenn dann mehrere interessant klingende Künstler zeitgleich spielen, braucht man eben Glück, um vor der richtigen Bühne zu stehen.


Von Haiku Salut wollte ich mir nur den Anfang angucken. Eigentlich hatte ich nämlich geplant, eine Viertelstunde später zur Indoorbühne und Trust Fund zu gehen. "An instrumental dream-pop-post-folk-neo-everything trio from the Derbyshire Dales" vs. Trust Fund "who try to make pop-punk as little fun as possible."


Dummerweise waren Haiku Salut aber so spannend, daß ich Trust Fund und ihren Song Football ("... was described by the press office of Hearts of Midlothian FC as a 'really cheery song', and by the press office of Ross County FC as a 'weak song' with 'weak vocals'. Decide for yourself!") sausen ließ.


Haiku Salut sind drei junge Frauen und eine ganze Menge Instrumente. Auf der Bühne standen zunächst links ein Schlagzeug, in der Mitte Keyboards, dann wieder ein halbes Schlagzeug und rechts Glockenspiele. Nicht zu sehen, schnell aber zu hören waren die vielen Loop-Stationen. Die drei Musikerinnen Louise Croft, Gemma und Sophie Barkerwood spielten mit Akkordeon, Trompete, den Glockenspielen, Gitarren, den Schlagzeugen, Gitarre, Melodica, Ukulele kleine Sequenzen oder ganze Rhythmen ein, die wundervolle Melodien ergaben. Dream Pop als Beschreibung für eine Musik ist etwa so, als beantworte man die Frage, was denn genau Faustball ist, mit "ein Mannschaftssport"; stimmt zwar, hilft aber nicht weiter. Haiku Saluts Stil kann man sicher als Dream Pop bezeichnen. Hilfreich ist aber auch das nicht.


Das erste Lied des Konzerts Bleak and beautiful (All things) erinnerte mich an Beirut ohne Bläser und Gesang. Beim zweiten (Glockelbar) spielten zwei der Frauen gemeinsam Glockenspiel. Dazu kommt elektronisches Hintergrundgefrickel ("loopery and laptopery") und sanftes Akkordeon. Und kein Gesang. Trust Fund hin oder her, das hier war zu spannend, um es zu verpassen!


Die Musikerinnen blieben nie lange an ihren Positionen. Das doppelte Glockenspiel war eine Ausnahme. Sophie, Louise und Gemma erfüllten ihre Aufgaben mit beeindruckender Präzision. Sie spielten kurze Melodien ein, wechselten dann den Platz und griffen sich das nächste Instrument. Bei einem der Lieder drehte eine der Musikerinnen erst eines der Keyboards, das im 90° Winkel zum Publikum stand, einmal um (zu sich hin), etwas später im gleichen Stück, baute Sophie es wieder zurück, weil sie es jetzt brauchte. Mit der einen Hand Schlagzeug und mit der anderen Trompete oder Akkordeon oder Gitarre zu spielen, gehörte ebenso dazu wie ein wunderbarer Soundeffekt, der entsteht, wenn man einen Drumstick mit der Faust über der Trommel hält und ihn dann auf sie fallenlässt - und das immer wieder. Oder die kurze Sequenz von Taschenrechner von Kraftwerk am Anfang eines der Lieder.


Haiku Salut spielten Stücke von ihren beiden Alben und (mindestens) einen unveröffentlichten Song. Aber das war ja egal, weil ich zum einen vorher nichts kannte und zum anderen alles toll war!


Ein wunderschönes, sehr faszinierendes Konzert am frühen Sonntagabend! Und erstaunlicherweise funktionieren auf dem Festival nicht nur DIY-Punkbands, Twee- und Indiepop-Künstler sondern auch Instrumentalbands. Beautiful (All things)!

Setlist Haiku Salut, Indietracks, Ripley:

01: Bleak and beautiful (All things)
02: Glockelbar
03: Foreign pollen
04: Cold to crack the stones
05: Hearts not parts
06: B(ee) defienciency (Arbeitstitel)
07: Los elefantes
08: Things were happening and they were strange*




* Thanks, Sophie!



 

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