Konzert: Edward Sharpe and the Magnetic Zeros
Ort: Köln c/o Pop , Philharmonie
Datum: 28.08.2016
Dauer: 140min
Zuschauer: ca.1.400
Edward Sharpe in der Philharmonie ? Das klang zunächst komisch, ist die Musik der bunten Truppe um Sänger Alex Ebert doch eher zum Tanzen und Feiern geeignet.
Trotzdem ist es immer wieder schön, in einem klimatisierten und bestuhlten Konzertraum seinen Platz einzunehmen. Die Stimmung ist einfach anders als in einer abgerockten Industriehalle.
Edward Sharpe taucht in Europa immer etwas unter dem Radar der großen Aufmerksamkeit. In den USA ist dies durch beständige Tourneen und dem Kontakt zu befreundeten Bands (z.B. Mumford and Sons - hier sei die fantastische DVD Tourfilm/Doku: "Big Easy Express" empfohlen) ganz anders.
Trotzdem werden auch hierzulande die Hallen immer größer, auch nach vier Jahren Tourpause und den neuen, weniger guten Platten fanden sich am heißen Sonntagabend genug Fans in der Philharmonie ein.
Live ist die Band immer dann am besten, wenn ihr der Spagat zwischen euphorischer Spontanität und zumindest ansatzweiser Perfektion gelingt. Die Versionen der CD`s dienen für den Konzertabend nur als loses Gefüge, immer wieder treibt es die Band in andere Richtungen und Arrangements, das kann auch mal etwas langatmig daherkommen.
Schon beim zweiten Stück des Abends aber gelingt einer dieser magischen Momente. Bei "Man on Fire" steht bereits der ganze Saal, es wird ausgiebig getanzt und Sänger Axel Ebert läuft bis in die entlegensten Ecken des riesigen Kuppelbaus, um fast jeden Fan einzeln zu begrüssen.
Die Band spielt einen Mix aus Gypsy und Folk, diverse Schlag- und Blasinstrumente kommen zum Einsatz und die Version sprengt sofort jedes eventuell erdachte Konzept. Sharpe ist bester Laune und, wie er am Ende zugeben wird, viel besser bei Stimme als bei den vorangegangenen Festivals.
Coverversionen, sonst immer fester Bestandteil der Show, sind heute kaum Thema, lediglich die bewährte "Instant Karma" Version von Lennon findet wieder ihren Platz als Mitsinghymne.
Dafür gibt es heute aber viel Spontanes und selten Gehörtes. Wie eine komplette Version von "Let`s get high", die Sharpe eigentlich auf Grund der fehlenden Damenstimmen nicht präsentieren will. Da er seinem Pianospieler (Geburtstagskind) aber den Wunsch nicht abschlagen kann, lässt er sich überreden.
Vorab gab es neben Glückwünschen schon eine liebenswerte Version von "The Bare Necesseties" (Versuchs mal mit Gemütlichkeit) aus dem Dschungelbuch mit ausgedehntem Pianosolo. Und so dreht sich die Uhr immer weiter, Song auf Song folgt.
Hits wie "Up from Below" wechseln sich ab mit langweiligeren, fast musicalartigen Stücken wie "Lullaby" , aber immer wieder zieht das Tempo an und den Saal in seinen Bann.
Bei "Life is hard" ist dann eine Dame aus dem Publikum besonders gut vorbereitet und bietet sich zum Gesangsduett an. Sharpe bleibt cool, und hofft das Beste. Er wird nicht enttäuscht, der Gesang ist perfekt, der Text sitzt auch und unter großem Applaus eilt sie wieder zu ihrem Platz.
Mittlerweile sind mehr als zwei Stunden vergangen, doch dann winkt der Tourmanager energisch und verweist auf die zwingend einzuhaltende Sperrstunde.
Schade, da bricht eine Band aus dem normalen Festivalmodus aus, um ein Konzert ohne Zeitlimit spielen zu können, und dann ist doch wieder plötzlich Schluss. Also gibt es keine echte Zugabe, die Band bleibt einfach auf der Bühne, spielt noch den gepfiffenen Überhit "Home" und verabschiedet sich kurz darauf, sichtlich gerührt von einem begeisterten Publikum.
Die grenzenlose Energie der früheren Gigs (Tour 2009) kann die Band nicht mehr entfalten, trotzdem bleibt ein toller Abend in einem würdigen Saal, den man nicht hätte missen wollen.
Fotos: Lowlands Festival 2016 - Michael Graef
Edward Sharpe and the Magnetic Zeros, Köln, 07.07.12
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