Konzert: Comet Gain
Ort: Midlands Railway Centre, Ripley (Indietracks)
Datum: 31.07.2016
Dauer: knapp 55 min
Zuschauer: viele hundert
"The next song is our pop single from... one of the records. Can't remember the name. The one with the woman on the cover." - "There's always a woman on the cover." - "The one with the dead woman!" - "There's always a dead woman on the cover!" ist leider kein Text eines Lieds von Comet Gain, es würde aber passen. Die beiden Sänger David Fleck und Rachel Evans kündigten damit An arcade from warm rain that falls an. Einen der unzähligen großen Hits der Band aus London, die am Sonntag Co-Headliner des Indietracks waren, ehrlicherweise aber alles andere in Grund und Boden spielten.
Der Sonntag hatte ein wenig zäh begonnen. Unsere Prä-Festival-Vorhersagen, daß das Lineup der Jubiläumsausgabe schwächer sei, hatte sich Freitag und Samstag als großer Quatsch rausgestellt. Sonntag tat ich mich dann wirklich eine Weile schwer. Der Tag begann überragend mit Witching Waves (Bericht folgt), danach kamen einige Sachen, die ich mir nur kurz anguckte, bis Haiku Salut am späteren Nachmittag mich als erste wieder richtig packten. Bevor Comet Gain als vorletzte Band des Festivals vor dem Bühnenhintergrund mit den kleinen Lämpchen hell strahlten.
Comet Gain existieren seit 1992 und haben seitdem sieben Alben (richtig, mit Frauen auf dem Cover) und unzählige EPs und Singles veröffentlicht. Die letzten beiden Platten erschienen bei Fortuna Pop!, dem wundervollen britischen Indiepop-Label, dessen Gründer Sean Price in einem Interview im Festivalprogramm (das eigentlich ein Fanzine ist), das Aus seines Labels nach zwanzig Jahren und 200 Veröffentlichungen angekündigt hat - wie anders sollte ein Label wie Fortuna Pop! das auch stilsicher machen?
Ich hatte Comet Gain bisher noch nicht gesehen und war erwartungsfroh, allerdings auch ein wenig skeptisch. In dem knapp einstündigen Konzert, das im Gebäude, in dem sonst Loks repariert werden (oder wurden) stattfand - und das leidet leider oft unter miesem Sound, spielten Comet Gain Perle um Perle. Meist sang nur David, bei manchen Liedern Rachel und David gemeinsam (beim fantastisch-schönen You can hide your love forever verpatzte die gut gelaunte Sängerein den Einsatz und begann eine Strophe zu früh). Bei einem der anderen Höhepunkte Why I try to look so bad sang sie alleine.
Manche Stücke klangen live popiger, manche herrlich punkig, bei denen hörte sich David oft an, als wolle er beweisen, daß er auch ein brillanter Dead Kennedys-Sänger gewesen wäre.
Ach, es gab so viele tolle Songs... Fingernailed for you, Love without lies ("our partysong"), so viel zwischen den Liedern zu erhören, so viel auf der Bühne zu sehen. Mich beeindruckte irgendwann die Frisur des zweiten ganz links stehenden Gitarristen. Ich sah keinen Ventilator. Die Haare des Musikers (Ben Phillipson?) wehten trotzdem wild hin und her. Mich kann so etwas während eines Konzerts vollkommen in den Bann ziehen. Glücklicherweise lenkt das nicht so sehr ab, daß der Hauptaspekt des Auftritts darunter leidet. Die wehenden Haare waren trotzdem toll!
Wenn ein zäher Festival-Tag solch grandiose Konzerte bietet, muß ich nicht drüber nachdenken, wo ich Ende Juli 2017 bin. And you - you can hide your love forever. Aber nicht die fürs Indietracks.
Setlist Comet Gain, Indietracks, Ripley:
01: My defiance
02: Saturday night facts of life
03: Love without lies
04: An arcade from the warm rain that falls
05: Why I try to look so bad
06: The fists in the pocket
07: Fingernailed for you
08: I never happened
09: Working circle explosive!
10: You can hide your love forever
11: Herbert Huncke pt. 2
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