Konzert: LCD Soundsystem
Ort: Lowlands Festival
Datum: 21.08.2016
Dauer: 90min
Zuschauer: 15.000
Beginnen wir mit den Berichten vom Lowlands Festival in den Niederlanden mit dem letzten Act: "LCD Soundsystem" sind in der Stadt, und sie scheinen nicht im Kleinbus anzureisen.
Die riesige Bühne des 12-Masten Zelts (Alpha) ist in der vollen Breite mit Equipment versehen. Drei Schlagzeuge, diverse analoge und digitale Synthies aus denen riesige Kabelberge erwachsen, und die eines Soundsystems würdigen, riesigen Monitorboxen an den Seiten demonstrieren Headlinerambitionen. Das die Band zu ihrer damals aktiven Zeit in Europa fast nur in Clubs unterwegs war und niemals riesige Hallen gefüllt hat, scheint vergessen.
Die Zeit, in der Musik nachhaltig relevant bleibt, ist ja entscheidend für die Geschichtsbücher des Rock/Pop, und da scheint es der Nachwuchs gut zu meinen mit dem LCD Soundsystem.
Das Licht geht aus, die Bühnenshow beginnt sofort mit dem riesigen Mirrorball unter der Zeltdecke und die Party ist eröffnet. Natürlich ist das keine große Hitshow in herkömmlichen Sinne. Dazu ist die Musik von James Murphy viel zu clever und vertrackt, aber der Rhythmus ist das tragende Element dieses Soundkollektivs.
Tiefsinnige Texte wirken da eher störend, oft dient die Stimme nur als ein weiteres Instrument im Breitwandsound. James Murphy scheint einigermaßen gute Laune zu haben, zumindest gibt es keine Beschwerden. Er ist sehr gut bei Stimme und die schon beiden ersten Songs (Us v Them und Daft Punk...) versprechen viel.
Musikalisch angelehnt an die "Talking Heads", allerdings weniger auf Perfektion bedacht, macht die Band die Show zu einer echten, scheinbar spontanen Soundinstallation. Passend dazu trägt Sängerin/Keyboarderin Nancy Whang einen blauen Arbeitsoverall.
Wer aber genauer hinhört und die Band beobachtet wird den cleveren Schachzug durchschauen. Platz für wirkliche Spontanität ist selten, zu perfekt klingt die Maschine LCD. Allein Murphy`s spontane Trommeleinlagen oder ein "Happy Birthday" für den Tonmann sind die Ausnahmen.
Da aber die Allermeisten noch nie in den Genuss einer Live-Show mit dem Soundsystem kamen, ist dies zu vernachlässigen. "Yeah" wird zum tosenden, immer schnelleren Mantra, selbst die einzige Ballade "New York..." zieht zum Ende wieder mit langem Finale an, bevor dann mit "All my friends" der Abend mit einem wilden Sing-along zu Ende geht.
Ein weiteres Detail der Show war die am linken Bühnenrand rückwärts laufende Digitaluhr mit den geplanten 90 Minuten Spielzeit. Das Konzert endete bei 0:01. Eine Band wie ein Uhrwerk, die es trotzdem schafft, mit ihrer Spielfreude und innovativem Konzept ein Festivalpublikum mitzureißen, das auf Grund seines Alters größtenteils wahrscheinlich noch nie von der Band gehört hatte.
Immer wieder musste ich an den schwedischen Film "Sound of Noise" denken, in dem ebenfalls ein Soundkollektiv von diversen Guerilla-Drummern versucht, in nicht alltäglichen Situationen den perfekten Rhythmus zu erschaffen.
LCD Soundsystem gaben einem genau 90 Minuten lang dieses Gefühl, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Ein Erlebnis.
LCD Soundsystem, Paris, 27.03.07
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