Donnerstag, 21. November 2013

Savages, Köln, 20.11.13


Konzert: Savages
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 20.11.2013
Dauer: 70 min
Zuschauer: vielleicht 350 



Ob Jehnny Beth in den letzten Tagen ganz besonders schlimmen Volliditoten über den Weg gelaufen ist? Die Savages-Sängerin wirkte dafür eigentlich zu gut gelaunt. Als die Londoner Band nach einer knappen Stunde Konzert im zeimlich vollen Gebäude 9 ihr letztes Stück Fuckers mit dem Refrain "don't let the fuckers get you down" begann, war noch nicht abzusehen, welch lange und wilde Version sie heute spielen würden. Fuckers beendete bisher jedes meiner Savages Konzerte. Fünf Minuten der immer und immer wieder gesungenen Songzeile waren bisher schon eindrucksvoll. Heute war Fuckers wie Religionsunterricht in der Schule - es hörte einfach nicht auf. Im Gegensatz zu damals, hätte es aber auch noch lange weitergehen dürfen. Allerdings kam gerade Schlagzeugerin Fay Milton irgendwann an ihre Leistungsgrenze. Sie prügelte immer schneller und härter auf ihre Instrumente ein und war sicher heilfroh, nach vierzehn Minuten fertig zu sein. Jehnny selbst schien von dieser Maxi-Version überrascht zu sein. Die französische Sängerin drehte sich nach einigen Minuten zu ihrer Trommlerin um und guckte ihr erstaunt zu. Weitere fünf Minuten später trat Gitarristin Gemma die beiden Bodenscheinwerfer um und leitete das Ende des Lieds ein. 


Auch ohne diesen Abschluß wäre es ein fabelhaftes Konzert gewesen. Obwohl ich die Band erst Samstag gesehen hatte (und im Mai und August auch schon), gab es da keinerlei Abnutzungserscheinungen. Bei Bands, deren Musik nicht von hochkomplexen Melodien und Texten lebt, ist dies umso erstaunlicher. 

Mit vielen Überraschungen im Vergleich zum Crossing Border Festival in Den Haag am Samstag hatte ich nicht gerechnet. Junge Bands auf Dauertour mit einem überschaubaren Repertoire variieren ja nicht oft ihre Programme. Savages taten dies. Neu in der Setlist waren zum einen die B-Seite Flying to Berlin, Waiting for a sign von der Debüt-Platte Silence yourself und das Suicide Cover Dream baby dream. Wegen all der lästig-bemühten Siouxsie-Vergleiche gefiel mir enorm gut, daß Savages Suicide covern. Denn die Punk-Urväter sind ein mindestens genauso naheliegender Vergleich für ihre Londoner Enkelinnen wie all die anderen (Post-)Punk-Referenzen. Die dauerwiederholten Refrains bei Husbands oder She will (übrigens die beiden besten Lieder heute bis Fuckers kam) könnte ich mir auch herrlich in einer Alan Vega-Version vorstellen.


Es war auch ein Zeichen von Qualität, daß das Cover das schlechteste Stück in Set war. Flying to Berlin fällt auch ab gegenüber dem Rest, alle anderen Lieder überzeugen mich aber ein ums andere Mal vollkommen!


Ich hatte schon bei meinem Bericht vom Den Haager Konzert geschrieben, wie fahrlässig es ist, bei Savages Auftritten nur der so auffälligen Sängerin zu folgen, weil man dadurch rechts und links von ihr so viel verpasst. Einer der großen Trümpfe der Band sind nämlich die ausgezeichneten Musikerinnen neben der französischen Frontfrau. Gitarristin Gemma, deren Gesicht man hinter ihrer wundervollen Frisur kaum sieht und Bassistin Ayse sind brillant, keine Diskussion. Bei Ayse hatte ich immer wieder das Gefühl, sie hebe gleich ab beim Bass-Spiel! Hinterher unterhielten wir uns (ganz aus dem Zusammenhang gerissen!) über Haim. Savages und Haim werden sicher in vielen Jahresrückblicken auftauchen. Wenn ich alleine die beiden Bassistinnen vergleiche, bestätigt das meinen Eindruck, daß die eine Band großartig, die andere großer Mist ist.

Für Schlagzeugerin Fay hatte ich bisher keine Augen. Spätestens beim 14-Minuten-Fuckers bewies aber auch sie ihre außerordentliche Qualität!

Savages waren bisher immer hervorragend. Der heutige Auftritt wird mir aber als besonders gut in Erinnerung bleiben. Eine der Bands des Jahres! Und wenn mir das jemand ausreden will, singe ich leise vor mich hin "don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down, don't let the fuckers get you down!"

Setlist Savages, Gebäude 9, Köln:

01: The strife
02: Shut up
03: City's full
04: Flying to Berlin
05: She will
06: Waiting for a sign
07: I need something new (neu)
08: No face
09: I am here
10: Hit me
11: Husbands
12: Dream baby dream (Suicide Cover)
13: Fuckers

Links:

- aus unserem Archiv:
- Savages, Den Haag, 16.11.13
- Savages, End Of The Road Festival, 30.08.13
- Savages, Frankfurt, 19.05.13
- Savages, Paris, 23.02.13 

Livedaten Savages:

- 21.11.13 Zoom, Frankfurt
- 22.11.13 Kesselhaus, Berlin 
- der Rest der Tour wurde abgesagt




1 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Haim sind super :D

 

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