Konzert: Janelle Monae mit Support Roman Gianarthur
Ort: Jackie Gleason Theater in Fillmore Miami Beach
Datum: 24. November
Zuschauer: 700
Ein Bericht von Michael - Vielen Dank!
Seit ein paar Jahren steht im November ein kurzer Sommerausflug nach Florida auf unserem Programm. Dabei ist Miami Beach mit ein paar Tagen jeweils der Schlusspunkt einer Rundreise durch den Süden Floridas. Diesmal hatten wir uns nach Konzerten in den Tagen unseres Aufenthaltes informiert. Und siehe - gleich in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Hotels befindet sich das Jackie Gleason Theater, Fillmore Miami Beach und Janelle Monae ist zu Gast. Dank Gudrun habe ich Janelle Monae mit "Archandroid" kennengelernt und höre es gerade, während ich diese Rezension schreibe.
Zuerst das Spannende: die Tickets habe ich in Deutschland gekauft und sie sind über ein System namens Will Call vor Ort abholbar. Der Preis geht mit $ 45,- vollauf in Ordnung, dazu hatte ich eine Fast Lane Option für $10,- gebucht. An der Abendkasse verlief die Ticketübergabe reibungslos und schnell, ebenso das Fast Lane Erlebnis: damit erhält man Zutritt ins Gebäude und den Saal über einen separaten Eingang und vor allen Anderen. Wir waren etwa 30 Fast Leute und hatten demzufolge die besten Plätze, direkt an der Bühnenkante. Die haben wir dann zugunsten der erhöhten zweiten Reihe getauscht und waren mehr als zufrieden mit unserer Wahl. Der erste Block gehörte zurecht den afroamerikanischen Fans von Janelle Monae.
Selten habe ich schon eine so gefeierte Vorband erlebt: Roman Gianarthur an der Gitarre nebst Bass, Schlagzeug und etwas eingespielten Samples. Und das Publikum war schon hier sehr textsicher, was ich so noch nicht erlebt habe. Überhaupt geht das Konzertpublikum hier frenetisch zur Sache beim Feiern ihrer Stars auf der Bühne. Die Vorschusslorbeeren waren immens. Mir war die Vorband gänzlich unbekannt und hat mich mit einer modernen und rockigen Version von Stevie Wonders Superstition am Ende ihres Sets überzeugt.
Nach einer halben Stunde begann der Ab- und Umbau und weitere 30 Minuten später begann die Archandroid oder Electric Lady Show. Die Bühne war ganz in weiß gehalten ebenso die Musiker bis auf die Backgroundsängerinnen und natürlich Janelle Monae. Vier Ärzte in weiß inspizierten die Bühne, dann richtete einer von ihnen das Wort an das Publikum und kündigte die Androidin an. Auf einer Sackkarre wurde sie hereingefahren, entledigte sich ihrer Zwangsjacke und übernahm von da ab das ausschließliche Kommando auf der Bühne. Die Energie, mit der sie ihr Repertoire rüberbrachte, war unbeschreiblich und manchmal im echten Wortsinne atemberaubend. "So ne kleine Frau..." kam mir da in den Sinn. Nach einer Stunde vollsten Einsatzes und perfekter Show verließen Janelle und die Band die Bühne und natürlich musste es Zugaben geben, aber wir dachten, wars das? Kommen noch vielleicht 20 Minuten? Und so etwas wie leichte Enttäuschung machte sich breit.
Es folgte eine weitere Stunde, die alles bisherige in den Schatten stellte: ernste Worte zu Cold War, Emotionen zu What an experience (Miami, you're exceptional) - jetzt ging die Party richtig ab und mit ihr das Publikum. Und wo hat man das erlebt: nach den Zugaben blieb das Licht aus, der Beifall verebbte, aber nur einzelne verließen den Saal und dann kam Janelle mit den ihren nochmals auf Bühne, um sich bei allen zu bedanken, die ihre Platten kaufen, ihre Konzerte besuchen und sie damit unterstützen. Sie ließ sich durchs Publikum tragen und holte zum Abschluss noch einige Leute auf die Bühne, unter ihnen vornehmlich Kinder, auf die zeigte: "They're our future!"
Man mag mich naiv nennen aber hier hatte ich das Gefühl, einer ehrlichen Haut zu begegnen mit einer Botschaft, die sie allerdings nicht vordergründig herausstellt bis auf das eine Mal zum Song Cold war, wo Janelle Monae auf den noch immer währenden Krieg gegen Liebe, Frieden auf der gesamten Welt und den Respekt für andersartige Lebensentwürfe und -gemeinschaften hinwies. Möge es ihr lange erhalten bleiben, dass sie so bei ihrem Publikum ankommt.
Da ich gerade die beiden letzten Alben höre, muss ich noch loswerden, dass das Konzert im Gegensatz zur perfekten Studioabmischung der CDs wunderbar lebendig klang, nicht perfekt sondern menschengemacht, gemacht von Menschen, die Janelle am Ende des Konzertes in liebenswürdiger Weise für alle vorstellte. Ja und etwas Besonderes war es auch, in einem Venue außerhalb von Chemnitz zu stehen und begrüßt zu werden mit "Hello Miami, how you doin'?"
Eine Auswahl der Songs (ohne Anspruch auf richtige Reihenfolge und Vollständigkeit):
Tightrope
Cold war
Locked inside
Sir Greendown
Come alive
Give em what they love
Q.U.E.E.N.
Electric Lady
Prime Time
Dance Apocalyptic
Ghetto woman
Victory
What an experience
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