Konzert: Laura Veirs (Led To Sea)
Ort: le Divan Du Monde
Datum: 06.11.2013
Zuschauer: gut gefüllte Venue, ich schätze auf 350 Besucher
Konzerte von Laura Veirs sind immer etwas Besonderes. So natürlich, authentisch und ungekünstelt tritt heute kaum noch jemand auf. Was eigentlich normal sein sollte, bekommt seine Besonderheit dadurch, daß hedonistisches Verhalten heute die Norm ist. Wenn ich allein an das neue Doppelalbum von Aracde Fire denke, könnte ich kotzen. Da trieft die coole Attitüde, das Abfeiern des eigenen Ego und die unerträgliche Hipness aus allen Poren. "Are you cool enough" singt Win Butler bei einem Song und ich habe große Lust ihm entgegenzurufen: "Nö, ich bin nicht cool und will es auch nicht sein. Ich höre lieber Laura Veirs, die ist nicht "cool" sondern "warm"."
Ich weiß, ich ereifere mich zu sehr, komme mit einer gewissen Schwarzweißmalerei um die Ecke gebogen und sollte gelassener sein. Aber wenn ich Laura Veirs live sehe, wird mir hinterher immer bewußt, wie gekünstelt selbst in der Indie-Szene vieles ist. Da geht es fast immer nur um den Look, die Pose, das Zur-Schau-Stellen von Eitelkeiten, man denke nur an das letzte Pitchfork Festival. Bei Veirs hingegen steht die Musik im Vordergrund, der wundervolle Gesang, die warmherzigen Melodien, die klugen Texte (in denen es oft um Naturphänomene geht). Und seid sie zweifache Mutter geworden ist, gibt es für sie noch ganz andere Prioritäten im Leben, was wiederum ihrer Musik zu Gute kommt. Sie scheint noch unaufgeregter, dafür aber umso liebevoller zu werden. Der Auftritt im Divan du Monde belegte dies deutlich, er war weniger perfektionistisch als sonst, aber um so lebendiger und launemachender. Auch das letzte Album ist wieder extrem gelungen.
Natürlich spielte Laura von diesem Werk so manchen Song, aber das rund 75 minütige Konzerte war erfreulicherweise auch eine kleine Rundschau ihres bisherigen Schaffens, mit wahnsinnig schönen Liedern aller Perioden.
Schon der Sun Song ließ im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne im Herzen aufgehen, Wide-Eyed, Legless betörte mit dem wundervollen Geigenspiel von Alex Guy (die unter dem Moniker Led To Sea auch das gelungene Vorprogramm bestritten hatte), einer bildschöne Melodie und der traumhaften Stimme von Laura. Fester als auf den Alben klang die, lauter, auch etwas wütender und feuriger. Gut so, denn so konnte Laura auch all diejenigen Lügen strafen, die bei ihr alles für ein wenig zu nett halten.
Jedes einzelne Lied war ein funklendes Juwel, kein einzelnes war bloßer Füller. Herrlich intim Shape Shifter mit der melancholischen Geige und dem sublimen Backgroundgesang des Gitarristen Karl Blau, der manchmal (genau wie Alex Guy) zum Spaß eine Teufelsperücke trug.
Ganz ganz groß auch July Flame vom gleichnamigen Vorgängeralbum. "Can i call you mine, can I call you mine?" sang Laura eindringlich und ich schmolz dahin.
Ganz beschaulich und herbstlich das Pianostück Make Something Good, bei dem Karl Blau herrlich tief intonierte und Lauras lieblichen und samtweichen Gesang aufs Wundervollste kontrastierte.
Mit Dorothy Of The Island sang sie dann einen ihrer Keytracks des neuen Albums, in dem es um die "motherless children" ging ("motherless children have a hard time") und auch ein Wilco würdiges Gitarrenriff seinen Platz hatte.
Auch America ("How can it be so cold out here in Amercia? Everybody is packing heat in America, training their barrels on the city streets of Amercia, America, America") war einer der Perlen des neuen Werks mit für Veirsche Verhälntisse fast schweren Giarren und einem recht wuchtigen Schlagzeug.
Die Zeit lief unerbitterlich runter und
ehe man sich versehen hatte, war man auch schon beim letzten Stück
im Set angekommen.
Closer White Cherry verfügte über eine fast jazzige Note, klang wolkenverhangen und verwunschen und ein klein wenig experimentell. Hier hatte der Drummer Matt seine besten Szenen mit seinem zunächst subtilen, dann immer intensiver werdenden Spiel, aber auch die Geigerin Alex Guy trat erneut deutlich in Erscheinung.
Der Zugabenteil dann ebenfalls erste Sahne!
Die himmlische Ballade Spekuling vom Album Year Of Meteors bestritt Laura dann ganz alleine auf der Akustischen. Sätze wie "would you light the lamp dear?" wimmerte sie mit sanfter Stimme und manchmal pfiff sie sogar einzelne Passagen. Es war zum Daniederknien!
Zu Pink Light kam dann die Band zurück. "Sorry I was cruel I was protecting myself" sang Veirs und viel Orgelmusik begleitete ihre Strophen.
Zu Pink Light kam dann die Band zurück. "Sorry I was cruel I was protecting myself" sang Veirs und viel Orgelmusik begleitete ihre Strophen.
Der krönende Abschluss dann mit That Alice, der Frau von John Coltrane, die selbst als Jazz Harfe Spielerin aktiv war. Ein richtig rockiges Stück in bester Tradtion von Bands wie REM oder Wilco stehend. Hier heulten die Gitarren so richtig auf, pumpte das Schlagzeug von hinten unermüdlich, sang Laura so feurig wie selten zuvor.
Ein fulminanter Schlußpunkt unter einem richtig guten Konzert. "Laura Veirs, no bullshit, just very good music!"
Aus unserem Archiv:
Laura Veirs, Paris, 20.02.11
Laura Veirs, Paris, 13.01.10
Laura Veirs, Paris, 24.04.07
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