Ort: Tollhaus in Karlsruhe
Datum: 22. November 2013
Dauer: 130 Minuten
Zuschauer: etwas über 200
Karlsruhe ist ja für die TVNoir-Konzerttouren keine feste Bank. Mehrfach bin ich für Konzerte extra nach Freiburg gefahren. Für Max Prosa und Tim Neuhaus hätte ich mir diese Mühe wahrscheinlich nicht gemacht. Ich vermute sogar, wenn das Konzert nicht gerade im Tollhaus stattgefunden hätte, wäre ich an dem Abend einfach zu Hause geblieben. Das mag ja ein bisschen hochnäsig klingen, aber Max Prosa hatte sich mir durch sein Konzert während des Zeltivals 2012 nicht gerade empfohlen und nach der neunten Tour im September hatte ich das Gefühl, dass sich das Konzept vielleicht doch langsam etwas erschöpft, denn Chapeau Claque und Kashmir hatten nur die Bühne geteilt, aber sonst nicht viel.
Nun war es aber ein Abend im Tollhaus, ich hatte vor dem Konzert noch eine Verabredung treffen können und das TVNoir-Format hat eben nach wie vor diesen Vertrauensvorschuss bei mir. Und als ich mich 2 1/2 Stunden später auf dem Heimweg machte, waren meine Begleitung und ich uns 100% einig, dass wir gerade ein wahnsinnig gutes Konzert gesehen hatten. Ich bin jetzt nich zum Max Prosa Fan mutiert, aber alle Tim Neuhaus Nummern waren großartig oder besser, die Zusammenarbeit auf der Bühne war wunderbar anzusehen, die Choreographie des Abends war stimmig ohne zu glatt zu wirken und die Chemie zwischen Publikum und Künstlern passte auf das letzte i-Tüpfelchen.
Auf der Bühne gab es die Dreiergruppe um Max Prosa (am Schlagzeug Joda Foerster und Alex Binder an der E-Gitarre) und Tim Neuhaus mit Florian Holoubek an Tasten und Schlagzeug und Gesang. Recht häufig bildeten aber alle Musiker eine Band und im zweiten Teil gab es mehrere Stücke, in denen sich die Schlagezeuger einen regelrechten Wettbewerb lieferten oder wo - wie bei Chaossohn - sogar vier Musiker Schlagwerk beisteuerten. Sehr druckvoll und energetisch - vor allem auch für das von dem Format TVNoir sonst gewöhnte. Aber es war einfach nur wunderbar, mitreißend und an keiner Stelle zu laut. Außerdem war es ein Augenschmauß, Joda Foerster, den ich schon als Schlagezeuger mit David Lemaitre erlebt und bewundert hatte, am rechten Bühnenrand agieren zu sehen. Er hat eine Art, seinen Körper dabei ganz einzigartig einzsetzen.
Das Publikum ließ sich zweimal sehr gern und ziemlich gekonnt als Backgroundchor einsetzen.
Natürlich sind die Handschriften von Max Prosa und Tim Neuhaus sehr verschieden. Und das wurde auch nicht verwischt. Es gab die Nummern, wo sich Max Prosa ganz und gar als Diva geben konnte oder als Fernsehprediger (wie z.B. bei Kapitän) und mit Körperhaltung und poetisch zugespitzt den Weltuntergang vorwegnahm. In akustisch leise und oft auch mit der ganzen Band als Unterstützung. Dass das bei mir nicht ganz glaubwürdig ankommt ist eine Sache zwischen ihm und mir und der viele Beifall zeigte, dass es da auch andere Meinungen im Raum gab. Aber auch für mich war es als Konzerterlebnis gut, stets interessant und abwechslungsreich. Mit den Augen hing ich aber meist eher an seinem sensationellen Schlagzeuger...
Tim Neuhaus ordnete sich in die Max Prosa Band oft als E-Bass und zweite Stimme ein. Es gab aber auch Stücke, wo der Gesang verteilt war. In seinen Stücken gab es deutlich seltener Unterstützung vom "anderen Teil" der Band und bei Now fiel die eigentlich geplante Unterstützung an einer zweiten Gitarre durch Alex aus Versehen aus.
Die Musik von Tim Neuhaus hatte stets für mich neu überraschende Rhythmen und Melodien. Seine Musizierhaltung ist ohne Schnörkel und traf mich mitten ins Herz. Er arbeitete oft auch mit sphärischen Klängen als Einleitung. Spaßhöhepunkt (aber auch sehr beeidruckend) war, wie er und sein Mitmusiker sich einen Rhythmuswettberb beim Schenkelschlagen lieferten nach Supertight. Musikalische Lieblinge waren für Easy or Not mit dem Einsatz von zwei Glocken sehr sparsam und doch effektvoll arrangiert und Away.
Setlist
1: Abgründe der Stadt (alle)
2: Flügel (alle)
3: C'est la vie (Max)
4: Now (Tim)
5: Around (Tim)
6: Armed with a friend (Tim)
7: Supertight (Tim)
8: Chaossohn (Max)
9: Café Noir (erst Max, dann alle)
Pause
10: Troubled minds (Tim)
11: Lichtermeer (Tim)
12: Easy or not (Tim)
13: Away (Tim)
14: Mein Kind (Max)
15: Als der Sturm vorbei war (Max)
16: Ikonen (Max)
17: Angels (Tim)
18: As life found you (alle)
19: This must be the place (Talking heads cover) (alle) (Z)
20: Crashing through roofs (alle außer Max) (Z)
21: Im Stimme (alle) (Z)
22: nur Max und Tim akustische Gitarre am Bühnenrand (Z)
Tourdaten TVNoir-Tour #10
23.11. ULM | Roxy
25.11. MÜNCHEN | Lustspielhaus
26.11. NÜRNBERG | MUZ / Rio Kino
27.11. BOCHUM | Zeche
28.11. BREMEN | Lagerhaus
30.11. HANNOVER | GUTunterwegs
01.12. HAMBURG | Uebel & Gefährlich
03.12. LEIPZIG | Werk 2
04.12. DRESDEN | Scheune
06.12. BERLIN | Astra Kulturhaus
Max Prosa, am 4. Juli 2012 in Karlsruhe im Rahmen des Zeltivals
TV Noir #9 Stuttgart (Chapeau Claque und Kashmir)
TV Noir #9 Dresden (Chapeau Claque und Kashmir)
TV Noir #8 Karlsruhe (Me and my drummer, Enno Bunger) TV Noir #8 Darmstadt (Me and my drummer, Enno Bunger)
TVNoir #7 Freiburg (Dear Reader und Herrenmagazin)
TVNoir #6 Karlsruhe (Alin Coen und Naima Husseini)
Die anderen Konzertreisen im Überblick
TVNoir #1 Tex und Florian Ostertag (in Freiburg)
TVNoir #2 Yasmine Tourist und Wolfgang Müller (verpasst)
TVNoir #3 Moritz Krämer und We invented Paris (Karlsruhe)
TVNoir #4 Kat Frankie und Francesco Wilking (Karlsruhe)
TVNoir #5 Polyana Felbel und Jonas David (verpasst)
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