Montag, 26. November 2012

Wild Nothing, Köln, 25.11.12


Konzert: Wild Nothing
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 25.11.2012
Dauer: Wild Nothing genau 60 min, EFTB gut 25 min
Zuschauer: knapp 100



Was ist das beste Mittel gegen ein doofes Wochenende? Ein versöhnlicher Konzertabschluß am Sonntagabend. Wild Nothing aus Virginia kamen heute gerade recht, Dreampop funktioniert nämlich bei mir so gut wie Eigenblutinfusionen bei Radfahrern.

Ich war früher als geplant im Gebäude 9, weil der eigentlich angesetzte Support eine Panne hatte und absagen musste und dafür kurz vorher Entertainment For The Braindead als Ersatz angekündigt worden war. EFTB ist Julia Kotowski, eine Kölner Singer / Songwriterin, die mittlerweile in Berlin lebt. Sie ist zur Zeit in Köln und spielt da Wohnzimmerkonzerte - auch heute abend - konnte aber das heutige nach hinten verschieben und im Gebäude 9 einspringen (Julia hat auch bereits zwei Oliver-Peel-Sessions gespielt, Links sind unten!).


Irgendwie war auch das heute ein Wohnzimmerkonzert, es waren während ihres Auftritts nämlich leider nicht viel mehr Leute da, als in eine übliche Stube passen. Außerdem habe ich langsam das Gefühl, dieses Jahr häufiger im Gebäude 9 als auf meinem Sofa zu sein. Wohnzimmerkonzert also in jeder Hinsicht.

Julias Lieder werden mit vielen Instrumenten und mit einer Loop-Maschine erzeugt. Ihr leiser Gesang und die Instrumentschichten sind sehr sehr schön und wirkten auch nicht allzu verloren im weitestgehend leeren Saal. Ich kannte bei weitem nicht alles von ihren sechs Liedern, am besten gefiel mir das vorletzte Stück, bei dem sie Banjo spielte (und auf ihm klopfte)!


Unmittelbar nach Ende des Tatorts erschienen Wild Nothing. Obwohl es mein drittes Konzert der Amerikaner war, hatte ich keinerlei optische Erinnerungen. Beim Debüt im King Georg war es so rappelvoll, daß wir in einer Ecke standen, die zwar nur vier, fünf Meter von der Bühne weg war, aber überhaupt nichts gesehen habe. Mit hochgerecktem Fotoapparat konnte ich viele schöne Hinterkopf-Bilder und einige wenige von der Band machen, es war aber eher ein Radiokonzert. Beim zweiten Mal supporteten Wild Nothing im Urlaub die Stars, aber obwohl ich da gute Sicht hatte, sind meine Erinnerungen dürftig. So wusste ich nicht, daß Wild Nothing zu fünft sind. Ich erinnere mich (naja, ich musste nachlesen), daß jemand mit Sicht im King Georg von vier Musikern sprach. Beim Stars-Support war der längerhaarige Bassist nicht dabei, weil er seine Ausbildung zu dieser Zeit beendete. Da Wild Nothing offiziell nur aus Sänger Jack Tatum besteht, ist diese spannende Diskussion um mehr oder weniger Livemitglieder aber eh vollkommen sinnlos.


Wirklich spannend im engeren Sinne ist die Musik von Jack und seinen Begleitern auch nicht. Vorher liefen Yuck und die Pains Of Being Pure At Heart* vom Band. Wie deren Stücke lebt Wild Nothing nicht von unglaublich abwechslungsreichen Songs oder Überraschungsmomenten, ihre verträumten Gitarrenmelodien sind schönster Pop mit leisem, verhutschelten Gesang, vor allem hochmelodiös! Schlecht sind solche Konzerte eh nur, wenn der Soundmann seinen Job nicht macht, heute war alles super, das Konzert also wundervoll!


Leider hat sich offenbar nicht rumgesprochen, wie toll Wild Nothing sind, obwohl sie bereits zum vierten Mal in Köln waren. Das behauptete Jack jedenfalls, im Publikum gab es Widerworte. Die kleine Zuschauerzahl machte sich vor allem in den Pausen bemerkbar. Es war wahnsinnig still, passend zum Totensonntag.

Wild Nothing spielten Stücke von beiden Alben, mehr vom aktuellen, und die Single The golden haze. Mir gefällt das Debüt wohl besser, wenn ich gefragt würde, aber außer dem etwas langweiligen Nocturne war alles gut, ganz besonders Only Heather (Nocturne), die Zugabe Summer holiday und der große Hit Live in dreams (beide von Gemini).


Daß trotz des andächtigen Publikums vor der Bühne doch etwas los war, lag an dem enorm betrunkenen amerikanischen Wild Nothing Fan Jay (zumindest rief er immer "jay!"), der sich bei seinen wilden Tänzen und wackeligen Gängen zur Bar viele neue Freunde machte. Als er bei Gemini herzhaft auf die Bühne spuckte, dachte ich kurz, das ginge schief aber Jay rettete sich durch die paar verbleibenden Stücke und hatte wahrscheinlich den besten Abend seit langem.

Meiner war auch sehr gut! Was so eine Portion Dream Pop doch alles hinbekommt! Tolles Wochenende, toller Abend!
  
Setlist Wild Nothing, Gebäude 9, Köln:

01: Shadow
02: Confirmation
03: Counting days
04: The golden haze
05: Only Heather
06: Chinatown
07: Nocturne
08: This chain won't break
09: Live in dreams
10: Rheya
11: Gemini
12: The blue dress
13: Paradise

14: Summer holiday (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Wild Nothing, New York, 24.09.10
- Wild Nothing, Köln, 07.08.10
- Entertainment For The Braindead, Köln, 16.08.12
- Entertainment For The Braindead, Köln, 12.08.09
- Entertainment For The Braindead, Westfalde, 26.07.09
- Entertainment For The Braindead, Köln, 25.07.09
- Entertainment For The Braindead, Köln, 21.07.09
- Entertainment For The Braindead, Köln, 12.06.09
- Entertainment For The Braindead, Paris, 18.01.09


* die viel zu lange nicht mehr in Köln waren!




3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Zu EFTB haben wir aber noch einen aktuellen aus dem Juli 2012 im Archiv :)

Christoph hat gesagt…

Vollkommen richtig! Der Typ, der das Archiv macht, sollte das gefälligst mal pflegen.

jan hat gesagt…

Vielen Dank für den schnellen Konzertbericht und die schönen Fotos. Mir hat es auch sehr gut gefallen!

 

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