Donnerstag, 1. November 2012

M83, Köln, 31.10.12


Konzert: M83
Ort: Bürgerhaus Stollwerck, Köln
Datum: 31.10.2012
Zuschauer: annähernd ausverkauft (und jung)
Dauer: M83 70 min, TomFoolery gut 30 min


Mein letztes Konzert einzuschätzen, fiel mir enorm schwer. I Like Trains bedeuten mir enorm viel, haben sich musikalisch aber nicht immer so entwickelt, wie ich es mir gewünscht hätte. Ach, das ist so herrlich anmaßend! Verwirrt hatte mich dann am Montag im Gebäude 9, daß das Konzert so gut war, obwohl es irgendwie mit Fußballmannschaften in der Saisonvorbereitung vergleichbar war. I Like Trains spielten viele Ergänzungssongs und schonten die größten Stars (mich erinnerte das schmerzhaft an ein FC-Testspiel mit Patenkind in Limburg, um Poldi anzugucken, bei dem dann aber nur namenlose Spieler ohne Bundesliga-Erfahrung spielten - also der jetzige Kader).

Bei M83 ist die Sache so viel unkomplizierter: die Band ist mir nicht wichtig, das Konzert wollte ich sehen, weil ich immer wieder gehört hatte, wie großartig die Franzosen live seien, also aus Neugierte, weil Abwechslung gut tut, weil ich dringend mal wieder ins wundervolle Stollwerck wollte und weil ich keine Lust hatte, zu Hause alle fünf Minuten zur Tür zu laufen, um marodierende Kinderhorden mit Süßkram abzuspeisen.

Es konnte also wenig schief gehen - und genauso war der Abend auch. Eigentlich sollte man immer zu Bands gehen, die keine Herzensangelegenheit sind, das macht das Leben leichter. Wenn bei einem Lieblingskonzert die üblichen Idioten neben mir stehen, versaut das mir den Abend. Gestern waren mir die egal.

Vor M83 trat TomFoolery aus Mannheim auf. Er sang zu elektronischen Melodien vom Band. Wie üblich bei so etwas fehlten mir die echten Instrumente, der Auftritt taugte aber trotzdem und war kurzweilig.

Für den Hauptact waren die Keyboard- und Synthesizer-Batterien natürlich noch eine Ecke eindrucksvoller. Das hört man den Platten an. Erfreulich oft schnallten sich Nicolas und Anthony aber Gitarren und Bässe um - der Hauptrhythmus kam vom Schlagzeug. Daß ich das alles nicht wusste, lag daran, daß ich M83 bisher nicht gesehen hatte. Die Chance war vor ein paar Jahren schon einmal da gewesen, als sie Depeche Mode supporten sollten. Das Konzert wurde verschoben, an Stelle von M83 traten dann Nitzer Ebb auf. Bei der 20-Jahrfeier der intro im Frühjahr gab es die nächste Gelegenheit, da hatte ich mich aber aus alter Liebe für die parallel spielenden Maximo Park entschieden.

Der Auftritt im Stollwerck begann (ganz zum Tag passend) mit diesem Rüssel-Phantasie-Viech vom Midnight city Cover. Dieses Sams kam an den Bühnenrand und strahlte mit zwei grünen Lasern durch den nebligen Saal. So eröffnen sicher auch Sccoter und Sven Väth Konzerte.

Neben Nicolas und Anthony kamen der Schlagzeuger und eine Keyboarderin auf die Bühne (Morgan Kibby vermutlich). Sehr zu meinem Schrecken tauchte auch später das Saxophon, das man auf Platte hört, live auf. Neben Klarinetten sind diese Blechteile die mit Abstand fiesesten Instrumente (Saxophone ertrage ich nur gezwungenermaßen bei meinen alten Lieblingen Hazel O'Connor und Blue thunder).

Die Musik von M83 kommt ohne viele Texte aus. Einige Stücke waren ganz instrumental, andere enthielten sehr übersichtliche Lyrics. Trotzdem war es weit weniger elektronisch (heißt hier langweilig), als ich dachte. Vieles erinnerte mich an die wenigen Elektro-Bands, die ich wirklich gut kenne (und sehr mag). Ich bin ziemlich sicher, daß M83 alle 12" Maxis von New Order gehört haben. Mit anderem Gesang wäre aber auch Ladytron nicht weit entfernt, es gab auch immer wieder kurze Kraftwerk-Momente. Es kam mir manchmal sogar Team Me oder Of Monsters And Men in den Sinn, auch wenn sich das vermutlich sehr weit hergeholt anhört. Mir gefiel das Konzert jedenfalls. 

Von den gespielten Stücken kannte ich bei weitem nicht alle. Am liebsten mochte ich Graveyard girl, wenig überraschend. Die schnelleren Stücke hatten aber  einen ganz anderen Reiz, sie ließen den Boden vibrieren, ganz großartig! Ich brauche wirklich keine Massenbewegungen; Recken der Arme, gleichmäßiges Hüpfen oder fies-rhythmisches Klatschen mag ich gar nicht. Aber wenn dann der Boden wackelt, ist das schon toll. Dadurch bleibt mir das musikalisch langweilige Reunion am meisten in Erinnerung.

Ich hatte nicht viel erwartet und hatte Spaß. Kein schlechter Abend.

Setlist M83, Bürgerhaus Stollwerck, Köln:

01: Intro
02: Teen Angst
03: Reunion
04: Sitting
05: Year one, one UFO
06: We own the sky
07: Steve McQueen
08: Wait
09: Graveyard girl
10: Bright flash
11: Midnight city
12: My tears are becoming a sea

13: Guitar and a heart (Z)
14: Outro (Z)
15: Couleurs (Z)

Fotos nachher!
 


 

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