Sonntag, 23. September 2012

Best Coast, Brüssel, 22.09.12


Konzert: Best Coast
Ort: Botanique, Brüssel
Datum: 22.09.2012
Zuschauer: 150 (ausverkauft)
Dauer: Best Coast 65 min, PAON 30 min


Nach dem Ausflug ins Stadion heute wieder ein normales Konzert. Zum Abschluß ihrer Europatour spielten Best Coast heute in der Witloof Bar, dem kleinsten Saal des Botanique in Brüssel.

Vor zwei Wochen hätte ich Best Coast noch zu den Bands gezählt, die ich auf Teufel komm' raus lieben möchte, die aber, wenn ich ganz ehrlich bin, diesem Wunsch nie ganz gerecht wurden. Paradebeispiel ist das zweite Album, auf das ich mich extrem gefreut hatte, das ich dann aber beim ersten Hören ziemlich langweilig fand. Auch mein erstes Best Coast Konzert beim Bowlie 2010 war gut, es fehlte aber irgendetwas zu einer besseren Bewertung.

In den letzten Tagen habe ich The only place intensiver gehört und plötzlich viel mehr schätzen gelernt. Das Album klingt zwar immer noch glatter als das Debüt, es gefällt mir aber immer besser. Gutes Timing, mir die Platte noch rechtzeitig schöngehört zu haben.

In der Witloof Bar im Keller des Botanischen Gartens hatte ich vorher erst ein Konzert gesehen, Los Campesinos! mit Vorgruppe Vampire Weekend. Ob es nur an der Erinnerung lag oder da wirklich etwas dran ist, weiß ich nicht, die belgische Vorgruppe PAON, die um kurz nach acht eröffnete, klang Vampire Weekend nicht unähnlich. Zumindest nicht der Version der späteren Shooting-Stars, die wir damals in Brüssel erlebt hatten. Da fehlten nämlich die afrikanischen Elemente in der Liveumsetzung der Stücke, übrig blieb ein sympathischer Indie-Pop, der aber nicht schrecklich außergewöhnlich war. Etwa so würde ich PAON auch beschreiben. Begeistert hat mich die Stimme des (Haupt-) Sängers und Gitarristen/Bassisten der Band, es war also keine vergeudete halbe Stunde, allerdings auch keine sehr aufregende.

Auch um kurz nach neun war der Kellerraum nicht richtig voll - der Club war aber ausverkauft. Das liegt wohl vor allem an der Architektur des Saals. Der Raum wird nämlich von zwei breiten Säulenreihen durchzogen, was den meisten Platz rechts und links der Mitte sichteingeschränkt oder sichtlos macht. Also läßt man nicht furchtbar viele Leute rein, was es für die Besucher auch bei ausverkauftem Konzert noch sehr bequem und angenehm macht.

Ich hatte keine rechte Vostellung, wie groß die Bandbesetzung sein würde. Hinten stand ein Schlagzeug, also würden Bethany Cosentino und Bobb Bruno nicht alleine auftreten. Es wurde allerdings noch eine weitere Effektbatterie aufgebaut und zum Soundcheck erschien ein weiterer Musiker, der vor allem Bass aber auch immer wieder eine dritte Gitarre spielen sollte.

Das größere Lineup machte sich natürlich musikalisch bemerkbar. Es war nicht nur laut im Kellergewölbe, die Stücke der neuen Platte klangen auch weniger glatt als auf dem Album, was mir sehr gut gefiel. Ob die Band ihre älteren Sachen auch lieber mag, weiß ich natürlich nicht, Best Coast eröffneten jedenfalls mit einigen Stücken vom ersten Album Crazy for you. 

Es wurde aber auch mit den Liedern von The only place deutlich, daß qualitativ keinerlei Unterschiede zwischen alt und neu bestehen, wenn sie live gespielt werden. Alles eine Frage der Produktion. So waren einige der besten Titel des Abends neu, The only place beispielsweise oder Why I cry.

Ziemlich genau eine Stunde brauchten Best Coast, um ihr 17 Lieder umfassendes Programm zu spielen. Schlußpunkt dabei war die wundervolle Single Boyfriend. Und anschließend gab  es sogar solch einen Applaus, daß die Band zu einer Zugabe wiederkam (zum Nirvana Cover About a girl). Das ist doch selbstverständlich, oder? Daß eine Band eine Zugabe spielt? Ja, schon. Allerdings war die Stimmung so ruhig während des Konzerts, wie ich mir das an manchem filigraneren Abend wünschte. Es gab nach jedem Stück höflichen (und durchaus begeisterten) Applaus, mehr aber auch nicht. Sängerin Bethany, deren Dutt nicht Konzertfrisur des Jahres werden wird, sprach irgendwann davon, daß das das weltrekordleiseste Konzert sei, das sie je gespielt hätten. Als sie sich am Anfang geografisch urkomisch um Kopf und Graben geredet hatte ("wir haben noch nie in Brüssel gespielt - oder?" - "gestern waren wir in Gent, ist das in Belgien?"), regte sich im Publikum nicht. "Zwei Leute haben mir zugehört!"

Es war trotzdem ein wirklich schöner Abend, der mich meinem Wunsch, Best Coast so richtig zu lieben, eine Ecke nähergebracht hat.

Setlist Best Coast, Botanique, Brüssel:

01: When the sun don't shine
02: Crazy for you
03: Goodbye
04: Last year
05: Summer mood
06: The only place
07: No one like you
08: How they want me to be
09: Why I cry
10: Let's go home
11: Our deal
12: Do you still love me like you used to
13: Something in the way
14: Up all night
15: I want to
16: When I'm with you
17: Boyfriend

18: About a girl (Nirvana Cover) (Z)


3 Kommentare :

Oliver Peel hat gesagt…

Interessant, in Paris fand es die Mehrheit meiner Konzertgänger-Freunde eher schwach.

Nelle hat gesagt…

Ah, deshalb warst du gestern nicht bei Caroline Keating. ;-)

Christoph hat gesagt…

Das war in Essen, oder? Das ist mir eh zu weit!

Ich sehe sie Dienstag in Frankfurt!

 

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