Konzert: Pixies
Ort: Jahrhunderthalle, Frankfurt
Datum: 11.10.2009
Zuschauer: vielleicht 3.500 (nicht ausverkauft)
Dauer: Pixies 75 min, Dinosaur Pile-Up 30 min
Vier Bands prägten meine alternative musikalische Früherziehung ganz besonders: die Smiths, Violent Femmes, Pixies und mit einem wenig Abstand (nach hinten) The Cure - vielleicht mochte ich die wegen des Singular-Bandnamen etwas weniger. Live gesehen habe ich damals aber keine der vier; erst viel später holte ich zumindest einmal The Cure nach. Als mein Interesse daran kleiner war, wäre ab und zu die Gelegenheit da gewesen, die Pixies, die einzige amerikanische Band, die ich vor zwanzig Jahren wirklich vergöttert habe, auch einmal live zu erleben. In letzter Zeit leider nicht. Und da schlug dann der sozialpsychologische Effekt der Knappheit gnadenlos zu, je schwieriger die Band zu sehen war, desto größer der Trieb, ohne weiteres Nachdenken hinzugehen.
Eigentlich war das Risiko nämlich zu hoch. Eine Band, deren Werk man anhimmelt und die man immer mehr in den eigenen Musik-Olymp hebt, kann eigentlich nur enttäuschen. Und dann die Trennung, die immer wieder zitierte schlechtgewordene Stimme des Frontmanns... viel Potential für Ernüchterung!
Aber drauf gepfiffen; das Prinzip der Knappheit interessieren keine Bedenken und ich hatte mein Ticket.
Frankfurt war ein schön ausgewählter Ort für die Doolittle Jubiläumstour, weil in der angestrebten Hallengrößen-Kategorie die dortige Jahrhunderthalle zu den besseren Vertreterinnen zählt. Auf dem Weg hin war uns sehr klar, was uns im Zuschauerraum erwarten würde. Lediglich beim Frauenanteil gab es im Wagen unterschiedliche Theorien, die schwankten zwischen 20 % und fünf (einzelnen Frauen), die dann aber alle über 30. Im strömenden Regen vor der Halbkugel Jahrhunderthalle zeigte sich da schon einmal unser außerordentlicher Sachverstand. Überall Frauen weit unter 30, viele auch jünger als die Platte, die heute gespielt werden sollte. Na das fing ja schon einmal gut an!
Falsch auch meine Vorstellung, das Konzert werde selbstverständlich ausverkauft sein. Gut besucht, ja; ausverkauft allerdings bei weitem nicht.
Punkt acht begann eine dreiköpfige Vorgruppe, The Dinosaur Pile-Up, von denen ich bisher nichts kannte. Die drei Engländer (Matt, Tom und Steve) haben eine klassische Instrumentierung: Gitarre, Bass, Schlagzeug. Und sie hatten offenbar einen Plan. Analog dem Fußballmotto "Wenn wir hier nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt" des kürzlich verstorbenen Rolf Rüssmann, knallten die Briten mit einer brachialen Lautstärke drauflos, bis es plötzlich qualmte. Eine Monitorbox hatte sich ob der vielen Dezibel zu Flucht durch Verschmoren entschieden!
Mir war nicht nach Flucht. Dinosaur Pile-Up waren nicht verkehrt. Sie erinnerten mich stark an Ash, allerdings an deren härtere Phasen. Aber Stimme und Melodiestrukturen hatten enorme Ähnlichkeit mit den Iren. Und weil ich die sehr
* mag, gefielen mir auch Dinosaur Pile-Up gut. Nicht so gut, daß ich gleich eine CD gekauft hätte (haben sie wohl auch noch nicht; bisher gibt es nur eine EP), weh taten die 30 Minuten aber nur wörtlich, nicht im übertragenen Sinne.
Am Bühnenlayout änderte sich beim Umbau nichts Grundsätzliches. Nur das vordere Drittel der breiten und tiefen Bühne sollte genutzt werden. Der Rest wurde für Scheinwerfer genutzt, die eine Art Lampionknochen an der Decke beleuchteten. Glücklicherweise dauerte der Umbau nicht allzu lange, da als Umbaumusik unerträglicher Metall-Lärm lief.
Kurz nach neun begann ein Einspielfilm auf dem Display auf der Rückwand. Nach der Einblendung des Tagesmottos "Il était une fois" liefen ruckelige Bilder im Stil eines 20er Stummfilms. Als der beendet war und das Licht in der Halle endlich ausging, erschienen die Bostonians unter riesigem Jubel. Man hörte wirklich nicht, daß der Saal und die Sitzplatztribünen nicht voll waren.
Kim Deal, die, wie man so wenig schön neudeutsch sagt, on-off-Bassistin der Pixies, war dabei. Und sie sollte mir im Lauf des Abends viel Spaß machen, weil sie mit kurzen Kommentaren den Ablauf moderierte. Sie gehörte jedenfalls dazu, hatte offensichtlich gute Laune und wirkte nicht so, als wolle sie gleich ihr Instrument Richtung Gesangsmikro schleudern. An dem stand Gitarrist und Frontmann Black Francis (oder Frank Black oder eigentlich Charles Thompson) ohne Sonnenbrille aber mit eindrucksvollem Stiernacken.
Koplettiert wurde die Band durch die beiden mehr oder weniger haarlosen Joey Santiago an der Gitarre und David Lovering am Schlagzeug.
Es begann mit B-Seiten; mit denen der Monkey gone to heaven 12", konsequenterweise in umgekehrter Reihenfolge, unterbrochen allerdings vom Bailey's walk von Here comes your man. Ein cleverer Auftakt, wie ich fand. Alle Stücke sind knackig kurz, sodaß nach vielleicht acht Minuten auf den Displays "Doolittle" erschien und das vielumjubelte Debaser angestimmt wurde. Da Doolittle streng werkstreu gespielt wurde, kamen jetzt keine Überraschungen. Der Schreihals Tame folgte, bevor mit Wave of mutilation und I bleed zwei meiner Lieblinge kamen. Und gerade der Übergang zwischen Tame und I bleed beeindruckte mich, denn Black-Frank-Charles' Stimme funktionierte beim ruhigen Duett I bleed hervorragend, obwohl er sich wenige Minuten vorher noch die Seele aus dem Leib gebrüllt hatte. Die angedrohten Stimmprobleme waren da für mich nicht feststellbar und der Abend fühlte sich nach einem Konzert des Jahres an.
Und das hielt noch eine Weile. Auch Here comes your man und Dead hinterliessen mich euphorisiert, bevor ausgerechnet Monkey gone to heaven einen Knick darstellte. Die wichtige Single war zu lahm, und das wirklich wörtlich gemeint. Der Refrain des Stücks klang ein Stück stockender als auf Platte, fast schon geschleppt. Charles hätte da einen Tritt in den Hintern bekommen sollen, um richtig loszulegen, das traute sich aber offenbar niemand; verständlich beim gewinnenden Äußeren des Sängers.
Dieses Abbremsen versaute mir zwar weder Konzert noch Abend, ein über allem anderen stehendes Erlebnis war damit aber vorbei.
Während der Sänger nicht mit uns sprach, sagte Kim Deal wie erwähnt die Stücke an. "Wir sind immer noch auf der ersten Seite" und ähnlich. Ganz köstlich ihre Frage vor Monkey gone to heaven. "Sollen wir die erste Seite noch beenden oder gleich zur zweiten übergehen? Erste oder zweite?" Da niemand richtig reagierte, zeigte auch Frank mit seinen Fingern die Frage. Kim Deal spielte dann sogar die ersten Töne von Mr. Grieves, dem Eröffnungsstück der B-Seite, hielt den Bluff aber natürlich nicht durch!
Die zweite Seite der Platte ist etwas schlechter als die erste, sie lag früher häufiger mit dem Gesicht nach unten auf meinem Plattenspieler. Trotzdem enthält sie natürlich auch einige großartige Titel, die an ihrem Reiz in den vergangenen Jahren nichts eingebüßt haben, Hey oder Gouge away beispielsweise sind besser als 99% der neuveröffentlichten Indie- und Alternativelieder, ohne jeden Zweifel.
"We're almost done with the b side" kurz vorher, und dann war nach 50 Minuten erst einmal Schluß! Aber da ja noch zwei B-Seiten von Here comes your man fehlten, waren die ersten Zugaben klar.
Sehr charmant verabschiedeten sich die vier in die Jahre gekommenen Musiker. Sie kamen nach vorne, gingen an beide Seiten des Bühnenrands und winkten. Auch Francis wirkte dabei gutgelaunt und freundlich, ganz anders als ich ihn mir vorgestellt hatte. Das Bedanken setzte sich dann niedlich fort. Charles, Kim, David und Joey verbeugten sich immer wieder. Allerdings auf der Videowand... Da machten sie immer wieder Diener und andere (Be-)jubel-Posen, toll! Die Pause dauerte eine ganze Weile, aber die Band sah uns ja zumindest digital an.
Ganz konsequent spielten die Pixies dann zunächst auch die abgewandelte Version des bereits vorgetragenen Wave of mutilation (UK surf), es ist schließlich eine B-Seite, und die werden gespielt, basta! Wie unendlich schade, daß die Debaser EPs erst Jahre später erschienen sind. Auf die Live-EP wäre ich gespannt gewesen...
Into the white (wieder perfekt umgesetzt mit weißen Spots), das wohl längste Lied des Abends, beendete den ersten Zugabenblock. Überall kamen die Ostküstler dann wohl nicht wieder, in anderen Städten der Geburtstagstour allerdings für eine sehr lange zweite Zugabe. Frankfurt lag mittendrin. Sie erschienen wieder, spielten aber nur noch drei weitere Lieder; Something against you und Vamos von Surfer Rosa und Isla de Encanta von Come on Pilgrim. Und damit endete es leider schon, nach eineinviertel Stunden natürlich viel zu früh. Die vier Musiker, liessen sich am Bühnenrand feiern und verschwanden.
Ich fand den Auftritt gut, streckenweise deutlich mehr. Aber das lustlos-lahme Monkey gone to heaven hatte den Funken ausgepustet, der am Anfang hell brannte. Die befürchtete Enttäuschung war der Abend aber keinesfalls, hier haben sich Helden mir gegenüber nicht blamiert; was mich nicht weiter überrascht hätte. Es ist also glimpflich ausgegangen. Ich sollte mein Glück aber nicht strapazieren und habe mir vorgenommen, es bei dem einen Pixies-Konzert zu belassen und sie beim nächsten Mal auszulassen, auch wenn mich das 20er Bossanova Konzert reizte...
Setlist Pixies, Jahrhunderthalle, Frankfurt:
01: Dancing the Manta Ray
02: Weird at my school
03: Bailey's walk
04: Manta Ray
05: Debaser
06: Tame
07: Wave of mutilation
08: I bleed
09: Here comes your man
10: Dead
11: Monkey gone to heaven
12: Mr. Grieves
13: Crackity Jones
14: La la love you
15: No. 13 baby
16: There goes my gun
17: Hey
18: Silver
19: Gouge away
20: Wave of mutilation (UK surf) (Z)
21: Into the white (Z)
22: Something against you (Z)
23: Isla de Encanta (Z)
24: Vamos (Z)
Links:
- andere Federn: Pretty Paracetamol über die Pixies in Frankfurt
- andere Federn: die FAZ über das Konzert
- mehr Fotos
* Symbolbild
Ort: Jahrhunderthalle, Frankfurt
Datum: 11.10.2009
Zuschauer: vielleicht 3.500 (nicht ausverkauft)
Dauer: Pixies 75 min, Dinosaur Pile-Up 30 min
Vier Bands prägten meine alternative musikalische Früherziehung ganz besonders: die Smiths, Violent Femmes, Pixies und mit einem wenig Abstand (nach hinten) The Cure - vielleicht mochte ich die wegen des Singular-Bandnamen etwas weniger. Live gesehen habe ich damals aber keine der vier; erst viel später holte ich zumindest einmal The Cure nach. Als mein Interesse daran kleiner war, wäre ab und zu die Gelegenheit da gewesen, die Pixies, die einzige amerikanische Band, die ich vor zwanzig Jahren wirklich vergöttert habe, auch einmal live zu erleben. In letzter Zeit leider nicht. Und da schlug dann der sozialpsychologische Effekt der Knappheit gnadenlos zu, je schwieriger die Band zu sehen war, desto größer der Trieb, ohne weiteres Nachdenken hinzugehen.
Eigentlich war das Risiko nämlich zu hoch. Eine Band, deren Werk man anhimmelt und die man immer mehr in den eigenen Musik-Olymp hebt, kann eigentlich nur enttäuschen. Und dann die Trennung, die immer wieder zitierte schlechtgewordene Stimme des Frontmanns... viel Potential für Ernüchterung!
Aber drauf gepfiffen; das Prinzip der Knappheit interessieren keine Bedenken und ich hatte mein Ticket.
Frankfurt war ein schön ausgewählter Ort für die Doolittle Jubiläumstour, weil in der angestrebten Hallengrößen-Kategorie die dortige Jahrhunderthalle zu den besseren Vertreterinnen zählt. Auf dem Weg hin war uns sehr klar, was uns im Zuschauerraum erwarten würde. Lediglich beim Frauenanteil gab es im Wagen unterschiedliche Theorien, die schwankten zwischen 20 % und fünf (einzelnen Frauen), die dann aber alle über 30. Im strömenden Regen vor der Halbkugel Jahrhunderthalle zeigte sich da schon einmal unser außerordentlicher Sachverstand. Überall Frauen weit unter 30, viele auch jünger als die Platte, die heute gespielt werden sollte. Na das fing ja schon einmal gut an!
Falsch auch meine Vorstellung, das Konzert werde selbstverständlich ausverkauft sein. Gut besucht, ja; ausverkauft allerdings bei weitem nicht.
Punkt acht begann eine dreiköpfige Vorgruppe, The Dinosaur Pile-Up, von denen ich bisher nichts kannte. Die drei Engländer (Matt, Tom und Steve) haben eine klassische Instrumentierung: Gitarre, Bass, Schlagzeug. Und sie hatten offenbar einen Plan. Analog dem Fußballmotto "Wenn wir hier nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt" des kürzlich verstorbenen Rolf Rüssmann, knallten die Briten mit einer brachialen Lautstärke drauflos, bis es plötzlich qualmte. Eine Monitorbox hatte sich ob der vielen Dezibel zu Flucht durch Verschmoren entschieden!
Mir war nicht nach Flucht. Dinosaur Pile-Up waren nicht verkehrt. Sie erinnerten mich stark an Ash, allerdings an deren härtere Phasen. Aber Stimme und Melodiestrukturen hatten enorme Ähnlichkeit mit den Iren. Und weil ich die sehr
* mag, gefielen mir auch Dinosaur Pile-Up gut. Nicht so gut, daß ich gleich eine CD gekauft hätte (haben sie wohl auch noch nicht; bisher gibt es nur eine EP), weh taten die 30 Minuten aber nur wörtlich, nicht im übertragenen Sinne.
Am Bühnenlayout änderte sich beim Umbau nichts Grundsätzliches. Nur das vordere Drittel der breiten und tiefen Bühne sollte genutzt werden. Der Rest wurde für Scheinwerfer genutzt, die eine Art Lampionknochen an der Decke beleuchteten. Glücklicherweise dauerte der Umbau nicht allzu lange, da als Umbaumusik unerträglicher Metall-Lärm lief.
Kurz nach neun begann ein Einspielfilm auf dem Display auf der Rückwand. Nach der Einblendung des Tagesmottos "Il était une fois" liefen ruckelige Bilder im Stil eines 20er Stummfilms. Als der beendet war und das Licht in der Halle endlich ausging, erschienen die Bostonians unter riesigem Jubel. Man hörte wirklich nicht, daß der Saal und die Sitzplatztribünen nicht voll waren.
Kim Deal, die, wie man so wenig schön neudeutsch sagt, on-off-Bassistin der Pixies, war dabei. Und sie sollte mir im Lauf des Abends viel Spaß machen, weil sie mit kurzen Kommentaren den Ablauf moderierte. Sie gehörte jedenfalls dazu, hatte offensichtlich gute Laune und wirkte nicht so, als wolle sie gleich ihr Instrument Richtung Gesangsmikro schleudern. An dem stand Gitarrist und Frontmann Black Francis (oder Frank Black oder eigentlich Charles Thompson) ohne Sonnenbrille aber mit eindrucksvollem Stiernacken.
Koplettiert wurde die Band durch die beiden mehr oder weniger haarlosen Joey Santiago an der Gitarre und David Lovering am Schlagzeug.
Es begann mit B-Seiten; mit denen der Monkey gone to heaven 12", konsequenterweise in umgekehrter Reihenfolge, unterbrochen allerdings vom Bailey's walk von Here comes your man. Ein cleverer Auftakt, wie ich fand. Alle Stücke sind knackig kurz, sodaß nach vielleicht acht Minuten auf den Displays "Doolittle" erschien und das vielumjubelte Debaser angestimmt wurde. Da Doolittle streng werkstreu gespielt wurde, kamen jetzt keine Überraschungen. Der Schreihals Tame folgte, bevor mit Wave of mutilation und I bleed zwei meiner Lieblinge kamen. Und gerade der Übergang zwischen Tame und I bleed beeindruckte mich, denn Black-Frank-Charles' Stimme funktionierte beim ruhigen Duett I bleed hervorragend, obwohl er sich wenige Minuten vorher noch die Seele aus dem Leib gebrüllt hatte. Die angedrohten Stimmprobleme waren da für mich nicht feststellbar und der Abend fühlte sich nach einem Konzert des Jahres an.
Und das hielt noch eine Weile. Auch Here comes your man und Dead hinterliessen mich euphorisiert, bevor ausgerechnet Monkey gone to heaven einen Knick darstellte. Die wichtige Single war zu lahm, und das wirklich wörtlich gemeint. Der Refrain des Stücks klang ein Stück stockender als auf Platte, fast schon geschleppt. Charles hätte da einen Tritt in den Hintern bekommen sollen, um richtig loszulegen, das traute sich aber offenbar niemand; verständlich beim gewinnenden Äußeren des Sängers.
Dieses Abbremsen versaute mir zwar weder Konzert noch Abend, ein über allem anderen stehendes Erlebnis war damit aber vorbei.
Während der Sänger nicht mit uns sprach, sagte Kim Deal wie erwähnt die Stücke an. "Wir sind immer noch auf der ersten Seite" und ähnlich. Ganz köstlich ihre Frage vor Monkey gone to heaven. "Sollen wir die erste Seite noch beenden oder gleich zur zweiten übergehen? Erste oder zweite?" Da niemand richtig reagierte, zeigte auch Frank mit seinen Fingern die Frage. Kim Deal spielte dann sogar die ersten Töne von Mr. Grieves, dem Eröffnungsstück der B-Seite, hielt den Bluff aber natürlich nicht durch!
Die zweite Seite der Platte ist etwas schlechter als die erste, sie lag früher häufiger mit dem Gesicht nach unten auf meinem Plattenspieler. Trotzdem enthält sie natürlich auch einige großartige Titel, die an ihrem Reiz in den vergangenen Jahren nichts eingebüßt haben, Hey oder Gouge away beispielsweise sind besser als 99% der neuveröffentlichten Indie- und Alternativelieder, ohne jeden Zweifel.
"We're almost done with the b side" kurz vorher, und dann war nach 50 Minuten erst einmal Schluß! Aber da ja noch zwei B-Seiten von Here comes your man fehlten, waren die ersten Zugaben klar.
Sehr charmant verabschiedeten sich die vier in die Jahre gekommenen Musiker. Sie kamen nach vorne, gingen an beide Seiten des Bühnenrands und winkten. Auch Francis wirkte dabei gutgelaunt und freundlich, ganz anders als ich ihn mir vorgestellt hatte. Das Bedanken setzte sich dann niedlich fort. Charles, Kim, David und Joey verbeugten sich immer wieder. Allerdings auf der Videowand... Da machten sie immer wieder Diener und andere (Be-)jubel-Posen, toll! Die Pause dauerte eine ganze Weile, aber die Band sah uns ja zumindest digital an.
Ganz konsequent spielten die Pixies dann zunächst auch die abgewandelte Version des bereits vorgetragenen Wave of mutilation (UK surf), es ist schließlich eine B-Seite, und die werden gespielt, basta! Wie unendlich schade, daß die Debaser EPs erst Jahre später erschienen sind. Auf die Live-EP wäre ich gespannt gewesen...
Into the white (wieder perfekt umgesetzt mit weißen Spots), das wohl längste Lied des Abends, beendete den ersten Zugabenblock. Überall kamen die Ostküstler dann wohl nicht wieder, in anderen Städten der Geburtstagstour allerdings für eine sehr lange zweite Zugabe. Frankfurt lag mittendrin. Sie erschienen wieder, spielten aber nur noch drei weitere Lieder; Something against you und Vamos von Surfer Rosa und Isla de Encanta von Come on Pilgrim. Und damit endete es leider schon, nach eineinviertel Stunden natürlich viel zu früh. Die vier Musiker, liessen sich am Bühnenrand feiern und verschwanden.
Ich fand den Auftritt gut, streckenweise deutlich mehr. Aber das lustlos-lahme Monkey gone to heaven hatte den Funken ausgepustet, der am Anfang hell brannte. Die befürchtete Enttäuschung war der Abend aber keinesfalls, hier haben sich Helden mir gegenüber nicht blamiert; was mich nicht weiter überrascht hätte. Es ist also glimpflich ausgegangen. Ich sollte mein Glück aber nicht strapazieren und habe mir vorgenommen, es bei dem einen Pixies-Konzert zu belassen und sie beim nächsten Mal auszulassen, auch wenn mich das 20er Bossanova Konzert reizte...
Setlist Pixies, Jahrhunderthalle, Frankfurt:
01: Dancing the Manta Ray
02: Weird at my school
03: Bailey's walk
04: Manta Ray
05: Debaser
06: Tame
07: Wave of mutilation
08: I bleed
09: Here comes your man
10: Dead
11: Monkey gone to heaven
12: Mr. Grieves
13: Crackity Jones
14: La la love you
15: No. 13 baby
16: There goes my gun
17: Hey
18: Silver
19: Gouge away
20: Wave of mutilation (UK surf) (Z)
21: Into the white (Z)
22: Something against you (Z)
23: Isla de Encanta (Z)
24: Vamos (Z)
Links:
- andere Federn: Pretty Paracetamol über die Pixies in Frankfurt
- andere Federn: die FAZ über das Konzert
- mehr Fotos
* Symbolbild
23 Kommentare :
Richtige Begeisterung klingt aber anders, oder ist es die Müdigkeit, die Dich sehr nüchtern resümieren lässt? Debaser ist doch bestimmt ein Hammer, oder nicht?
Dinosaur Pile-Up habe ich übrigens auch schon mal gesehen, die rocken ganz ordentlich.
"Es war laut." Du meinst jetzt wahrscheinlich das Publikum, oder? Weil eine Band ja auch vor gähnend leeren Rängen saulaut sein kann, wenn die Verstärker voll aufgedreht werden...
Charles hat jedenfalls keinen Zweifel daran gelassen, dass er diese Tour nur macht um die Hypothek zu finanzieren. Völlig distanziert das Programm runtergenudelt, kein Wort gesprochen. Zwei kleinere Fan- Kontingente rockten ab, Applaus war durchaus frenetisch, die songs waren technisch sauber gespielt und hervorragend gemischt - aber das ganze war unwirklich steril. Neue Platte muss her, oder man sollte diese Zombie-Pixies rasch beerdigen. Die bauhaus Reunion hatte da doch mehr Stil.
Ich fands gar nicht so schlimm wie der Duke meint. Allerdings stand ich auch so ca 6 Meter von der Bühnenmitte entfernt im Pulk, die Stimmung war super. Absolut. Die Leute auf den Rängen haben mir etwas leid getan, ohne sich zu bewegen bei sonem Konzert, ich weiß ja nicht.
Das Konzert selbst war...nunja, ~50€ die Karte nicht unbedingt wert. Dafür hätte es mehr sein müssen.
Ich kann allerdings nicht meckern, die Karten hätte ich mir eh nicht leisten können, ich hatte Göück und hab mir nen Ast gefreut das ich sie bei der Batschkapp gewonnen hab. Allerdings wurden die dort eigentlich als 1x2 Freikarten verlost, ich habe allerdings min 2 weitere Gewinner getroffen. Man wollte das Haus wohl etwas weiter füllen.
Die Vorband war schon nicht schlecht, kamen nur irgendwie etwas unmotiviert auf die Bühne, da hat die Stimmung gefehlt, und nur 25 min waren etwas wenig.
Das Bühnenbild der Pixies wiederrum hat mir durchaus gefallen, und die Songs waren super, und super gespielt.
Bin also sehr zufrieden.
Ich hatte auch den Eindruck, daß viele Leute Karten gewonnen hatten. Danke für die Bestätigung!
Der Artikel ist jetzt endlich online!
Ich war auch dabei!!! War sehr gut, ich hatte spaß, und auch sehr zufrieden.
Info:
Stummfilm: waren Teilen von "Un Chien Andalou" (1929) Luis Buñuel.
"Debaser" ist gegründet in dieser Film.
Vielen Dank! Ich habe nicht erkannt, daß es ein wirklich alter Film war zu Beginn. Dann wäre auch der Groschen Debaser -> Un chien andalou gefallen.
Also danke!
Ich fand es einfach super, gute Stimmung, die Band spielt hervorragend zusammen. Da war alles auf dem Punkt. Super Sound, schicke Halle.
Allerdings denke ich auch, dass nun ganz schnell neues Material her muss. Mit den "20 Jahre "Bossanova"" und "Trompe Le Monde"-Tourneen wäre der Drops ja 2011 endgültig gelutscht. Und das will doch auch niemand sehen!?
Ich finde es jedenfalls ziemlich ungewöhnlich, wenn man genau weiß, was gespielt wird und zur Krönung das Publikum bei einer Band wie den Pixies jede Zeile mitsingt.
Ich finde auch, dass die Videoinstallation nicht sein muss. Da lieber 10 neue Songs statt Multimedia-Bombast und ein Zehner weniger für die Tickets.
Nur zur Info: Der Metal-Krach während der Umbaupause war Hüsker Dü = eine der wichtigsten Bands überhaupt und definitiv kein Metal :-)
P.S. Pixies waren der Hammer!!!
Haha! Ich habe das eben schon bei lastfm gelernt.
Hüker Dü ist wirklich eine meiner Bildungslücken. Aber auch nichts für mich, zumindest das, was gestern lief.
Auch hier danke für den Hinweis!
Wow, der echte Bob Mould von Hüsker Dü kommentiert hier, cool!
Von denen habe ich natürlich CDs, bin ja ein Harter!
nabend allerseits, erst einmal ein herzliches dankeschön für diesen doch gelungenen bericht, der den abend, glaube ich, recht gut wiedergibt. ich gehöre zu den glücklichen, die die pixies schon in den frühen 90ern live erleben durften und damals versagte eigentlich die anlage, so dass ich mich immer gefragt habe: taugen die live überhaupt was? eine der großen fragen, die mich jahrelang bewegt haben - und siehe da, gestrige beanwortung: "jepp, tun sie, können live spielen." bloß für übermäßig lange konzerte und mehr als 1 zugabe waren die pixies früher auch nicht bekannt; auch hat damals black francis zwischen den liedern den mund kaum bis gar nicht aufgemacht. war also erwartungsgemäß. die playlist war okay, passte auch in das gesamtkonzept. es immer schwierig bei einer band mit derart vielen songs im repertoire, dass sie es schaffen es allen recht zu machen. "doolittle" war immer mit "come on pilgrim" meine lieblings-lp und so war ich über eine komplette live-interpretation doch sehr erfreut.
meine cousine und ich waren nicht enttäuscht und ich würde sie mir jederzeit noch einmal ansehen. die stimmung war gut, das publikum irgendwie altersgerecht, einen parkplatz vor der tür gab es auch, catering - o tempora o mores - nur mit dem radeberger konnte ich nicht so viel anfangen, aber mit ende dreißig reicht ja auch ein bier am abend. und tja, chien andalou - gut zu wissen. in diesem sinne, schönen abend. es grüßt der nau
Das Metall-Geschrubbe in der Umbaupause war die fast komplette Zen Arcade von Hüsker Dü. Und was Hüsker mit den Pixies zu tun hat, kann man ja mittlerweile auch auf Wikipedia nachlesen.
Das Publikum war übrigens sehr sonderbar. Es war nicht das damals von der Kapp.
Und klar, dass keiner außer mir "Slicing Up Eyeballs" gegröhlt hat, wenn die sich alle vorher über komische Stummfilme wundern.
Von mir aus hätten die aber auch ein Jahr früher die Surfer Rosa-Jubiläumstour machen können. Das ist mir ganz zum Schluss irgendwie noch deutlicher als vorher geahnt klar geworden.
In vier Jahren halt.
Ich war einer der Balkonsitzer und muss sagen, dass das gar nicht so schlecht war.
Zum einen ging es mir am Sonntag nicht ganz so gut, um wild rumzuhotten, zum anderen geht man als altgedienter Pixies-Fan mit dem Wissen, dass man keine neuen Songs hören wird, doch schon mit einem bittersüß-melancholischen Beigeschmack rein - jaja, die guten alten Zeiten :-)
Man genießt einfach jeden Song als Mixtur aus momentaner Euphorie und den fast vergessenen Bildern und Erinnerungen, die man mit den Songs verbindet. Man bekommt nunmal keine aktuelle Musik aufgetischt.
Die Bühne mit der Videowand fand ich Pixies-untypisch, aber sehr gelungen. Kim und David waren klasse, Frank und Joey haben sich etwas zurückgehalten - aber warum nicht, wir waren ja nicht bei "Germanys next Attention Whore".
Fazit: Zu teuer, zu kurz, nicht ausverkauft, trotzdem super und 100% lohnenswert.
Bitte dann in 2 Jahren ein 2 Stunden-Konzert mit Bossanova und Trompe Le Monde, da würde ich glatt jeden Preis bezahlen :-)
Scheiss Band, scheiss Konzert. Schlampige, lustlose Vorstellung von ohnehin nur mässig spannendem Material. Selbst für umsonst noch ärgerliche Zeitverschwendung. Indierock für 50 Euro, wann merkt es eigentlich der Letzte?
Ich mag Lena Odenthal auch nicht.
Hm....erst "Zen Arcade" für Metall-Lärm halten und dann den Bunuel-Film nicht erkennen...Kompetenz sieht anders aus.
Ausnahmsweise richtig hingegen: "Monkey gone to heaven" war tatsächlich etwas lustlos. Ansonsten aber bleibt festzuhalten: Großartige Band, großartiges Konzert.
Oh danke, ich fühle mich geehrt. Und damit war ja jetzt auch fast ganz Hüsker Dings hier.
schöne rezension --- mit mikro-mängeln. also genau passend zum konzert...;-)
freu mich schon auf trompe le monde & bossa nova live. (nächstes mal dann mit sitzplatz.)
Was die "Konkurrenz" so sagt...
Befreiter Jubel, als auf die Videoleinwand über der Bühne Szenen aus „Ein andalusischer Hund“ projiziert werden: Erkennungssignal für den „Doolittle“-Eröffnungssong „Debaser“, dessen Text den Film von Buñuel und Dalí zitiert. Selbst auf dem Nostalgietrip freilich sparen es sich die Pixies nicht, die Erwartungen zu unterlaufen - und spielen erst einmal, auf der Bühne nur als Schattenrisse zu sehen, vier B-Seiten-Stücke. Erst danach ertönt Black Francis' Gebell, dass er der „chien andalusia“ sei. „Doolittle“, aufgenommen Ende 1988 mit dem Produzenten Gil Norton, klang sauberer, strukturierter und zugänglicher als die Vorgänger; der nach wie vor fulminante Gitarrenkrach und die zwischen Irrsinn und Intellekt pendelnden Texte von Black Francis waren eingebettet in Melodien, lieblicher denn je. „Doolittle“, eine Platte fast ohne Schwächen, brachte den Pixies immerhin bescheidenen Charterfolg und erfreute sich über die Jahre an beachtlichem Wertzuwachs: Wenn Musikzeitschriften ihre Listen der größten Alben aller Zeiten präsentieren, steht es regelmäßig auf einem oberen Platz. (faz.net)
Zunächst einmal läuft, bereits bejubelt, ein Film an der Wand hinter der Bühne: "Ein andalusischer Hund" von Luis Buñuel und Salvador Dalí. In dem 16-Minuten-Werk schneidet ein Mann einer Frau das Auge durch, geht es viel um Ameisen, die aus Männerhänden strömen, und um Männerhände, die kaum davon abzuhalten sind, Frauen zu begrapschen. Das Ganze surreal und achtzig Jahre alt. Warum zeigen die Pixies sowas? Weil "Debaser", das Auftaktlied ihres legendären zweiten Albums "Doolittle", von jenem Film erzählt. Das legendäre zweite Album "Doolittle" wiederum erschien vor zwanzig Jahren, und zum Jubiläum fahren die Pixies nun um die Welt und spielen die Lieder live vor. Besser kann das auf Schallplatte niemals sein. Gutes Konzept, ein Album komplett vorzuspielen, das die Fans seit 20 Jahren lieben und mitsingen können. Schade, dass die Fans die Halle nur zur Hälfte füllen (auch wenn der Einzelne dadurch leichter ans Bier kommt). Bei Ticketpreisen an die 50 Euro aber auch kein Wunder. Die Pixies sollten das Ganze nächstes Jahr günstiger wiederholen. Dann wird ihre dritte Platte "Bossanova" 20 Jahre alt. Die ist sowieso besser. (fr-online.de)
ach übrigens...
wenn's in der pause klingt wie metal, darf man m.e. auch sagen "es klingt wie metal".
"Uäääh" ertönte es neben mir, als das Rasiermesser am Auge ansetzte. Das hätte Bunuel gefallen...klar habe auch ich bei "slicing up eyeballs" mitgesungen...
Für mich ein schöner Abend, da ich die sehr verehrten Pixies das erste Mal live erleben konnte. Und wer bei einem Album-vor-20-Jahren-erschienen-Jubiläumskonzert große Überraschungen erwartet, sollte nochmal nachdenken.
Dinosaur Pile-up kannte ich nicht, war aber durchaus angetan. Glückliches Großbritannien, das gute Bands wie vom Fließband hervorbringt. Müssen ja nicht gleich genial sein.
Und noch ein Wort zu "Monkey", das offenbar manche enttäuscht hat. Ich habe schon verschiedene Konzertaufnahmen gesehen und gehört, wo die Pixies den Song sehr zurückgenommen interpretiert haben, jedenfalls im Vergleich zur Studioversion. Mit "lustlos" hat das glaube ich nichts zu tun...
Anderer Christoph
http://ivancarrasquel.blogspot.com/2009/10/review-pixies-en-frankfurt-alemania.html
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