Samstag, 24. Oktober 2009

Green Day, Dortmund, 14.10.09


Konzert: Green Day, Prima Donna
Ort: Westfalenhalle 1, Dortmund
Datum: 14.10.2009
Zuschauer: gut gefüllt, aber bei weitem nicht ausverkauft
Dauer: gut 150 min


von Oliver S.

Eigentlich, ja, eigentlich hatte ich so überhaupt keine Lust auf Green Day. Irgendwie sind Green Day in den vergangenen Jahren an mir vorbeigerauscht wie werweißwas. Ich gestehe, ich bin halt kein Freund von Punkrockopern! Dazu kommt, daß ich körperlich total unmotiviert bin … irgendwie. Aber Augen zu und durch!

Für mich zählt ja die Westfalenhalle in Dortmund nach wie vor zu einer der schönsten Konzerthallen überhaupt. Kein multifunktionaler, neuzeitlicher Sportpalast mit Namenszusatz Arena. Obwohl auch hier Multifuntionalität groß geschrieben wird, sind die Stuhlreihen noch klein und man sitzt quasi auf des Nachbars Schoß, die Wege sind kurz und eng. Alles in allem ergibt sich dadurch aber immer wieder eine sehr schöne Atmosphäre. Nur seitdem Oberhausen, Düsseldorf und Köln nun solch tolle Arenen haben, zieht die Rock n Roll Welt eher an dieser Halle vorbei. Gleichsam muss man den Großfunktionären von Livenation ja beinahe schon dankbar sein, fällt dort doch einmal ein Konzert für die Region ab. Dabei handelt es sich dann zumeist um nachgeschobene Zusatzdaten (nach den oben genannten Arenen), oft klappt dann der Kartenabsatz nicht ganz so wie angedacht. Auch heute trifft all das zu: Green Day sollten erst nur in Köln spielen, Dortmund wurde dann später nachgeschoben. Auch wenn die Halle gut gefüllt ist, ausverkauft ist sie noch lange nicht. Viele Sitze bleiben leer und auch im Innenraum kann man nicht von einem dichten Gedränge sprechen – es sei denn man steht in den ersten Reihen.

Als wir die Halle kurz nach 19:30 h betreten, steht schon die Vorband Prima Donna aus Hollywood auf der Bühne. Irgendwie eine Mischung aus Billy Idol und der Rocky Horror Picture Show, Hollywood halt. Die fünf Herren sind stylisch gekleidet, Leopardenfelljacken, Lederjacken, weiße Sonnenbrillen und teilweise herrlich toupiertes Haupthaar! Dazu obercoole Gitarren im Surferlook und in den Trendfarben rot und himmelblau … herrlich. Musikalisch jetzt nicht so der Hit, ich habe aber auch schon wesentlich Schlimmeres, Unhörbareres als Supportband ertragen müssen. Der Sänger legt sich wirklich ordentlich ins Zeug. Er legt sogar sein Leopardenmäntelchen ab, um dann mit nacktem Oberkörper in Richtung Graben zu stürmen. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen sollte.

Dann wird umgebaut. Als kurz vor 21 h die Takte eines der zahllosen Michael Jackson Klassiker kurz vor dem Ende der Umbaupause erklingen, erscheint auf der Bühne ein pinkes Karnickel. Augenscheinlich betrunken. Der Rammler leert vor der johlenden, pubertierenden Masse eine Flasche Bier auf ex, bevor er sich dann daran begibt, den Song YMCA mit eindeutigen Gesten zu untermalen. Zum Schluss seiner Performance rutscht das pinke Ungetier dann auch noch die Stagetreppe rückwärts am Geländer entlang herunter. So einfach kann man einen Support einsparen.

Licht aus, Spot an: Green Day kommen. Eines vorweg: bei den Gesprächen zur Bühnengestaltung muss es ungefähr so abgelaufen sein:

Band: "Was können wir denn für die Show kriegen?"
Designer: "Videowall, Pyros, Catwalk, Klopapierwerfer, Wasserpistolen und Schläuche, Luftpistole zum Verschiessen von T-shirts, Konfetti und natürlich jede Menge bunte Lämpchen …"
Band: "O.k., nehmen wir alles!"

Das ist es dann auch, was Green Day bieten: eine bunte schrille Show, die irgendwie an Holly- oder eher an Bollywood erinnert. Es kracht und blitzt, Rauchbomben fliegen. Die drei Bandmitglieder selbst verstärken sich auf der Bühne dabei von drei weiteren Musikern an Gitarre, Keyboards bzw. Saxophon und dem Gesang!!!

Der erste Teil des Sets besteht größtenteils aus Titel der letzten Rockopern von Green Day. Wobei eines gleich auffällt: hier wird einem schon etwas fürs Geld (Stehplatz um die 35€) geboten. Denn zum einen begibt sich Billie Joe Armstrong bei der dritten Nummer Know your enemy auf eine Spritztour durch den Innenraum und um ganz ehrlich zu sein, geplant sieht das nicht aus, denn seine Bodyguards scheinen es schwer zu haben, dem kleinen Wiesel durch die Massen zu folgen. Immer wieder holt Billie an diesem Abend die
doch recht jungen anwesenden Menschen auf die Bühne. Hierbei wohl der Höhepunkt im zweiten Teil, in dem vermehrt Klassiker zum besten gegeben werden, Laura, die ihr Glück nicht wirklich fassen kann und den Herrn immer wieder umarmt, bis er ihr dann das Mikro in die Hand drückt und sie Longview singen lässt.

Das sagenumwobene Ende dieser Sause findet sich dann in dem Song King for a day, wobei die Band wie zu Karneval kostümiert auf der Bühne erscheint und diverse Rockklassiker von den Stones oder Ben E. King zum besten gibt; Billie sich von Sanis auf die Bühne tragen lässt, während der Rest auf der Bühne liegend spielt und zum Schluss très cool mit einem fetten Damenhut und grauseliger Brille sowie einem BH (sieht ein wenig aus wie Dame Edna) hinter seinem Schlagwerk aufsteht und Ich bin Schnappi, das kleine Krokodil singt.

Aus klingt der bunte Abend dann mit Billie alleine an der Gitarre, wie er Good Riddance (Time of your Life) vorträgt. Man muss sagen, dass man bei Green Day sicherlich vortrefflich unterhalten wird, und die Eintrittspreise für das, was man dafür bekommt, wirklich fair sind. Aber irgendwie wollen die neuzeitlichen Punk Epen nicht wirklich mit dem alten Material der Band harmonieren, obwohl diese augenscheinlich wirklich Spaß bei dem hat, was sie da macht und sich für den Zuschauer den Allerwertesten aufzureißen scheint. Wer nun Interesse an singenden Fans, Wasser und Pyroschlachten hat, der kann sich hier einen Eindruck des geordneten Chaos verschaffen.

Setlist Green Day, Westfalenhalle, Dortmund:

01: Song of the Century
02: 21st Century Breakdown
03: Know Your Enemy
04: East Jesus Nowhere
05: Holiday
06: The Static Age
07: Before the Lobotomy
08: Are We the Waiting
09: St. Jimmy
10: Boulevard of Broken Dreams
11: Hitchin' A Ride
12: When I Come Around
13: You Really Got Me (The Kinks cover)
14: Brain Stew
15: Stayin' Alive (Bee Gees cover)
16: Jaded
17: Longview
18: Basket Case
19: She
20: King for a Day
21: Stand By Me (Ben E. King cover)
22: Satisfaction (The Rolling Stones cover)
23: 21 Guns
24: American Eulogy

25: American Idiot (Z)
26: Minority Play (Z)

27: Last Night on Earth (Z)
28: Good Riddance (Time Of Your Life) (Z)

Fotos folgen!




 

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