Konzert: Anna Ternheim
Ort: Fri-Son, Fribourg, Schweiz
Datum: 20.09.2009
Zuschauer: ca. 150 im bestuhlten Saal - alle Plätze besetzt
Dauer: Anna Ternheim ca. 80 min, Toboggan 40 min.
Das Fri-Son in Fribourg lag schon lange auf meiner Wunschliste, weil viele bekannte Künstler dort Station machen, wenn sie in der Hauptstadt des gleichnamigen Kantons spielen. Obwohl ich schon furchtbar oft in der wundervollen Stadt in der Westschweiz war, hat sich ein Konzertbesuch bislang nicht angeboten. Jetzt passte es; noch dazu mit einer Lieblingskünstlerin.
Das Fri-Son liegt in einer Straße, die ihre besten Zeiten wohl hinter sich hat. Stillgelegt aussehende Bahnschienen und Gebäuderuinen wirken zunächst einmal nicht sehr verlockend. Daß die Straße vermutlich früher attraktiver war, vermittelt die Schokoladenfabrik Villars, die auf der anderen Seite der Route de la Fonterie liegt. Aber halt!, das ist natürlich alles Quatsch, denn die Gegend bietet doch alles, was man braucht, nämlich einen sehr sehr schönen Musikclub, der auch in viel größeren Städten auffallen würde!
Drinnen gab es erst einmal eine Ticket-Barcode Scanmaschine, die extrem lustige Quittiertöne machte. Um eine Ecke kommt man in den großen Raum, der zunächst einmal sehr dunkel war. Links eine Bar, rechts eine Ecke mit sylishen Sitzwürfeln; alles spärlich beleuchtet aber durch und durch gelungen. Hinter einem Raum- und wohl auch Klangteiler (während des Konzerts hörte man keinen Barlärm) dann der Konzertsaal, und auch der war erst einmal sehr dunkel. Vor der breiten Bühne hatte man 12-er Stuhlreihen aufgebaut, mit viel Platz dazwischen. When in Rome, do what the Romans do - pünktlich zum Beginn der Vorgruppe setzte ich mich auf einen der Plastikgartenstühle und ließ mich überraschen, was Toboggan wohl für Musik machen würden.
Die Band aus Lausanne besteht aus drei Mitgliedern, einer Sängerin mit Gitarre, einem Schlagzeuger und einer Frau, die erst am Keyboard stand. Nach folkiger Musik sah es nicht aus. Es hörte sich auch ganz anders an! Sehr zum Schrecken fast aller Leute in meiner Nähe, waren Toboggan laut und roh und hatten musikalische Nähe zu Sky Larkin (ohne Katie und die Melodien), Sleater-Kinney, Pretty Girls Make Graves, The Taste oder manchmal zu The Organ (ohne Katie und die Melodien) - zu einem akustischen Anna Ternheim Konzert passte Toboggan jedenfalls gar nicht.
Passen hin oder her; mir gefiel das! Und so wurde es leerer und leerer um mich herum. Frustrierend für eine ambitionierte Band. Und vielleicht sind sie ja nicht aus Lausanne sondern aus Liez (Entschuldigung...)?
Nachdem die Schweizer durch waren, kamen nach und nach die Vertriebenen zurück und setzten sich auf die Plastikstühle. Kurz nach zehn ging das wenige Licht im Saal aus - wir saßen ab da in absoluter Dunkelheit - und Anna Ternheims Akustik Trio trat auf. Obwohl die Bühne riesig war, hatte man die Instrumente der drei Musiker dicht zusammen gestellt. In der Mitte die Sängerin mit zwei akustischen Gitarren, rechts Abdreas Söderström mit akustischer Gitarre, gedämpfter Trompete und Xylophon und dahinter Kontrabassist Johan Berthling und das rote Klavier.
Letzten Sonntag in Köln schien es der Schwedin schnell lästig zu sein, auf dem mitgebrachten knatschroten Stuhl zu sitzen, heute dagegen passte sie sich dem Publikum an und verbrachte den Großteil des Konzerts sitzend. Dabei konnte sie uns gar nicht sehen, denn der Saal war wirklich stockdunkel.
Das Konzert begann ähnlich wie vergangenen Sonntag. Die ersten sechs Stücke wurden nur in der Reihenfolge leicht variiert. Tribute to Linn war ohne Frage wieder das Highlight des ersten Konzertteils! Danach verschwanden die beiden Mitmusiker und Anna Ternheim spielte alleine weiter - Better be ("It's about your first love. The one that screws up the rest") und I say no.
Nach zwei aktuellen Titeln mit Band und Anna am Klavier, folgte dann das, was ich mir seit Monaten erhofft hatte, eines der fabelhaften Sinatra Cover! Die ersten beiden Platten der Sängerin sind neben der normalen Version als Doppel-CD erschienen. Zusätzlich zu den normalen Stücken enthalten die Bonus-Alben akustische Versionen der Lieder. Daß die dritte Platte Leaving on a mayday ohne diese Naked versions angekündigt wurde, enttäuschte mich erst. Auch, daß "Ersatz" der limitierten Version eine Sinatra-Cover EP sein sollte. Das konnte ich mir wirklich nicht als gut vorstellen. Enttäuscht wurden dann allerdings nur meine Vorurteile gegen die ollen Sinatra-Songs, denn Annas Versionen von New York, New York oder Come fly with me sind wundervoll. Das schönste der Stücke ist allerdings Fly me to the moon, und meine Verzückung kannte keine Grenzen, als das Trio diesen Liebling anstimmte. Hach!
Danach war es dann auch vollkommen egal, daß der Auftritt drei Lieder kürzer als der vor acht Tagen war. Vor und nach den Zugaben stand das Publikum auch endlich auf. Irgendwann hatte Anna ein wenig verstört bemerkt, daß wir ein sehr stilles Auditorium seien. Den Eindruck hatte ich auch; man sah viele ältere Paare, Leute aud Kulturvereinen, die während des gesamten Konzerts die Hand am Kinn hatten, intellektuell aussahen und lauschten - keine Zielgruppe, die ausflippt und Krach macht. Mich störte die Andacht und Stille überhaupt nicht, die Künstlerin verunsicherte es offenbar. Auch die Schweizer Sprachverwirrung. Wie schon die Vorgruppe wusste sie nicht, ob Französisch oder Deutsch richtig wären (Fribourg, deutsch Freiburg, ist mehrheitlich von französischsprechenden Schweizern bewohnt). Sie sprach also Englisch, wechselte aber auch zu den beiden anderen Sprachen (und erzählte, daß sie einmal in Lausanne gewohnt habe).
Ein wirklich schönes Konzert in einem tollen Club!
Setlist Anna Ternhein, Fri-Son, Fribourg:
01: Off the road
02: Black sunday afternoon
03: What have I done?
04: Tribute to Linn
05: Damaged ones
06: Losing you
07: Better be
08: I say no
09: To be gone
10: Terrified
11: Let it rain
12: Fly me to the moon (Frank Sinatra Cover)
13: No I don't remember
14: Halfway to fivepoints
15: Shoreline (Broder Daniel Cover) (Z)
16: My heart still beats for you (Z)
17: Summer rain (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
Ort: Fri-Son, Fribourg, Schweiz
Datum: 20.09.2009
Zuschauer: ca. 150 im bestuhlten Saal - alle Plätze besetzt
Dauer: Anna Ternheim ca. 80 min, Toboggan 40 min.
Das Fri-Son in Fribourg lag schon lange auf meiner Wunschliste, weil viele bekannte Künstler dort Station machen, wenn sie in der Hauptstadt des gleichnamigen Kantons spielen. Obwohl ich schon furchtbar oft in der wundervollen Stadt in der Westschweiz war, hat sich ein Konzertbesuch bislang nicht angeboten. Jetzt passte es; noch dazu mit einer Lieblingskünstlerin.
Das Fri-Son liegt in einer Straße, die ihre besten Zeiten wohl hinter sich hat. Stillgelegt aussehende Bahnschienen und Gebäuderuinen wirken zunächst einmal nicht sehr verlockend. Daß die Straße vermutlich früher attraktiver war, vermittelt die Schokoladenfabrik Villars, die auf der anderen Seite der Route de la Fonterie liegt. Aber halt!, das ist natürlich alles Quatsch, denn die Gegend bietet doch alles, was man braucht, nämlich einen sehr sehr schönen Musikclub, der auch in viel größeren Städten auffallen würde!
Drinnen gab es erst einmal eine Ticket-Barcode Scanmaschine, die extrem lustige Quittiertöne machte. Um eine Ecke kommt man in den großen Raum, der zunächst einmal sehr dunkel war. Links eine Bar, rechts eine Ecke mit sylishen Sitzwürfeln; alles spärlich beleuchtet aber durch und durch gelungen. Hinter einem Raum- und wohl auch Klangteiler (während des Konzerts hörte man keinen Barlärm) dann der Konzertsaal, und auch der war erst einmal sehr dunkel. Vor der breiten Bühne hatte man 12-er Stuhlreihen aufgebaut, mit viel Platz dazwischen. When in Rome, do what the Romans do - pünktlich zum Beginn der Vorgruppe setzte ich mich auf einen der Plastikgartenstühle und ließ mich überraschen, was Toboggan wohl für Musik machen würden.
Die Band aus Lausanne besteht aus drei Mitgliedern, einer Sängerin mit Gitarre, einem Schlagzeuger und einer Frau, die erst am Keyboard stand. Nach folkiger Musik sah es nicht aus. Es hörte sich auch ganz anders an! Sehr zum Schrecken fast aller Leute in meiner Nähe, waren Toboggan laut und roh und hatten musikalische Nähe zu Sky Larkin (ohne Katie und die Melodien), Sleater-Kinney, Pretty Girls Make Graves, The Taste oder manchmal zu The Organ (ohne Katie und die Melodien) - zu einem akustischen Anna Ternheim Konzert passte Toboggan jedenfalls gar nicht.
Passen hin oder her; mir gefiel das! Und so wurde es leerer und leerer um mich herum. Frustrierend für eine ambitionierte Band. Und vielleicht sind sie ja nicht aus Lausanne sondern aus Liez (Entschuldigung...)?
Nachdem die Schweizer durch waren, kamen nach und nach die Vertriebenen zurück und setzten sich auf die Plastikstühle. Kurz nach zehn ging das wenige Licht im Saal aus - wir saßen ab da in absoluter Dunkelheit - und Anna Ternheims Akustik Trio trat auf. Obwohl die Bühne riesig war, hatte man die Instrumente der drei Musiker dicht zusammen gestellt. In der Mitte die Sängerin mit zwei akustischen Gitarren, rechts Abdreas Söderström mit akustischer Gitarre, gedämpfter Trompete und Xylophon und dahinter Kontrabassist Johan Berthling und das rote Klavier.
Letzten Sonntag in Köln schien es der Schwedin schnell lästig zu sein, auf dem mitgebrachten knatschroten Stuhl zu sitzen, heute dagegen passte sie sich dem Publikum an und verbrachte den Großteil des Konzerts sitzend. Dabei konnte sie uns gar nicht sehen, denn der Saal war wirklich stockdunkel.
Das Konzert begann ähnlich wie vergangenen Sonntag. Die ersten sechs Stücke wurden nur in der Reihenfolge leicht variiert. Tribute to Linn war ohne Frage wieder das Highlight des ersten Konzertteils! Danach verschwanden die beiden Mitmusiker und Anna Ternheim spielte alleine weiter - Better be ("It's about your first love. The one that screws up the rest") und I say no.
Nach zwei aktuellen Titeln mit Band und Anna am Klavier, folgte dann das, was ich mir seit Monaten erhofft hatte, eines der fabelhaften Sinatra Cover! Die ersten beiden Platten der Sängerin sind neben der normalen Version als Doppel-CD erschienen. Zusätzlich zu den normalen Stücken enthalten die Bonus-Alben akustische Versionen der Lieder. Daß die dritte Platte Leaving on a mayday ohne diese Naked versions angekündigt wurde, enttäuschte mich erst. Auch, daß "Ersatz" der limitierten Version eine Sinatra-Cover EP sein sollte. Das konnte ich mir wirklich nicht als gut vorstellen. Enttäuscht wurden dann allerdings nur meine Vorurteile gegen die ollen Sinatra-Songs, denn Annas Versionen von New York, New York oder Come fly with me sind wundervoll. Das schönste der Stücke ist allerdings Fly me to the moon, und meine Verzückung kannte keine Grenzen, als das Trio diesen Liebling anstimmte. Hach!
Danach war es dann auch vollkommen egal, daß der Auftritt drei Lieder kürzer als der vor acht Tagen war. Vor und nach den Zugaben stand das Publikum auch endlich auf. Irgendwann hatte Anna ein wenig verstört bemerkt, daß wir ein sehr stilles Auditorium seien. Den Eindruck hatte ich auch; man sah viele ältere Paare, Leute aud Kulturvereinen, die während des gesamten Konzerts die Hand am Kinn hatten, intellektuell aussahen und lauschten - keine Zielgruppe, die ausflippt und Krach macht. Mich störte die Andacht und Stille überhaupt nicht, die Künstlerin verunsicherte es offenbar. Auch die Schweizer Sprachverwirrung. Wie schon die Vorgruppe wusste sie nicht, ob Französisch oder Deutsch richtig wären (Fribourg, deutsch Freiburg, ist mehrheitlich von französischsprechenden Schweizern bewohnt). Sie sprach also Englisch, wechselte aber auch zu den beiden anderen Sprachen (und erzählte, daß sie einmal in Lausanne gewohnt habe).
Ein wirklich schönes Konzert in einem tollen Club!
Setlist Anna Ternhein, Fri-Son, Fribourg:
01: Off the road
02: Black sunday afternoon
03: What have I done?
04: Tribute to Linn
05: Damaged ones
06: Losing you
07: Better be
08: I say no
09: To be gone
10: Terrified
11: Let it rain
12: Fly me to the moon (Frank Sinatra Cover)
13: No I don't remember
14: Halfway to fivepoints
15: Shoreline (Broder Daniel Cover) (Z)
16: My heart still beats for you (Z)
17: Summer rain (Z)
Links:
- aus unserem Archiv:
- Anna Ternheim, Köln, 13.09.09
- Anna Ternheim, Haldern, 14.08.09
- Anna Ternheim, Paris, 29.04.09
- Anna Ternheim, Frankfurt, 28.04.09
- Anna Ternheim, Nijmegen, 24.04.09
- Anna Ternheim, Stockholm, 08.12.08
- Anna Ternheim, Paris, 01.10.07
- Anna Ternheim, Köln, 26.09.07
- Anna Ternheim, Heidelberg, 25.09.07
- Anna Ternheim, Paris, 31.05.07
- Anna Ternheim, Köln, 12.03.07
- Anna Ternheim, Paris, 12.12.06
1 Kommentare :
Na dann hat's ja nochmal geklappt, mit der Anna...
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