Konzert: Dirty Projectors
Ort: La Maroquinerie, Paris
Datum: 09.09.2009
Zuschauer: ausverkauft!
Konzertdauer: 1 Stunde
Mensch, was hatte ich die verrissen das letzte Mal! Die Dirty Projectors kamen bei mir gar nicht gut weg, nachdem ich sie im Mai 2008 im Pariser Nouveau Casino gesehen hatte. Regelrecht in Rage geredet (bzw. geschrieben) hatte ich mich und kein gutes Haar an der Band gelassen. Warum ich sie mir dann heute wieder angeschaut habe?- Weil unsere Urteile keineswegs unfehlbar sind und es immer eine zweite Chance geben sollte! Nachtragend sind nur Elefanten und außerdem hängt vieles von der persönlichen Tagesform der Band und der eigenen Stimmung ab. Ja, es stimmt, damals haben sie mich regelrecht genervt, aber ist das ein Grund, die Gruppe links liegen zu lassen? Ich finde nicht. Zumal inzwischen ein neues Album erschienen ist und das gefällt mir richtig gut! Klar, das Nervpotential der Dirty Projectors ist nach wie vor hoch und Songs im klassischen Sinne gibt es auch nicht, aber ich habe mich inzwischen in ihren Stil eingefunden. Der ist nun einmal schräg, allerdings auch sehr innovativ, mutig und eigenständig. Und außerdem: die Mädels singen einfach wunderwunderschön! Da macht es fast gar nichts, daß ich mit dem Gesang von Oberprojector Dave Longstreth nach wie vor so meine Probleme habe. Zumal heute in der Maroquinerie sogar drei hübsch anzusehende junge Frauen mit grazilen Stimmen aufgeboten wurden. Neben der Bassistin Angel Deradoorian (hach, dieser feste Po in der engen himmelblauen Short! Sorry, da musste ich einfach hingucken!), sangen auch die blonde Gitarristin Amber Coffman und die "Neue" (sie war damals nicht dabei) Haley Dekle. Auch bei den Männern gab es einen Neuzugang. Nat Baldwin zupft nun genau wie Angel den Bass, aber Miss Deradoorian spielt auch zusätzlich noch Keyboard.
Die Maroquinerie platzte genau schon wie am Montag bei den Dodos aus allen Nähten, keiner wollte sich das Spektakel entgehen lassen. Die gesamte Indiemusikerzene von Paris war vertreten und auch etliche in der französischen Metropole lebende Amis waren gekommen, um ihre Landsleute zu sehen. Das Sextett aus New York war gegen 21 Uhr 15 an den Start gegangen und spielte fast ausschließlich Lieder vom neuen Album Bitte Orca. Two Doves wurde gleich am Anfang gebracht, ansonsten gab es auch Fluorescent Half Dome, Remade Horizon und und No Intentions. Highlight war aber für mich Stillness Is The Move mit seinen tribalischen, afrikanisch angehauchten Rhythmen. Hauptsängerin war hierbei Amber Coffman, die nun endlich auch einmal im Mittelpunkt stehen durfte, nachdem sie zuvor immer am Rande agiert hatte. Der Song war beschwingt, äußerst tanzbar und für Dirty Projectors Verhältnisse fast eingängig. Eine tolle Nummer, die vom Publikum sehr gut aufgenommen wurde, wie im übrigen fast alle Lieder des recht kurzen Sets. Am meisten Szenenapplaus gab es aber als der Klassiker Rise Above angestimmt wurde, ein Stück, das man auf dem gleichnamigen Vorgängeralbum finden kann, welches aus Coverversionen von Black Flag besteht.
Die Zeit verging wie im Fluge, die aus allen Poren schwitzenden Zuschauer hatten ihren Spaß und gaben ihr Bestes, die Band, die bereits nach circa. 40 Minuten Spielzeit zum ersten Mal die Bühne verließ, aus der Kabine zu klatschen. Das gelang auch zweimal und so wurde die Stunde noch geradeso vollgemacht. Ein kurzes Vergnügen, aber die Amerikaner haben einen dichtgedrängten Terminkalender und müssen Kraft sparen, wollen sie die lange Tour bewältigen. Wie das wohl der heißspornige Drummer Brian Mcomber durchhalten wird? Der prügelte nämlich wie schon beim letzten Mal so beherzt auf das arme Fell ein, daß man glaubte, er würde jemanden auspeitschen.
Einhellige Meinung der Musikkenner hinterher: Ein hervorragendes Konzert einer bärenstarken Band!
Einziger Konzerttermin der Dirty Projectors in Deutschland: 21. September im Festsaal in Kreuzberg.
1 Kommentare :
Nicht zu vergessen:
am 19. September in Brüssel, zusammen mit Sunset Rubdown :))
Oh, wenn sie eh nur eine Stunde spielen, dann bleibt vielleicht doch mehr als 35 Minuten Zeit für die Vorband. Du machst mir gerade große Hoffnung! Und auch, dass das Konzert nicht so nervig war, beruhigt mich sehr.
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