Datum: 31.05.2007
Ort: Le Point Éphémère, Paris
Zuschauer: gut besucht, aber wohl nicht ausverkauft
Meine platonische Liebesbeziehung zu Anna Ternheim begann vor 2-3 Jahren, als ich zum ersten Mal das Lied "To Be Gone" gehört habe. Es war auf dem Sampler eines Musikmagazins enthalten und gelangte so auf meinen iPod und ziemlich schnell auch in mein Herz. So einprägsam und schön das Lied aber auch war, so zwiespältig waren zunächst meine Gefühle, denn ich hielt das Ganze in gewisser Weise für lediglich hübsch gemachten Kaffehaus-Pop. Das Debütalbum "Somebody Outside" verfestigte die ersten Eindrücke. Alles sehr schön, aber irgendwie eine Spur zu poppig für meinen Geschmack. Das sollte sich mit dem ersten Konzert, bei dem ich Anna live sah, schlagartig ändern. Damals trat sie im Café de la danse komplett unplugged auf und trug nur auf der Gitarre (und ab und zu hinter dem Klavier) wundervoll intime Lieder vor. Auch ihre Sprachgewandheit und Schlagfertigkeit verblüfften mich. In sehr ordentlichem französisch kommentierte sie immer wieder Inhalte ihrer Lieder, in dem es meistens um komplizierte Liebesbeziehungen geht. Sie lobte den damaligen Konzertsaal als "tres jolie", also sehr schön, worauf sie von einem französischen Charmeur im Publikum zu hören bekam: "Toi, tu es beaucoup plus jolie que la salle." (Du bist viel schöner als der Raum hier). Daraufhin gab es ein kurzes Schweigen, Anna trat ans Mikro und konterte sehr schlagfertig auf französisch, den genauen Wortlaut kann ich leider nicht mehr widergeben, aber sie begann ihren Konter auf jedem Fall mit dem Wort "Ecoute", also, hör mal gut zu, was für einige Lacher sorgte.
Seitdem ist etwas Zeit ins Land gegangen, ich habe Anna erneut live gesehen, beim Festival in Evreux 2006 und im Divan Du Monde, Ende letzten Jahres, als sie bereits ihr neues Album "Seperation Road" im Gepäck hatte...
Vor Anna Ternheim sorgten aber erst einmal die Franzosen von Soko für gute Stimmung, die mit ihrer EP "Not Sokute" einen Volltreffer gelandet haben, die CD ist im Moment vergriffen! Wenn man ihnen so zuhört, weiß man auch wieso, denn diese überaus amüsanten Folk-Pop Nummern gehen einem nicht so schnell aus dem Ohr, wenn man sie einmal da drin hat. Soko, das ist die schnuckelige Brünette Stephanie und ein männlicher Begleiter an der Gitarre, diesmal übrigens ein anderer als das letzte Mal in der Maroquinerie. Ich kannte den Musiker, habe ihn erst kürzlich in der Band von Syd Matters gesehen und auch bei Los Chicros kommt er zum Einsatz. Quirlig wie immer wirbelte Stephanie über die Bühne, stampfte zuweilen energisch mit den Füßen auf den Boden und machte dabei ordentlich Lärm, denn wie immer trug sie Cowboy-Stiefel. Manchmal kam mir das Set ein wenig wie eine Parodie auf die Country Stars Johnny Cash, oder Bob Dylan vor, aber das Anliegen ist wohl eher Country-Musik modern und mit viel Witz zu interpretieren, als die Vorbilder zu verhohnepiepeln. Überraschenderweise wurde einige nagelneue Lieder geboten, die nicht auf der Ep vertreten sind und mir deshalb unbekannt waren. "The Dandy Cowboys" ( "You are the man, i'm the girl, we look good together, you with your hat,me with my boots"...) und vor allem natürlich "I kill her" pfeifen ja schon die Spatzen von den Dächern. Gerade das letzgenannte Lied über die Mordgelüste hinsichtlich der Nebenbuhlerin hat das Zeug zum Hit des Jahres 2007. Der Text ist zum Schreien komisch, von dem niedlichen französischen Akzent ganz zu schweigen!
Nach 10 kurzweiligen Liedern war dann Schluß und ich freue mich schon auf ihr nächstes Konzert. Geht mal auf ihre MySpace Seite, sie spielen auch ein paar Konzerte in Holland auf Festivals im Sommer...
Setlist Soko Paris
01: People Always Look Better In The Sun
02: Hide And Seek (Will you ever find me?)
03: The Dandy Cowboys
04: I Feel Like A Whore (When I See You In My Dreams)
05: I Was So Drunk
06: I Kill Her
07: As Tears Goes By (Rolling Stones Cover)
08: I Share My LIfe With You
09: My Ex-Boyfriends
10: Souvenirs (Gone With The Wind)
Anmerkung: Bei den Liedern 4, 8 und 10 bin ich mir hinsichtlich der exakten Titelbezeichnung nicht sicher.
Die darauffolgende Umbaupause schien ewig zu dauern, zumindest konnte ich es kaum erwarten, Anna so schnell wie möglich wiederzusehen. Ein Schlagzeugset wurde hereingetragen, zwei elektrische Pianos und zwei Gitarren. Dann wurde der Saal und die Bühne in dichten Nebel eingehüllt, so daß man kaum seine Hand vor den Augen sehen konnte. Die Musiker bezogen ihre Plätze, Anna, deren Silhouette ich gerade so erkennen konnte, schnallte sich die Gitarre um und los gings... Und gleich die erste Überraschung: ich kannte das Lied nicht, obwohl ich glubte, das gesamte Repertoire aus dem eff-eff zu beherrschen. "All I Want Is You" hieß es in dem gewohnt schönen Stück, vielleicht ist das ja auch ganz einfach der Titel? - Kann schon sein...
"Girl Laying Down" zu erkennen, schien mir schon leichter und jetzt konnte ich auch endlich Fräulein Ternheim besser sehen, weil sich der Nebel gelegt hatte. Wie eigentlich immer, war die Blondine komplett in schwarz gekleidet, schwarze, enge Jeans, schwarzes Top, Schuhe, etc... Selbst der Nagellack war black! Auch ihre Lieder sind düster, melancholisch, aber doch immer mit einem gewissen Maß an Hoffnung, man vermag oft das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
"Kennt jemand mein erstes Album" fragte die Schwedin in die Runde. "Ich", sagte ich etwas vorlaut, "ich hab alles von Dir". Das ging allerdings unter, weil auch noch ein paar ander mit "moi" antworteten...
Folgerichtig kamen dann auch "Better Be", das live immer etwas anders interpretiert wird (es ist besser!), als auf Platte und "Bring Down Like I". Auch das etwas später gespielte "I Follow You Tonight" stammte vom Debüt-Album. "Das Lied handelt darüber, daß man sich in einer Bar verliebt und glaubt, die Liebe seines Lebens getroffen zu haben." "Hat jemand von Euch die Liebe seines Lebens in einer Bar getroffen?"- Betretenes Schweigen... Auch immer schön: China Girl, die Cover-Version des Hits von David Bowie, die man auf einer der alten EPs, oder auf den Bonus-Versionen des ersten Albums finden kann. Bei dem wundervollen "Tribute To Linn" setzte sich Anna hinter das Piano und wirkte richtiggehend erleichtert, als sie das Stück gemeistert hatte. Sie meinte anschließend, Gitarre spielen könne sie, ihr Klavierspiel sei jedoch stark von der Tagesform abhängig. Hmm. dann hab ich sie noch nie in schlechter Form gesehen...
Das Lied "Lover's Dream" fand dann ohne Unterstützung von Fyfe Dangerfield von den Guillemots statt. Dazu Anna: "das nächste Mal bringe ich ihn mit, verprochen!" - Akzeptiert, kam aber ohnehin gut. Wie auch "My Secret" und vor allem das abschließende "Shoreline", Lieder, mit denen man immer auf meine Tränendrüse drücken kann. Daß nichts Salziges meine Wange runterkullerte, lag vor allem daran, daß der Drummer, der gleich vor mir spielte, sich während der Stücke kaputtlachte, warum auch immer.Überhaupt war der Schlagzeuger gut drauf, er sorgte dafür, daß das heute kein reiner Liederabend wurde, sondern phasenweise richtig die Post abging. Ehrlich, manchmal wurde hier wild gerockt, kaum zu glauben, aber wahr! Eine der insgesamt vier Zugaben kam dann besonders gut an, ich rede von "A French Love", weil hier einige Songzeilen auf französisch gesungen werden, "Il ne m'aime pas", heißt es da unter anderem, also schon wieder so eine komplizierte Liebesaffäre...
Meine (wie gesagt platonische) Liebe zu Anna Ternheim ist aber eigentlich gar nicht so schwierig. Sie ist schlichtweg bedingungslos. "Halfway To Five Points"? - No,.... Sweden: 10 Points!
Seitdem ist etwas Zeit ins Land gegangen, ich habe Anna erneut live gesehen, beim Festival in Evreux 2006 und im Divan Du Monde, Ende letzten Jahres, als sie bereits ihr neues Album "Seperation Road" im Gepäck hatte...
Vor Anna Ternheim sorgten aber erst einmal die Franzosen von Soko für gute Stimmung, die mit ihrer EP "Not Sokute" einen Volltreffer gelandet haben, die CD ist im Moment vergriffen! Wenn man ihnen so zuhört, weiß man auch wieso, denn diese überaus amüsanten Folk-Pop Nummern gehen einem nicht so schnell aus dem Ohr, wenn man sie einmal da drin hat. Soko, das ist die schnuckelige Brünette Stephanie und ein männlicher Begleiter an der Gitarre, diesmal übrigens ein anderer als das letzte Mal in der Maroquinerie. Ich kannte den Musiker, habe ihn erst kürzlich in der Band von Syd Matters gesehen und auch bei Los Chicros kommt er zum Einsatz. Quirlig wie immer wirbelte Stephanie über die Bühne, stampfte zuweilen energisch mit den Füßen auf den Boden und machte dabei ordentlich Lärm, denn wie immer trug sie Cowboy-Stiefel. Manchmal kam mir das Set ein wenig wie eine Parodie auf die Country Stars Johnny Cash, oder Bob Dylan vor, aber das Anliegen ist wohl eher Country-Musik modern und mit viel Witz zu interpretieren, als die Vorbilder zu verhohnepiepeln. Überraschenderweise wurde einige nagelneue Lieder geboten, die nicht auf der Ep vertreten sind und mir deshalb unbekannt waren. "The Dandy Cowboys" ( "You are the man, i'm the girl, we look good together, you with your hat,me with my boots"...) und vor allem natürlich "I kill her" pfeifen ja schon die Spatzen von den Dächern. Gerade das letzgenannte Lied über die Mordgelüste hinsichtlich der Nebenbuhlerin hat das Zeug zum Hit des Jahres 2007. Der Text ist zum Schreien komisch, von dem niedlichen französischen Akzent ganz zu schweigen!
Nach 10 kurzweiligen Liedern war dann Schluß und ich freue mich schon auf ihr nächstes Konzert. Geht mal auf ihre MySpace Seite, sie spielen auch ein paar Konzerte in Holland auf Festivals im Sommer...
Setlist Soko Paris
01: People Always Look Better In The Sun
02: Hide And Seek (Will you ever find me?)
03: The Dandy Cowboys
04: I Feel Like A Whore (When I See You In My Dreams)
05: I Was So Drunk
06: I Kill Her
07: As Tears Goes By (Rolling Stones Cover)
08: I Share My LIfe With You
09: My Ex-Boyfriends
10: Souvenirs (Gone With The Wind)
Anmerkung: Bei den Liedern 4, 8 und 10 bin ich mir hinsichtlich der exakten Titelbezeichnung nicht sicher.
Die darauffolgende Umbaupause schien ewig zu dauern, zumindest konnte ich es kaum erwarten, Anna so schnell wie möglich wiederzusehen. Ein Schlagzeugset wurde hereingetragen, zwei elektrische Pianos und zwei Gitarren. Dann wurde der Saal und die Bühne in dichten Nebel eingehüllt, so daß man kaum seine Hand vor den Augen sehen konnte. Die Musiker bezogen ihre Plätze, Anna, deren Silhouette ich gerade so erkennen konnte, schnallte sich die Gitarre um und los gings... Und gleich die erste Überraschung: ich kannte das Lied nicht, obwohl ich glubte, das gesamte Repertoire aus dem eff-eff zu beherrschen. "All I Want Is You" hieß es in dem gewohnt schönen Stück, vielleicht ist das ja auch ganz einfach der Titel? - Kann schon sein...
"Girl Laying Down" zu erkennen, schien mir schon leichter und jetzt konnte ich auch endlich Fräulein Ternheim besser sehen, weil sich der Nebel gelegt hatte. Wie eigentlich immer, war die Blondine komplett in schwarz gekleidet, schwarze, enge Jeans, schwarzes Top, Schuhe, etc... Selbst der Nagellack war black! Auch ihre Lieder sind düster, melancholisch, aber doch immer mit einem gewissen Maß an Hoffnung, man vermag oft das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
"Kennt jemand mein erstes Album" fragte die Schwedin in die Runde. "Ich", sagte ich etwas vorlaut, "ich hab alles von Dir". Das ging allerdings unter, weil auch noch ein paar ander mit "moi" antworteten...
Folgerichtig kamen dann auch "Better Be", das live immer etwas anders interpretiert wird (es ist besser!), als auf Platte und "Bring Down Like I". Auch das etwas später gespielte "I Follow You Tonight" stammte vom Debüt-Album. "Das Lied handelt darüber, daß man sich in einer Bar verliebt und glaubt, die Liebe seines Lebens getroffen zu haben." "Hat jemand von Euch die Liebe seines Lebens in einer Bar getroffen?"- Betretenes Schweigen... Auch immer schön: China Girl, die Cover-Version des Hits von David Bowie, die man auf einer der alten EPs, oder auf den Bonus-Versionen des ersten Albums finden kann. Bei dem wundervollen "Tribute To Linn" setzte sich Anna hinter das Piano und wirkte richtiggehend erleichtert, als sie das Stück gemeistert hatte. Sie meinte anschließend, Gitarre spielen könne sie, ihr Klavierspiel sei jedoch stark von der Tagesform abhängig. Hmm. dann hab ich sie noch nie in schlechter Form gesehen...
Das Lied "Lover's Dream" fand dann ohne Unterstützung von Fyfe Dangerfield von den Guillemots statt. Dazu Anna: "das nächste Mal bringe ich ihn mit, verprochen!" - Akzeptiert, kam aber ohnehin gut. Wie auch "My Secret" und vor allem das abschließende "Shoreline", Lieder, mit denen man immer auf meine Tränendrüse drücken kann. Daß nichts Salziges meine Wange runterkullerte, lag vor allem daran, daß der Drummer, der gleich vor mir spielte, sich während der Stücke kaputtlachte, warum auch immer.Überhaupt war der Schlagzeuger gut drauf, er sorgte dafür, daß das heute kein reiner Liederabend wurde, sondern phasenweise richtig die Post abging. Ehrlich, manchmal wurde hier wild gerockt, kaum zu glauben, aber wahr! Eine der insgesamt vier Zugaben kam dann besonders gut an, ich rede von "A French Love", weil hier einige Songzeilen auf französisch gesungen werden, "Il ne m'aime pas", heißt es da unter anderem, also schon wieder so eine komplizierte Liebesaffäre...
Meine (wie gesagt platonische) Liebe zu Anna Ternheim ist aber eigentlich gar nicht so schwierig. Sie ist schlichtweg bedingungslos. "Halfway To Five Points"? - No,.... Sweden: 10 Points!
01: Bridges
02: Girl Laying Down
03: No Subtle Man
04: Better Be
05: Bring Down Like I
06: Such A Lonely Soul
07: Wedding Song
08: I Follow You Tonight
09: China Girl
10: Tribute To Linn
11: To Be Gone
12: Lovers' Dream
13: My Secret
14: Shoreline
15: Bridges (Z)
16: A French Love (Z)
17: Halfway To Five Points (Z)
18: The Ones They Blame (Z)
von Oliver
Links:
- mehr Fotos!
- Anna Ternheim in Paris
- Anna Ternheim in Köln
- Video: "Today is a good day" aus Köln
- Video: "Such a lonely soul" aus Köln
- Video: "To be gone" aus Köln
- Video: "Feels like sand" aus Köln
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