Konzert: Sophie Hunger
Ort: KulturKirche Köln
Datum: 29.09.2009
Zuschauer: vermutlich fast ausverkauft
Dauer: 90 min.
Vielleicht lag es daran, daß ich wußte, was mich erwartete, daß das heutige Konzert von Sophie Hunger mich zwar begeisterte, im Vergleich zu ihrem Auftritt im Mai im Gebäude 9 aber weniger euphorisierte. Objektiv war das, was die Schweizerin in der gebannt lauschenden KulturKirche bot, sicher nicht schlechter als im Frühling, denke ich - allerdings fehlt mir meist die Fähigkeit, Konzerte nüchtern zu betrachten.
Ich kam spät in der Lutherkirche in Nippes an. Die Parksituation in diesem Nordkölner Stadtteil ist werktags besonders schlimm. Viele Einbahnstraßen sichern zwar vermutlich Arbeitsplätze in der Schilderindustrie und im Kölner Verkehrsdezernat, verspätet auf dem Weg zu einem Konzert, sind sie aber eine besondere Pest. Glücklicherweise entnahm ich dem sms-Service aus der KulturKirche aber immer wieder ermutigende Meldungen wie "noch nix passiert" und schaffte es wirklich, das Auto loszuwerden und kurz vor der Künstlerin in Altarnähe aufzutauchen.
Die KulturKirche war unbestuhlt (überraschend für mich) und ziemlich voll. Man hatte Platz, es wirkte aber sehr gut besucht, perfekt also für alle Beteiligten. Vielleicht gab es noch Karten, es wäre aber auch gut vorstellbar, daß es ausverkauft und die Veranstalter nicht gierig waren, was in einer Kirche sicherlich Pluspunkte für später gäbe.
Nach den spannenden Abenteuern, die die Editors an gleicher Stelle mit sich vom Kirchendach abseilenden Spezialeinheiten gemacht hatten, weil sie Anwohnern zu laut waren, scheint der Zeitplan der KulturKirchen-Konzerte strikt zu sein, bis 22 Uhr müssen die Konzerte über die Bühne gegangen sein. Daher war es wenig verwunderlich, daß um 20.30 Uhr Sophie Hunger erschien.
Auch heute wirkte die Bernerin zunächst sehr scheu, vielleicht nervös. Sobald sie die Augen am Mikro schließen und singen kann, scheint davon nichts übrig zu sein. Die Fahrende, eines ihrer Lieder in ihrer Muttersprache Schweizerdeutsch, war dieses Eröffnungsstück; ein Song, der sofort mitnimmt und beeindruckt und dadurch ein perfekter Auftakt.
Erst anschließend kam der Rest der Truppe. Wie schon im Gebäude 9 begleiteten vier Musiker die Schweizerin: Christian (Chrischtian) Prader (Gitarre, Gesang, Klavier und Altflöte), Michael Flury (Glockenspiel und Posaune), Simon Gerber (Bass) und Julian Sartorius (Schlagzeug). Eine zentrale Rolle spielt dabei Christian, der laut Sophie aus Frankfurt stammt, sie aber für das rheinische Ohr auch fließend bei Liedern auf Schweizerdeutsch begleitet. Musikalisch beeindruckend fand ich auch das Posaunenspiel von Michael Flury. Ich habe keine Ahnung von Posaunen, auch keine von Jazz und Jazzinstrumenten. Das sanfte, manchmal fast geräuschlose Spiel des Posaunisten faszinierte mich aber ungemein! Bei Shape, dem zweiten Lied, mußte man genau hinhören, um die gehauchten Töne seines nicht jung aussehenden Instruments wahrnehmen zu können.
Gutes Hinhören war ohnehin keine schlechte Idee, um die vielen Feinheiten nicht zu verpassen. Aber es ging auch anders. Manchmal wurden die Stücke richtig laut, brüllte Sophie Hunger fast.
Im Gegensatz zum Frühsommer erschien mir die Sängerin heute weniger schüchtern. Sie wirkte zwar immer noch etwas distanziert oder eher eingeschüchtert, bei ihren Ansagen hatte ich diesmal aber das Gefühl, als rede sie wirklich mit uns. So erzählte sie einen Witz nach, den ihr Bassist Simon ihr vorgetragen hatte oder erklärte die Entstehung des neuen Stücks Lovesong to everyone, für den sie bei einer Ausstellung Inspiration fand.
Die Setlist unterschied sich nicht stark von der vom Mai. Lovesong to everyone war neu im Programm. Die ganz besonderen Glanzlichter waren aber die selben wie damals. Walzer für Niemand natürlich. Ein wahnsinnig beeindruckendes Lied! Dann das überragende Cover Le vent nous portera, die letzte Zugabe, zu der die Musiker am Bühnenrand hockten und ohne Verstärkung spielten und sangen. Und Spiegelbild, das Duett zwischen Sophie und Christian! Oder Round and round und Drainpipes...
Ein hinreißendes Konzert, so viel steht fest. Daß mir der Zauber des ersten Mals fehlte, mag mein Vergnügen im Vergleich ein wenig eingeschränkt haben, das ist aber natürlich nicht der Künstlerin vorzuwerfen. Beide Konzerte gehören zu den besten, die ich dieses Jahr gesehen habe!
Setlist Sophie Hunger, KulturKirche, Köln:
01: Die Fahrende
02: Shape
03: Drainpipes
04: House of gods
05: Mr. Shades
06: Lovesong to everyone (neu)
07: Marketplace
08: Walzer für Niemand
09: The musician
10: Round and round
11: Citylights
12: Le vent nous portera (Noir Désir Cover)
13: Rise and fall
14: Hotel Belfort (Z)
15: Spiegelbild (Z)
16: Like a rolling stone (Bob Dylan Cover) (Z)
17: Monday's ghost (Z)
18: Birth-day (Z)
19: Tell the moon (Z)
Links:
- Sophie Hunger, Köln, 09.05.09
- Sophie Hunger, Paris, 23.03.09
- ein Konzertbericht auf Pretty Paracetamol
- mehr Fotos
Ort: KulturKirche Köln
Datum: 29.09.2009
Zuschauer: vermutlich fast ausverkauft
Dauer: 90 min.
Vielleicht lag es daran, daß ich wußte, was mich erwartete, daß das heutige Konzert von Sophie Hunger mich zwar begeisterte, im Vergleich zu ihrem Auftritt im Mai im Gebäude 9 aber weniger euphorisierte. Objektiv war das, was die Schweizerin in der gebannt lauschenden KulturKirche bot, sicher nicht schlechter als im Frühling, denke ich - allerdings fehlt mir meist die Fähigkeit, Konzerte nüchtern zu betrachten.
Ich kam spät in der Lutherkirche in Nippes an. Die Parksituation in diesem Nordkölner Stadtteil ist werktags besonders schlimm. Viele Einbahnstraßen sichern zwar vermutlich Arbeitsplätze in der Schilderindustrie und im Kölner Verkehrsdezernat, verspätet auf dem Weg zu einem Konzert, sind sie aber eine besondere Pest. Glücklicherweise entnahm ich dem sms-Service aus der KulturKirche aber immer wieder ermutigende Meldungen wie "noch nix passiert" und schaffte es wirklich, das Auto loszuwerden und kurz vor der Künstlerin in Altarnähe aufzutauchen.
Die KulturKirche war unbestuhlt (überraschend für mich) und ziemlich voll. Man hatte Platz, es wirkte aber sehr gut besucht, perfekt also für alle Beteiligten. Vielleicht gab es noch Karten, es wäre aber auch gut vorstellbar, daß es ausverkauft und die Veranstalter nicht gierig waren, was in einer Kirche sicherlich Pluspunkte für später gäbe.
Nach den spannenden Abenteuern, die die Editors an gleicher Stelle mit sich vom Kirchendach abseilenden Spezialeinheiten gemacht hatten, weil sie Anwohnern zu laut waren, scheint der Zeitplan der KulturKirchen-Konzerte strikt zu sein, bis 22 Uhr müssen die Konzerte über die Bühne gegangen sein. Daher war es wenig verwunderlich, daß um 20.30 Uhr Sophie Hunger erschien.
Auch heute wirkte die Bernerin zunächst sehr scheu, vielleicht nervös. Sobald sie die Augen am Mikro schließen und singen kann, scheint davon nichts übrig zu sein. Die Fahrende, eines ihrer Lieder in ihrer Muttersprache Schweizerdeutsch, war dieses Eröffnungsstück; ein Song, der sofort mitnimmt und beeindruckt und dadurch ein perfekter Auftakt.
Erst anschließend kam der Rest der Truppe. Wie schon im Gebäude 9 begleiteten vier Musiker die Schweizerin: Christian (Chrischtian) Prader (Gitarre, Gesang, Klavier und Altflöte), Michael Flury (Glockenspiel und Posaune), Simon Gerber (Bass) und Julian Sartorius (Schlagzeug). Eine zentrale Rolle spielt dabei Christian, der laut Sophie aus Frankfurt stammt, sie aber für das rheinische Ohr auch fließend bei Liedern auf Schweizerdeutsch begleitet. Musikalisch beeindruckend fand ich auch das Posaunenspiel von Michael Flury. Ich habe keine Ahnung von Posaunen, auch keine von Jazz und Jazzinstrumenten. Das sanfte, manchmal fast geräuschlose Spiel des Posaunisten faszinierte mich aber ungemein! Bei Shape, dem zweiten Lied, mußte man genau hinhören, um die gehauchten Töne seines nicht jung aussehenden Instruments wahrnehmen zu können.
Gutes Hinhören war ohnehin keine schlechte Idee, um die vielen Feinheiten nicht zu verpassen. Aber es ging auch anders. Manchmal wurden die Stücke richtig laut, brüllte Sophie Hunger fast.
Im Gegensatz zum Frühsommer erschien mir die Sängerin heute weniger schüchtern. Sie wirkte zwar immer noch etwas distanziert oder eher eingeschüchtert, bei ihren Ansagen hatte ich diesmal aber das Gefühl, als rede sie wirklich mit uns. So erzählte sie einen Witz nach, den ihr Bassist Simon ihr vorgetragen hatte oder erklärte die Entstehung des neuen Stücks Lovesong to everyone, für den sie bei einer Ausstellung Inspiration fand.
Die Setlist unterschied sich nicht stark von der vom Mai. Lovesong to everyone war neu im Programm. Die ganz besonderen Glanzlichter waren aber die selben wie damals. Walzer für Niemand natürlich. Ein wahnsinnig beeindruckendes Lied! Dann das überragende Cover Le vent nous portera, die letzte Zugabe, zu der die Musiker am Bühnenrand hockten und ohne Verstärkung spielten und sangen. Und Spiegelbild, das Duett zwischen Sophie und Christian! Oder Round and round und Drainpipes...
Ein hinreißendes Konzert, so viel steht fest. Daß mir der Zauber des ersten Mals fehlte, mag mein Vergnügen im Vergleich ein wenig eingeschränkt haben, das ist aber natürlich nicht der Künstlerin vorzuwerfen. Beide Konzerte gehören zu den besten, die ich dieses Jahr gesehen habe!
Setlist Sophie Hunger, KulturKirche, Köln:
01: Die Fahrende
02: Shape
03: Drainpipes
04: House of gods
05: Mr. Shades
06: Lovesong to everyone (neu)
07: Marketplace
08: Walzer für Niemand
09: The musician
10: Round and round
11: Citylights
12: Le vent nous portera (Noir Désir Cover)
13: Rise and fall
14: Hotel Belfort (Z)
15: Spiegelbild (Z)
16: Like a rolling stone (Bob Dylan Cover) (Z)
17: Monday's ghost (Z)
18: Birth-day (Z)
19: Tell the moon (Z)
Links:
- Sophie Hunger, Köln, 09.05.09
- Sophie Hunger, Paris, 23.03.09
- ein Konzertbericht auf Pretty Paracetamol
- mehr Fotos
4 Kommentare :
Danke fürs verlinken, Christoph! Ein Konzert, zwei unterschiedliche Setlisten. Wir müssen dran arbeiten um die Leut' nicht zu verwirren...
Konzerte in der Kulturkiche müssen nicht um 22 Uhr beendet sein, das ist wohl ein Irrtum. Vor wenigen Wochen haben die Arctic Monkeys dort noch bis etwa 22:30 Uhr gespielt...
Vielen Dank füür die Berichtigung! (die Arctic Monkeys habe ich allerdings verdrängt, weil ich an dem Tag nicht konnte).
Aber auch so, hab dort schon viele Konzerte gesehen und die gingen immer bis gegen 23 Uhr ( G. Cilmi, E. Torrini, Franz Ferdinand, Bat for Lashes...). Vielleicht hatte Frau Hunger noch was vor...
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