Konzert: Anna Ternheim
Ort: Stadtgarten Köln
Datum: 26.09.2007
Zuschauer: fast ausverkauft
An das tägliche Anna Ternheim Konzert könnte ich mich gewöhnen... Nach meinem "Warm-Up Gig" Dienstag in Heidelberg spielte die schwedische Songwriterin heute im Stadtgarten in Köln. Ursprünglich angesetzt war der Auftritt im Studio 672, glücklicherweise war das Interesse aber doch so hoch, daß der Saal upgegradet wurde. Es gab zwar eine Abendkasse und schien erst nicht voll zu werden, bis zu Beginn des Konzerts hatte sich der Raum aber dann doch so weit gefüllt, daß es nahezu ausverkauft aussah.
Als Anna ihre ersten Lieder beendet hatte, begrüßte sie uns dann auch damit, daß es schön sei, daß so viele gekommen seien, sie habe schließlich seit ihrem letzten Kölnbesuch keine neue Platte veröffentlicht. Den letzten Kölner Auftritt bestritt die Schwedin im März im Prime Club. Da hatte sie zu meiner Überraschung eine ausgewachsene Band dabei. Die aktuelle Mini-Tour bestreitet sie allerdings bewußt ohne Begleitmusiker, um ihre Musik anders klingen zu lassen. Schon bei der Veröffentlichung ihrer Alben scheint ihr das sehr wichtig zu sein, denn beide gibt es ja jeweils als Doppel-CD mit "naked versions" ihrer Lieder. Dieses bewußte Variieren ist mir in dieser Form noch bei keinem anderen Künstler aufgefallen. Natürlich spielen viele auch irgendwann Akustikkonzerte, daß beides aber parallel betrieben wird, kannte ich so vorher nicht.
Von Heidelberg wußte ich also schon, daß es diesmal akustisch und ruhig sein würde. Der Bühnenaufbau bestätigte das. Neben Annas roten Tourklavier standen da nämlich auch wieder nur ein einsamer Stuhl, zwei Mikros und drei Gitarren.
Wie gestern begann das Konzert mit "Better be" von ihrer Debüt-Platte "Somebody outside", das fließend, ohne erkennbaren Bruch in Annas "China girl" Interpretation überging. Solche zusammenhängend gespielten Lieder sollte es im Verlauf des Abends mehrfach geben. Manches Mal mußte man die Stücke der Schwedin schon sehr gut kennen, um zu wissen, daß da gerade zwei unterschiedliche Titel gespielt wurden. Ich fand das enorm originell und einen sehr guten Beleg dafür, wie wahnsinnig talentiert Anna Ternheim ist - aber daran hatte ich ohnehin keinerlei Zweifel.
Nach "China girl" durften wir endlich klatschen. Passend zur Darbietungsweise war die Stimmung im Saal von Beginn an andächtig. Das ließ dann Anna, nachdem sie uns begrüßt hatte, die Geschichte von der Störerin in Heidelberg erzählen. Da hatte ja eine Betrunkene dauernd reingerufen und die Sängerin (vollkommen zu recht) sehr verärgert. Anna erzählte also jetzt, wie es weitergegangen ist. Ihr Tourmanager hatte die Frau aus dem Saal geführt, worauf die ihn fragte, ob er nicht mit ihr nach Hause kommen wolle. Und nun folge "I'll follow you tonight"... Auch das Stück ging ins nächste über, und auch da schien ein Bezug zu den Abenteuern des Tourmanagers in Heidelberg zu sein: "I say no"
Die nächsten Lieder spielte Anna Ternheim am Klavier. Wir bei den Liedern, die sie auf ihrer Gitarre spielte, wirkte die junge Schwedin während jedes Stücks hochkonzentriert. Oft sang sie mit geschlossenen Augen, schien komplett in ihrer Musik zu versinken (eklige Musikjournalisten-Floskel - aber treffend). Am Klavier spielte sie "One to blame", ein Lied über eine Frau, die ihren Ex-Freund stalkt, und das traumhafte "Tribute to Linn". Alleine dafür hätte sich der Abend schon gelohnt!
Einige wenige Male wurde die Songwriterin von Band begleitet, aber auch das änderte nichts am vollkommen ruhigen Charakter des Abends (das kam dem Publikum entgegen, denn mit Mitte Dreißig gehörte man nicht zu den älteren im Stadtgarten). Anna Ternheim hatte uns vorher in einem Gespräch verraten, daß sie - wie vermutlich alle Singer/Songwriter - schon manchmal neidisch auf Rockbands sei,weil die oft richtig laut sein könnten. Sie habe so etwas auch in sich. Vielleicht spiele sie ja dann auch irgendwann mal in einer Rockband!
Eines der ruhigsten Lieder, "Nights in Goodville", sang die Schwedin sitzend, an dem zweiten (Verzerr-) Miko und mit ihrer ältesten Gitarre, einer "Levin", einem alten schwedischen Schulmodell. Durch das Mikro kam vermutlich hinten im Saal nicht mehr furchtbar viel an, denn sie klang vorne sehr leise, aber es war so ergreifend leise im Stadtgarten, weil jeder wirklich jedem Ton lauschte. Oder weil alle von der Geschichte mit dem Mädchen in Heidelberg eingeschüchtert waren und sich nicht trauten, irgendwie zu stören, denn später erzählte Anna auch noch von Salzburg, wo es auch sehr still im Saal war - bis auf einen Mann, der dauernd "positiv, positiv" und irgendetwas anderes auf deutsch sagte...
Das Set war ähnlich dem von Heidelberg und enthielt Stücke von beiden Alben und den EPs, natürlich "Shoreline" von der gleichnamigen EP, den "Wedding song", ihr "einziges fröhliches Lied", "Words of love", das mit einem Pedalsolo endete oder eine Klavierversion von "Girl laying down", bei der wir uns die Streicher vorstellen sollten (die dann am Anfang aber von Band kamen).
"To be gone", ihren ersten großen Hit, spielte Anna komplett ohne Gitarre, nur spärlich aus der Konserve begleitet - auch das war traumhaft!
Ihr aktueller Liebling "Halfway to Fivepoints" bildete den Abschluß. Bei der Ansage viel Anna auf, daß das thematisch wiklich kein guter Schlußssong sei. In Heidelberg hatte sie aber schon verraten, daß sie das Stück zur Zeit am meisten möge. Vorher bedankte sie sich noch bei ihrem Soundmann Lars, der ihr einziger Begleiter auf der Tour sei. Lars komme aus Nordschweden (Anna aus Stockholm), und da redeten die Leute nicht viel. Sie säße also auch die meiste Zeit schweigend mit Kopfhörern und Computer im Bus. "We'd make a perfect couple"
Natürlich war es damit nicht getan, Anna Ternheim erschien sehr schnell zu einigen Zugaben. Als sie wieder auf der Bühne stand, brüllten einige der offenbar zahlreichen Schweden Wünsche nach vorne, was sie mit "but I'm not a jukebox" kommentierte. Wenn ich mir etwas hätte wünschen dürfen, wäre es "Today is a good day" gewesen, das sie in Heidelberg nicht gespielt hatte. In Köln war es die erste Zugabe. Der Übergang in "My secret" war dann so perfekt, als gehörten die Lieder schon immer zusammen oder - richtiger - als wäre es ein Stück, das irgendwann die Melodie ändert. Das war - wie so vieles - wundervoll.
Bei einem zweiten Zugabenblock folgten zwei weitere Cover: "Sweet lies" von Fleetwood Mac, das sie schon auf der "Shoreline" EP veröffentlicht hat und ein schwedischer Song "Elegi" von Lars Winnerbäck, sehr zur Freude ihrer Landsleute (aber natürlich nicht nur der).
Ich hätte noch ewig zuhören können. Und ich hätte auch nichts dagegen, die nächsten Tage auch wieder bei Anna Konzerten zu verbringen. Leider ist ihre kurze Deutschland-Tour nach zwei folgenden Auftritten in Bielefeld und in Hamburg auf dem Reeperbahn-Festival wieder vorbei. Aber da Anna Ternheim an ihrem dritten Album arbeitet, werden wir sie hoffentlich sehr bald wieder in Köln sehen können.
Als Anna ihre ersten Lieder beendet hatte, begrüßte sie uns dann auch damit, daß es schön sei, daß so viele gekommen seien, sie habe schließlich seit ihrem letzten Kölnbesuch keine neue Platte veröffentlicht. Den letzten Kölner Auftritt bestritt die Schwedin im März im Prime Club. Da hatte sie zu meiner Überraschung eine ausgewachsene Band dabei. Die aktuelle Mini-Tour bestreitet sie allerdings bewußt ohne Begleitmusiker, um ihre Musik anders klingen zu lassen. Schon bei der Veröffentlichung ihrer Alben scheint ihr das sehr wichtig zu sein, denn beide gibt es ja jeweils als Doppel-CD mit "naked versions" ihrer Lieder. Dieses bewußte Variieren ist mir in dieser Form noch bei keinem anderen Künstler aufgefallen. Natürlich spielen viele auch irgendwann Akustikkonzerte, daß beides aber parallel betrieben wird, kannte ich so vorher nicht.
Von Heidelberg wußte ich also schon, daß es diesmal akustisch und ruhig sein würde. Der Bühnenaufbau bestätigte das. Neben Annas roten Tourklavier standen da nämlich auch wieder nur ein einsamer Stuhl, zwei Mikros und drei Gitarren.
Wie gestern begann das Konzert mit "Better be" von ihrer Debüt-Platte "Somebody outside", das fließend, ohne erkennbaren Bruch in Annas "China girl" Interpretation überging. Solche zusammenhängend gespielten Lieder sollte es im Verlauf des Abends mehrfach geben. Manches Mal mußte man die Stücke der Schwedin schon sehr gut kennen, um zu wissen, daß da gerade zwei unterschiedliche Titel gespielt wurden. Ich fand das enorm originell und einen sehr guten Beleg dafür, wie wahnsinnig talentiert Anna Ternheim ist - aber daran hatte ich ohnehin keinerlei Zweifel.
Nach "China girl" durften wir endlich klatschen. Passend zur Darbietungsweise war die Stimmung im Saal von Beginn an andächtig. Das ließ dann Anna, nachdem sie uns begrüßt hatte, die Geschichte von der Störerin in Heidelberg erzählen. Da hatte ja eine Betrunkene dauernd reingerufen und die Sängerin (vollkommen zu recht) sehr verärgert. Anna erzählte also jetzt, wie es weitergegangen ist. Ihr Tourmanager hatte die Frau aus dem Saal geführt, worauf die ihn fragte, ob er nicht mit ihr nach Hause kommen wolle. Und nun folge "I'll follow you tonight"... Auch das Stück ging ins nächste über, und auch da schien ein Bezug zu den Abenteuern des Tourmanagers in Heidelberg zu sein: "I say no"
Die nächsten Lieder spielte Anna Ternheim am Klavier. Wir bei den Liedern, die sie auf ihrer Gitarre spielte, wirkte die junge Schwedin während jedes Stücks hochkonzentriert. Oft sang sie mit geschlossenen Augen, schien komplett in ihrer Musik zu versinken (eklige Musikjournalisten-Floskel - aber treffend). Am Klavier spielte sie "One to blame", ein Lied über eine Frau, die ihren Ex-Freund stalkt, und das traumhafte "Tribute to Linn". Alleine dafür hätte sich der Abend schon gelohnt!
Einige wenige Male wurde die Songwriterin von Band begleitet, aber auch das änderte nichts am vollkommen ruhigen Charakter des Abends (das kam dem Publikum entgegen, denn mit Mitte Dreißig gehörte man nicht zu den älteren im Stadtgarten). Anna Ternheim hatte uns vorher in einem Gespräch verraten, daß sie - wie vermutlich alle Singer/Songwriter - schon manchmal neidisch auf Rockbands sei,weil die oft richtig laut sein könnten. Sie habe so etwas auch in sich. Vielleicht spiele sie ja dann auch irgendwann mal in einer Rockband!
Eines der ruhigsten Lieder, "Nights in Goodville", sang die Schwedin sitzend, an dem zweiten (Verzerr-) Miko und mit ihrer ältesten Gitarre, einer "Levin", einem alten schwedischen Schulmodell. Durch das Mikro kam vermutlich hinten im Saal nicht mehr furchtbar viel an, denn sie klang vorne sehr leise, aber es war so ergreifend leise im Stadtgarten, weil jeder wirklich jedem Ton lauschte. Oder weil alle von der Geschichte mit dem Mädchen in Heidelberg eingeschüchtert waren und sich nicht trauten, irgendwie zu stören, denn später erzählte Anna auch noch von Salzburg, wo es auch sehr still im Saal war - bis auf einen Mann, der dauernd "positiv, positiv" und irgendetwas anderes auf deutsch sagte...
Das Set war ähnlich dem von Heidelberg und enthielt Stücke von beiden Alben und den EPs, natürlich "Shoreline" von der gleichnamigen EP, den "Wedding song", ihr "einziges fröhliches Lied", "Words of love", das mit einem Pedalsolo endete oder eine Klavierversion von "Girl laying down", bei der wir uns die Streicher vorstellen sollten (die dann am Anfang aber von Band kamen).
"To be gone", ihren ersten großen Hit, spielte Anna komplett ohne Gitarre, nur spärlich aus der Konserve begleitet - auch das war traumhaft!
Ihr aktueller Liebling "Halfway to Fivepoints" bildete den Abschluß. Bei der Ansage viel Anna auf, daß das thematisch wiklich kein guter Schlußssong sei. In Heidelberg hatte sie aber schon verraten, daß sie das Stück zur Zeit am meisten möge. Vorher bedankte sie sich noch bei ihrem Soundmann Lars, der ihr einziger Begleiter auf der Tour sei. Lars komme aus Nordschweden (Anna aus Stockholm), und da redeten die Leute nicht viel. Sie säße also auch die meiste Zeit schweigend mit Kopfhörern und Computer im Bus. "We'd make a perfect couple"
Natürlich war es damit nicht getan, Anna Ternheim erschien sehr schnell zu einigen Zugaben. Als sie wieder auf der Bühne stand, brüllten einige der offenbar zahlreichen Schweden Wünsche nach vorne, was sie mit "but I'm not a jukebox" kommentierte. Wenn ich mir etwas hätte wünschen dürfen, wäre es "Today is a good day" gewesen, das sie in Heidelberg nicht gespielt hatte. In Köln war es die erste Zugabe. Der Übergang in "My secret" war dann so perfekt, als gehörten die Lieder schon immer zusammen oder - richtiger - als wäre es ein Stück, das irgendwann die Melodie ändert. Das war - wie so vieles - wundervoll.
Bei einem zweiten Zugabenblock folgten zwei weitere Cover: "Sweet lies" von Fleetwood Mac, das sie schon auf der "Shoreline" EP veröffentlicht hat und ein schwedischer Song "Elegi" von Lars Winnerbäck, sehr zur Freude ihrer Landsleute (aber natürlich nicht nur der).
Ich hätte noch ewig zuhören können. Und ich hätte auch nichts dagegen, die nächsten Tage auch wieder bei Anna Konzerten zu verbringen. Leider ist ihre kurze Deutschland-Tour nach zwei folgenden Auftritten in Bielefeld und in Hamburg auf dem Reeperbahn-Festival wieder vorbei. Aber da Anna Ternheim an ihrem dritten Album arbeitet, werden wir sie hoffentlich sehr bald wieder in Köln sehen können.
Setlist Anna Ternheim Köln:
01: Better be
02: China girl
03: I'll follow you tonight
04: I say no
05: One to blame
06: Tribute to Linn
07: Nights in Goodville
08: Wedding song
09: No subtle men
10: Words of love
11: Girl laying down
12: Shoreline
13: Lover's dream
14: To be gone
15: Halfway to Fivepoints
16: Today is a good day (Z)
17: My secret (Z)
18: Little lies (Z)
19: Elegi (Z)
Ein ausführliches Interview mit Anna Ternheim folgt!
Links:
- Anna in: Heidelberg
- Paris, im Dezember 06
- im März 07 in Köln
- in Paris im Mai 07
- mehr Fotos aus Köln und aus Heidelberg
Konzerte von Anna Ternheim in Deutschland:
27.09.07: Bielefeld, Ringlokschuppen
28.09.07: Hamburg, Reeperbahnfestival
Fotos: Oliver
1 Kommentare :
...und wer Anna Ternheim die letzten beiden Male im Prime Club gesehen hat, bekam hier vor Ohren geführt, was für ein Schrottladen der Prime Club ist, mit seinem Mumpf-Sound und der bei jedem Bass-Anschlag klappernden Klimaanlage.
Im Stadtgarten ein klarer Klang, eine hinreißende Anna Ternheim, ein phantastisches Konzert.
Der Höhepunkt des Jahres, so far.
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