Konzertbericht Minifestival" en attendant les femmes s'en mêllent", mit Frida
Hyvönen, Anna Ternheim, Hafdis Huld
Datum:12.12.2006
Ort: Le Divan du monde, Paris
Zuschauer: am Ende gut gefüllt
Der schwedische Abend begann für mich heute schon gegen 18 Uhr. Beim Kauf von Weihnachtsgeschenken stieß ich nämlich in einem Papiergeschäft auf eine nette, blonde Dame, die sich auf meine Nachfrage als Schwedin vorstellte. Ich erzählte ihr von meinem heutigen Konzertermin mit Anna Ternheim und Frida Hyvönen und sie schien fast ein wenig traurig, für das Spektakel keine Karte und auch keine Zeit zu haben. Ort des Geschehens war heute abend der am Montmartre gelegene Divan du Monde, ganz in der Nähe von der bekannten Cigale. Für mich war es dort mein erstes Konzert und ich kann es vorwegnehmen, sicherlich nicht das Letzte. Die Location ist ziemlich außergewöhnlich, denn in dem Raum kann man es sich an Holztischen bequem machen, ein Gläschen an der Bar nehmen oder über die Wendeltreppe nach oben steigen, um sich das Ganze ebenfalls sitzenderweise von oben anzusehen. Da ich mich aber noch nicht so alt fühle (na gut, manchmal schon), habe ich dem Stehplatz vor der Bühne den Vorzug gegeben. Ich wollte ja auch nah dran sei. Zuvor hatte ich noch ein wenig durch die Reihen gesehen und einen Freund des Schlagzeugers von den Hushpuppies gesehen. Äußerlich erinnert er stark an den Schlagzeuger von Wir sind Helden. Und dieser Drummer wiederum ist ja dafür verantwortlich, daß Judith Holofernes schwanger durch die Gegend lief. Genau, schwanger. Daran dachte ich, bevor das Licht ausging. Auf die Bühne trat... eine schwangere Frau. Frida Hyvönen nämlich, elegant in ein schwarzes Kleid gehüllt, dessen Dekollete eine Perlenkette zierte. Klasse war also angesagt, sowohl optisch, als auch musikalisch. Sie spielte am Piano Lieder von dem Album "Until death comes", anderweitige musikalische Unterstützung hatte sie keine. Brauchte sie aber auch nicht unbedingt, denn Vieles lebte ganz allein durch ihre Stimme, oder das oft flotte Klavierspiel. Frida ist keine Singer/Songwriterin, die ihr Publikum zum Gähnen bringt, nein, hier ist wirklich des öfteren Tempo angesagt, wenn auch die langsamen Balladen natürlich nicht fehlen durften. Stimmlich erinnert sie übrigens an Sängerinnen aus den 60er- oder 70er Jahren wie Sandy Denny, oder auch Joni Mitchell. Allerdings gibt es bei Frau Hyvönen keine Spur von Folk, keine Gitarre, keine Lagerfeueratmosphäre. Eher barocken Pop, wie ihn die männlichen Kollegen Rufus Wainwright, oder auch Duke Special zelebrieren. Mit hat es auf jeden Fall gefallen.
Danach wartete ich gespannt auf meinen Liebling Anna Ternheim. Unter großem Applaus betrat sie schließlich die Bühne und ich hätte sie von Weitem fast nicht erkannt. Dies lag hauptsächlich daran, daß sie eine neue Frisur trug (eine Art asymetrisches Carré), die ihr übrigens fabelhaft stand. Bekleidet war sie mit einer scharzen Cordweste, unter der sie ein rot-schwarz kariertes Hemd trug. Ihre Beine hatte sie in eine scharze Skinny Jeans gehüllt, nur der Abschluß war wieder relativ typisch für Anna: schwarze Bomberstiefel nämlich! Der Kleidungsstil passt allerdings recht gut zu ihrem Wesen, denn hinter ihrer netten und braven Fassade hat sie auch etwas Rebellisches, Aufmüpfiges. Sie ist halt eben nicht nur eine Schönsingerin, sondern eine ambivalente Persönlichkeit. Gerade dies gefällt mir aber an der ehemaligen Architekturstudentin. Ihr Set startete sie allein mit ihrer Stimme, ohne Gitarre, ohne Mikro. "A voice to calm you down" trug sie dem andächtig lauschenden Publikum vor. Danach aber erst mal eine Weile nur Lieder von ihrem neuen Album "Separation Road", welches sie gerade in Schweden fertiggestellt hat. "Die Erwartungen in meiner Heimat nach dem ersten sehr erfolgreichen Album waren riesig und der Druck hat ganz schön auf mir gelastet", erkärte sie irgendwann auf französisch. Wie sehr, machte sie später noch einmal drastischer deutlich: "this album was almost killing me!" Heute aber, wirkte sie eher entspannt und guter Dinge, obwohl sie gleich zu Beginn klar machte, daß sie saumüde sei. "Das liegt daran, daß ich immer die Billigflieger nehme, die aber zu unmöglichen Zeiten starten. Ich bin um viertel nach vier heute morgen losgeflogen! Wenn ich gleich umfalle, wisst ihr, woran das liegt." Arme Anna, warum sagst Du denn nicht bescheid, hättest doch bei uns schlafen können oder hast Du eine Katzenallergie? Natürlich fiel die Süße nicht um, sondern hielt tapfer bis zum Ende durch und brillierte mal wieder mit ihrer samtweichen Stimme, dem gefühlvollen Gitarren-und Pianospiel und ihrem natürlichen Charme. Ab Lied sechs circa dann auch Stücke von dem alten Album, die ich kannte. "Better be" und "I say no" zunächst. Später dann auch noch meine Favoriten "My secret" und "Shoreline", bei denen auch Christoph mal auf die süß-sauren Texte achten sollte;-)
Den Abschluss und die einzige Zugabe bildete noch mal ein Titel des neuen Longplayers, nämlich "Halfway to Fivepoints". Halfway to fivepoints? Was meinst Du damit Anna? Nach dem heutigen Abend bist Du doch längst bei zehn Punkten angekommen, also sei doch nicht so bescheiden!
Bevor Anna unter dem verdienten Applaus des Publikums die Bühne verließ, verkündete sie für ihre Fans noch eine frohe Botschaft: "Ich habe mein neues Album mitgebracht, es ist gerade erst in Schweden erschienen. Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr es euch da hinten in der Ecke besorgen." Natürlich bestand Interesse, vor allem meinerseits. So war ich auch der Erste, der das Album in einer limitierten Version aus den Händen von Fräulein Ternheim persönlich entgegennehmen durfte. Selbstverständlich hat sie das gute Stück auch noch signiert.
Der Abend war aber noch nicht ganz zu Ende, denn es kam noch die Isländerin Hafdis Huld. Im Gegensatz zu den anderen Damen hatte sie eine richtige kleine Band, bestehend aus zwei Männern und einer Keyboarderin mitgebracht. Einer der Herren spielte Banjo. Vielleicht mag es die kleine Hafdis lieber mit anderweitiger Unterstützung, was wahrscheinlich daher rührt, daß sie vorher in einer Band gespielt hat, die übrigens Gus Gus hieß. Allerdings würde sie sich auch sehr gut als Alleinunterhalterin machen, denn sie ist dermaßen aufgedreht und hyperaktiv, daß die Leute ihre liebe Mühe hatten, ihr zu folgen. Bekleidet war die ziemlich unnordisch aussehende zierliche Brünette mit einer Art modernem Dirndl, weiß-rot kariert - aber mit schwarzen Spitzen aufgepeppt. Dazu trug sie zauberhafte Tänzerinnenschuhe im Glitzerlook. Sehr glamourös das Ganze. Sie entschuldigte sich dafür, daß sie nicht so gut französisch wie Anna spreche, sie müsse daher englisch reden. Aber auch das entbehrte nicht im geringsten eines unwiderstehlichen Charmes, denn sie sprach so schnell, rollte das "R" so lustig und erzählte so viel Blödsinn, daß die Leute früher oder später alle nur noch dauergrinsten. Erinnerte irgendwie an die frühe Nina Hagen, oder auch Meret Becker. Eine durchgeknallte Persönlichkeit also. Bei dem Song "My heart beats" wollte sie unbedingt, daß sich die Leute küssen, wir seien ja schließlich in der Stadt der Liebe. Zu ihrer Enttäuschung ging aber niemand darauf ein. "I'm so disappointed that you were letting me down", echauffierte sich das kleine Persönchen. War natürlich nicht böse gemeint. Wie überhaupt das ganze Set amüsant und süffig rüberkam. Musikalisch ist sie übrigens nicht so leicht einzuschätzen. Im Grunde handelt es sich um Popmusik in seiner pursten Form, ich hatte aber trotzdem noch eine ganz andere Assoziation, vor allem stimmlich, im Kopfe: Dolly Parton. Fast schämte ich mich ein wenig, einen solchen Vergleich zu zitieren. Ich hielt ihn anschließend für gewagt, ohne aber von der Idee abzukommen. Als ich heute ihre MySpace-Seite besuchte, konnte ich mir dann ein gönnerhaftes Grinsen nicht verkneifen. Mein Vergleich traf ins Schwarze! Einer der Höhepunkte des Konzertes war übrigens eine Coverversion, "Who loves the sun" von Lou Reed. Den Titel Ski Jumper erläuterte sie mit blumigen Worten und empfahl unbedingt den Besuch ihrer Web-bzw. Myspace-Seite, weil man dort das passende Video dazu finden könne. Diese Empfehlung richte ich hiermit dann auch an die werten Leser, für die es sich lohnen könnte, mehr über den Wirbelwind zu erfahren.
Alles in allem war es ein fabelhafter skandinavischer Abend.
von Oliver
Danach wartete ich gespannt auf meinen Liebling Anna Ternheim. Unter großem Applaus betrat sie schließlich die Bühne und ich hätte sie von Weitem fast nicht erkannt. Dies lag hauptsächlich daran, daß sie eine neue Frisur trug (eine Art asymetrisches Carré), die ihr übrigens fabelhaft stand. Bekleidet war sie mit einer scharzen Cordweste, unter der sie ein rot-schwarz kariertes Hemd trug. Ihre Beine hatte sie in eine scharze Skinny Jeans gehüllt, nur der Abschluß war wieder relativ typisch für Anna: schwarze Bomberstiefel nämlich! Der Kleidungsstil passt allerdings recht gut zu ihrem Wesen, denn hinter ihrer netten und braven Fassade hat sie auch etwas Rebellisches, Aufmüpfiges. Sie ist halt eben nicht nur eine Schönsingerin, sondern eine ambivalente Persönlichkeit. Gerade dies gefällt mir aber an der ehemaligen Architekturstudentin. Ihr Set startete sie allein mit ihrer Stimme, ohne Gitarre, ohne Mikro. "A voice to calm you down" trug sie dem andächtig lauschenden Publikum vor. Danach aber erst mal eine Weile nur Lieder von ihrem neuen Album "Separation Road", welches sie gerade in Schweden fertiggestellt hat. "Die Erwartungen in meiner Heimat nach dem ersten sehr erfolgreichen Album waren riesig und der Druck hat ganz schön auf mir gelastet", erkärte sie irgendwann auf französisch. Wie sehr, machte sie später noch einmal drastischer deutlich: "this album was almost killing me!" Heute aber, wirkte sie eher entspannt und guter Dinge, obwohl sie gleich zu Beginn klar machte, daß sie saumüde sei. "Das liegt daran, daß ich immer die Billigflieger nehme, die aber zu unmöglichen Zeiten starten. Ich bin um viertel nach vier heute morgen losgeflogen! Wenn ich gleich umfalle, wisst ihr, woran das liegt." Arme Anna, warum sagst Du denn nicht bescheid, hättest doch bei uns schlafen können oder hast Du eine Katzenallergie? Natürlich fiel die Süße nicht um, sondern hielt tapfer bis zum Ende durch und brillierte mal wieder mit ihrer samtweichen Stimme, dem gefühlvollen Gitarren-und Pianospiel und ihrem natürlichen Charme. Ab Lied sechs circa dann auch Stücke von dem alten Album, die ich kannte. "Better be" und "I say no" zunächst. Später dann auch noch meine Favoriten "My secret" und "Shoreline", bei denen auch Christoph mal auf die süß-sauren Texte achten sollte;-)
Den Abschluss und die einzige Zugabe bildete noch mal ein Titel des neuen Longplayers, nämlich "Halfway to Fivepoints". Halfway to fivepoints? Was meinst Du damit Anna? Nach dem heutigen Abend bist Du doch längst bei zehn Punkten angekommen, also sei doch nicht so bescheiden!
Bevor Anna unter dem verdienten Applaus des Publikums die Bühne verließ, verkündete sie für ihre Fans noch eine frohe Botschaft: "Ich habe mein neues Album mitgebracht, es ist gerade erst in Schweden erschienen. Wenn ihr Interesse habt, könnt ihr es euch da hinten in der Ecke besorgen." Natürlich bestand Interesse, vor allem meinerseits. So war ich auch der Erste, der das Album in einer limitierten Version aus den Händen von Fräulein Ternheim persönlich entgegennehmen durfte. Selbstverständlich hat sie das gute Stück auch noch signiert.
Der Abend war aber noch nicht ganz zu Ende, denn es kam noch die Isländerin Hafdis Huld. Im Gegensatz zu den anderen Damen hatte sie eine richtige kleine Band, bestehend aus zwei Männern und einer Keyboarderin mitgebracht. Einer der Herren spielte Banjo. Vielleicht mag es die kleine Hafdis lieber mit anderweitiger Unterstützung, was wahrscheinlich daher rührt, daß sie vorher in einer Band gespielt hat, die übrigens Gus Gus hieß. Allerdings würde sie sich auch sehr gut als Alleinunterhalterin machen, denn sie ist dermaßen aufgedreht und hyperaktiv, daß die Leute ihre liebe Mühe hatten, ihr zu folgen. Bekleidet war die ziemlich unnordisch aussehende zierliche Brünette mit einer Art modernem Dirndl, weiß-rot kariert - aber mit schwarzen Spitzen aufgepeppt. Dazu trug sie zauberhafte Tänzerinnenschuhe im Glitzerlook. Sehr glamourös das Ganze. Sie entschuldigte sich dafür, daß sie nicht so gut französisch wie Anna spreche, sie müsse daher englisch reden. Aber auch das entbehrte nicht im geringsten eines unwiderstehlichen Charmes, denn sie sprach so schnell, rollte das "R" so lustig und erzählte so viel Blödsinn, daß die Leute früher oder später alle nur noch dauergrinsten. Erinnerte irgendwie an die frühe Nina Hagen, oder auch Meret Becker. Eine durchgeknallte Persönlichkeit also. Bei dem Song "My heart beats" wollte sie unbedingt, daß sich die Leute küssen, wir seien ja schließlich in der Stadt der Liebe. Zu ihrer Enttäuschung ging aber niemand darauf ein. "I'm so disappointed that you were letting me down", echauffierte sich das kleine Persönchen. War natürlich nicht böse gemeint. Wie überhaupt das ganze Set amüsant und süffig rüberkam. Musikalisch ist sie übrigens nicht so leicht einzuschätzen. Im Grunde handelt es sich um Popmusik in seiner pursten Form, ich hatte aber trotzdem noch eine ganz andere Assoziation, vor allem stimmlich, im Kopfe: Dolly Parton. Fast schämte ich mich ein wenig, einen solchen Vergleich zu zitieren. Ich hielt ihn anschließend für gewagt, ohne aber von der Idee abzukommen. Als ich heute ihre MySpace-Seite besuchte, konnte ich mir dann ein gönnerhaftes Grinsen nicht verkneifen. Mein Vergleich traf ins Schwarze! Einer der Höhepunkte des Konzertes war übrigens eine Coverversion, "Who loves the sun" von Lou Reed. Den Titel Ski Jumper erläuterte sie mit blumigen Worten und empfahl unbedingt den Besuch ihrer Web-bzw. Myspace-Seite, weil man dort das passende Video dazu finden könne. Diese Empfehlung richte ich hiermit dann auch an die werten Leser, für die es sich lohnen könnte, mehr über den Wirbelwind zu erfahren.
Alles in allem war es ein fabelhafter skandinavischer Abend.
von Oliver
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