Samstag, 21. Januar 2012

The Notwist, Paris, 20.01.12


Konzert: The Notwist
Ort: le Café de la Danse, Paris

Datum: 20.01.12

Zuschauer: restlos ausverkauft
Konzertdauer: etwa 95-100 Minuten


"Et à la fin c'est toujours les Allemands qui gagnent"

Mit diesem Spruch, den sicherlich jeder Fußballfan zur Genüge kennt, kommentierte ein französischer Konzertbesucher das fulminante Pariser Konzert der deutschen Band The Notwist. "Am Ende gewinnt immer Deutschland", so lautete also nicht nur das legendäre Fazit des englischen Fußballers Gary Lineker im Hinblick auf WM-Spiele, sondern der Satz galt auch heute für die Musik aus Germany.

Die Weilheimer hatten aber auch wirklich über 90 Minuten (Fußballspiel mit Verlängerung in Form von Zugaben) lang aus allen Rohren geschossen, triumphierten geradezu mit ihrer spektakulären Mischung aus melancholischem Indierock, Noise und Eletrogefrickel. Von Beginn an ließen sie keinen Zweifel aufkommen, daß sie eine der führenden Indiebands der letzten 20 Jahre sind. Da mögen aus England Jahr für Jahr kurzfristige Hype-Bands aufgekommen und wieder verschwunden sein, The Notwist sind immer noch da. Und wie! Sagenhaft mit wie viel Spielfreude, Verve und Engagement sie hier zur Sache gingen. Besonders der Drummer wirbelte hinten Köpfchen wackelnd wie ein Derwisch und trieb seine Vorderleute an. Die Burschen spielten sich phasenweise in einen Rausch, kredenzten hypnotische Passagen, ernteten oft mittendrin Standing Ovations und kosteten jede Minute ihres Sensationsauftritts voll aus. Dennoch blieb Frontmann Markus Acher stoisch und einsilbig wie immer. "Thank you very much" oder "merci", mehr war aus ihm nicht rauzukriegen. Aber das passte zu ihm und seiner unglaublich traurigen, aber gleichzeitig auch so weichen, warmen, tröstlichen Stimme. Keiner singt wie Markus, ich könnte auf Anhieb niemanden zitieren, der so ähnlich intoniert. Neil Tennant von den Pet Shop Boys eventuell, aber bei solchen Vergleichen kommen wir auf Abwege, wenngleich mindestens ein Lied in dem Set hinsichtlich der Melodieführung tatsächlich an die kultige englische Pop Band erinnerte.


Ansonsten klang das Ganze weniger poppig, sondern vielmehr rockig und noisig. Im Vergleich zu den teilweise getragenen (letzten) Alben verstand es die Band aufs Beste, den Songs live mehr Leben und eine ungeheure Dynamik einzuverleiben. Das gespielte Songmaterial hatte fast den Charakter eines "Best Of". Pick Up The Phone, Gloomy Planets oder Boneless, das gegen Ende kam, es reihte sich Knüller an Knüller. Nichts, aber auch gar nichts kam aber an das alles überragende Pilot heran. 10 bis 15 Minuten lang schaukelte diese experimentelle Wahnsinnsnummer zwischen psychedelischem Krautrock und saftigem Indierock hin und her, Acher widerholte ständig die Silben: "diffferent cars and trains" und die Leute im Publikum johlten geradezu vor Vernügen. Es war ein ganz besonders Highlight in einem Set voller Perlen.

Die letzten 30 Minuten des Konzerts entwickelten sich fast zu Ehrenrunden. The Notwist hatten bereits auf ganzer Linie gewonnen, nun wurde ausgelassen gefeiert. Nach einem ersten Zugabenblock kamen die Weilheimer auf Grund des frenetischen Jubels noch einmal zu einem allerletzten Lied zurück (welches war das noch einmal?, ich war zu benebelt vor Glück, um alles zu registerien!) und gaben noch einmal ihr Bestes.


"Am Ende gewinnen immer die Deutschen", heute hatte sich dieser Spruch wieder einmal bewahrheitet, obwohl The Notwist keine Band ist, die von der Motivation auf Weltherrschaft angetrieben wird.

Setlist The Notwist, Café de la Danse, Paris:

01: One Dark Love Poem
02: Pick Up The Phone
03: Where In This World
04: This Room
05: My Phrasebook
06: Blank Air
07: Thrashing Days
08: On Planet Off
09: Gloomy Planets
10: One With The Freaks
11: Neon Golden
12: Pilot
13: Gravity

14: Boneless
15: Day 7
16: Consequence

18: My Faults
19: Gone Gone Gone


Photos: no_syzygy, merci beaucoup!

Aus unserem Archiv:

The Notwist, Köln, 14.04.09
The Notwist, Hamburg, 23.08.08
The Notwist, Melt!, 19.07.08




3 Kommentare :

markus hat gesagt…

Hallo, Oliver,

ich habe The Notwist am Vortag in Metz gesehen (Setlist siehe unten) und gehe mal davon aus, dass sie, da die sonstige Reihenfolge der Songs (bis auf "Chemicals") offenbar identisch war, in Paris wohl auch die selben Zugaben gespielt haben.

01 - One Dark Love Poem
02 - Pick Up The Phone
03 - Where In This World
04 - This Room
05 - My Phrasebook
06 - Blank Air
07 - Trashing Days
08 - On Planet Off
09 - Chemicals
10 - Gloomy Planets
11 - One With The Freaks
12 - Neon Golden
13 - Pilot
14 - Gravity
=============
15 - Boneless
16 - Day 7
17 - Consequence
=============
18 - My Faults
19 - Gone Gone Gone

Oliver Peel hat gesagt…

Hallo Markus,

Vielen Dank, ich denke das kommt hinsichtlich der Zugaben genau hin. Ich ergänze das mal unter Vorbehalt.

Danke!

Oliver Peel hat gesagt…

Gone Gone Gone war definitiv letztes Lied!

 

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